Durchblutungsstörungen gehören zu den weit verbreiteten Gesundheitsproblemen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Insbesondere die Beine sind häufig betroffen, und viele Menschen suchen nach Wegen, die Symptome zu lindern und die Durchblutung auf natürliche Weise zu fördern. Dieser Artikel taucht tief in das Thema ein und beleuchtet neben den medizinischen Grundlagen auch eine Vielzahl bewährter Hausmittel und Lebensstiländerungen, die bei Durchblutungsstörungen in den Beinen helfen können. Unser Ziel ist es, Ihnen umfassende und vertrauenswürdige Informationen zu liefern, damit Sie aktiv zu Ihrem Wohlbefinden beitragen können – immer mit dem Hinweis, dass eine ärztliche Abklärung unerlässlich ist.
Was sind Durchblutungsstörungen und warum sind die Beine oft betroffen?
Eine Durchblutungsstörung, medizinisch auch als Ischämie bezeichnet, tritt auf, wenn der Blutfluss in den Gefäßen behindert ist. Dies kann akut geschehen oder sich schleichend über einen längeren Zeitraum entwickeln. Die Folgen sind eine unzureichende Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie ein gestörter Abtransport von Stoffwechselprodukten. Typische Symptome sind blasse Haut, Kribbeln und Schmerzen bei Belastung. Besonders ältere Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sind anfälliger, da Verkalkungen und Blutgerinnsel die Arterien verengen oder sogar verschließen können.
Übersicht des menschlichen Blutkreislaufs und der Gefäße
Grundlagen von Durchblutungsstörungen
Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen:
- Arterielle Verschlusskrankheiten betreffen die Arterien, also die Blutgefäße, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen weg in den Körper transportieren. Man spricht hier von akuten oder chronischen Formen.
- Venöse Verschlusskrankheiten hingegen beeinträchtigen die Venen, die das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen führen. Hier treten häufig Blutgerinnsel (Thrombosen) auf, die die Gefäße verschließen können und das Risiko für schwerwiegende Ereignisse wie einen Schlaganfall (Durchblutungsstörung im Gehirn) erhöhen.
Die Behandlung kann je nach Art und Schwere der Störung variieren, von der Entfernung von Blutgerinnseln (mechanisch oder medikamentös mittels Lysetherapie) bis hin zu gefäßerweiternden Maßnahmen wie der Gefäßdilatation mit einem Ballonkatheter.
PAVK – Die Volkskrankheit der Beine
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) ist die häufigste Form einer Durchblutungsstörung, die die Beine betrifft. Dabei kommt es zu einer Verengung oder einem Verschluss der arteriellen Gefäße, meist hervorgerufen durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Dadurch erhalten Organe oder Extremitäten, insbesondere die Beine, nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe. Auch der Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten wie Kohlendioxid ist gestört.
Typische Anzeichen einer PAVK sind Schmerzen in den Beinen, die sich zunächst bei Belastung (z.B. beim Gehen) zeigen und als “Schaufensterkrankheit” bekannt sind, da Betroffene aufgrund der Schmerzen immer wieder stehen bleiben müssen. Der Puls an den betroffenen Extremitäten kann schwer tastbar oder gar nicht vorhanden sein. Weitere Hinweise liefern Veränderungen der Hautfarbe und -temperatur sowie schlecht heilende Wunden an den Beinen und Füßen. In fortgeschrittenen Stadien können Schmerzen auch in Ruhe auftreten und im schlimmsten Fall zum Absterben von Gewebe führen.
Die PAVK ist eine weit verbreitete Erkrankung: Sie betrifft etwa 3 bis 10 von 100 Menschen, wobei die Häufigkeit in der Altersgruppe ab 70 Jahren auf 15 bis 20 von 100 Personen ansteigt.
Detailansicht des Blutkreislaufs in den Beinen, zeigt typische Problemzonen bei Durchblutungsstörung
Durchblutungsstörungen in den Händen: Ein kurzer Exkurs
Obwohl unser Hauptfokus auf den Beinen liegt, ist es wichtig zu wissen, dass Durchblutungsstörungen auch andere Körperteile betreffen können. Kalte oder blasse Hände sowie kribbelnde oder einschlafende Finger können auf eine gestörte Durchblutung hindeuten. Ein bekanntes Phänomen ist das Raynaud-Syndrom, oft auch als Weißfingerkrankheit bezeichnet. Hierbei kommt es zu krampfartigen Verengungen der Blutgefäße in Fingern oder Zehen, oft ausgelöst durch Kälte, Stress oder hormonelle Schwankungen. Auch Arteriosklerose, akute Gefäßverschlüsse oder Thrombosen können die Hände betreffen. Die Identifizierung und Behandlung der genauen Ursache, wie beispielsweise das Rauchen, das ein hohes Risiko für Herzinfarkte darstellt, ist hier entscheidend. Medikamente wie Alpha-Rezeptorenblocker können in einigen Fällen Linderung verschaffen.
Nahaufnahme von Handadern und -venen, die auf Durchblutungsstörungen in den Händen hinweisen
Häufige Symptome einer Bein-Durchblutungsstörung
Die Symptome von Durchblutungsstörungen in den Beinen sind vielfältig und sollten ernst genommen werden. Zu den am häufigsten auftretenden Anzeichen zählen:
- Schmerzen in den Beinen: Besonders bei Belastung (Gehen) oder in fortgeschrittenen Fällen auch in Ruhe.
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln: Die betroffenen Beine können sich “einschlafen” anfühlen.
- Kältegefühl: Füße und Beine fühlen sich permanent kalt an, auch in warmer Umgebung.
- Blasse oder verfärbte Haut: Die Haut an den Beinen kann blass, bläulich oder sogar rötlich-bräunlich erscheinen.
- Schlechte Wundheilung: Kleinere Verletzungen oder Wunden an den Beinen heilen nur sehr langsam oder gar nicht ab.
- Fehlender oder schwacher Puls: An den Fuß- oder Kniekehlen ist der Puls schwer oder gar nicht tastbar.
- Besenreiser oder Krampfadern: Diese erweiterten oberflächlichen Venen können auf eine venöse Schwäche hindeuten.
- Müde, schwere oder geschwollene Beine und Füße: Besonders am Abend nach langem Stehen oder Sitzen.
Ursachen von Durchblutungsstörungen: Ein Überblick
Die Ursachen für Durchblutungsstörungen, insbesondere in den Beinen, sind vielfältig. Arteriosklerose (Arterienverkalkung) ist die häufigste Ursache für die PAVK und wird durch eine Reihe von Risikofaktoren begünstigt:
- Rauchen: Der größte Risikofaktor, schädigt die Gefäßwände und fördert die Bildung von Plaque.
- Diabetes mellitus: Hohe Blutzuckerwerte schädigen die kleinen und großen Gefäße.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Dauerhaft erhöhter Druck belastet die Gefäßwände.
- Hohe Cholesterinwerte: Insbesondere LDL-Cholesterin trägt zur Plaquebildung bei.
- Übergewicht: Erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte.
- Bewegungsmangel: Fördert eine schlechte Durchblutung und trägt zu Übergewicht bei.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen.
- Alter: Das Risiko für Arteriosklerose steigt mit dem Lebensalter.
Ersteinschätzung: Sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Ein erster Selbsttest kann Ihnen Hinweise darauf geben, ob eine Durchblutungsstörung vorliegen könnte. Er ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin zur Diagnose und Behandlung.
Checkliste zur Selbsteinschätzung des Risikos für Durchblutungsstörungen in den Beinen
Beantworten Sie die folgenden Fragen. Wenn Sie mehr als zwei Fragen mit “Ja” beantworten können, sollten Sie dringend mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen, um die Ursachen abklären zu lassen:
- Sind Sie 50 Jahre oder älter?
- Treten Schmerzen in Ihren Beinen (z.B. beim Gehen) häufig auf?
- Leiden Eltern oder Geschwister an Durchblutungsstörungen?
- Haben Sie Diabetes, Übergewicht oder rauchen Sie?
- Sitzen Sie beruflich oder im Alltag sehr viel und bewegen sich wenig?
- Haben Sie oft kalte oder taube Füße?
- Haben Sie bemerkt, dass Wunden an Ihren Beinen schlechter heilen?
Effektive Hausmittel und Lebensstiländerungen bei Durchblutungsstörungen in den Beinen
Die gute Nachricht ist: Sie können selbst aktiv werden, um die Durchblutung Ihrer Beine zu verbessern und die Symptome zu lindern. Hausmittel und gezielte Lebensstiländerungen spielen hierbei eine zentrale Rolle, sollten jedoch stets als Ergänzung zu einer ärztlichen Behandlung betrachtet werden.
Lebensstil als Basis der Behandlung
Ein gesunder Lebensstil ist das Fundament jeder Therapie bei Durchblutungsstörungen. Die wichtigsten Ansatzpunkte sind:
- Rauchstopp: Das Aufhören mit dem Rauchen ist die effektivste Maßnahme, um die Gefäßgesundheit zu verbessern.
- Regelmäßige Bewegung: Gehen, Radfahren oder Schwimmen verbessern die Durchblutung und stärken das Herz-Kreislauf-System. Schon moderate Spaziergänge können viel bewirken.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht belastet die Gefäße und fördert Risikofaktoren. Eine Reduktion des Körpergewichts entlastet das System.
- Ausgewogene Ernährung: Eine nährstoffreiche Ernährung unterstützt die Gefäßgesundheit und kann Arterienverkalkung verlangsamen oder lindern.
Diese Maßnahmen können das Risiko für schwerwiegende Folgeschäden wie einen Beininfarkt, Herzinfarkt oder Schlaganfall erheblich reduzieren.
Aktiv werden: So fördern Sie die Durchblutung selbst
Neben den grundlegenden Lebensstiländerungen gibt es praktische Hausmittel und Anwendungen, die Sie im Alltag umsetzen können:
- Warme Fuß- oder Handbäder: Ein heißes Bad öffnet die Adern und fördert den Blutfluss. Achten Sie auf eine angenehme Temperatur, nicht zu heiß.
- Wechselduschen: Beginnen Sie vorsichtig mit warmem und kaltem Wasser und wechseln Sie langsam. Der Reiz durch den Temperaturwechsel trainiert die Gefäße und regt die Durchblutung an. Konzentrieren Sie sich dabei auf die Beine.
- Bürstenmassagen: Eine sanfte Massage mit einer Naturbürste (immer in Richtung Herz) stimuliert die Hautdurchblutung und kann belebend wirken.
- Wassertreten: Für Mutige und Abgehärtete ist Wassertreten in kaltem Wasser (z.B. im Kneipp-Becken oder der eigenen Badewanne) eine ausgezeichnete Methode zur Förderung der Durchblutung in den Beinen.
- Spaziergänge an frischer Luft: Regelmäßiges Gehen, idealerweise täglich, ist essenziell. Steigern Sie allmählich Tempo und Dauer. Bewegung ist das A und O für eine gute Durchblutung.
Natürliche Unterstützung aus der Pflanzenwelt
Die Natur hält einige bewährte Mittel bereit, die die Durchblutung unterstützen können:
- Rosmarin: Diese Heilpflanze ist bekannt für ihre kreislaufanregende Wirkung. Rosmarintee kann getrunken oder als Badezusatz verwendet werden, um die Durchblutung der Beine zu fördern und Muskel- oder Gelenkschmerzen zu lindern.
- Knoblauch: Knoblauch wird traditionell zur Stärkung und Reinigung der Gefäße eingesetzt. Er kann dazu beitragen, altersbedingten Gefäßveränderungen vorzubeugen und erhöhte Blutfettwerte im Rahmen einer Diät zu senken.
- Weißdorn: Die Blätter und Blüten des Weißdorns unterstützen die Leistungsfähigkeit des Herzens, insbesondere bei leichter Herzinsuffizienz. Die Früchte stärken zudem das gesamte Herz-Kreislauf-System und können so indirekt zur Verbesserung der Durchblutung beitragen.
Wichtig ist, pflanzliche Präparate und ihre Anwendung mit einem Arzt oder Apotheker abzusprechen, besonders wenn Sie bereits Medikamente einnehmen.
Die Rolle der Ernährung
Eine gezielte Ernährung kann maßgeblich dazu beitragen, die Gefäße gesund zu halten und die Durchblutung in den Beinen zu verbessern:
- Ballaststoffreiche Ernährung: Setzen Sie auf Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, die viele komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe liefern.
- Pflanzliche Fette: Bevorzugen Sie ungesättigte Fettsäuren aus Olivenöl, Rapsöl, Nüssen und Avocados.
- Omega-3-Fettsäuren: Regelmäßiger Verzehr von fettem Fisch wie Seelachs, Rotbarsch, Hering, Lachs und Makrele liefert wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und die Fließeigenschaften des Blutes verbessern können.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie genügend Wasser oder ungesüßten Tee, um das Blut flüssig zu halten.
- Salzreduktion: Eine salzarme Ernährung kann zur Senkung des Blutdrucks beitragen.
Genussmittel meiden
Um die Durchblutung optimal zu unterstützen, sollten Sie den Konsum von bestimmten Genussmitteln weitgehend einschränken oder ganz darauf verzichten:
- Nikotin: Rauchen ist Gift für die Gefäße und einer der Hauptverursacher von Durchblutungsstörungen.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Herz-Kreislauf-System belasten.
- Koffein: In großen Mengen kann Koffein den Kreislauf stark anregen und bei manchen Menschen ungünstig wirken.
Wichtiger Hinweis: Wann zum Arzt?
Hausmittel und Änderungen des Lebensstils sind wertvolle unterstützende Maßnahmen bei Durchblutungsstörungen in den Beinen. Sie können Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Es ist jedoch von größter Bedeutung zu verstehen, dass sie keinen Ersatz für eine professionelle medizinische Diagnose und Behandlung darstellen.
Suchen Sie umgehend einen Arzt auf, wenn Sie:
- Starke oder plötzlich auftretende Schmerzen in den Beinen haben.
- Wunden an den Beinen bemerken, die nicht heilen oder sich entzünden.
- Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Kälte in den Beinen spüren, die sich verschlimmern.
- Verfärbungen der Haut an den Beinen beobachten.
- Den Verdacht auf eine tiefe Venenthrombose haben (Schwellung, Rötung, Überwärmung eines Beines).
Ihr Arzt kann die genaue Ursache Ihrer Beschwerden feststellen und eine individuell angepasste Therapie einleiten, die möglicherweise Medikamente oder andere medizinische Eingriffe erfordert. Frühzeitiges Handeln kann schwerwiegende Komplikationen verhindern und Ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern.