Kryptowährungen: Zwischen “Tinkerbell-Effekt” und neuer Normalität

Bitcoin als eine der größten Kryptowährungen

Der Kryptomarkt, angeführt von Bitcoin und Ethereum, zeigt im Jahr 2023 eine bemerkenswerte Erholung, die selbst traditionelle Anlageklassen in den Schatten stellt. Dieser Aufschwung lässt an den sogenannten “Tinkerbell-Effekt” denken: Je mehr Menschen an etwas glauben, desto wahrscheinlicher wird es. Doch hinter den Kulissen brodelt es, und die Welt der Kryptowährungen navigiert durch eine Phase der Konsolidierung und Regulierung.

Die Achterbahnfahrt der Kryptowährungen

Wie traditionelle Märkte profitierten Kryptowährungen zunächst von einer lockeren Geldpolitik mit niedrigen Zinsen und hoher Liquidität, insbesondere während der Pandemie. Diese Phase schien den Aufstieg zu befeuern, doch die steigende Inflation und straffere Geldpolitik im Jahr 2022 führten zu einem deutlichen Einbruch. Die Marktkapitalisierung fiel von einem Höchststand von 2,9 Billionen US-Dollar im November 2021 auf 880 Milliarden US-Dollar im Dezember 2022. Ein bescheidener Anstieg auf rund 1,1 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 markiert eine moderate Erholung.

“Krypto-Winter” als Katalysator für Veränderung

Die Jahre 2022 und 2023 waren gezeichnet von Insolvenzen und negativen Schlagzeilen, die strukturelle Schwächen im Krypto-Ökosystem offenlegten. Dieser “Krypto-Winter” wird jedoch von Experten auch als notwendiger Schritt betrachtet, um den Sektor näher an den etablierten Finanzsektor heranzuführen. Die US-Börsenaufsicht SEC ging gegen wichtige Akteure vor, während die EU mit der “Markets in Crypto-Assets” (MiCA) Verordnung, die Anfang 2024 in Kraft tritt, einen regulatorischen Rahmen schafft.

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried, den ehemaligen CEO von FTX, deckte im Oktober 2023 die Hintergründe der Insolvenz im November 2022 auf. Die Pleite von FTX offenbarte gravierende Mängel wie unzureichende Reserven, Interessenkonflikte, mangelnde Regulierung und Transparenz sowie unzuverlässige Daten. Die Marktkonzentration nahm zu, wobei Binance als größter Nutznießer hervorging. In einem Bericht aus dem November 2022 wurde FTX als “eine auf Sand gebaute Burg” bezeichnet, und der Liquidator beschrieb eine beispiellose Lücke bei der Unternehmensführung und vertrauenswürdigen Finanzinformationen.

Weiterlesen >>  Berufsunfähigkeit Rentenversicherung: Beitragsbefreiung sichern

Kryptowährungen: Ein fester Bestandteil des Finanzmarktes?

Trotz dieser Turbulenzen argumentieren Analysten, dass Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte Bestand haben werden. Der Wert von Bitcoin und Ethereum schwankt weiterhin stark, beeinflusst durch die öffentliche Wahrnehmung. Die These von Bitcoin als “digitalem Gold” und Inflationsschutz hat sich jedoch relativiert. Zwar stiegen die Preise 2021 mit der Inflation, doch dies war primär auf überschüssige Liquidität zurückzuführen, die auch Tech-Aktien befeuerte. Als die US-Notenbank restriktiver wurde, folgten Kryptowährungen dem Trend nach unten.

Bemerkenswert ist die langfristig sinkende Volatilität von Bitcoin. Die durchschnittliche 90-Tage-Volatilität fiel von 67% im Jahr 2019 auf 40% im Jahr 2023.

Bitcoin als eine der größten KryptowährungenBitcoin als eine der größten Kryptowährungen

Abbildung 1: Bitcoin war das erste erfolgreiche Krypto-Asset und ist das größte

Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Das tägliche Handelsvolumen ist trotz des Hypes begrenzt, und ein Großteil der Bitcoins wird von wenigen Großanlegern, sogenannten “Krypto-Walen”, gehalten. Der Energieverbrauch von Bitcoin-Transaktionen ist enorm und hinterlässt einen größeren E-Waste-Fußabdruck als tausende Visa-Transaktionen, was erhebliche Auswirkungen auf das Klima hat.

Globale Unterschiede und Akzeptanz

Eine Umfrage zeigt, dass Amerikaner dreimal aktiver Kryptowährungen für Einkäufe oder Investitionen nutzen als Europäer. Dennoch sind die größten Hürden für eine breitere Akzeptanz in den USA, der EU und Großbritannien die hohe Risiko- und Volatilitätswahrnehmung sowie das Fehlen einer Regulierung.

El Salvador wurde im September 2021 zum ersten Land, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführte. Obwohl die Regierung Anreize schuf und die Akzeptanz anstieg, ist das Interesse an Bitcoin zwei Jahre später spürbar gesunken, und die Hauptnutzer sind eine kleine, gut ausgebildete, junge und männliche Elite.

Weiterlesen >>  Canada Life Rentenversicherung: Ihr Fakten-Check für sichere Altersvorsorge

Die Welt der Kryptowährungen entwickelt sich rasant weiter. Während der “Tinkerbell-Effekt” kurzfristige Preissteigerungen erklären mag, sind es langfristig die Regulierung, die Bewältigung struktureller Schwächen und die gesellschaftliche Akzeptanz, die über die Zukunft digitaler Assets entscheiden werden. Die Reise ist noch lange nicht zu Ende, und es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieser Sektor im Spannungsfeld zwischen Innovation und Risiko weiterentwickelt.