Neue Ernährungsempfehlungen der DGE: Was sich für Deutschland ändert

Gegenüberstellung der alten und neuen DGE-Regelungen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre langjährigen Ernährungsempfehlungen überarbeitet und präsentiert unter dem Titel „Gut essen und trinken“ eine aktualisierte Leitlinie für eine gesunde und nachhaltige Ernährung in Deutschland. Diese Neuausrichtung, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Entwicklungen basiert, legt einen stärkeren Fokus auf pflanzliche Lebensmittel und berücksichtigt zunehmend auch Umweltaspekte. Erfahren Sie hier, welche wesentlichen Änderungen die neuen Empfehlungen mit sich bringen und wie Sie von diesen profitieren können.

Warum eine Aktualisierung der Ernährungsempfehlungen?

Die DGE hat ihre lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (Food-Based Dietary Guidelines, FBDGs) überarbeitet, um den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Trends Rechnung zu tragen. Die aktualisierten Empfehlungen nutzen ein neu entwickeltes mathematisches Modell, das Verzehrsgewohnheiten, Nährstoffbedarfe sowie Gesundheits- und Umweltaspekte integriert. Ziel ist es, eine ausgewogene und gleichzeitig umweltschonende Ernährung zu fördern, die zur Erreichung wichtiger Klimaziele bis 2030 beiträgt. Die neuen FBDGs ersetzen die bisherigen 10 Regeln der DGE und spiegeln sich im angepassten DGE-Ernährungskreis wider.

Wie oft werden Empfehlungen überarbeitet?

Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der FBDGs ist essenziell, um ihre Aktualität und Relevanz zu gewährleisten. Die DGE empfiehlt eine Überarbeitung etwa alle fünf Jahre, um neue Verzehrsdaten und wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen zu lassen und die Empfehlungen entsprechend anzupassen.

Für wen gelten die neuen Empfehlungen?

Die aktualisierten Ernährungsempfehlungen richten sich primär an gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren mit einem durchschnittlichen Energiebedarf von etwa 2.000 Kilokalorien pro Tag, die eine Mischkost bevorzugen. Sie sind als leicht verständlicher Leitfaden konzipiert, um die Umsetzung im Alltag zu erleichtern und gleichzeitig individuellen Vorlieben Raum zu lassen. Spezifische Empfehlungen für Kinder, ältere Menschen, Schwangere, Stillende sowie für besondere Ernährungsweisen wie vegane Kost sind in der Entwicklung.

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Hauptunterschiede zu bisherigen Empfehlungen

Die Neuerungen zeigen sich insbesondere bei den Lebensmittelgruppen Milchprodukte sowie Fleisch und Wurst.

  • Milch und Milchprodukte: Empfohlen werden nun täglich zwei Portionen (insgesamt 500 Gramm), was einer Portion weniger als zuvor entspricht.
  • Fleisch und Wurst: Der Verzehr wird auf maximal 52 Gramm pro Tag bzw. 300 Gramm pro Woche begrenzt, im Gegensatz zu den früheren 300 bis 600 Gramm pro Woche.
  • Hülsenfrüchte und Nüsse: Diese erhalten eigene Kategorien. Empfohlen werden 125 Gramm Hülsenfrüchte pro Woche und 25 Gramm Nüsse täglich.
  • Obst und Gemüse: Mindestens fünf Portionen pro Tag werden weiterhin empfohlen, jedoch ohne spezifische Vorgaben für den Anteil von Obst und Gemüse.
  • Süße, salzige und fettige Lebensmittel: Der Konsum wird auf maximal 8 Prozent der täglichen Energieaufnahme begrenzt.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Änderungen:

EmpfehlungNeuBisher
GetränkeMindestens 1,5 Liter Wasser/ungesüßter Tee/Tag
Obst und GemüseMindestens 5 Portionen/Tag (500 g)Mindestens 5 Portionen/Tag
Hülsenfrüchte und Nüsse1 Portion Nüsse/Tag (25 g) + mind. 1 Portion Hülsenfrüchte/Woche (125 g)Teil der Gruppen Obst & Gemüse
VollkornMindestens 5 Portionen Getreide/Tag (300 g)
Pflanzliche Öle1 Portion/Tag (10 g)
Milch und Milchprodukte2 Portionen/Tag (500 g Milch)3 Portionen/Tag (700 g Milch)
Fisch1–2 Portionen/Woche (180 g)
Fleisch und WurstBis zu 300 g/WocheBis zu 300–600 g/Woche
Süßes, Salziges, FettigesMax. 8 EnergieprozentKeine Aussage

Gegenüberstellung der alten und neuen DGE-RegelungenGegenüberstellung der alten und neuen DGE-Regelungen

Der neue DGE-Ernährungskreis

Der DGE-Ernährungskreis wurde ebenfalls aktualisiert, um eine ausgewogene und ökologisch nachhaltige Ernährung zu visualisieren. Die Größe der Lebensmittelgruppen spiegelt ihren empfohlenen Anteil an der Gesamternährung wider.

DGE-ErnährungskreisDGE-Ernährungskreis*Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn, Stand 2024*

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Die Getränke bilden die größte Gruppe, wobei Wasser und ungesüßter Tee (1,5 Liter/Tag) bevorzugt werden sollten. Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Getreide und Kartoffeln bilden die Basis einer gesunden Ernährung. Pflanzliche Öle werden bei der Fettzufuhr empfohlen. Milchprodukte sowie Fleisch, Wurst, Fisch und Eier sollten den Speiseplan in kleineren Portionen ergänzen, wobei eine ausgewogene Ernährung zu etwa 75 Prozent aus pflanzlichen und 25 Prozent aus tierischen Lebensmitteln bestehen sollte. Auch für Vegetarier sind die Empfehlungen geeignet, wobei bei pflanzlichen Alternativen auf eine ausreichende Zufuhr von Calcium, Vitamin B2 und Jod geachtet werden sollte.

Umgang mit “Extras” und Alkohol

Lebensmittel wie Süßigkeiten, Chips und zuckerhaltige Getränke sind im Ernährungskreis bewusst nicht abgebildet, da sie zwar kalorienreich sind, aber wenige essenzielle Nährstoffe liefern. Bei einer ausgewogenen Gesamternährung ist gelegentlicher Genuss in Maßen möglich. Von alkoholischen Getränken rät die DGE ausdrücklich ab, da bereits kleine Mengen gesundheitliche Risiken bergen.

Datengrundlage der neuen Empfehlungen

Die Aktualisierung basiert auf einem mathematischen Optimierungsmodell, das Gesundheitsaspekte, Umweltfaktoren (Treibhausgasemissionen, Landnutzung) und übliche Konsumgewohnheiten in Deutschland berücksichtigt. Ziel ist es, den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken, ernährungsbedingte Krankheiten zu reduzieren und zur Begrenzung der Erderwärmung beizutragen. Als Datenquellen dienen unter anderem die Nationale Verzehrsstudie II, der Bundeslebensmittelschlüssel und Ökobilanzdaten.

Unterschied zur Planetary Health Diet

Während die Planetary Health Diet (PHD) eine globale Richtlinie für eine nachhaltige Ernährung darstellt, sind die neuen DGE-Empfehlungen speziell auf Deutschland zugeschnitten. Die PHD gilt weltweit für alle ab 2 Jahren, die FBDGs für gesunde Erwachsene (18-65 Jahre) in Deutschland. Zudem ist die PHD auf das Jahr 2050 ausgelegt, die FBDGs auf 2030, und die PHD geht von einem höheren Energiebedarf (2500 kcal) aus als die FBDGs (2000 kcal).

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Text: Dr. Tamara Stelzl