DDR Sahnetorten: Ein kulinarisches Erbe neu entdeckt

Amerikaner DDR

Die deutsche Küche ist reich an Traditionen und verlockenden Geschmacksrichtungen, die oft tief in der Geschichte verwurzelt sind. Eine solche Delikatesse, die eine faszinierende Entwicklung durchlaufen hat und immer noch die Herzen von Nostalgikern und Feinschmeckern höherschlagen lässt, sind die “Amerikaner”. Entgegen ihres Namens haben diese süßen Leckereien ihre Ursprünge nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Was einst als einfaches Gebäck für Kindergeburtstage galt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Spiegelbild kulinarischer Unterschiede und traditioneller Backkunst.

Die kontroverse Debatte um Hirschhornsalz und Backpulver

Die Welt der “Amerikaner” ist gespickt mit einer überraschenden Kontroverse, die hauptsächlich um die Wahl des Triebmittels kreist: Backpulver versus Hirschhornsalz. Während die meisten heutigen Rezepte auf das gängige Backpulver zurückgreifen, schwören Traditionalisten und Kenner der DDR-Küche auf das ursprüngliche Hirschhornsalz. Dieses spezielle Backtriebmittel, bekannt für seine Fähigkeit, ein besonders luftiges und gleichzeitig stabiles Gebäck zu erzeugen, ist der Schlüssel zum authentischen Geschmack und zur einzigartigen Konsistenz der originalen DDR-Amerikaner. Der Name “Amerikaner” selbst mutet kurios an, denn die Verbindung zu den USA ist eher lose und wird in verschiedenen Artikeln zur Namensgebung, wie beispielsweise hier, beleuchtet.

Amerikaner DDRAmerikaner DDR

Diese Debatte hat mich tief neugierig gemacht. Inspiriert von einer lebhaften Diskussion auf Facebook, wagte ich mich daran, die “Original-Amerikaner” nach einem Rezept mit Hirschhornsalz nachzubacken. Das Ergebnis war eine Offenbarung. Die mit Hirschhornsalz gebackenen Amerikaner unterschieden sich signifikant von den uns bekannten Varianten. Sie präsentierten sich etwas kompakter, saftiger und mit einer grobporigeren Textur, die eher an einen Muffin erinnerte. Ihre Süße war subtiler, und eine ganz besondere Note verlieh ihnen einen unverwechselbaren Charakter, der sich deutlich von der üblichen Bäckereiqualität absetzte. Der Beitrag von Bäcker Süpke liefert interessante Einblicke in die geschichtliche Entwicklung.

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Um die Unterschiede noch deutlicher herauszuarbeiten, habe ich im Anschluss ein Rezept mit Backpulver ausprobiert. Der Vergleich war aufschlussreich. Die mit Backpulver zubereiteten Amerikaner waren feiner und erinnerten stärker an traditionelle Rührkuchen-Taler. Persönlich zog ich zwar die Variante mit Backpulver vor, was aber die Faszination für die ursprüngliche DDR-Methode keineswegs minderte. Die nächste Woche wird das Rezept für die Backpulver-Variante enthüllt.

Werkzeuge für perfekte Amerikaner

Für die Zubereitung der Amerikaner habe ich einige nützliche Helferlein eingesetzt. Diese sind lediglich als Tipps zu verstehen, und natürlich können auch andere Utensilien verwendet werden. Dennoch mag die eine oder andere Empfehlung praktisch erscheinen:

  • Löffel und Teigformer: Zum präzisen Abstechen und Formen des Teigs.
  • Backblech mit Backpapier oder Silikonmatte: Für gleichmäßiges Backen und einfaches Ablösen.
  • Kuchengitter: Zum vollständigen Auskühlen der gebackenen Amerikaner.
  • Schüsseln und Mixer: Für die Zubereitung des Teigs und der Glasur.

Das Originalrezept: DDR-Amerikaner mit Hirschhornsalz

Hier finden Sie das detaillierte Rezept, das uns zurück in die kulinarische Ära der DDR versetzt.

KücheDeutsch
RezepttypCookies
Zubereitungszeit20 Minuten
Backzeitca. 15-20 Minuten (pro Blech)
Portionenca. 30-35 mittelgroße Amerikaner

Zutaten für den Teig:

  • 75 g weiche Butter
  • 175 g Zucker
  • 1 Teelöffel Vanilleextrakt oder Zitronenschale
  • 1 Prise Salz
  • 1 Ei (Größe M)
  • 8 g Hirschhornsalz (ca. 2 Teelöffel) – erhältlich in der Weihnachtszeit oder in Apotheken
  • 250 ml Milch
  • 500 g Weizenmehl (Type 405)

Zutaten für die Glasur:

  • 150 g Puderzucker
  • Einige Tropfen Zitronensaft oder Wasser
  • 150 g Fettglasur (zartbitter oder Vollmilch) oder geschmolzene Schokolade

Zubereitung:

  1. Hirschhornsalz vorbereiten: Lösen Sie das Hirschhornsalz in 1-2 Esslöffeln Milch auf. Achten Sie darauf, dass keine Klümpchen zurückbleiben.
  2. Butter-Zucker-Masse: Verquirlen Sie die weiche Butter mit dem Zucker, Vanilleextrakt (oder Zitronenschale) und Salz in einer Schüssel, bis eine helle, cremige Masse entsteht. Geben Sie das Ei hinzu und schlagen Sie es gründlich unter, bis es vollständig eingearbeitet ist.
  3. Teig mischen: Geben Sie abwechselnd das Mehl und die restliche Milch zur Butter-Zucker-Ei-Masse. Rühren Sie die Zutaten nur kurz und zügig unter, bis gerade so ein Teig entsteht. Vermeiden Sie übermäßiges Kneten, da dies die Amerikaner zäh machen kann. Zum Schluss das aufgelöste Hirschhornsalz kurz unterheben. Der Teig wird sehr fest sein. Hinweis: Der rohe Teig darf aufgrund des Hirschhornsalzes nicht probiert werden, da er gesundheitsschädlich ist.
  4. Formen der Amerikaner: Befeuchten Sie zwei Esslöffel mit Wasser und stechen Sie damit Teighäufchen ab. Setzen Sie diese mit ausreichend Abstand (mindestens 6 cm) auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Die Amerikaner laufen beim Backen auseinander. Streichen Sie die Häufchen mit einem nassen Messer zu runden Formen. Tipp: Sowohl Spritzbeutel als auch Eisportionierer eignen sich aufgrund der Teigfestigkeit weniger gut für eine einfache Dosierung.
  5. Backen: Backen Sie die Amerikaner im vorgeheizten Backofen bei 170°C Ober-/Unterhitze (oder 150°C Umluft) für ca. 15-20 Minuten hellgold. Wenn Sie keinen Umluftofen haben, backen Sie jeweils nur ein Blech bei 180°C Ober-/Unterhitze. Die Amerikaner sind fertig, wenn die Ränder leicht gebräunt sind und der Teig bei leichtem Fingerdruck federnd nachgibt. Wichtig: Öffnen Sie die Ofentür erst am Ende der Backzeit, um den unangenehmen Geruch des austretenden Ammoniaks zu minimieren.
  6. Auskühlen: Lassen Sie die gebackenen Amerikaner auf einem Kuchengitter vollständig abkühlen.
  7. Glasieren: Rühren Sie den Puderzucker mit wenig Zitronensaft oder Wasser zu einem dicken Guss an. Bestreichen Sie die Unterseite der ausgekühlten Amerikaner damit. Schmelzen Sie die Fettglasur (oder Schokolade) und überziehen Sie die Oberseite der Amerikaner damit.
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Haltbarkeit und Genuss

Die DDR-Amerikaner schmecken frisch am besten, behalten aber ihre Qualität problemlos für etwa 5 Tage. Sie sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie traditionelle Rezepte durch kleine Variationen eine ganz neue Dimension erhalten können und laden dazu ein, die kulinarischen Schätze der deutschen Vergangenheit neu zu entdecken.

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