Diem Kryptowährung vor dem Aus: Das Ende einer großen Vision für Meta?

Einst unter dem Namen Libra mit großem öffentlichen Aufsehen angekündigt und von Mark Zuckerberg initiiert, steht die Facebook-Kryptowährung, die mittlerweile als Diem Kryptowährung bekannt ist, nun offenbar vor dem endgültigen Scheitern. Nachdem es in den letzten Monaten immer stiller um die Entwicklungen von Metas digitaler Währung wurde, zeichnet sich nun der Verkauf der verbliebenen Vermögenswerte ab. Das Konsortium hinter Diem scheint das Projekt aufgeben zu wollen – die Gründe hierfür sind vielschichtig und gehen über die bekannten Bedenken der staatlichen Regulierungsbehörden hinaus.

Als das Libra-Projekt an den Start ging, beteiligten sich gut zwei Dutzend namhafte Unternehmen aus den Bereichen Payment, E-Commerce und digitale Dienstleistungen. Größen wie Mastercard und Visa, Ebay und Uber, sowie Krypto-Pioniere wie Coinbase, Paypal und Stripe waren Teil dieser Allianz. Während einige Akteure im Laufe der Zeit hinzukamen, verloren andere das Interesse und zogen sich aus dem ehrgeizigen Vorhaben zurück. Das ursprüngliche Ziel war es, eine Stablecoin-Kryptowährung zu etablieren, die den digitalen Handel erheblich vereinfachen und insbesondere Schwellenländern einen leichteren Zugang zu digitalen Zahlungsmethoden ermöglichen sollte. Im Laufe der Zeit wurde das Konzept der Facebook-Coins mehrfach angepasst. Zunächst war eine Kopplung an einen Warenkorb verschiedener Fiat-Währungen geplant, später entwickelte man Varianten, die sich jeweils an eine spezifische Leitwährung orientieren sollten – zuletzt wurde von einer ausschließlich Dollar-orientierten Version gesprochen. Jüngst wurde Silvergate Capital für die Ausgabe und Verwaltung der Währung gewonnen, ein Schritt, der Berichten zufolge jedoch auf den Widerstand der US-amerikanischen Zentralbank stieß und die Probleme weiter verschärfte.

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Politische Bedenken und schwindendes Vertrauen als Fallstricke für Diem

Grafik der Mitglieder der Diem Association im Mai 2021, die das Kryptowährungsprojekt Diem unterstützten.

Nach diesem letzten Hindernis scheint nun endgültig klar, dass das 2019 aus der Taufe gehobene Projekt der Diem Kryptowährung nicht realisiert werden wird. Die Hauptschuld daran tragen Berichten zufolge die anhaltenden und tiefgreifenden Bedenken sowie die restriktiven Ankündigungen der Regulierungsbehörden weltweit. Diese machten es extrem schwierig, ein Konstrukt zu entwickeln, das den strengen und oft divergierenden Ansprüchen aller staatlichen Aufsichtsinstanzen gerecht werden konnte. Dem Konsortium gelang es nicht, das notwendige Vertrauen der Politik zu gewinnen. Erschwerend kam hinzu, dass die zahlreichen Skandale, mit denen Facebook in den letzten Jahren konfrontiert war, maßgeblich dazu beitrugen, dass immer mehr Partnerunternehmen aus dem Projekt ausschieden, aus Sorge um ihren eigenen Ruf und die Einhaltung regulatorischer Standards.

Im vergangenen Jahr verließ David Marcus, der als Ideengeber und prägende Figur des Diem-Projekts galt, das Unternehmen. Doch auch Mark Zuckerberg, der anfänglich eine treibende Kraft hinter dem Aufbau dieser digitalen Währung war, scheint das Interesse teilweise verloren zu haben. Er verfolgt mit dem Metaversum (Metaverse) offenbar deutlich größere Ziele und möchte eine neuartige, immersive Internetwelt mit gänzlich anderen digitalen Erfahrungen schaffen. Ironischerweise hätten viele Beobachter eine eigene, stabile Diem Kryptowährung als ideales Zahlungsmittel und Wertspeicher in einem solchen Metaversum gesehen, um die digitale Wirtschaft dort zu befeuern. Die strategische Neuausrichtung von Meta unterstreicht, wie sich Prioritäten verschieben und selbst vielversprechende Projekte an Bedeutung verlieren können.

Das Scheitern von Diem als Lernkurve für digitale Währungen

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, befinden sich die Eigentümer des Diem-Projekts in Verhandlungen mit Investmentbankern. Ziel ist es, die verbliebenen Reste des Projekts – darunter wertvolle Innovationen und geistiges Eigentum, die im Laufe der Entwicklung entstanden sind – möglichst gewinnbringend zu veräußern. Meta hält dabei einen Anteil von zwei Dritteln, während die verbleibenden Mitglieder des Konsortiums ein Drittel der Anteile besitzen. Ob die engagierten Entwickler im Rahmen eines solchen Verkaufs weiterhin im Projekt oder an ähnlichen Initiativen beteiligt bleiben können, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar und hängt von den Konditionen eines potenziellen Käufers ab.

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All diese Entwicklungen kommentiert die Diem Association nicht konkret. Allerdings kritisierte Michael Crittenden, ein Sprecher der Diem Association, gegenüber US-amerikanischen Onlinemedien, dass die Darstellung von Bloomberg faktische Fehler enthalte. Ein echtes Dementi sieht jedoch anders aus. Klar scheint, dass die ambitionierte Idee einer eigenständigen Diem Kryptowährung in der ursprünglich geplanten Form nicht realisiert werden wird. Es bleibt ebenfalls ungewiss, ob die dazugehörige Wallet, die eine einfache Nutzung ermöglichen sollte, ebenfalls eingestellt wird. Obwohl die intensive Diskussion um Diem – oder besser Libra – das Thema Kryptowährungen sowohl im Mainstream als auch in der Politik deutlich populärer gemacht und das Bewusstsein für digitale Währungen geschärft hat, dient dieses Beispiel in vielerlei Hinsicht als Fallstudie dafür, wie die Schaffung einer globalen digitalen Währung, insbesondere unter starkem regulatorischen und politischem Druck, scheitern kann. Es verdeutlicht die immensen Herausforderungen, wenn Technologie auf etablierte Finanzsysteme und staatliche Souveränität trifft.

Das Scheitern der Diem Kryptowährung ist somit mehr als nur das Ende eines Projekts; es ist ein Lehrstück über die Komplexität der Einführung privater Digitalwährungen in einer streng regulierten Welt. Die Erfahrungen mit Diem werden zweifellos zukünftige Projekte und die regulatorische Landschaft für digitale Assets maßgeblich beeinflussen.