Blutdruck schnell senken: Was Pfefferminztee und andere Hausmittel wirklich leisten können

Ein Mann schneidet Knoblauch auf einem Holzbrett

Kopfschmerzen, Benommenheit und das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen – ein plötzlicher Anstieg des Blutdrucks kann sehr unangenehme Beschwerden verursachen. Oft steckt Stress, psychische Belastung oder auch ein alkoholreicher Abend dahinter, wenn die Werte plötzlich in die Höhe schnellen. In solchen Momenten wünschen sich viele ein Mittel, das den Blutdruck sofort und ohne Medikamente senken kann. Doch gibt es so etwas tatsächlich – ein schnelles Hausmittel gegen Bluthochdruck, wie beispielsweise Pfefferminztee zum Blutdruck senken? Dr. Max Fritschka, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), gibt Aufschluss.

Unser Experte

Dr. Max Fritschka ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC).

Chronischer Bluthochdruck versus akuter Anstieg: Eine wichtige Unterscheidung

Es ist entscheidend, zwischen chronischem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und einem kurzzeitigen Anstieg zu unterscheiden. Laut Definition liegt chronischer Bluthochdruck vor, wenn ein Arzt bei mindestens zwei Messungen Werte von 140/90 mmHg oder höher feststellt. Für Frauen wird sogar ein noch niedrigerer Blutdruck als ideal angesehen.

Wird dieser Grenzwert dauerhaft überschritten, ist eine Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten (Antihypertensiva) oft unumgänglich, so die offizielle Empfehlung von Medizinern. Unbehandelter Bluthochdruck kann schwerwiegende Gefäßschäden verursachen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich erhöhen. Natürliche Maßnahmen wie die blutdrucksenkende DASH-Diät oder regelmäßige Bewegung sind zwar wichtige Bestandteile der Therapie, können aber in den meisten Fällen Medikamente nicht vollständig ersetzen. Aktuelle Studien, unter anderem eine von 2017 und eine weitere von 2023, zeigen zudem, dass bei einem systolischen Blutdruck von unter 120 mmHg Herz-Kreislauf-Erkrankungen seltener auftreten. Auch die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH) empfehlen einen Blutdruck von unter 120/80 mmHg als ideal.

Gut zu wissen

Der Blutdruck wird in der Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen. Er setzt sich aus zwei Werten zusammen: Der systolische Wert (erster Wert) gibt den Druck an, wenn das Blut in der Anspannungsphase des Herzens (Systole) in die Gefäße gepumpt wird. Der diastolische Wert (zweiter Wert) beschreibt den Druck in den Gefäßen während der Entspannungsphase des Herzens (Diastole).

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Langfristige Maßnahmen zur Blutdrucksenkung: Mehr als nur Hausmittel

Wer noch keine chronische Hypertonie entwickelt hat, kann oft selbst dazu beitragen, den Blutdruck auf natürliche Weise und ohne Medikamente zu senken. Eine umfassende Umstellung des Ernährungs- und Lebensstils bildet hier die Basis.

Dr. Max Fritschka betont die Bedeutung einer Gewichtsabnahme: „Ist man erfolgreich im Kampf gegen das Übergewicht, kann man oftmals sogar Medikamente einsparen.“ Darüber hinaus sind regelmäßige körperliche Aktivität, eine salzarme Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie ein niedriger Stresspegel entscheidende Faktoren für einen gesunden Blutdruck. Diese Maßnahmen zeigen ihre Wirkung jedoch primär langfristig und kontinuierlich.

Ein Mann schneidet Knoblauch auf einem HolzbrettEin Mann schneidet Knoblauch auf einem Holzbrett

Der schnelle Blutdruckanstieg: Hausmittel auf dem Prüfstand

Nicht nur chronischer Bluthochdruck ist ein Problem; auch akute Anstiege können vorkommen und unangenehme Symptome wie Kopfschmerzen, Herzklopfen, Kurzatmigkeit und Schwindel hervorrufen. Dies betrifft häufig Bluthochdruckpatienten, die ihre Medikamente eigenmächtig absetzen. Doch auch bei gesunden Menschen kann der Blutdruck vorübergehend ansteigen, etwa durch intensiven Stress, übermäßigen Alkoholkonsum oder zu viel Kaffee. In solchen Fällen wird oft nach Hausmitteln gesucht, die den Blutdruck sofort senken sollen. Besonders Zitronen, Knoblauch und Pfefferminztee werden in Ratgebern häufig als schnelle blutdrucksenkende Lebensmittel beworben. Doch hält diese Behauptung einer wissenschaftlichen Überprüfung stand?

Knoblauch: Eine bewährte Unterstützung, aber nicht für den Notfall

Knoblauch ist bekannt für seine antibakteriellen Eigenschaften und seine positive Wirkung auf das Immunsystem. Auch für das Herz-Kreislauf-System wird der Knolle viel Positives zugeschrieben. So soll Knoblauch blutverdünnend wirken, die Gefäße entspannen und dadurch den Blutdruck auf Dauer senken können, wenn er regelmäßig verzehrt wird. Dies wird durch verschiedene wissenschaftliche Studien gestützt.

Eine Übersichtsarbeit von 2008 kam beispielsweise zu dem Schluss, dass der regelmäßige Verzehr von Knoblauch den systolischen Blutdruckwert im Durchschnitt um über 8 mmHg und den diastolischen Wert um über 7 mmHg verringern kann. Die gesundheitliche Wirkung führen die Forschenden hauptsächlich auf das im Knoblauch vorkommende Allicin zurück, eine Schwefelverbindung, die der Knolle ihren charakteristischen Geruch verleiht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Effekte langfristig und bei regelmäßiger Einnahme auftreten, nicht als akute Sofortmaßnahme.

Zitronen und Vitamin C: Langfristige Effekte, aber keine Soforthilfe

Ein Glas Zitronensaft auf nüchternen Magen wird oft als Geheimtipp für eine gesunde Verdauung und einen schnellen Stoffwechsel gehandelt. Auch Zitronen gelten aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts als schnelles Hausmittel gegen Bluthochdruck. Tatsächlich hat sich Vitamin C in Studien als wirksames Mittel gegen Bluthochdruck erwiesen.

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Im Jahr 2012 untersuchten Forscher in einer Meta-Analyse 29 Studien zu diesem Thema. Das Ergebnis: Eine tägliche Einnahme von 500 Milligramm Vitamin C über acht Wochen kann den systolischen Blutdruck um bis zu 4,85 mmHg verringern. Eine kurzfristige, sofortige Wirkung von Zitronen bei akut hohem Blutdruck konnte hingegen nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Auch hier gilt, dass positive Effekte über einen längeren Zeitraum erzielt werden.

Pfefferminztee zum Blutdruck senken: Mythos oder Wahrheit?

Neben Zitronen wird auch Pfefferminztee häufig als schnelles Hausmittel gegen Bluthochdruck angepriesen. In Pfefferminzblättern stecken sekundäre Pflanzenstoffe, denen gefäßerweiternde Eigenschaften nachgesagt werden. Weit gestellte Gefäße ermöglichen einen besseren Blutfluss. Die schnelle blutdrucksenkende Wirkung der Pflanze wird jedoch vor allem mit dem enthaltenen Menthol in Verbindung gebracht.

Zwei Tassen Pfefferminztee auf einem HolztablettZwei Tassen Pfefferminztee auf einem Holztablett

Einzelne Studien, die in einer Meta-Analyse von 2020 betrachtet wurden, gaben Hinweise darauf, dass das ätherische Öl Menthol in hoher Konzentration den Blutdruck tatsächlich kurzfristig regulieren könnte. Das entscheidende Problem ist jedoch: In Pfefferminztee ist Menthol nur in geringen Mengen enthalten, sodass davon keine nennenswerte oder schnelle blutdrucksenkende Wirkung zu erwarten ist. Die Annahme, dass Pfefferminztee den Blutdruck schnell senken kann, ist somit nicht durch die aktuelle Forschung belegt.

Gesunde Ernährung als Basis, nicht als Notfalllösung

Studien haben auch für eine Reihe anderer Lebensmittel eine blutdrucksenkende Wirkung nachgewiesen, darunter Rote Bete, Ingwer, verschiedene Kohlsorten und dunkle Schokolade. Langfristig kann eine gesunde Ernährung tatsächlich einen positiven Effekt auf den Blutdruck haben – insbesondere die DASH-Diät, die reich an Gemüse und Obst ist. „Verantwortlich hierfür sind Inhaltsstoffe wie Nitrate oder ein hoher Kaliumgehalt pflanzlicher Lebensmittel“, erklärt Dr. Fritschka. Kalium beispielsweise erweitert die Gefäße und fördert die Ausscheidung von Natrium, das in größeren Mengen das Blutvolumen und den Druck auf die Gefäße erhöht und somit maßgeblich zu Bluthochdruck beitragen kann.

Doch man sollte sich von einzelnen Lebensmitteln keine Wunder erhoffen, besonders wenn der Blutdruck dauerhaft erhöht ist. Dr. Fritschka stellt klar: „Es ist wichtig zu wissen, dass diese Hausmittel eine adäquate medikamentöse blutdrucksenkende Therapie, verschrieben und gesteuert von einem Spezialisten, nicht ersetzen können. Die Wirkung ist insgesamt gering und es ist leider keine dauerhafte Lösung.“

Was wirklich hilft, den Blutdruck schnell zu senken – Expertenrat

Im Gegensatz zu Hausmitteln, deren schnelle Wirkung gegen zu hohen Blutdruck nicht eindeutig belegt ist, können andere Maßnahmen tatsächlich eine kurzfristige Linderung verschaffen. Dr. Fritschka erklärt: „Kaltes Duschen und ausreichend Wasser am Tag können kurzfristig helfen.“

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Geht der Blutdruckanstieg auf Stress zurück, sind Entspannungstechniken eine wirksame Maßnahme: „Yoga oder Meditation können unter anderem durch tiefe Atemtechniken helfen, den Blutdruck kurzfristig zu senken.“ Und auch körperlicher Aktivität kommt eine wichtige Rolle zu: „Stressreduktion und körperliche Aktivität oder sportliche Betätigung gelten als ausgesprochen hilfreich bei zu hohem Blutdruck.“ Diese Methoden tragen nicht nur zur schnellen Reduktion bei, sondern unterstützen auch langfristig die allgemeine Herz-Kreislauf-Gesundheit.

Fazit: Gut informiert handeln

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zwischen chronischem Bluthochdruck, der medizinisch behandelt werden muss, und akuten Blutdruckanstiegen unterschieden werden sollte. Während ein gesunder Lebensstil und bestimmte Lebensmittel wie Knoblauch langfristig zur Blutdruckregulierung beitragen können, sind populäre Hausmittel wie Pfefferminztee zum Blutdruck senken für eine schnelle Wirkung nicht wissenschaftlich belegt. Für eine akute Senkung des Blutdrucks bieten sich eher gezielte Entspannungstechniken, Bewegung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr an. Bei dauerhaft erhöhten Werten oder Unsicherheiten ist es jedoch immer ratsam, professionellen medizinischen Rat einzuholen. Bleiben Sie informiert und sprechen Sie bei Bedenken stets mit Ihrem Arzt oder Apotheker, um die beste Strategie für Ihre Gesundheit zu finden.

Quellen

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