Alkoholfreier Wein bei Coop: Ein anhaltender Trend im Fokus des deutschen Marktes

alkoholfreier Weisswein und Rosé von Coop, beliebte Optionen für gesundheitsbewusste Konsumenten

Der Markt für alkoholfreie Getränke erfährt in der gesamten deutschsprachigen Welt einen bemerkenswerten Aufschwung, und der alkoholfreie Wein bildet hier keine Ausnahme. Was einst als Nischenprodukt für besondere Anlässe galt, etabliert sich zunehmend als ernstzunehmende Alternative auf dem Esstisch und in den Regalen der Detailhändler. Insbesondere über die Festtage und während des “Dry January” – einer Zeit, in der viele bewusst auf Alkohol verzichten – verzeichnen Unternehmen wie Coop eine signifikant höhere Nachfrage. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein und den Wunsch nach Genuss ohne Promille wider, der auch für Liebhaber der deutschen Esskultur immer relevanter wird.

Der Aufschwung alkoholfreier Getränke im deutschsprachigen Raum

Die Zeiten, in denen alkoholfreie Anstoss-Alternativen lediglich auf Fruchtsäfte oder Wasser beschränkt waren, sind längst vorbei. Ein Wandel im gesellschaftlichen Bewusstsein, angetrieben durch Gesundheitsaspekte, bewusste Lebensstilentscheidungen oder auch Schwangerschaft, befeuert die Nachfrage nach vielfältigen alkoholfreien Optionen. Dieser Trend macht auch vor dem Wein nicht halt, wie aus Rückmeldungen führender Detailhändler hervorgeht.

So berichtet beispielsweise Coop, einer der grössten Schweizer Detailhändler, dass alkoholfreie Weine seit rund fünf Jahren eine stetig wachsende Beliebtheit bei ihren Kundinnen und Kunden geniessen. Auch die Migros bestätigt diesen allgemeinen Anstieg der Popularität alkoholfreier Getränke. Obwohl die Nachfrage nach alkoholfreiem Wein im Vergleich zu alkoholfreiem Bier noch auf einem tieferen Niveau liegt – die Migros spricht von einem Verhältnis von 1:20 zugunsten von alkoholfreiem Bier – ist der Trend unverkennbar. Beide Detailhändler betonen zudem, dass die Verkaufszahlen für alkoholfreien Wein während des “Dry January” im Vergleich zu anderen Monaten deutlich ansteigen, was die Bedeutung dieses Zeitraums für das Segment unterstreicht.

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Ein Nischenmarkt im Wandel: Herausforderungen und Chancen für alkoholfreien Wein bei Coop

Eine genaue Marktanalyse des Sektors für alkoholfreien Wein ist aufgrund fehlender detaillierter Zahlen oft schwierig, wie Ettore Müller, Verkaufsleiter bei Gialdi Vini, feststellt. Er betont jedoch, dass es sich um ein schnell wachsendes Segment handelt. Ein Blick auf die Anbieterstruktur zeigt, dass der Markt für alkoholfreien Wein, mit Ausnahme einiger Schaumweinprodukte wie Rimuss, weitgehend von ausländischen Produzenten dominiert wird.

alkoholfreier Weisswein und Rosé von Coop, beliebte Optionen für gesundheitsbewusste Konsumentenalkoholfreier Weisswein und Rosé von Coop, beliebte Optionen für gesundheitsbewusste Konsumenten

Coop und Migros listen derzeit primär alkoholfreie Weine aus dem Ausland. Ausländische Anbieter können oft grössere Investitionen in Forschung und Entwicklung für die aufwendige und teure Entalkoholisierung tätigen, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Dennoch gibt es erste vielversprechende Entwicklungen: Ein neues Zentrum in der Westschweiz bietet Entalkoholisierung als Dienstleistung an, und seit kurzem können auch bei alkoholfreien Weinen Angaben zu Ursprung, Traubensorten und Jahrgang gemacht werden.

Giancarlo Pizzolotto, Betreiber des Online-Shops Undrunk für alkoholfreie Getränke, bestätigt ebenfalls den signifikanten Anstieg der Nachfrage im Januar, die bis zu dreimal höher ausfällt als in anderen Monaten. Er beobachtet eine nachhaltige Entwicklung: Während die Nachfrage in den Sommermonaten früher nachliess, blieb sie dieses Jahr konstant hoch. Dies deutet darauf hin, dass der “Dry January”-Effekt über das blosse zeitlich begrenzte Verzichten hinausgeht und zu einem dauerhaften Umdenken führt, von dem auch Einzelhändler wie Coop profitieren. Trotz des Wachstums ist der Marktanteil mit weit unter 2 Prozent des Gesamtweinmarktes noch gering, verglichen mit alkoholfreiem Bier (6-7 Prozent) oder Obstwein (über 50 Prozent), wie Martin Wiederkehr vom Weinbauzentrum Wädenswil erläutert.

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Qualität im Fokus: Warum alkoholfreier Wein noch hinterherhinkt

Ein wesentlicher Grund für den noch relativ kleinen Marktanteil liegt in der geschmacklichen Qualität. Alkoholfreie Weine erreichen oft nicht das komplexe Aromaprofil ihrer alkoholhaltigen Pendants. Im Gegensatz dazu sind alkoholfreies Bier oder Obstwein geschmacklich bereits sehr nah am Original, da sie von Natur aus weniger komplexe Profile und niedrigere Alkoholgehalte aufweisen. Der Alkoholentzug ist dort technisch weniger herausfordernd.

Bei Wein, mit seinem höheren Alkoholgehalt (oft über 12 Volumenprozent), muss für einen erheblichen Anteil des Produkts eine Alternative gefunden werden. Alkohol ist jedoch nicht nur Geschmacksträger, sondern auch ein Lösungsmittel für viele Aromastoffe. Fehlt er, verändern sich Textur, Mundgefühl und die Wahrnehmung der Aromen – ähnlich dem Unterschied im Geschmack von magerem und fettigem Fleisch, so Wiederkehr.

Der Prozess der Entalkoholisierung ist technisch anspruchsvoll. Der Wein wird zunächst konventionell hergestellt und anschliessend unter Vakuum bei niedrigen Temperaturen (20-30 Grad Celsius) destilliert. Dies senkt den Siedepunkt des Alkohols und minimiert thermische Schäden an den Aromen. Einige Aromastoffe können isoliert und später wieder hinzugefügt werden, doch ein Teil des ursprünglichen Geschmacks geht unwiederbringlich verloren. Eine weitere Methode ist die Membranfiltration. Beide Verfahren haben ihre Grenzen, wenn es darum geht, das geschmackliche Niveau herkömmlicher Weine zu erreichen.

Besonders schwierig ist die Herstellung von hochwertigem alkoholfreiem Rotwein, da dessen komplexe phenolische Bestandteile (Tannine, aromatische Verbindungen) beim Alkoholentzug nur schwer zu bewahren sind. Am einfachsten gelingt die Annäherung an das Original hingegen bei alkoholfreiem Schaumwein, da die Kohlensäure und die Dosage geschmackliche Lücken kompensieren und Frische verleihen.

Potenzial und Ausblick: Alkoholfreier Wein als Ergänzung

Trotz der technischen Herausforderungen und der noch bestehenden geschmacklichen Unterschiede sieht Martin Wiederkehr grosses Potenzial für alkoholfreien Wein. Das wachsende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung des gesamten deutschsprachigen Raums und fortschreitende Produktionstechnologien könnten die Marktchancen erheblich verbessern und den geschmacklichen Abstand verkleinern.

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Für Einsteiger empfiehlt Giancarlo Pizzolotto von Undrunk, zunächst zu alkoholfreiem Weisswein oder Rosé zu greifen, da diese geschmacklich oft zugänglicher sind. Er ist überzeugt, dass alkoholfreier Wein nicht wieder verschwinden, sondern seinen Marktanteil ausbauen wird. Die Vision ist klar: Alkoholfreie Alternativen werden den traditionellen Wein nicht ersetzen, sondern ergänzen – so wie Bioprodukte heute ein fester Bestandteil vieler Sortimente sind und Konsumenten bei Coop und anderen Händlern eine breite Auswahl erwarten.

Alkoholfreier Wein ist somit ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich Ess- und Trinkgewohnheiten in der modernen deutschen und deutschsprachigen Gesellschaft wandeln. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Qualität weiterentwickelt und welche Innovationen der Markt in den kommenden Jahren hervorbringen wird.