Das Stuttgarter Tierheim startet das Jahr mit einer traurigen Rekordmeldung: 68 Chihuahuas mussten auf einen Schlag aufgenommen werden. Dieser Fall von Animal-Hoarding, bei dem Tierhalter ihre Tiere nicht mehr angemessen versorgen können, stellt das Tierheim vor immense Herausforderungen und wirft ein Schlaglicht auf die Problematik der Überforderung von Tierhaltern und illegalen Zuchten. Das Veterinäramt Stuttgart berichtet, dass sie allein in diesem Jahr bereits über hundert Tiere aus ähnlichen Haltungen retten mussten, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.
Aufdeckung durch Käuferbeschwerde
Der Fall der 68 Chihuahuas wurde durch die Beschwerde einer Käuferin aufgedeckt, die sich an das Veterinäramt Stuttgart wandte. Bei der Überprüfung der Züchterin vor Ort stellten Tierärzte fest, dass die Hunde unter katastrophalen Bedingungen lebten. Sie waren teilweise in Einzelboxen in einem Keller eingesperrt, was zu erheblichem Stress und einer starken Geruchsbelästigung durch Ammoniak führte, die die Atemwege reizte. Der städtische Vollzugsdienst brachte die Tiere schließlich ins Tierheim, wo sie gründlich untersucht wurden, auch wenn eine umfassende klinische Untersuchung jedes einzelnen Tieres bei dieser Zahl logistisch schwierig war. Glücklicherweise wiesen die Hunde keine offenen Wunden auf und waren im Wesentlichen nicht völlig verwahrlost.
Das Tierheim Stuttgart hat 68 Chihuahuas aufgenommen.Das Stuttgarter Tierheim musste auf einen Schlag 68 gerettete Chihuahua-Hunde aufnehmen.
Zusätzliche Belastung durch weitere Tiere
Neben den 68 Chihuahuas sah sich das Tierheim zu Jahresbeginn auch mit einer erheblichen Anzahl neuer Katzen konfrontiert. Achtzehn dieser Katzen stammten aus illegaler Zucht, neun weitere von einem überforderten Halter. Während ein Teil der Katzen bereits vermittelt werden konnte, stehen die restlichen Katzen sowie die Chihuahuas in den kommenden Wochen zur Vermittlung an. Vor der Vermittlung müssen die Tiere jedoch gesundgepflegt werden, und einige der Hündinnen sind zudem trächtig. Die große Menge an neuen Tieren stellt das Personal und die Finanzen des Tierheims vor eine immense Belastung. Petra Veiel, Sprecherin des Tierheims Stuttgart, betont die Notwendigkeit zusätzlicher finanzieller Hilfe durch Spenden, um die tierärztliche Behandlung, Futter und Pflege stemmen zu können.
„Das ist nicht nur eine immense Herausforderung für unsere Mitarbeiter. Für die plötzlich anfallenden Zusatzkosten dieser Höhe für tierärztliche Behandlung, Futter und Pflege benötigen wir auch zusätzliche Finanzhilfe durch spontane Spendenbereitschaft.“
Petra Veiel, Sprecherin des Tierheims Stuttgart
Glücklicherweise handelte es sich bei den geretteten Tieren um kleine Hunde. Thomas Stegmanns, Leiter des Veterinäramts Stuttgart, merkt an, dass die Situation mit 68 Rottweilern weitaus schwieriger gewesen wäre. Aufgrund ihrer geringen Größe schätzt er die Vermittlungschancen der Chihuahuas als besser ein als die von größeren Hunderassen.
Animal-Hoarding und rechtliche Konsequenzen
Über die genauen Hintergründe und wie es zu der extremen Anzahl von Chihuahuas bei der Züchterin kam, liegen dem Veterinäramt derzeit noch wenige Informationen vor. Stegmanns vermutet, dass die Situation der Züchterin über den Kopf gewachsen ist und sich eine Eigendynamik entwickelt hat, die viele Tierhalter überfordert. Es ist wahrscheinlich, dass die Frau ihre behördliche Zulassung zur Tierzüchtung verlieren wird. Die Polizei prüft derzeit, ob eine Straftat vorliegt, was zu weiteren rechtlichen Konsequenzen führen könnte. Insbesondere bei Züchtern wird strenger hingeschaut, da von ihnen eine höhere Sachkunde in der Tierhaltung erwartet wird, was auch im Zulassungsverfahren durch das Veterinäramt geprüft wird.
Tierärztinnen stellten bei der Chihuahua-Züchterin katastrophale Bedingungen fest.Tierärztinnen stellten bei der Chihuahua-Züchterin katastrophale Bedingungen fest.
Empfehlungen für Haustierkäufer und die Debatte um Hundeführerscheine
Das Veterinäramt rät Privatpersonen, die ein Haustier anschaffen möchten, dringend, entweder ein Tierheim zu besuchen oder sich die Haltungsbedingungen und den Verkäufer genau anzusehen. Von Spontankäufen auf Parkplätzen oder aus dem Kofferraum wird abgeraten, da dies oft der Beginn einer Katastrophe sei.
Thomas Stegmanns äußert sich auch zur Diskussion über eine mögliche Hundeführerschein-Pflicht in Baden-Württemberg. Er hält Kurse zur Vermittlung von Wissen über den Umgang mit Hunden für sinnvoll, sieht aber praktische Probleme bei der Umsetzung. Die Frage, was mit Hunden passiert, deren Halter keinen solchen Schein besitzen, bleibt offen.
Appell des Tierheims
Das Stuttgarter Tierheim beschreibt die aktuelle Situation als chaotisch, mit angespannten Nerven und am Ende der Kräfte. Neben den Tieren aus Fällen von Animal-Hoarding und illegalen Zuchten kommen auch die zahlreichen Fundtiere hinzu. Die Herausforderungen sind enorm, doch trotz der Widrigkeiten geben die Mitarbeiter für die betroffenen Tiere ihr Bestes. Die Hoffnung ist, dass durch die Vermittlung der Chihuahuas und die Unterstützung der Spender die Situation bald wieder stabilisiert werden kann. Wenn Sie ein Tierheim in Ihrer Nähe unterstützen oder ein neues Zuhause für ein Tier bieten möchten, informieren Sie sich bitte über die lokalen Tierschutzvereine und deren Vermittlungsangebote.
