Der Dobermann, eine Rasse, die für ihre Eleganz und Wachsamkeit bekannt ist, fasziniert viele Hundeliebhaber. Doch seit Jahrzehnten wird seine natürliche Erscheinung durch das Kupieren von Ohren und Rute kontrovers diskutiert. Obwohl das Kupieren von Körperteilen bei Tieren in Deutschland gesetzlich verboten ist, sieht man immer wieder Dobermänner mit den markanten stehenden Ohren und kurz kupierter Rute. Dies wirft Fragen auf bezüglich der Gesetzeslage, des Tierschutzes und der ethischen Verantwortung von Haltern und Züchtern. Das Verbot zielt darauf ab, unnötiges Leid zu verhindern, doch die Praxis wird durch Schlupflöcher, insbesondere den “Kupiertourismus”, weiterhin umgangen. Eine Züchterin, die kupierte Dobermänner zum Verkauf anbot, sah sich daher einer Strafanzeige des Deutschen Tierschutzbundes gegenüber.
Dobermann mit natürlichen Schlappohren und kupierter Rute als Beispiel für Kupierverbot und Tierschutzproblematik
Das Kupierverbot in Deutschland: Eine Frage des Tierschutzes
Seit über 20 Jahren ist das Kupieren von Körperteilen wie Ohren und Ruten von Tieren in Deutschland durch das Tierschutzgesetz untersagt. Dieses Verbot dient dem Schutz der Tiere vor Schmerzen, Leiden und Schäden, die ohne vernünftigen Grund zugefügt werden. Der Gesetzgeber erkennt an, dass das Entfernen von Ohren- oder Rutenabschnitten für die Tiere eine erhebliche Belastung darstellt. Während der Eingriff selbst schmerzhaft ist, hält der sogenannte Amputationsschmerz auch noch Wochen nach der Operation an. Wer bewusst diese Schmerzen herbeiführt, verstößt nicht nur gegen das Tierschutzgesetz, sondern nimmt auch das Leid der Tiere billigend in Kauf.
Der grausame Prozess: Was beim Kupieren von Dobermann Ohren geschieht
Die Prozedur des Kupierens ist brutal und mit großen Schmerzen verbunden. Um die natürlichen Schlappohren des Dobermanns in die gewünschte Stehohrform zu bringen, wird eine Schablone angelegt. Anschließend werden die überstehenden Teile mit einem Skalpell abgeschnitten, sodass nur etwa ein Drittel des Ohres erhalten bleibt. Dabei werden zahlreiche Adern und Nervenstränge durchtrennt, was zu massiven Schmerzen und Blutverlust führt. Ähnlich verhält es sich mit der Rute, die oft auf wenige Zentimeter gekürzt wird. Hierbei wird die Haut zirkulär eingeschnitten, zurückgezogen und die Rute zwischen zwei Wirbeln durchtrennt. Behauptungen, unkupierte Dobermänner neigten verstärkt zu Ohrentzündungen, sind tiermedizinisch nicht belegt und dienen lediglich als Schutzbehauptung zur Rechtfertigung dieser grausamen Praxis.
Mehr als nur Ästhetik: Die psychischen Folgen kupierter Ohren und Ruten
Die Auswirkungen des Kupierens gehen weit über den physischen Schmerz hinaus. Ohren und Rute sind für Hunde essenzielle Kommunikationsmittel. Sie nutzen diese, um ihre Stimmung, Absichten und ihr Befinden auszudrücken. Untersuchungen zeigen, dass Hunde, denen diese Signalelemente fehlen, in ihrem Ausdrucksverhalten stark eingeschränkt sind. Das Fehlen von Ohren- und Rutenbewegungen kann zu Missverständnissen in der Kommunikation mit Artgenossen und auch mit Menschen führen. Ein Dobermann mit kupierten Ohren und Rute mag für manche ästhetisch ansprechender wirken oder ein aggressiveres Bild vermitteln, doch dies geschieht auf Kosten seines natürlichen Ausdrucks und Wohlbefindens. Es beeinträchtigt seine Fähigkeit, sozial zu interagieren und kann zu Verhaltensproblemen führen.
Kupiertourismus: Eine Lücke im Gesetz?
Trotz des strikten Kupierverbots in Deutschland wird die Regelung oft umgangen. Züchter und Halter lassen die Eingriffe stattdessen im Ausland vornehmen, häufig in osteuropäischen Ländern, aber auch in Italien, Frankreich oder Belgien, wo das Kupieren unter bestimmten Umständen noch erlaubt ist oder weniger streng geahndet wird. Dies wird als “Kupiertourismus” bezeichnet. Der Deutsche Tierschutzbund argumentiert jedoch, dass auch nach der Operation, insbesondere während des Rücktransports nach Deutschland, die Tiere weiterhin unter erheblichen Schmerzen leiden. Da laut Tierschutzgesetz kein Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen zugefügt werden dürfen, können Züchter, die kupierte Tiere nach Deutschland zurückbringen, wegen Tierquälerei belangt werden. Gerichte haben in der Vergangenheit bereits in solchen Fällen Züchter verurteilt, da das Leiden der Tiere auch nach dem Eingriff und beim Transport als relevantes Kriterium gilt.
Ethische Aspekte und die Verantwortung des Halters
Die Frage der kupierten Dobermann Ohren ist nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine zutiefst ethische. Es geht darum, ob der Mensch das Recht hat, aus rein ästhetischen Gründen oder aufgrund überholter Rasseideale in die körperliche Unversehrtheit eines Lebewesens einzugreifen und ihm Schmerz zuzufügen. Der Trend geht heute klar zu natürlichen Erscheinungsformen, und viele Rassezuchtvereine in Deutschland fördern Dobermänner mit unkupierten Ohren und Ruten. Als verantwortungsvolle Hundehalter sollten wir das Wohl unserer Tiere an erste Stelle setzen und uns für ihre Gesundheit und ihr Glück einsetzen, anstatt sich an schädlichen Traditionen zu orientieren. Die Wahl eines seriösen Züchters, der sich den ethischen Grundsätzen des Tierschutzes verpflichtet fühlt und nur unkupierte Tiere züchtet, ist dabei entscheidend.
Fazit: Für einen Dobermann mit natürlichen Ohren
Das Kupieren von Dobermann Ohren und Ruten ist eine überholte und grausame Praxis, die in Deutschland zu Recht verboten ist. Die damit verbundenen Schmerzen, die Einschränkung des Ausdrucksverhaltens und die ethischen Bedenken sprechen klar gegen diesen Eingriff. Auch wenn der Besitz kupierter Hunde legal ist, so ist es die Amputation selbst nicht, und der “Kupiertourismus” stellt eine problematische Umgehung des Tierschutzgesetzes dar. Wir appellieren an alle Liebhaber des Dobermanns und Hundefreunde, sich für das Wohl der Tiere einzusetzen, auf natürliche Dobermänner zu achten und sich bewusst gegen jede Form von Tierleid auszusprechen. Informieren Sie sich umfassend und wählen Sie Züchter, die Wert auf die Gesundheit und das natürliche Aussehen ihrer Tiere legen. Unterstützen Sie den Tierschutz, indem Sie sich für einen Dobermann entscheiden, der seine natürlichen Ohren stolz trägt.