1. Durchgang Skispringen heute in Willingen: Deutsche Adler im Tiefflug

Philipp Raimund im 1. Durchgang des Skispringens in Willingen, ausgeschieden

Der Skisprung-Weltcup in Willingen gilt als eines der emotionalsten Heimspiele für die deutschen Athleten. Doch am Samstag, beim ersten von zwei Einzelspringen der Herren, wurde die erhoffte Party zu einer herben Enttäuschung. Während 23.500 begeisterte Zuschauer an der Mühlenkopfschanze für eine unvergleichliche Stimmung sorgten, verpassten die deutschen Adler einmal mehr den Anschluss an die Weltspitze. Besonders der 1. Durchgang Skispringen heute offenbarte die tiefgreifende Krise im Team des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Trotz der grandiosen Atmosphäre und des Heimvorteils gelang es den deutschen Springern nicht, die Negativserie der letzten Wochen zu beenden. Statt einer Wende erlebten die Fans eine neuerliche Pleite, die Anlass zur Sorge gibt und die Frage aufwirft, wann die deutschen Athleten wieder um Podestplätze kämpfen können.

Ein Desaster trotz Heimvorteil: Der 1. Durchgang im Detail

Die Erwartungen an die acht angetretenen deutschen Springer waren hoch, doch der 1. Durchgang entwickelte sich schnell zu einem Fiasko. Von den acht Startern schafften es lediglich drei ins Finale der Top 30. Fünf Athleten, darunter etablierte Namen, mussten bereits nach dem ersten Sprung die Segel streichen.

Ernüchterndes Ausscheiden der Top-Namen

Besonders schmerzlich war das frühe Ausscheiden von Philipp Raimund, Stephan Leyhe, Constantin Schmid, Karl Geiger und Markus Eisenbichler. Karl Geiger, einst Sieger in Willingen, landete bei enttäuschenden 114,5 Metern und verpasste das Finale deutlich. Markus Eisenbichler, der die Qualifikation nur knapp als 49. gemeistert hatte, scheiterte ebenfalls früh. Auch Philipp Raimund, der im Mixed-Teamspringen am Vortag solide Leistungen gezeigt hatte, konnte im Einzel nicht überzeugen und beendete den 1. Durchgang auf einem hinteren Rang.

Philipp Raimund im 1. Durchgang des Skispringens in Willingen, ausgeschiedenPhilipp Raimund im 1. Durchgang des Skispringens in Willingen, ausgeschieden

Bundestrainer Stefan Horngacher zeigte sich nach dem Durchgang einmal mehr ratlos angesichts der kollektiven Schwäche seiner Mannschaft. Die schlechten Bedingungen mit wechselndem Rückenwind waren zwar eine Herausforderung, konnten aber die fehlende Konstanz und Form der deutschen Athleten nicht vollständig erklären. Bereits Luca Roth und Adrian Tittel hatten die Qualifikation für den Wettkampf verpasst, was das Ausmaß der Krise im deutschen Lager unterstreicht.

Lichtblick Felix Hoffmann und die verbleibenden Deutschen

Inmitten der deutschen Misere gab es einen kleinen Lichtblick: Felix Hoffmann. Er zeigte einen soliden Sprung von 134,5 Metern und konnte sich als 25. für das Finale qualifizieren. Neben ihm schafften es auch Andreas Wellinger (20.) und Pius Paschke (21.) in den zweiten Durchgang. Diese drei waren die einzigen, die die Fahne des Deutschen Skiverbandes hochhielten, auch wenn ihre Platzierungen nach dem ersten Durchgang weit von den erhofften Podestplätzen entfernt waren.

Internationale Dominanz: Lanisek führt nach dem ersten Sprung

Während die deutschen Springer strauchelten, zeigte die internationale Konkurrenz starke Leistungen. Der Slowene Anze Lanisek überzeugte mit einem überragenden Sprung von 142 Metern und setzte sich mit guten Haltungsnoten an die Spitze des Feldes. Knapp hinter ihm lauerte der Österreicher Daniel Tschofenig. Die Spitze lag eng beieinander und versprach ein spannendes Finale, das jedoch ohne die meisten deutschen Top-Athleten stattfinden musste.

Das Finale: Kampf um die Podestplätze und Hoffmanns Aufholjagd

Der zweite Durchgang begann um 17:12 Uhr und brachte nur wenige Veränderungen für die deutschen Starter mit sich. Die Bedingungen auf der Mühlenkopfschanze blieben schwierig, was den Wettkampf weiterhin zu einer Herausforderung machte.

Felix Hoffmanns bemerkenswerte Steigerung

Felix Hoffmann bestätigte seine gute Form und sorgte für den einzigen positiven Akzent aus deutscher Sicht. Mit einem starken Sprung von 137 Metern im Finale holte er zehn Plätze auf und beendete das Springen als bester Deutscher auf Rang 15. Seine Leistung war ein seltenes Highlight in einem ansonsten enttäuschenden Wochenende für das DSV-Team.

Wellinger und Paschke bleiben hinter den Erwartungen

Andreas Wellinger zeigte im Finale eine leichte Steigerung mit 133 Metern, konnte aber ebenfalls nicht an Hoffmann vorbeiziehen und landete auf dem 17. Rang. Pius Paschke, der als letzter deutscher Springer in den zweiten Durchgang ging, hatte ebenfalls mit Rückenwind zu kämpfen und landete bei 122 Metern. Er fiel auf den 27. Platz zurück, was eine herbe Enttäuschung für den routinierten Athleten darstellte.

Daniel Tschofenigs Triumph und das Podium

Den Sieg sicherte sich nach einem überragenden zweiten Sprung der Österreicher Daniel Tschofenig. Er segelte auf 142 Meter und verdrängte damit Anze Lanisek, der nach dem 1. Durchgang Skispringen heute noch geführt hatte, auf den zweiten Platz. Das Podium wurde komplettiert durch Tschofenigs Landsmann Maximilian Ortner, der ebenfalls eine starke Performance zeigte.

Skispringen Willingen: Endstand des Einzelspringens der Herren

Hier ist der detaillierte Endstand des Einzelspringens der Herren in Willingen:

PlatzierungAthlet (Nation)Punkte
1.Daniel Tschofenig (Österreich)288.9 Punkte
2.Anze Lanisek (Slowenien)– 4.0
3.Maximilian Ortner (Österreich)– 13.0
15.Felix Hoffmann (Deutschland)– 40.1
17.Andreas Wellinger (Deutschland)– 46.2
27.Pius Paschke (Deutschland)– 60.5
34.Philipp Raimund (Deutschland)im 1. Durchgang ausgeschieden
38.Stephan Leyhe (Deutschland)im 1. Durchgang ausgeschieden
42.Constantin Schmid (Deutschland)im 1. Durchgang ausgeschieden
44.Karl Geiger (Deutschland)im 1. Durchgang ausgeschieden
48.Markus Eisenbichler (Deutschland)im 1. Durchgang ausgeschieden

Ausblick nach Willingen: Eine Negativserie, die Sorgen bereitet

Die Ergebnisse von Willingen sind ein weiterer Beleg für die anhaltende Formkrise der deutschen Skispringer. Seit elf Einzelspringen warten die deutschen Adler nun auf einen Podestplatz – die schlechteste Bilanz seit fast 15 Jahren, genauer gesagt seit der Saison 2010/11. Weniger als einen Monat vor dem Start der Nordischen Ski-WM steigt der Druck auf das Team und Bundestrainer Stefan Horngacher immens.

Die Leistungen in Willingen geben keinerlei Anlass zu der Annahme, dass sich die Lage zeitnah ändern wird. Die deutsche Mannschaft muss dringend Wege finden, um die Konstanz und die Spitzenleistungen wiederzufinden, die sie noch zu Saisonbeginn ausgezeichnet hatten. Das zweite Einzelspringen am Sonntag bot eine weitere Chance zur Wiedergutmachung, doch die Sorgenfalten im deutschen Lager bleiben tief.

Die Fans in Willingen bewiesen einmal mehr ihre Leidenschaft für das Skispringen und schufen eine unvergleichliche Kulisse. Es bleibt zu hoffen, dass diese Unterstützung die deutschen Athleten bald wieder zu alter Stärke antreibt und die Durststrecke ein Ende findet.


Quelle: chiemgau24.de