Die UEFA Champions League hält oft unerwartete Wendungen bereit, und das Viertelfinal-Rückspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Villarreal war ein Paradebeispiel dafür. Als Spitzenreiter der Bundesliga ging Bayern als Favorit in die zweite Begegnung, nachdem sie das Hinspiel mit 0:1 verloren hatten. Im heimischen Stadion, der Allianz Arena, gelang den Münchnern zwar der Führungstreffer, doch ein spätes Tor von Samu Chukwueze besiegelte das Schicksal der Bayern und führte zu einem überraschenden Gesamtstand von 1:2 zugunsten des „Gelben U-Boots“ aus Spanien. Dieses Spiel markierte das vorzeitige Ende der Champions-League-Träume des FC Bayern und schockierte die deutsche Fußballwelt.
Die Ausgangslage: Druck auf den Rekordmeister
Nach der knappen 0:1-Niederlage im Hinspiel bei Villarreal wussten die Bayern, dass sie im Rückspiel in der heimischen Allianz Arena eine Leistungssteigerung zeigen mussten. Die Erwartungen an den deutschen Rekordmeister waren immens hoch; ein Ausscheiden im Viertelfinale galt als inakzeptabel. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte die Leistung seines Teams im Hinspiel kritisiert, insbesondere die „zahme“ erste Halbzeit und die „wilde“ zweite Hälfte. Er forderte von seiner Mannschaft eine deutliche Steigerung in Intensität und Tempo, denn „Diamanten entstehen unter Druck.“
Auch Kapitän Manuel Neuer zeigte sich vor dem Spiel kämpferisch: „Wir müssen Entschlossenheit zeigen, ehrgeizig sein, und darauf kann man sich bei uns immer verlassen.“ Er betonte, dass die knappe Niederlage im Hinspiel zwar schmerzte, aber auch die „beste Art von Niederlage“ sei, da man weiterhin alles in der eigenen Hand habe. Leon Goretzka pflichtete bei: „Wir müssen uns am Dienstag sicherlich steigern, und das werden wir auch tun. Der Ort wird beben. Dann werden wir eine Bayern-typische Leistung abliefern.“ Die Allianz Arena war mit 70.000 Zuschauern ausverkauft, die Stimmung elektrisierend – alles war bereit für einen großen europäischen Abend.
Aufstellungen und frühe Phase: Bayerns Drang und Villarreals Abwehrbollwerk
Für das entscheidende Rückspiel kehrte Lucas Hernández nach einer kleineren Muskelverletzung in die Dreierkette der Bayern zurück, während Alphonso Davies zunächst auf der Bank Platz nahm. Kingsley Coman und Leroy Sané erhielten den Vorzug auf den Flügeln, Jamal Musiala startete ebenfalls erneut. Villarreal setzte auf dieselbe Startelf, die das Hinspiel gewonnen hatte, wobei alle elf Spieler am Wochenende geschont worden waren, um topfit in München anzutreten.
FC Bayern Startelf: Neuer (c) – Pavard, Upamecano, Hernández – Kimmich, Goretzka – Sané, Müller, Musiala, Coman – Lewandowski
Villarreal Startelf: Rulli – Foyth, Albiol (c), Torres, Estupiñán – Parejo, Coquelin, Capoue – Lo Celso, G. Moreno, Danjuma
Von Beginn an zeigten die Bayern, dass sie dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten. Schon in der dritten Minute hatte Thomas Müller eine erste Chance nach Vorarbeit von Sané, doch sein Schuss landete direkt beim Torhüter und wurde ohnehin wegen Abseits abgepfiffen. Bayern versuchte, über die Flügel Druck aufzubauen. In der 10. Minute verhinderte Rulli einen frühen Rückstand, als er einen Volley von Sané blockte, und auch Goretzkas Nachschuss fand nicht den Weg ins Tor. Dayot Upamecano zeigte sich in der Abwehr aufmerksam und stoppte zweimal gefährliche Angriffe von Villarreal, die sich zunächst auf sporadische Konter beschränkten. Ein Warnschuss von Gerard Moreno aus 18 Metern ging am Tor vorbei.
Die Münchner dominierten den Ballbesitz und versuchten, Lücken im kompakten Defensivverbund der Spanier zu finden. In der 20. Minute dribbelte Musiala gefährlich in den Strafraum, doch sein Abschluss – oder war es ein Pass? – rollte harmlos über das Tor. Eine vielversprechende Chance hatte Musiala in der 29. Minute, als er einen Kopfball nach einer Flanke von Coman direkt auf Rulli platzierte. Nagelsmann spendete aufmunternden Applaus.
Die erste Hälfte: Bayern drängt, Villarreal verteidigt diszipliniert
Die Bayern erhöhten den Druck, doch Villarreal verteidigte diszipliniert und resolut. Juan Foyth erhielt in der 59. Minute eine Gelbe Karte, was die Intensität des Spiels unterstrich. Robert Lewandowski sah in der 33. Minute ebenfalls Gelb, nachdem er Albiol unglücklich am Schienbein getroffen hatte. Der Villarreal-Verteidiger nutzte die Situation, um die Karte zu provozieren, was Lewandowski für den Rest des Spiels zur Vorsicht mahnte.
Robert Lewandowski erhält eine Gelbe Karte im Champions League Viertelfinale
Trotz aller Bemühungen gelang es den Bayern nicht, die Führung vor der Pause zu erzielen. Villarreal hatte in der 41. Minute sogar eine Abseits-Chance durch Danjuma, die aber ohnehin nicht gezählt hätte. Die erste Halbzeit endete torlos. Obwohl die Bayern das Spiel dominierten, lagen sie im Gesamtergebnis immer noch mit 0:1 zurück, was die zweite Hälfte zu einem „Jetzt oder Nie“-Duell machen würde.
Die zweite Halbzeit: Lewandowskis Ausgleich und ständiger Druck
Die zweite Halbzeit begann mit einer deutlich erhöhten Dringlichkeit bei den Bayern. Sané setzte sofort ein Zeichen, als er einen Ball in den Strafraum von Villarreal chipte, doch Rulli war zur Stelle, um den Winkel zu verkürzen. Die Münchner zeigten sich zielstrebiger, und ihre Bemühungen sollten sich schnell auszahlen.
In der 52. Minute war es dann so weit: Thomas Müller spielte einen präzisen Pass auf Robert Lewandowski, der den Ball am Strafraumrand kontrollierte und einen platzierten Schuss durch die Beine eines Verteidigers hindurch und vom linken Pfosten ins Tor beförderte.
Robert Lewandowski erzielt das Tor zum 1:0 für Bayern München gegen Villarreal
Das 1:0 für Bayern stellte den Ausgleich im Gesamtergebnis her – die Auswärtstorregel war in dieser Saison abgeschafft worden, was bedeutete, dass ein weiterer Treffer von Bayern die Entscheidung gebracht oder bei Gleichstand eine Verlängerung erzwungen hätte. Die Allianz Arena explodierte förmlich.
Nach dem Ausgleich war es Einbahnstraßen-Fußball. Bayern drückte unermüdlich. Goretzka hatte in der 55. Minute eine halbe Chance, konnte den Ball aber nicht im Tor unterbringen. Immer wieder rollten Angriffe auf das Tor von Rulli. Müller verpasste in der 71. Minute eine riesige Kopfballchance nach einer Sané-Flanke und schlug sich enttäuscht auf den Kopf. Coman schoss in der 76. Minute knapp über das Tor. Villarreal war zusehends in die eigene Hälfte gedrängt und konnte sich kaum noch befreien. Die Abwehrreihe der Bayern stand oft schon in der Hälfte des Gegners.
Wechsel und der späte Schock: Chukwueze beendet Bayerns Traum
Julian Nagelsmann reagierte mit frischen Kräften, um den entscheidenden Treffer zu erzwingen. In der 82. Minute kam Serge Gnabry für Jamal Musiala, um mit seiner Geschwindigkeit die müden Abwehrbeine Villarreals auszunutzen.
Serge Gnabry wird für Jamal Musiala eingewechselt im Viertelfinale der Champions League
Villarreal-Trainer Unai Emery brachte in der 84. Minute ebenfalls frische Offensivkräfte: Samu Chukwueze und Francis Coquelin ersetzten Arnaut Danjuma und Alfonso Pedraza. Dies sollte sich als entscheidender Schachzug erweisen. Danjuma hatte kurz zuvor noch eine Chance vergeben, doch seine Aktionen waren über weite Strecken des Spiels Mangelware gewesen. In der 87. Minute wechselte Bayern Alphonso Davies für Lucas Hernández ein.
Alphonso Davies wird ausgewechselt für Lucas Hernández bei Bayern vs Villarreal
Der „Hammer Blow“ ereignete sich in der 88. Minute. Aus dem Nichts gelang Villarreal der entscheidende Konter. Albiol eroberte den Ball in der eigenen Hälfte, Moreno spielte einen flachen Pass zu Samu Chukwueze, der dem eingewechselten Davies enteilte und den Ball aus kurzer Distanz ins Netz hämmerte. 1:1! Die Allianz Arena war verstummt. Villarreal hatte die Führung im Gesamtergebnis wiederhergestellt.
Bayern warf in den letzten Minuten, inklusive vier Minuten Nachspielzeit, alles nach vorne. Thomas Müller wurde in der 90. Minute durch Eric Maxim Choupo-Moting ersetzt.
Eric Maxim Choupo-Moting wird für Thomas Müller eingewechselt im Champions League Spiel
Doch es half nichts mehr. Villarreal wechselte in der Nachspielzeit noch Serge Aurier für Daniel Parejo ein, um Zeit zu gewinnen. Das „Smash and Grab“ von Villarreal war perfekt.
Fazit: Das Ende einer Ära und der Triumph des Außenseiters
Nach einer dramatischen und hart umkämpften Partie musste sich der FC Bayern München im Viertelfinale der UEFA Champions League geschlagen geben. Das späte Ausgleichstor von Samu Chukwueze war ein Stich ins Herz der Münchner und besiegelte ihr vorzeitiges Ausscheiden. Trotz einer über weite Strecken dominanten Leistung, unzähliger Torchancen und Lewandowskis wichtigem Ausgleichstreffer konnte der Rekordmeister die kompakte Abwehr von Villarreal nicht entscheidend knacken.
Das „Gelbe U-Boot“ um Trainer Unai Emery zeigte eine taktische Meisterleistung: Diszipliniert in der Defensive, geduldig und eiskalt in der Chancenverwertung. Villarreal zog verdient ins Halbfinale ein und bewies einmal mehr, dass im europäischen Fußball der vermeintliche Underdog jederzeit für eine Überraschung gut ist. Für den FC Bayern bedeutete dieses Ergebnis eine herbe Enttäuschung und das Ende der Träume vom Champions-League-Titel in dieser Saison. Die Analyse der Gründe für dieses Scheitern wird in München sicherlich intensiv geführt werden müssen, um in zukünftigen Spielzeiten wieder ganz oben anzugreifen.
