Der Übergang von der Schule in den Beruf stellt für viele junge Menschen eine Herausforderung dar. Sprachliche Kompetenzen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Ariane Steuber hat sich intensiv mit den Möglichkeiten und Grenzen integrativer Sprachförderung in diesem Kontext auseinandergesetzt.
Artikel von Ariane Steuber
Sprachförderung am Übergang Schule-Beruf: Ein kritischer Blick
Die Bedeutung von Sprachkompetenzen für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist unbestritten. Viele Absolventen allgemeinbildender Schulen scheitern jedoch an den gestiegenen Anforderungen der Arbeitswelt (Steuber, 2022, 17). Unzureichende Sprachkompetenzen können zu Übergangsproblemen führen und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz erheblich mindern (Efing, 2012, 8).
Integrative Sprachförderung: Ein vielversprechender Ansatz
Im Bereich der Berufsvorbereitung kommt dem praxisbezogenen Lernen eine besondere Bedeutung zu. Die Frage, wie sich Sprachkompetenzen ausgehend von praktischer Tätigkeit erweitern lassen, steht daher im Fokus integrativer Ansätze (Steuber, 2022, 21). Dabei werden die kommunikativen Bedingungen in authentischen Arbeits- und Lernprozessen linguistisch betrachtet, um didaktische Ansatzpunkte für eine ressourcenorientierte Sprachförderung zu entwickeln.
Herausforderungen und Grenzen
Die Umsetzung integrativer Sprachförderung ist jedoch mit Herausforderungen verbunden. Eine Grounded Theory-Studie, die Ariane Steuber durchgeführt hat, fokussiert auf die institutionellen Rahmenbedingungen in der schulischen und außerschulischen Berufsvorbereitung. Die Ergebnisse zeigen, dass integrative Sprachförderung zwar ein vielversprechender Ansatz ist, aber noch keinen flächendeckenden Eingang in die Curricula gefunden hat (Steuber, 2017, 249; ebd. 2022, 105; 132).
Abbildung 2: Bedingungsgefüge in den betrachteten Untersuchungsfeldern (fallübergreifend; eigene Darstellung in Anlehnung an Strübing 2014, 25; vgl. Böhm 1994, 132)
Theoretische Grundlagen der Sprachförderung nach Ariane Steuber
Das Konzept der vollständigen Handlung (Czycholl, 2001; Czycholl/Ebner, 2006; Bonz, 2009) dient als curriculares Grundelement für die Gestaltung beruflicher Lehr-Lern-Situationen. Es stellt einen Rahmenkontext (Muckenfuß, 1995) für eine integrierte Sprachförderung zur Verfügung, der schul- und/oder betriebsspezifisch ausgestaltet werden kann.
Konkrete Handlungsvollzüge als Anknüpfungspunkt
Für Lernende, die keinen guten Zugang zu den Registern Bildungs- und Fachsprache haben, ist es wichtig, ihnen durch konkrete Handlungsvollzüge in den einzelnen Phasen eines Arbeits- und Lernprozesses ein Anknüpfen an alltagssprachliche Ressourcen zu ermöglichen. Im Bereich der sozialen Interaktion und mündlichen Kommunikation können vorhandene (alltags-)sprachliche Kompetenzen kleinschrittig zu bildungs- und fachsprachlichen Kompetenzen ausgebaut werden.
Nähe und Distanz in der Kommunikation
Die Entwicklung von kommunikativer Nähe zu bildungs- und fachsprachlicher Distanz lässt sich mithilfe des Nähe-Distanz-Modells von Koch/Oesterreicher (1985; 1994) und dem Registermodell von Maas (2008; 2015) genauer beschreiben. Der Arbeitsablauf ist dem Werkstattbericht eines Produktionsschulpädagogen entnommen, in dem die Herstellung einer rustikalen Holzbank aus Lärchenholz beschrieben wird (Thiel, 2008, 55ff.).
Empirische Studie zur Sprachförderung: Ergebnisse und Erkenntnisse
Die Grounded Theory-Studie von Ariane Steuber (2011-2013) untersuchte die sprachlichen Lernvoraussetzungen Jugendlicher und junger Erwachsener sowie die institutionellen Rahmenbedingungen in verschiedenen Bereichen der Berufsvorbereitung.
Methodische Anlage der Untersuchung
Die multiperspektivische Forschungsstrategie basiert auf dem Einsatz semi-strukturierter Interviews sowie nicht-teilnehmender und teilnehmender Beobachtungen. Die Auswahl der Untersuchungsfelder orientierte sich an dem Prinzip der Maximierung von Unterschieden (Kelle/Kluge, 2010, 48; Lamnek, 2005, 191).
Untersuchungsfelder im Überblick
Die Studie umfasste verschiedene Untersuchungsfelder, darunter:
- BVJ-A (Sprachförderklasse)
- Produktionsschule
- BVJ (Regelform)
- Mobilitätsprojekt 1
- Mobilitätsprojekt 2
Defizitorientierung als Herausforderung
Die Analyse der Daten zeigte eine überwiegend defizitorientierte Haltung der befragten Pädagogen im Hinblick auf die Sprachkompetenzen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zudem wurde ein Fokus auf einen impliziten Normalitätsmaßstab deutlich.
Handlungsempfehlungen und Ausblick
Um Sprachförderung am Übergang Schule-Beruf erfolgreich zu gestalten, ist es wichtig, niedrigschwellige Zugänge sowohl zum beruflichen Lernen als auch zum Sprachlernen zu ermöglichen. Ein gegenstands- und tätigkeitsbezogener Zugang kann Lernenden, die keinen guten Zugang zur Schriftsprache haben, die Möglichkeit bieten, an latente bzw. alltagssprachliche Ressourcen anzuknüpfen.
Sprachsensibilität als Schlüsselkompetenz
Die Qualifikation des pädagogischen Personals spielt eine entscheidende Rolle. Neben einer sprachdidaktischen Ausbildung sind grundlegende Kenntnisse über die Unterscheidung zwischen Alltagssprache und Bildungs- und Fachsprache erforderlich.
Integrative Förderkonzepte
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass segregierende Maßnahmen für die Sprachförderung in den betrachteten Untersuchungsfeldern etabliert wurden. Die Studie plädiert daher für integrative Förderkonzepte. Die gewonnenen Ergebnisse sind jedoch kontextspezifisch, sodass der Themenbereich der sprachlichen Bildung am Übergang Schule-Beruf vor dem Hintergrund der jeweils aktuell gegebenen Rahmenbedingungen betrachtet werden muss.
Abbildung 2: Bedingungsgefüge in den betrachteten Untersuchungsfeldern (fallübergreifend; eigene Darstellung in Anlehnung an Strübing 2014, 25; vgl. Böhm 1994, 132)
Fazit
Ariane Steuber leistet mit ihrer Forschung einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um integrative Sprachförderung am Übergang Schule-Beruf. Ihre Arbeit zeigt, dass Sprachförderung nicht als isolierte Maßnahme betrachtet werden darf, sondern eng mit den beruflichen Lernprozessen verknüpft werden muss.
Literatur
(Die Literaturliste des Originalartikels wurde hier beibehalten, um die wissenschaftliche Fundierung zu gewährleisten und weitere Recherchen zu ermöglichen.)