Ein Abszess ist eine schmerzhafte Eiteransammlung, die sich in einer abgeschlossenen Gewebshöhle bildet, oft als Folge einer bakteriellen Infektion oder einer kleinen Verletzung. Diese schmerzhaften und druckempfindlichen Eiterbeulen können an verschiedenen Körperstellen auftreten, darunter auch im empfindlichen Intimbereich, wie etwa an der Schamlippe. Während kleinere Abszesse manchmal mit entzündungshemmenden Salben oder spezifischen Hausmitteln behandelt werden können, ist in vielen Fällen, besonders bei einem Abszess an der Schamlippe, eine ärztliche Untersuchung und gegebenenfalls eine chirurgische Öffnung unerlässlich. Dieser umfassende Ratgeber beleuchtet die Entstehung, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Abszessen, mit besonderem Fokus auf den Intimbereich und die Frage, welche Hausmittel bei einem Abszess an der Schamlippe hilfreich sein können.
Was ist ein Abszess und wie entsteht er?
Ein Abszess ist ein neu gebildeter, mit Eiter gefüllter und klar abgegrenzter Hohlraum im Gewebe, der meist auf oder direkt unter der Haut entsteht. Häufig betroffene Bereiche sind das Gesicht, der Nacken, die Brust, Achselhöhlen und der Rücken. Auch der Intimbereich, die Analregion oder die Leistengegend sind prädestiniert für die Entstehung solcher schwellender Eiterbeulen. Seltener können Abszesse auch im Bauchraum oder an inneren Organen auftreten, was die Diagnose und Behandlung erschwert.
Um eine weitere Ausbreitung der Entzündung zu verhindern und den Körper zu schützen, bildet das Immunsystem eine dicke Membranwand um den Abszess. Dadurch entsteht eine Verhärtung, die unter der Haut tastbar ist und sich oft als schmerzhafte Beule bemerkbar macht. Diese Einkapselung ist ein natürlicher Schutzmechanismus, kann aber auch dazu führen, dass der Eiter nicht von selbst abfließen kann.
Abszess – ein mit Eiter gefüllter und klar abgegrenzter Hohlraum im Gewebe
Ursachen und begünstigende Faktoren für Abszesse
Die Entstehung eines Abszesses ist in den meisten Fällen auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen. Oft sind Bakterien wie Staphylokokken (insbesondere Staphylococcus aureus), Escherichia coli oder Streptokokken die Verursacher. Viele dieser Bakterienarten sind natürlicher Bestandteil unserer Hautflora und harmlos, solange die Haut intakt ist. Dringen diese Bakterien jedoch in die Haut ein – beispielsweise durch eine kleine Verletzung, einen Kratzer, einen Insektenstich, eine nicht ausreichend gereinigte Wunde oder auch nach der Rasur – provozieren sie eine Abwehrreaktion des Immunsystems.
Diese Abwehrreaktion führt zur Zerstörung von Zellen, wodurch ein neuer Hohlraum im Gewebe entsteht. Dieser Hohlraum füllt sich anschließend mit den Überresten der zerstörten Zellen, Immunzellen, Bakterien und Gewebsflüssigkeiten – dem sogenannten Eiter. Die vom Körper gebildete Membranwand versucht, die Entzündung einzudämmen, wodurch die oft fühlbare Kapsel entsteht.
Verschiedene Faktoren können die Entstehung von Abszessen zusätzlich begünstigen:
- Wunden: Kleinste Verletzungen wie Schürfwunden, Schnitte, Kratzer oder auch Reizungen durch die Rasur erhöhen das Risiko. Besonders gefährlich sind Wunden, die oberflächlich verheilt scheinen, aber noch Erreger in sich bergen. Diese können unbemerkt zu einer tiefergehenden Entzündung führen. Eine unzureichende oder unhygienische Wundversorgung ist ebenfalls ein häufiger Auslöser.
- Injektionen: Durch Injektionsnadeln können Bakterien tief in die Haut gelangen. Die schnelle Schließung der Einstichstelle kann dazu führen, dass sich Erreger im Gewebe vermehren und eine Entzündung mit nachfolgender Verkapselung verursachen.
- Krankheiten und Entzündungen: Bestimmte chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, aber auch Hautkrankheiten wie Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte, stellen erhebliche Risikofaktoren dar, da sie die Hautbarriere schwächen oder die Immunreaktion beeinträchtigen.
- Reibung und Reizung: Schlecht sitzende, raue oder zu enge Kleidung kann auf der Haut scheuern und diese reizen. Besteht diese Reizung über einen längeren Zeitraum, können Abszesse entstehen, da die Hautbarriere geschwächt wird und Bakterien leichter eindringen können. Dies ist besonders relevant in Beugefalten und im Intimbereich.
- Schwäche des Immunsystems: Ein allgemein geschwächtes Immunsystem, verursacht durch chronische Krankheiten, anhaltenden Stress, übermäßigen Konsum von Genussmitteln (Alkohol, Nikotin) oder die Einnahme bestimmter Medikamente, beeinträchtigt die körpereigene Abwehr. Erreger können sich unter diesen Bedingungen leichter vermehren und oft zu größeren oder häufiger auftretenden Abszessen führen.
- Kalte Abszesse: Eine Sonderform sind die sogenannten kalten Abszesse, bei denen keine Bakterien nachweisbar sind und die Eiterbildung geringer ausfällt. Sie werden oft als sterile Abszesse bezeichnet und treten typischerweise nach schweren Krankheiten oder Operationen auf, können aber auch ein Symptom von Tuberkulose sein.
Symptome und Erscheinungsbild eines Abszesses
Die typischen Anzeichen eines Abszesses sind eng mit den allgemeinen Entzündungssymptomen verbunden. Dazu gehören eine deutliche Schwellung, Rötung und starke Schmerzen im betroffenen Bereich. Hinzu kommen ein ausgeprägtes Druckgefühl und eine hohe Druckempfindlichkeit. Bei Abszessen, die tiefer unter der Haut liegen, ist oft eine klare, fühlbare Verhärtung zu spüren, die von Spannungsgefühlen begleitet wird. Viele Betroffene beschreiben auch einen pulsierenden oder klopfenden Schmerz, der den betroffenen Bereich umgibt und sich bei Bewegung oder Berührung verstärken kann.
Je nach Lage des Abszesses kann er mehr oder weniger deutlich unter der Haut oder Schleimhaut als eitergefüllte Beule sichtbar sein. Oberflächliche Abszesse sind oft gut erkennbar, während tiefere Abszesse schwieriger zu identifizieren sind und manchmal nur durch Schmerz und Verhärtung auffallen.
Symptome bei einem Abszess
In besonders schweren Fällen oder bei ausgedehnten Abszessen können neben den lokalen Symptomen auch allgemeine Krankheitszeichen auftreten. Dazu zählen Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen oder sogar Kreislaufbeschwerden. Diese systemischen Symptome deuten darauf hin, dass die Infektion den gesamten Körper beeinflusst und eine schnelle ärztliche Intervention erforderlich ist. Es ist wichtig, auf diese Anzeichen zu achten und bei ihrem Auftreten umgehend medizinischen Rat einzuholen.
Häufige Lokalisationen von Abszessen – Fokus auf den Intimbereich
Abszesse können prinzipiell an jeder Stelle des Körpers auftreten – auf der Haut, an inneren Organen und sogar in den Knochen. Dennoch zeigen sie sich vorrangig in bestimmten Hautbereichen, die besonders anfällig für Reibung, Verletzungen oder Talgdrüsenverstopfungen sind. Dazu gehören:
- Im Gesicht und am Hals
- Auf der Mundschleimhaut und am Zahnfleisch
- In Beugebereichen wie der Leiste und den Achseln
- An den Innenseiten der Oberschenkel
- Auf dem Rücken und der Brust
- In der Analregion und dem Intimbereich
Abszess an der Schamlippe (Labienabszess) und im Intimbereich
Ein Abszess an der Schamlippe, auch als Labienabszess bekannt, oder allgemein im Intimbereich, ist eine besonders schmerzhafte und sensible Form dieser Eiteransammlungen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und oft spezifisch für diese Region. Häufig entstehen sie durch kleine Verletzungen, die beim Rasieren im Intimbereich entstehen, oder durch Reibung enger Kleidung. Auch eingewachsene Haare können eine Rolle spielen. Eine besondere Form ist der Abszess der Bartholinschen Drüse (Bartholin-Zyste), die sich an den unteren Enden der großen Schamlippen befindet und bei Verstopfung des Ausführungsganges eine schmerzhafte Schwellung entwickeln kann, die sich zu einem Abszess ausbildet.
Die Symptome eines Abszesses an der Schamlippe sind meist sehr ausgeprägt: extreme Schmerzen, starke Schwellung, Rötung und eine erhebliche Druckempfindlichkeit. Dies führt oft zu erheblichen Beschwerden beim Gehen, Sitzen oder bei sexueller Aktivität. Aufgrund der Empfindlichkeit und des Risikos einer weiteren Ausbreitung der Infektion ist es von größter Wichtigkeit, einen Abszess in dieser Region nicht selbst zu behandeln oder gar zu versuchen, ihn auszudrücken. Eine umgehende ärztliche Untersuchung ist hier dringend angeraten, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung einzuleiten, die oft die Öffnung und Drainage des Abszesses erfordert.
Abszess unter der Achsel
Die Achselhöhlen sind als Beugebereich und durch die hohe Dichte an Schweiß- und Talgdrüsen besonders anfällig für Abszesse. Kleinste Verletzungen beim Rasieren, die nicht ausreichend desinfiziert werden, bieten eine optimale Angriffsfläche für Keime. Auch eingewachsene Haare sowie Deos, die Hautreizungen hervorrufen, können die Entstehung von Abszessen begünstigen. Achselabszesse sollten niemals selbst geöffnet oder ausgedrückt werden, da die Gefahr, dass Keime in das umliegende Gewebe oder die Blutbahn gelangen und eine gefährliche Sepsis (Blutvergiftung) verursachen, sehr groß ist. Ein Arzt kann spezielle Zugsalben zur Unterstützung der Heilung empfehlen oder den Abszess fachgerecht öffnen.
Abszess im Mund & am Zahnfleisch
Abszesse am Zahnfleisch oder im Mund können nach zahnärztlichen Behandlungen (z.B. Wurzelbehandlung) oder aufgrund einer unbehandelten Zahnhöhle, einer entzündeten Wurzelspitze oder einer Zahnfleischtasche entstehen. Typische Symptome sind ausstrahlende Schmerzen, Empfindlichkeit gegenüber Kau- oder Beißdruck und Schwellungen. Suchen Sie bei diesen Anzeichen umgehend einen Zahnarzt auf. Dieser wird versuchen, den Abszess zu entleeren und die Infektion zu behandeln. Auch hier gilt: Niemals selbst versuchen, den Abszess aufzustechen, da dies schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen kann.
Bleiben Abszesse im Mund unbehandelt, können sich die Bakterien weiter in das umliegende Gewebe ausbreiten. Dies kann zu gefährlichen Folgen führen, darunter weitere Abszessbildungen im Kopfbereich bis hin zum Gehirn, Erblindung oder die Ansammlung von Eiter in Körperhöhlen wie dem Brustkorb, mit einer fortschreitenden Entzündung. Eine zeitnahe Behandlung durch einen Zahnarzt ist daher essenziell.
Abszesse im Gesicht
Abszess im Gesicht
Auch im Gesicht können sich Abszesse bilden, die, falls sie unkontrolliert aufbrechen, eine besondere Gefahr darstellen. Die Eiteransammlung kann sich in das umliegende Gewebe sowie in die Lymph- und Blutbahn entleeren. Gelangen Eiter und Bakterien in Blutgefäße, besteht die Gefahr, dass sie sich bis ins Gehirn ausbreiten, eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen und lebensgefährliche Zustände herbeiführen können. Daher sollte ein Abszess im Gesicht, der nicht von allein abheilt oder fortgeschritten ist, unbedingt von einem Arzt abgeklärt und entsprechend versorgt werden. Eine professionelle Behandlung minimiert das Risiko schwerwiegender Komplikationen und gewährleistet eine sichere Heilung.
Abszess an der Leiste
Ein tiefsitzender, reibender Hosenbund und häufige Beugung können das Risiko für Abszesse in der Leistengegend deutlich erhöhen. Allerdings lassen sie sich hier oft recht gut erkennen und da sie meist oberflächlich liegen, können sie in frühen Stadien gut mit geeigneten Salben behandelt werden, die den Heilungsprozess unterstützen und den Eiter zur Hautoberfläche ziehen. Dennoch ist bei Schmerz und Wachstum eine ärztliche Konsultation ratsam.
Abszess am Rücken
Ein Abszess am Rücken kann unter Umständen tief unter der Haut liegen und von außen nicht sofort sichtbar sein. Allerdings deuten starke Schmerzen beim Sitzen oder Liegen sowie eine eindeutig tastbare Verhärtung darauf hin. In einem solchen Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da tiefere Abszesse komplexer zu behandeln sein können. Der Arzt kann den Abszess gegebenenfalls öffnen oder eine entsprechende Behandlung anordnen, um Komplikationen wie eine weitere Ausbreitung der Infektion zu vermeiden und eine effektive Heilung zu gewährleisten.
Abszess an der Brust
Durch eine Mastitis, also eine Entzündung der Brust- oder Milchdrüsen, kann es zur Entstehung von Abszessen an der Brust kommen. Frauen sind hiervon, insbesondere während der Stillzeit, deutlich häufiger betroffen. Doch auch bei Männern sind Abszesse in dieser Körperregion möglich, wenngleich seltener. Die Erkennung und Behandlung kann durch die Gewebetiefe erschwert sein, wodurch der Einsatz von Salben allein oft nicht ausreicht. Eine ärztliche Untersuchung ist hierbei unerlässlich, um die richtige Therapie festzulegen und potenzielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Abszess an den Beinen
Vor allem die Innenseiten der Oberschenkel sind häufiger von Abszessen betroffen, da diese Bereiche beim Gehen und durch Reibung von Hosen- oder Nahtkanten oft einer starken Belastung ausgesetzt sind. Je nach Tiefe des Abszesses kann eine Therapie mit speziellen Salben ausreichen, um die abgekapselte Entzündung zur Hautoberfläche zu ziehen und somit eine spontane Öffnung oder eine chirurgische Eröffnung zu erleichtern.
Eine frühzeitige Behandlung ist hier besonders wichtig, da fortgesetzter Druck und Reibung sowie die Bewegung beim Gehen immense Schmerzen verursachen und das Risiko einer Ausbreitung in das umliegende Gewebe erhöhen. Unbehandelt können diese Abszesse zu chronischen Beschwerden oder größeren Komplikationen führen.
Abszess am Po (Perianalabszess)
Abszesse am Po, genauer gesagt im Analbereich (Perianalabszesse), sind keine Seltenheit. Besonders die Analdrüsen sind hier häufig betroffen. Aufgrund der hohen Sensibilität der Schleimhäute und des Schließmuskels gehen sie meist mit extrem starken Schmerzen einher. Perianalabszesse können zudem immense Größen annehmen und müssen in der Regel chirurgisch geöffnet werden. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Abszesse zu einer chronischen Form mit Fistel – einem Gang von dem Abszess zur Hautoberfläche – ausbilden.
Die Ursachen für Analabszesse bei erwachsenen Menschen sind meist Infektionen dieser Drüsen, die sich im Bereich des Anus zwischen Schleimhaut und Haut befinden. Bei Säuglingen hingegen sind die Ursachen vorrangig in Windeldermatitis beziehungsweise Windelausschlägen zu finden, die auch tieferliegende Hautschichten schädigen und so die Entstehung von Abszessen begünstigen können.
Behandlung von Abszessen: Wann zum Arzt?
Abszesse sind nicht nur schmerzhaft, sondern können auch das Allgemeinbefinden und die Bewegung empfindlich einschränken. Eine Behandlung ist in den meisten Fällen unumgänglich und richtet sich nach der Lage, Beschaffenheit und Größe des Abszesses. Es ist generell ratsam, jeden Abszess von einem Arzt untersuchen zu lassen, um eine korrekte Diagnose und die bestmögliche Therapie sicherzustellen.
In folgenden Fällen sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen:
- Bei Abszessen im Kopf- und Mundbereich, da hier die Gefahr einer Ausbreitung in sensible Regionen wie das Gehirn besonders groß ist.
- Bei starken Schmerzen und eventuell auftretendem Fieber, was auf eine systemische Infektion hinweisen kann.
- Wenn Sie eine deutliche, schmerzhafte Verhärtung unter der Haut feststellen, die auf einen tiefer liegenden oder größeren Abszess hindeutet.
- Wenn bei Ihnen häufiger Abszesse auftreten, was auf eine zugrunde liegende Ursache wie ein geschwächtes Immunsystem oder eine chronische Erkrankung hinweisen könnte.
- Wenn ein roter Strich in Nähe des Abszesses zu sehen ist, da dies ein alarmierendes Zeichen für eine Lymphangitis (Entzündung der Lymphbahnen) sein kann und eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert.
Chirurgische Behandlung
Der häufigste und oft effektivste Weg zur Behandlung eines größeren Abszesses ist die chirurgische Eröffnung. Dieser Eingriff kann in der Regel mit einer lokalen Betäubung durchgeführt werden. Der Chirurg öffnet die Abszesskapsel mit einem Skalpell, sodass der angesammelte Eiter vollständig abfließen kann. Anschließend wird die Wunde gründlich mit einer desinfizierenden Lösung gespült, um Keime zu entfernen, und oft eine Drainage gelegt. In vielen Fällen soll der Abszess dann offen abheilen, um einen erneuten Verschluss und eine erneute Eiteransammlung zu verhindern. Während und nach einem solchen Eingriff werden häufig Antibiotika verabreicht, um weitere bakterielle Infektionen zu vermeiden, auch wenn Antibiotika gegen einen bereits verkapselten Abszess selbst oft nicht ausreichend wirksam sind.
Medikamentöse Behandlung bei Abszessen
Bei der medikamentösen Behandlung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die je nach Position, Zustand und Größe des verkapselten Entzündungsherdes zum Einsatz kommen können.
Abszess-Salbe (Ziehsalbe)
Abszess- oder sogenannte Zugsalben sind oft das erste Mittel der Wahl, insbesondere bei kleineren oder noch nicht vollständig ausgereiften Abszessen. Sie enthalten in der Regel den Wirkstoff Ammoniumbituminosulfat, der entzündungshemmend und durchblutungsfördernd wirkt. Die Salbe zieht die Infektion sozusagen an die Oberfläche der Haut und beschleunigt den Reifungs- und Eiterprozess, wodurch sich der Abszess leichter öffnen und entleeren kann. Die Abszess-Salbe wird in einer dicken Schicht auf die betroffene Hautstelle aufgetragen und mit einem Pflaster oder Verband abgedeckt. Bei einer einmal täglichen Anwendung dauert es etwa drei bis fünf Tage, bis sich die Eiterkapsel öffnen kann.
Betaisodona Salbe
Betaisodona Salbe enthält den Wirkstoff Povidon-Iod, ein breit wirksames Antiseptikum. Diese Salbe dient zur entzündungshemmenden Wundbehandlung und kann nach der Öffnung eines Abszesses angewendet werden, um die Wunde sauber zu halten und das Risiko einer Sekundärinfektion zu reduzieren. Sie unterstützt die Heilung, indem sie Keime bekämpft und somit zur Wundreinigung und -desinfektion beiträgt.
Warum man Abszesse nicht selbst öffnen sollte
Bei Schmerzen und einem ausgeprägten Druckgefühl ist die Versuchung groß, an einem Abszess herumzudrücken oder ihn selbst zu öffnen. Ärzte raten jedoch dringend davon ab, Abszesse eigenmächtig aufzudrücken oder aufzustechen, da eine nicht professionelle Öffnung zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Wenn die Membran der eitergefüllten Kapsel unkontrolliert aufbricht, kann sich der Eiter in das umliegende Gewebe entleeren und die Entzündung streuen.
Dies birgt immense Gesundheitsrisiken: Blutvergiftungen (Sepsis), Eiteransammlungen in Körperhöhlen (wie z.B. im Brustkorb oder Gehirn) und die Entstehung weiterer Abszesse können lebensbedrohliche Zustände hervorrufen. Selbst wenn das Aufstechen mit einer Nadel vermeintlich sicher erscheint, sind die Risiken einer unhygienischen Durchführung und der unkontrollierten Ausbreitung von Bakterien zu groß.
Effektive Hausmittel bei Abszessen an der Schamlippe und anderen Körperstellen
Bevor Sie einen Abszess auf professionelle Weise behandeln lassen, möchten Sie vielleicht versuchen, kleinere, unkomplizierte Abszesse oder einen Abszess an der Schamlippe zunächst auf natürliche Weise zu beeinflussen. Es gibt bewährte Hausmittel, die aufgrund ihrer Eigenschaften lindernd wirken und den Reifungsprozess unterstützen können. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Hausmittel die ärztliche Diagnose und Behandlung nicht ersetzen, insbesondere bei Abszessen im Intimbereich oder wenn die Symptome stark sind.
Zwiebeln
Zwiebeln sind bekannt für ihre antiseptischen, antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Sie können potenziell auch bei einem Abszess Linderung verschaffen. Nehmen Sie eine dicke Zwiebelscheibe und legen Sie diese direkt auf die betroffene Stelle. Um die Zwiebel zu fixieren und die Wirkung zu intensivieren, können Sie ein sauberes Tuch oder eine Mullbinde darumwickeln. Lassen Sie die Zwiebel für mehrere Stunden wirken. Bei Bedarf kann die Zwiebelscheibe mehrmals täglich erneuert werden. Die schwefelhaltigen Verbindungen der Zwiebel sollen helfen, die Entzündung zu reduzieren und den Eiter zur Oberfläche zu ziehen.
Knoblauch
Ähnlich wie Zwiebeln verfügt auch Knoblauch über starke antibakterielle, antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften, die bei der Behandlung von Abszessen nützlich sein können. Pressen Sie zwei bis drei frische Knoblauchzehen zu einer feinen Paste. Diese Paste schmieren Sie vorsichtig auf den Abszess. Lassen Sie das Ganze etwa fünf Minuten einwirken und spülen Sie die betroffene Körperstelle anschließend gründlich mit lauwarmem Wasser ab. Es empfiehlt sich, dieses Hausmittel maximal zweimal täglich anzuwenden, da Knoblauch auf empfindlicher Haut Reizungen verursachen kann.
Quark
Magerquark ist ein bewährtes Hausmittel, besonders wenn noch keine Eiterbildung vorliegt, sondern die Entzündung erst im Anfangsstadium ist. Quarkwickel wirken kühlend und entzündungshemmend und können dazu beitragen, Schwellungen zu reduzieren. Dazu streichen Sie eine dicke Schicht Magerquark auf ein dünnes Tuch und legen dieses auf den Abszess. Sobald der Quark warm geworden ist (was anzeigt, dass er seine kühlende Wirkung verloren hat), erneuern Sie den Wickel. Der Quark kann Giftstoffe absorbieren und die Entzündung mildern.
Jedes Hausmittel wirkt individuell, und die Wirksamkeit kann von Person zu Person variieren. Es kann sein, dass die Anwendungen mehrmals wiederholt werden müssen, um eine spürbare Wirkung zu erzielen. Bei Unsicherheit oder ausbleibender Besserung ist stets ein Arzt zu konsultieren.
Die richtige Pflege einer Abszesswunde
Die richtige Hautreinigung und -pflege kann sich positiv auf den Heilungsverlauf eines Abszesses auswirken. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn auch die Inhaltsstoffe der Produkte können eine Rolle spielen.
Abszesse besser nicht ausdrücken und aufstechen
Ärzte raten vehement davon ab, Abszesse selbst aufzudrücken oder aufzustechen, da dies mit erheblichen Risiken verbunden ist. Das unkontrollierte Entleeren von Eiter in das umliegende Gewebe kann eine Ausbreitung der Infektion verursachen und zu ernsten Komplikationen wie Blutvergiftung oder der Bildung weiterer Abszesse führen.
Besser: Setzen Sie Abszess-Salben (Ziehsalben) zur Reifung des Abszesses ein. Diese Salben helfen, den Eiter an die Hautoberfläche zu ziehen und erweichen die Haut, was die eigenständige Öffnung und Entleerung begünstigt. Nach der Öffnung können Sie (Teil-)Bäder und ätherische Öle (nach ärztlicher Rücksprache) nutzen, um die Heilung zu beschleunigen und die Wunde zu reinigen.
Pflege offener Abszesse
In den meisten Fällen bleibt die Wunde nach der professionellen Öffnung eines Abszesses offen, damit sie von innen heraus heilen kann. Dies ist wichtig, um die Bildung neuer Eiteransammlungen zu verhindern. Allerdings besteht dabei das Risiko, dass erneut Bakterien in die offene Wunde gelangen. Aus diesem Grund muss die Wunde besonders sorgfältig gepflegt werden:
- Regelmäßige Reinigung: Der offene Abszess ist regelmäßig, mindestens einmal täglich, vorsichtig mit lauwarmem Wasser auszuwaschen. Auf Seife sollte dabei verzichtet werden, da sie die empfindliche Wunde reizen oder austrocknen kann.
- Schutz und Abdeckung: Zum Schutz vor weiteren Infektionen wird die Wunde nach dem Waschen mit sterilen Kompressen und Tüchern abgedeckt. Diese müssen regelmäßig gewechselt werden, um eine optimale Hygiene zu gewährleisten und ein feuchtes Milieu zu vermeiden, das die Bakterienvermehrung fördern könnte.
Richtige Hautreinigung und -pflege
Eine gesunde Haut ist weniger anfällig für Abszesse. Versorgen Sie Ihre Haut mit ausreichend Feuchtigkeit, halten Sie sie in gesundem Maße sauber und gehen Sie bei der Reinigung und Pflege so sanft wie möglich vor. Die folgenden Tipps können weiterhin dabei helfen, die Haut gesund zu pflegen und das Risiko der Abszessbildung zu minimieren:
- Make-Up weitestgehend vermeiden: Make-Up kann Poren verstopfen und den Abfluss von Talg verhindern, wodurch das Risiko für Abszesse steigt. Verzichten Sie so oft wie möglich auf abdeckende Kosmetika und schminken Sie sich täglich gründlich ab.
- Hauttyp beachten: Bei trockener Haut sollten Sie auf austrocknende Stoffe wie Alkohol oder bestimmte Öle (z.B. Teebaum- oder Arganöl bei übermäßiger Anwendung) verzichten. Greifen Sie stattdessen zu Produkten auf Wasserbasis oder feuchtigkeitsspendenden Cremes. Bei fettiger Haut sind nachfettende Produkte die falsche Wahl; besser sind pH-hautneutrale Substanzen und auf den Hauttyp abgestimmte Kosmetik.
- Hygiene in Maßen: Sanftes Waschen mit lauwarmem Wasser sollte maximal morgens, abends und nach dem Schwitzen erfolgen. Tupfen Sie die Haut anschließend trocken und reiben Sie nicht. Ständiges Schrubben, aggressive Reinigungsgele und Seifen schädigen die Haut nachhaltig und begünstigen Abszesse.
- Reinigung von Abszessen: Reinigen Sie betroffene Bereiche ohne Druck. Sanftes Abspülen, Desinfizieren und Betupfen mit Ölen oder Salben (nach ärztlicher Empfehlung) sind die bessere Wahl und vermeiden die Gefahr, Abszesse versehentlich ins Gewebe zu drücken oder zum Platzen zu bringen.
- Inhaltsstoffe beachten: Achten Sie bei Kosmetika auf nicht-komedogene und natürliche Inhaltsstoffe. Diese verstopfen die Poren nicht und können so die Entstehung von Abszessen verhindern.
Abszessen vorbeugen: So minimieren Sie das Risiko
Abszesse lassen sich zwar nicht in jedem Fall verhindern, das Risiko für ihre Bildung kann aber durch einige Maßnahmen deutlich reduziert werden. Beachten Sie dazu die folgenden wichtigen Punkte:
- Pickel und Mitesser nicht ausdrücken: Auch wenn die Versuchung groß ist – aus einem kleinen entzündeten Pickel kann sich durch Manipulation schnell ein großer, schmerzhafter Abszess entwickeln, da Bakterien tiefer in die Haut gelangen.
- Immunsystem stärken: Ein starkes Immunsystem ist die beste Abwehr gegen Infektionen. Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung an der frischen Luft, genügend Schlaf und Entspannung. Auch die adäquate Behandlung von chronischen Krankheiten schont das Immunsystem und kann die Neigung zu Abszessen verringern.
- Wundhygiene: Jede Hautverletzung, sei es ein kleiner Schnitt, ein Stich oder eine Schürfwunde, sollte ernst genommen werden. Desinfizieren Sie die Verletzung gründlich, halten Sie sie sauber und decken Sie sie bis zum vollständigen Abheilen ab und pflegen Sie sie sorgfältig.
- Weiche und atmungsaktive Kleidung: Tragen Sie Kleidung aus weichen, atmungsaktiven Materialien, die gut sitzt und nicht reibt. Dies ist besonders wichtig in Bereichen, die anfällig für Reibung sind, wie den Achseln, der Leiste und dem Intimbereich.
- Gesunder Lebensstil: Alkohol, Nikotin, übermäßiger Zucker- und Fettkonsum können sich negativ auf die Hautgesundheit auswirken und das Immunsystem schwächen, wodurch die Anfälligkeit für Abszesse steigt. Ein bewusster Lebensstil kann hier entgegenwirken.
- (Haut-)Krankheiten behandeln lassen: Chronische Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis und Schuppenflechte sowie systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus und chronisch entzündliche Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für Abszesse. Lassen Sie diese ärztlich behandeln und gut einstellen, um das Abszessrisiko zu minimieren.
Was passiert, wenn Abszesse unbehandelt bleiben?
Werden Abszesse nicht behandelt, können sie sich zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko entwickeln. Durch den von innen ausgehenden Druck der Eiteransammlung, aber auch durch äußere Einflüsse, können Abszesse unkontrolliert aufbrechen und sich in das umliegende Gewebe entleeren. Dies hat gravierende Folgen:
- Blutvergiftung (Sepsis): Eine der gefährlichsten Komplikationen ist die Ausbreitung der Bakterien in den Blutkreislauf, was zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen kann.
- Vereiterung von Körperhöhlen: Eiter kann sich in Körperhöhlen wie dem Brust- oder Bauchraum ansammeln und dort schwere Entzündungen verursachen.
- Neubildung von Abszessen in Organen: Die Bakterien können über das Blut in andere Organe gelangen und dort neue Abszesse bilden, was die Funktion dieser Organe beeinträchtigen kann.
- Allgemeine Infektionsausbreitung: Es kommt zu einer Verschlechterung des Allgemeinbefindens, hohem Fieber, starker Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps.
- Einschränkung der Bewegung: Besonders bei Abszessen in Gelenknähe oder in Beugefalten kann die Bewegung stark eingeschränkt und extrem schmerzhaft sein.
- Entzündungen der Knochen und Schädigungen des Zahnhalteapparates: Bei Abszessen im Mundraum oder in tieferliegenden Gewebeschichten besteht die Gefahr von Knochenentzündungen (Osteomyelitis) oder einer Schädigung des Zahnhalteapparates, die zum Zahnverlust führen kann.
Es ist daher von größter Bedeutung, Abszesse nicht zu ignorieren und bei Verdacht auf einen Abszess umgehend professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige und adäquate Behandlung kann schwerwiegende Komplikationen verhindern und einen schnellen Heilungsprozess ermöglichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Abszess, insbesondere an empfindlichen Stellen wie der Schamlippe, stets ernst zu nehmen ist. Während Hausmittel wie Zwiebel-, Knoblauch- oder Quarkwickel bei den ersten Anzeichen lindernd wirken und den Reifungsprozess unterstützen können, ersetzen sie keinesfalls die professionelle ärztliche Diagnose und Behandlung. Bei anhaltenden Schmerzen, Fieber, einer deutlichen Verhärtung oder Abszessen im Kopf- und Intimbereich ist der sofortige Gang zum Arzt unerlässlich, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden und eine optimale Heilung zu gewährleisten. Eine gute Wundhygiene und ein gestärktes Immunsystem sind entscheidend für die Vorbeugung und die Genesung.
Stand: 09. November 2025
