Als Hüter des kulinarischen Erbes Deutschlands ist es unsere Mission bei Shock Naue, nicht nur Rezepte zu teilen, sondern auch die Geschichten hinter den Gerichten zu erzählen. Wir tauchen tief ein in die deutsche Esskultur, um zu verstehen, woher sie kommt und wie sie sich entwickelt hat. Manchmal liegen die Wurzeln des Geschmacks nicht in einem Kochbuch, sondern in der Geschichte selbst – in den Mauern alter Städte, in den Klöstern und im pulsierenden Leben, das sich um sie herum entfaltete. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise zu den Städten Werden und Essen, zwei Orten im Herzen des Ruhrgebiets, deren Vergangenheit uns Hinweise darauf gibt, was hier einst gegEssen Werden musste und was ihre kulinarische Zukunft prägen wird.
Die Wiege der Ruhrregion: Werden und seine kulinarischen Anfänge
Die Geschichte der Stadt Werden, heute ein malerischer Stadtteil von Essen, ist untrennbar mit der Gründung eines Benediktinerklosters durch den Heiligen Ludger um 799 n. Chr. verbunden. Wie viele andere deutsche Städte verdankte Werden seine Entstehung und seinen frühen Wohlstand diesem geistlichen Zentrum. Eine historische Ansicht aus nordwestlicher Richtung, wie sie uns in alten Aufzeichnungen überliefert ist, zeigt Werden eingebettet in die Hügel oberhalb der Ruhr, mit dem um 1479 erbauten Schloss direkt neben der Brücke. Die Abtei, deren romanische Neubauten aus dem 13. Jahrhundert stammen, war der Mittelpunkt des Lebens.
In einer solchen Klostergemeinschaft spielte die Versorgung eine zentrale Rolle. Die Mönche bewirtschafteten Ländereien, brauten Bier und produzierten Lebensmittel, die nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für die Bevölkerung der jungen Stadt von Bedeutung waren. Die Notwendigkeit, schnell und nahrhaft zu kochen, um die Gemeinschaft zu versorgen, prägte die frühen Essgewohnheiten. Hier finden sich die ersten Spuren einer regionalen Küche, die auf dem basiert, was die umliegende Natur und die Landwirtschaft hergaben. Die Stadt, die um 1317 ihre Privilegien erhielt und später befestigt wurde, war ein Zentrum des Handels und des Handwerks. Schon im 16. Jahrhundert begann hier der Steinkohlebergbau, was Werden als Geburtsort des Ruhrbergbaus kennzeichnet. Dies wiederum hatte Einfluss auf die Art der Nahrung, die von den hart arbeitenden Menschen gegessen werden musste: kräftige, energiespendende Speisen, die satt machten und Kraft gaben.
Essen: Vom Damenstift zur Metropole mit Geschmack
Nur unweit von Werden entfernt liegt Essen, eine Stadt, die ebenfalls aus einer geistlichen Gründung entstand. Im Jahr 845 gründete der spätere Hildesheimer Bischof Altfrid hier ein Damenstift, das zu einem wichtigen religiösen und politischen Zentrum heranwachsen sollte. Eine alte Stadtansicht aus dem Südosten zeigt Essen innerhalb seiner 1244 errichteten Stadtmauern, dominiert von den Türmen des gotischen Münsters, der Pfarrkirche St. Johann Baptist und St. Gertrudis. Die Äbtissinnen des Stifts waren hochrangige Persönlichkeiten, oft Töchter deutscher Kaiser und Könige, die ab 1216 den Status von Reichsfürstinnen innehatten – gleichgestellt mit dem Abt des Klosters Werden.
Dieser hohe soziale Rang der Äbtissinnen und die Bedeutung Essens als Freie Reichsstadt ab 1377 bedeuteten nicht nur politische Macht, sondern auch eine vielfältige Esskultur. Während in den Klöstern und Stiften oft eine feine, aber auch traditionell-bodenständige Küche gepflegt wurde, entwickelte sich in der aufstrebenden Bürgerschaft eine Esskultur, die sowohl von regionalen Produkten als auch von Handelsgütern geprägt war. Die Ausdehnung Essens umfasst heute Stadtteile wie Frohnhausen, die alle zur kulinarischen Vielfalt der Region beitragen.
Der Status als Freie Reichsstadt brachte nicht nur Privilegien, sondern auch komplexe Verwaltungsstrukturen mit sich, deren Ausläufer bis heute in Einrichtungen wie dem Finanzamt Essen Nordost sichtbar sind, die das ökonomische Gefüge der Stadt mitgestalten. Von den späten 1700er Jahren bis ins 20. Jahrhundert wurde Essen zum Herzen des Ruhrgebiets und stark vom Kohlebergbau geprägt. Dies beeinflusste die Essgewohnheiten tiefgreifend. Die Menschen, die unter Tage arbeiteten, benötigten nahrhafte, leicht zu transportierende und energiereiche Mahlzeiten. Dies förderte eine Küche, die oft auf regionalen Zutaten wie Kartoffeln, Kohl und Fleisch basierte – eine herzhafte Kost, die bis heute als typisch für das Ruhrgebiet gilt. Für die schnelle Verpflegung nach der Arbeit, als Zeit oft ein Luxus war, mussten Gerichte her, die unkompliziert zuzubereiten waren; Ideen für schnelles Essen kochen waren also schon damals gefragt.
Kulinarisches Erbe und die Zukunft des Genusses im Ruhrgebiet
Die historische Entwicklung von Werden und Essen zeigt, wie eng Besiedlung, Wirtschaft und Esskultur miteinander verknüpft sind. Aus den bescheidenen Anfängen der Klosterküchen und der bodenständigen Nahrung der Bergleute hat sich eine reiche kulinarische Landschaft entwickelt. Heute ist das Ruhrgebiet, inklusive seiner traditionsreichen Städte Werden und Essen, ein Schmelztiegel der Kulturen und Geschmäcker.
Was in diesen historischen Mauern in Zukunft gegessen werden wird, baut auf einem reichen Erbe auf und wird gleichzeitig von modernen Trends und globalen Einflüssen geformt. Ob es nun traditionelle Spezialitäten wie “Himmel un Ääd” oder “Currywurst” sind, die nach wie vor beliebt sind, oder neue kulinarische Konzepte, die auf gesunde und nachhaltige Ernährung setzen – die Region bleibt ein spannendes Feld für Genießer. Während der Bergbau das Bild der Region nicht mehr so stark prägt wie früher, hat die Stadt Essen als lebendige Metropole ihren Charakter bewahrt und ist auch Schauplatz moderner Ereignisse. Großevents, wie beispielsweise die Equitana Essen 2025, bringen Menschen aus aller Welt zusammen und bieten auch kulinarisch vielfältige Erlebnisse. Die Nachfrage nach ausgewogenen Optionen wie kalorienarme Rezepte Mittagessen spiegelt den Wandel in den Essgewohnheiten wider.
Die Chronisten der Städte: Braun & Hogenberg und ihre “Civitates Orbis Terrarum”
Ein Großteil unseres Wissens über die frühe Gestalt von Werden und Essen verdanken wir Werken wie den “Civitates Orbis Terrarum” von Georg Braun und Frans Hogenberg. Dieser sechsbändige Städteatlas, auch bekannt als “Braun & Hogenberg”, ist ein Meisterwerk der Kartografie und Stadtansichten des 16. Jahrhunderts. Mit 363 Stichen, die teils wunderschön koloriert waren, lieferte er eine unvergleichliche Momentaufnahme der Städte der Welt, einschließlich zahlreicher deutscher Orte.
Georg Braun (1541-1622), ein gebürtiger Kölner mit theologischer Bildung, verfasste die begleitenden Texte, die auf der Rückseite der Pläne und Ansichten erschienen. Sein tiefgehendes Wissen und seine akademische Laufbahn prägten den Inhalt und Ton dieser Beschreibungen. Frans Hogenberg (1535-1590), ein talentierter flämischer und deutscher Maler und Kupferstecher, war maßgeblich an der Erstellung der Tafeln für die ersten vier Bände beteiligt. Er emigrierte 1568 nach Köln und widmete sich dort seinen wichtigsten Werken, darunter den “Civitates”, deren erster Band 1572 erschien und schnell ein Bestseller wurde. Die zahlreichen Übersetzungen in Deutsch und Französisch machten den Atlas einem breiten Publikum zugänglich und festigten seinen Einfluss auf die Geschichte der Kartografie. Die “Civitates” dokumentierten nicht nur die architektonische und topografische Beschaffenheit der Städte, sondern auch die Rahmenbedingungen des menschlichen Lebens, einschließlich des Handels und der Märkte, die für die Versorgung und somit für die Esskultur der Bevölkerung unerlässlich waren.
Fazit
Die Geschichte von Werden und Essen, festgehalten in historischen Atlanten und geformt durch Klöster, Bergbau und Bürgertum, ist mehr als nur eine Abfolge von Ereignissen. Sie ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie sich Gemeinschaften entwickeln und wie diese Entwicklung ihre kulinarische Identität prägt. Was einst in den Klostermauern Werden und in den Hütten der Essener Bergleute gegessen werden musste, hat den Grundstein für die heutige vielfältige Esskultur des Ruhrgebiets gelegt. Bei Shock Naue sind wir fasziniert von diesen Geschichten, die uns helfen, die deutsche Küche in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen.
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Referenzen
- Braun, G. & Hogenberg, F. (1572-1617). Civitates Orbis Terrarum. Köln.
- Taschen, B. (n.d.). Braun G. & Hogenberg F. and the Civitates Orbis Terrarum. (Referenziert aus dem Originaltext).