DSAG Investitionsreport 2022: IT-Investitionen ziehen an, Skepsis bei RISE

Entwicklung der IT- und SAP-Budgets im DACH-Raum laut DSAG Investitionsreport 2022

Walldorf, Deutschland, 24.03.2022 – Die Auswirkungen der Coronakrise scheinen nachzulassen, und das Vertrauen sowie die Investitionsbudgets für IT und SAP nehmen wieder zu. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des DSAG Investitionsreports 2022 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Der Bericht zeigt zudem, dass das Wissen über RISE with SAP noch ausbaufähig ist: Obwohl 60 Prozent der Befragten davon gehört haben, sind sie mit dem Produkt noch nicht vertraut. Bei den SAP Cloud-Lösungen ist die Akzeptanz von SuccessFactors ausgeprägt, und Analysefunktionen für Business Technology Platforms erzielen hohe Werte. Bei den übergeordneten IT-Themen führt Cybersicherheit, gefolgt von Prozessautomatisierung und digitaler Kompetenz sowie Nachhaltigkeit.

Entwicklung der IT- und SAP-Budgets im DACH-Raum laut DSAG Investitionsreport 2022Entwicklung der IT- und SAP-Budgets im DACH-Raum laut DSAG Investitionsreport 2022

IT- und SAP-Budgets im Aufwind: Das Ende der Zurückhaltung

Die Ära der Vorsicht bei IT-Investitionen scheint vorbei zu sein. Bei 59 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) steigt das IT-Gesamtbudget, verglichen mit nur 39 Prozent im Vorjahr. Bei 29 Prozent der Unternehmen bleibt es statisch (2021: 37 Prozent), und bei 5 Prozent sinkt es (2021: 18 Prozent). Hinsichtlich der SAP-Investitionen zeigt sich, dass bei 57 Prozent der befragten Unternehmen das Budget steigt (2021: 43 Prozent), bei 32 Prozent stagniert es (2021: 35 Prozent), und bei 7 Prozent sinkt es (2021: 18 Prozent). „Diese Werte belegen, dass die Folgen der Corona-Pandemie 2022 überwunden werden dürften oder zumindest einen Großteil ihrer Wirkung verlieren. Der Investitionsstau der letzten zwei Jahre scheint sich aufzulösen. Bereiche, die 2021 noch stark zurückhaltend waren, werden durch neue Projekte und/oder Transformationsbedarf an Dynamik gewinnen. Dies zeigen sowohl die Ergebnisse zum IT-Gesamtbudget als auch zum SAP-Budget“, so Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender.

Nutzung von SAP ERP-Lösungen und S/4HANA in Unternehmen der DACH-RegionNutzung von SAP ERP-Lösungen und S/4HANA in Unternehmen der DACH-Region

Ermutigende Signale für S/4HANA

Auf die Frage, welche SAP ERP-Lösungen die Unternehmen bzw. Organisationen aktuell nutzen, erreichen SAP ERP und/oder SAP Business Suite 75 Prozent, gefolgt von S/4HANA On-Premise mit 32 Prozent. S/4HANA Cloud spielt eine vergleichsweise geringere Rolle: Nur 6 Prozent der Befragten nutzen S/4HANA als Private Cloud-Lösung und 2 Prozent als Public Cloud-Lösung. Zum Vergleich: Im DSAG Investitionsreport 2021 gaben 14 Prozent der Befragten an, S/4HANA bereits zu nutzen. In einer gemeinsamen Umfrage von DSAG und der amerikanischen SAP User Group (ASUG) Mitte 2021 waren es 24 Prozent. Die Nutzung hat sich demnach erhöht. „Interessant am Ergebnis des diesjährigen Investitionsreports zu S/4HANA ist, dass fast die Hälfte der S/4HANA-On-Premise-Nutzer auch angaben, SAP ERP und/oder SAP Business Suite zu verwenden. Dies könnte darauf hindeuten, dass einige Unternehmen aufgrund der Komplexität des Übergangs ihr früheres System noch eine Weile parallel betreiben, bevor sie die Transformation vollständig abschließen“, sagt Jens Hungershausen.

Investitionspläne für SAP ERP-Lösungen und S/4HANA im Jahr 2022Investitionspläne für SAP ERP-Lösungen und S/4HANA im Jahr 2022

Investitionen in SAP ERP-Lösungen: S/4HANA mit verhaltener Entwicklung

Zur Relevanz der Business Suite für SAP-Investitionen im Jahr 2022 planen 6 Prozent der Unternehmen große Investitionen (2021: 3 Prozent) und 18 Prozent mittlere Investitionen (2021: 22 Prozent). Im Fall von S/4HANA sind große Investitionen für 26 Prozent relevant (2021: 25 Prozent) und mittlere Investitionen für 24 Prozent (2021: 31 Prozent). „Die Vorsicht um S/4HANA ist etwas überraschend. Ich hätte erwartet, dass die S/4HANA-Transformationsaktivitäten in diesem Jahr zunehmen würden. RISE with SAP kann den nötigen Anreiz offensichtlich noch nicht bieten. Als DSAG wird es daher unsere Aufgabe sein, unsere Mitglieder bei der Transformation noch stärker zu unterstützen und Hilfestellung zu leisten“, resümiert Jens Hungershausen. Die Anwendergruppe hat deshalb in diesem Jahr bereits drei S/4HANA-Fokusgruppen eingerichtet, die sich gezielt mit den drei Phasen der Transformation befassen.

Cloud-Lösungen im Fokus: SuccessFactors klar in Führung

Ein Blick auf SAP Cloud-Lösungen und deren Relevanz für Investitionen im Jahr 2022 zeigt, dass SuccessFactors mit großen und mittleren Investitionen von 21 Prozent (2021: 15 Prozent) klar in Führung liegt, gefolgt von SAP Customer Experience (CX) und Ariba mit jeweils 9 Prozent (2021: jeweils 8 Prozent). Concur und SAP Integrated Business Planning liegen bei jeweils 6 Prozent. Industry Cloud und Qualtrics sind für die Befragten im Jahr 2022 ebenfalls relevant. „Es überrascht nicht, dass SuccessFactors diese Rangliste anführt. Tatsächlich könnte seine Zustimmung weiter steigen. Die kürzlich von SAP exklusiv für den öffentlichen Sektor angekündigten Cloud-Standorte sollten bald zusätzliche Dynamik schaffen. Diese Entwicklung ist unter anderem auf das ständige Engagement der DSAG für den öffentlichen Sektor zurückzuführen“, erklärt Jens Hungershausen.

Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG, zum Investitionsreport 2022Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG, zum Investitionsreport 2022

Business Technology Platform: Analyse- und Datenlösungen dominieren

Die Relevanz von SAP Customer Experience (CX) ist seit dem Investitionsreport 2021 relativ unverändert. 9 Prozent (2021: 8 Prozent) planen mittlere und große Investitionen. Die diesjährige Umfrage umfasste auch spezifische CX-Lösungen, die voraussichtlich Investitionen anziehen werden. Unter den Befragten, die Investitionen in diesem Bereich planen, führen SAP Commerce-Lösungen wie SAP Commerce Cloud mit 37 Prozent. Es folgen SAP Sales-Lösungen wie SAP Sales Cloud mit 27 Prozent und SAP Service-Lösungen wie SAP Service Cloud mit 17 Prozent.

Im Bereich der Business Technology Platforms planen 20 Prozent der Befragten große und mittlere Investitionen für Analyselösungen, dicht gefolgt von Datenbank- und Datenmanagementlösungen mit 19 Prozent. Die restlichen Plätze belegen Integration und Erweiterung/Anwendungsentwicklung (11 Prozent) sowie intelligente Technologien (4 Prozent). Der DSAG-Vorsitzende ist besonders von den Ergebnissen für Analyselösungen überrascht: „Ich hätte erwartet, dass mehr Unternehmen größere Investitionen in diesem Bereich planen. Es ist wichtig, Projekte sowie den eigenen Status quo im Markt und in der Kommunikation zu analysieren, um einen integrierten Ansatz zur Steuerung der Unternehmensprozesse zu verfolgen. Gerade jetzt, da die schwierigen Coronajahre hinter uns liegen, wäre es logisch gewesen, dass Echtzeitanalysen, Prognosen und Planungen auch in Zukunft einen größeren Stellenwert erhalten.“

Bekanntheitsgrad von RISE mit SAP bei DSAG-Mitgliedsunternehmen 2022Bekanntheitsgrad von RISE mit SAP bei DSAG-Mitgliedsunternehmen 2022

RISE mit SAP: Bekannt, aber noch nicht verstanden

Ein weiteres wichtiges Thema der Umfrage war RISE with SAP, das „Business Transformation as a Service“-Produkt, das auf SAP S/4HANA Cloud basiert. 11 Prozent geben an, noch nie von RISE gehört zu haben (DSAG-ASUG-Umfrage 2021: 10 Prozent). 60 Prozent haben bereits davon gehört (DSAG-ASUG-Umfrage 2021: 56 Prozent), sind aber noch nicht damit vertraut. 21 Prozent geben an, einigermaßen mit RISE vertraut zu sein (DSAG-ASUG-Umfrage 2021: 27 Prozent). Diese Ergebnisse zeigen, dass es in diesem Bereich seit letztem Jahr keine signifikante Bewegung gegeben hat.

Bereitschaft zur Nutzung von RISE mit SAP unter DSAG-MitgliedernBereitschaft zur Nutzung von RISE mit SAP unter DSAG-MitgliedernDie Skepsis unter den DSAG-Mitgliedern ist nach wie vor groß. Die Werte für die Frage nach der Nutzung von RISE with SAP sind entsprechend hoch: 57 Prozent der Teilnehmer geben an, RISE mit SAP als äußerst unwahrscheinlich oder eher unwahrscheinlich in Betracht zu ziehen. 21 Prozent sind in dieser Hinsicht neutral. „Transformationen sind fluide, flexible Prozesse, die in Unternehmen auf IT-Systeme mit unterschiedlichsten Releaseständen und Konfigurationsniveaus treffen. Dies erfordert deutlich mehr Klarheit und ein ganzheitliches Verständnis der individuellen Unternehmensumstände seitens SAP. Business Transformation auf Augenhöhe muss das Ziel sein, statt Business Transformation as a Service“, resümiert Jens Hungershausen.

Übergeordnete IT-Themen: Cybersicherheit an erster Stelle

Neben reinen SAP-Themen konzentrierte sich die Umfrage auch auf die Relevanz übergeordneter Fragen für die Investitionsplanung. Die Cybersicherheit ist mit 78 Prozent hoher bis mittlerer Relevanz der klare Spitzenreiter, gefolgt von Prozessautomatisierung mit 66 Prozent sowie digitaler Kompetenz und Remote Work mit 55 Prozent. Nachhaltigkeit spielt für 48 Prozent der Befragten eine Rolle.

„Die enorme Bedeutung der Cybersicherheit für Unternehmen überrascht nicht.“ Jens Hungershausen ist überzeugt, dass „SAP die Cloud-Sicherheit mit klaren Konzepten für alle Lösungen sowie praktischen Lösungen und Standards für Kunden, über das gesamte Portfolio hinweg, viel stärker unterstützen muss.“ Die Forderung der DSAG ist klar: Es werden hochwertige Software- und Cloud-Lösungen benötigt, die den erhöhten Betriebs- und Sicherheitsanforderungen gerecht werden und gleichzeitig ein funktionales Äquivalent zu früheren On-Premise-Lösungen bieten.

Die DSAG engagiert sich auch aktiv im Bereich Nachhaltigkeit. So bietet beispielsweise ein Nachhaltigkeitsforum Unterstützung bei der Umsetzung der Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes in SAP-Systemen. „Die DSAG setzt sich dafür ein, den dringend benötigten Praxisnutzen der Gesetzgebung zu liefern und steht diesbezüglich im konstruktiven Dialog mit SAP“, so Jens Hungershausen.

Was Investitionen in innovative Technologien betrifft, so gleicht das Bild dem des Vorjahres. Data Intelligence/Big Data hat für 35 Prozent der befragten Unternehmen (2021: 43 Prozent) oberste Priorität für 2022. Es folgen Cloud Computing mit 24 Prozent (2021: 26 Prozent) und Robotic Process Automation (RPA) mit 15 Prozent (2021: 20 Prozent). Dieses Ergebnis kann auch als Folge des Investitionsstaus während der Coronajahre betrachtet werden.

Fazit

Die Vorsicht der letzten zwei Jahre weicht einem optimistischen Ausblick, der sich in einer zunehmenden Investitionsbereitschaft sowohl in der IT im Allgemeinen als auch bei SAP im Besonderen zeigt. Bei den aktuell genutzten Lösungen haben SAP ERP und Business Suite noch immer einen erheblichen Vorsprung gegenüber S/4HANA, wobei letzteres ein vorsichtig positives Wachstum erfährt. Hinsichtlich der Investitionsbereitschaft priorisieren heute etwa doppelt so viele Unternehmen S/4HANA im Vergleich zu SAP ERP und Business Suite. RISE with SAP stagniert mehr oder weniger in Bezug auf die Akzeptanz unter den DSAG-Mitgliedern. Das nicht-SAP-Thema Cybersicherheit spielt bei den Umfrageteilnehmern eine noch größere Rolle. Die Ergebnisse des DSAG Investitionsreport 2022 unterstreichen die Notwendigkeit für SAP, klare Strategien für Cloud-Sicherheit und eine bessere Verständigung bezüglich der Transformation zu entwickeln, um das Vertrauen der Anwender weiter zu stärken.

Anhang: Zum Umfang der Umfrage

Im Zeitraum vom 27. Januar 2022 bis zum 21. Februar 2022 nahmen 198 Personen an der Umfrage teil. Pro Mitgliedsunternehmen wurde nur eine Person befragt. Dies waren CIOs, Leiter von CC oder Account Manager ausschließlich aus Anwenderunternehmen. Bei den Branchen dominierten Maschinenbau, Werkzeugbau und Komponentenbau mit 16 Prozent, gefolgt vom Gesundheitswesen mit 10 Prozent und dann dem öffentlichen Sektor sowie der chemischen Industrie mit jeweils 8 Prozent. Der Versorgungssektor machte 7 Prozent der Teilnehmer aus. 43 Prozent der Unternehmen beschäftigen 500 bis 2.499 Mitarbeiter. 76 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 9 Prozent in Österreich und 12 Prozent in der Schweiz.

Anhang: Weitere Informationen

  • DSAG Pressemitteilung: DSAG Investitionsreport 2022