Affen als Haustiere: Warum das keine gute Idee ist

Ein Javaneraffe in Thailand. Sie zählen zu den häufigsten vom Menschen gehaltenen Affenarten.

Wildtiere als Haustiere zu halten erfreut sich auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Immer häufiger landen verschiedene Affenarten, darunter Kapuzineräffchen, Weißbüschelaffen und Totenkopfäffchen, in Privathaushalten. Doch Affen Als Haustiere zu halten, ist ethisch höchst fragwürdig.

Die wachsende Nachfrage nach Affen als Haustiere wird auch durch Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken befeuert, die Affen in menschlicher Obhut zeigen – verkleidet und wie Kleinkinder behandelt. Viele Menschen erkennen die Komplexität der Bedürfnisse von Affen nicht und unterschätzen die Herausforderungen, die mit ihrer Haltung verbunden sind.

Dieser Artikel beleuchtet die Problematik der Affenhaltung als Haustiere und erklärt, warum sie aus Tierschutzsicht abzulehnen ist.

Ist die Haltung von Affen in Deutschland erlaubt?

Grundsätzlich ist die Haltung von Affen in Deutschland als Haustiere unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Diese sind vor allem in der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV §7 Haltung von Wirbeltieren) und im Tierschutzgesetz (TierSchG § 11) geregelt. Beim Kauf und Verkauf der Tiere kommt zudem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) zur Geltung. Gefährdete Affenarten, die im CITES-Anhang 1 und 2 gelistet sind, dürfen nur gehandelt werden, wenn sie aus Nachzuchten stammen. Hierfür ist ein Herkunftsnachweis erforderlich.

Ergänzend dazu müssen Halter die Haltungsbedingungen erfüllen, die im Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft festgelegt sind. Diese dienen zur Beurteilung der Haltungsqualität. Anpassungen und Kontrollen dieser Rahmenbedingungen variieren je nach Bundesland. Halter benötigen eine Genehmigung und ausreichend Platz für Gehege, meist Innen- und Außengehege. Jeder Affe muss behördlich registriert sein.

Aus Tierschutzsicht stellen diese Rahmenbedingungen jedoch nur Mindeststandards dar und garantieren nicht das Wohlergehen der Tiere. Aspekte wie das Sozialgefüge der Tiere werden kaum berücksichtigt, obwohl viele Affenarten in Gruppen, Paaren oder Verbänden leben. Eine Haltung ohne Kontakt zu Artgenossen kann zur Vereinsamung führen. Möchten Sie mehr über günstige haustiere erfahren, die besser für die Haltung geeignet sind?

Das Leben der Affen: Wildnis vs. Privathaltung

… in der Wildnis

Affen sind eine vielfältige Gruppe von Lebewesen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen. Schätzungen zufolge gibt es zwischen 200 und 500 Affenarten. Die Größe variiert von kleinen Affen (12 cm, 100 g) bis zu großen Affen (175 cm, 200 kg). Unterschiede gibt es auch in der Ernährung (Herbivore, Omnivore, Carnivore), im Sozialverhalten (Matriarchate, Haremsgruppen, Einzelgänger) und im Lebensraum.

Einige Gemeinsamkeiten gibt es jedoch:

  • Wilde Affen leben hauptsächlich in den Tropen und Subtropen, oft in Gruppen (Familienverbände bei Makaken und Gorillas, Horden aus Familiengruppen bei Pavianen).
  • Viele Affen sind gute Kletterer und bewegen sich in den Ästen von Bäumen.
  • In der Regel bringen Affen ein Jungtier pro Wurf zur Welt, das bei manchen Arten über ein Jahr lang gesäugt und getragen wird, wodurch eine enge Bindung zwischen Muttertier und Jungtier entsteht.
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Ein Javaneraffe in Thailand. Sie zählen zu den häufigsten vom Menschen gehaltenen Affenarten.Ein Javaneraffe in Thailand. Sie zählen zu den häufigsten vom Menschen gehaltenen Affenarten.

… in privater Haltung

Eines der größten Probleme für Affen in Privathaltung ist die Größe und Einrichtung des Geheges. In freier Wildbahn sind fast alle Affenarten an große Habitate gewöhnt, die ein reiches Angebot an Nahrungsquellen bieten. Sie sind soziale und neugierige Tiere. Die erforderlichen Gehegestrukturen für artspezifische Verhaltensweisen wie Klettern oder Ruhemöglichkeiten für nachtaktive Tiere können diese natürliche Vielfalt nur unzureichend abbilden. Oftmals ist die kognitive Leistungsfähigkeit der Tiere nicht gewährleistet oder wird nicht ausreichend gefördert.

Bei Affenarten, die paarweise oder in Gruppen gehalten werden, besteht die Gefahr von Kämpfen, wenn das Sozialgefüge nicht intakt ist. Im beengten Raum können Konflikte entstehen, denen die Tiere nur schwer entkommen können. Verletzungen, Stress und Aggressionen sind häufige Probleme.

Auch wenn auf Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten geachtet wird, können Affen unter Beschäftigungsmangel leiden. Sie zerstören Gehegeeinrichtungen und Möbel, verletzen sich und sind selten stubenrein.

Ausgewachsene Tiere können zu einer Gefahr für die Halter werden. Im geschlechtsreifen Alter werden sie aufgrund des Fortpflanzungsdranges aggressiver und schwerer zu handhaben, besonders unter schlechten Haltungsbedingungen. Sie werden unruhig, unkontrollierbar, kratzen und beißen. Ein Biss kann zu schweren Infektionen führen.

Eine weitere Gefahr sind Zoonosen, Krankheiten, die von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragen werden können. Durch die evolutionäre Nähe von Menschen und Affen gibt es ein breites Spektrum an Krankheitserregern, darunter auch unbekannte, die zu schweren Erkrankungen bis hin zum Tod führen können.

Die Risiken reichen von Grippeviren, an denen Affen sterben können, bis hin zu Hepatitis A, Hepatitis B und Affenpocken, die von Affen auf Menschen übertragen werden. Über die Fäkalien können sich Menschen mit Viren, Bakterien und Parasiten wie Hakenwürmern, Peitschenwürmern, Giardien und Salmonellen infizieren. Sie interessieren sich für andere außergewöhnliche Haustiere? Lesen Sie mehr über finger monkey als haustier.

Nicht selten werden Affen wieder abgegeben, wenn die Halter merken, wie anspruchsvoll die Haltung ist oder wenn das vermeintlich süße Affenbaby in die Pubertät kommt und schwerer zu kontrollieren ist. Für Affen gibt es nur wenige alternative Unterbringungsmöglichkeiten, die bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.

Mangelndes Fachwissen der Halter führt zu Leid der Affen, das verborgen bleibt und zum Tod führen kann. Vermeintlich “niedliche” Verhaltensweisen werden missinterpretiert: Langanhaltendes Schaukeln, übermäßiges Putzen oder häufiges Lutschen an den Fingern sind Anzeichen für Verhaltensstörungen. Das scheinbare “Lächeln” und “Grinsen” bei Makaken kann ein Ausdruck von Stress, Angst und Aggression sein. Das Ausstrecken der Arme bei Plumploris ist eine Drohgebärde, kein Wunsch danach, “gekitzelt” zu werden. Dieses vermeintlich “niedliche” Verhalten hat sie zu beliebten Haustieren gemacht. Dass die Tiere unter Stress leiden, der gesundheitliche Folgen hat, bleibt für Unwissende verborgen.

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Besonders Weißbüschelaffen, die in Deutschland neben Lisztaffen, Goldkopf-Löwenäffchen, Zwergseidenäffchen und Kattas zu den meistgehandelten Affenarten im illegalen Wildtierhandel zählen, sind nennenswert. Weißbüschelaffen erreichen eine Größe von 18 bis 25 cm (ohne Schwanz) und wiegen etwa 300 bis 400 g. Sie sind im Nordosten Brasiliens heimisch und bewohnen dort in Gruppen ein Revier von bis zu 6.000 m². Sie bevorzugen dicht bewaldete Gebiete mit vielen Kletter- und Springmöglichkeiten. Die Gruppen bestehen aus etwa neun Tieren, wobei die Gruppendynamik von einem fruchtbaren Anführerpaar bestimmt wird. Sie kommunizieren über Mimik, Gestik und Laute. Weißbüschelaffen sind intelligent und können sich in andere Artgenossen hineinversetzen und Rücksicht nehmen. Sie suchen nach einem weniger anspruchsvollen Haustier? Hier finden Sie Informationen über chinchillas als haustiere.

Ein Weißbüschelaffe in menschlicher Haltung.Ein Weißbüschelaffe in menschlicher Haltung.Um Weißbüschelaffen in privater Haltung auch nur ansatzweise das bieten zu können, was sie in ihrem natürlichen Lebensraum vorfinden, müssten die Gehege groß und gut eingerichtet sein. Laut Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft müssen Außen- und Innengehege für ein Paar mindestens 25 m³ bzw. 10 m² groß sein und ständig neue Reize und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Verglichen mit den Lebensräumen der Tiere in der Natur ist dies nur der absolute Mindeststandard – das Wohlergehen der Tiere ist nicht garantiert. Die sozialen Kontakte zu Artgenossen können nicht durch den Kontakt zum Halter ersetzt werden. Fehlt die natürliche Gruppenstruktur, können die Tiere aggressiv, depressiv und psychisch krank werden.

Ein reales Beispiel: So leiden Affen in Haustierhaltung

Die Schäden in Folge einer Privathaltung von Affen sind zum Teil irreparabel. Ein Beispiel ist ein Makake, den der Projektpartner Save Vietnam’s Wildlife nach neunjähriger Haustierhaltung befreit hat. Das Tier hatte durch die Kettenhaltung tiefe Schnittspuren am Hals, Infektionen und zeigte starkes Angstverhalten vor Licht. Es versteckte sich unter Eimern und Decken und wies selbstverletzendes Verhalten auf. Trotz Behandlung verstarb das Tier, da es durch die falsche Ernährung an starken Leber- und Nierenschäden litt.

Fazit: Affen als Haustiere? Nein!

Affen kann in Haustierhaltung kein artgerechtes Leben geboten werden. Affen sind keine domestizierten Tiere wie Hunde oder Katzen, sondern Wildtiere, deren Bedürfnisse in einer menschlichen Umgebung kaum erfüllt werden können. Hinzu kommen die grausamen Praktiken des Wildfangs, in dem viele Tiere verenden. Die Nachfrage nach privater Affenhaltung befördert den illegalen Wildtierhandel. Dabei ist nicht ausschlaggebend, ob die Tiere durch registrierte Züchter oder Internetportale zum Verkauf angeboten werden. Herkunftsnachweise werden gefälscht oder Schlupflöcher in den Gesetzen genutzt. Sogar auf offiziellen Wildtierbörsen gibt es illegale Geschäfte, in denen illegal aus der Wildnis gefangene Affen verkauft werden. Forscher vermuten, dass die Zahl solcher undokumentierten Fälle weitaus höher liegt als die der dokumentierten.

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In vielen Fällen sind Affen in Haustierhaltung Wildfänge, bei denen die Jungtiere von ihrer Mutter oder ihrer Gruppe getrennt wurden. Durch die wachsende Nachfrage steigt der vermehrte Wildfang, der bei vielen Affenarten besonders grausam von statten geht: Die Tiere werden gewaltsam von Bäumen geholt oder geschossen. Dabei werden gezielt Mutter-Baby-Gespanne gejagt, um noch prägsame Babys zu bekommen. Für jedes Affenbaby, das den Handel erreicht, sterben schätzungsweise zehn erwachsene Tiere und deren Jungtiere.

Der Haustiertrend von Affen ist kritisch zu betrachten und die Haustierhaltung von Affen wird abgelehnt.

Auch für Affenvideos auf Social Media gilt: #KeineLikesfürTierleid

Oftmals ist die Haltung von Affen als Haustiere mit dem Verbreiten von Videos und Fotos verknüpft, die Affen als Haustiere idealisieren und ihr “niedliches” Verhalten als erstrebenswert darstellen. Die Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC), in der sich Organisationen wie die Welttierschutzgesellschaft für ein Ende der Darstellung von Tierleid in sozialen Netzwerken engagieren, erhob zwischen September 2021 und März 2023 die Anzahl der Videos und Fotos von Makaken, die als Haustiere gehalten wurden. 1226 Beiträge auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube wurden dokumentiert, die insgesamt über 12 Milliarden Mal aufgerufen wurden und neben scheinbar “unschuldiger” Haustierhaltung von Affen auch gewalttätige Folterung der Tiere darstellten. Erst kürzlich wurde ein Netzwerk aufgedeckt, in dem weltweit Affenhalter dafür bezahlt wurden, ihre Affen durch vorher vereinbarte Aktivitäten zu quälen oder gar zu töten. Die Auftraggeber verbreiten die Videos dann auf ihren Kanälen: in Telegram- und Facebook-Gruppen. Einige dieser Gruppen hatten mehr als 1.000 Mitglieder.

Auch vermeintlich “unschuldige” Videos, in denen Jungtiere in Babykleidung dargestellt werden, führen zu Leid bei den Tieren. Immer häufiger begegnen uns solche Videos, in denen die Wildtiere wie Menschenkinder behandelt werden – das ist eine fatale Botschaft. Nutzer von sozialen Netzwerken sollten in Bezug auf Inhalte, die die Haustierhaltung von Affen unkritisch oder verherrlichend darstellen, nicht reagieren, sondern die Inhalte konsequent an die Moderationsteams der Netzwerke melden. Zu oft bekommen diese Videos viel positives Feedback und befördern das Leid der Tiere, indem sie zur Nachahmung animieren. Immer mehr Menschen könnten es damit als realistische Möglichkeit sehen, einen exotischen Affen als Haustier halten zu können, ohne etwas über den tier- und artenschutzrelevanten Hintergrund zu erfahren. Immer mehr Affen werden dadurch in der Wildnis von ihren Artgenossen und Familien getrennt und leiden in menschlicher Obhut. Somit birgt die scheinbare Banalität, dass der Affe ja nur verkleidet werde oder für wenige Sekunden für ein Bild posiere, viel mehr Tierleid in sich, als es auf den ersten Blick erscheint.

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