Die Etrusker Kultur: Eine Reise in die Vergangenheit des antiken Italiens

Sarkophag eines etruskischen Ehepaars aus der Nekropole von Cerveteri, spätes 6. Jahrhundert v. Chr.

Die Etrusker, ein Volk, das lange vor den Römern im westlichen Mittelmeerraum eine bedeutende Kultur hervorbrachte, faszinieren bis heute. Ihre Geschichte, Kunst und Lebensweise bieten einen einzigartigen Einblick in die Vergangenheit Italiens. In diesem Artikel begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Etrusker Kultur, beleuchten ihre Ursprünge, Entwicklung und ihren Einfluss auf die nachfolgenden Epochen.

Mit dem Ende der Bronzezeit um 1000 v. Chr. begann die Entwicklung der etruskischen Kultur, die bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. andauerte, als Etrurien schließlich im Römischen Reich aufging. Damit zählen die Etrusker zu den ersten Hochkulturen Italiens. Über fast 1000 Jahre prägte dieses Volk die Geschichte Mittelitaliens, dessen Kernland zwischen Arno und Tiber lag – die heutige Toskana, das nördliche Latium und das westliche Umbrien. Ihr Siedlungsgebiet reichte aber auch bis in die Po-Ebene und nach Kampanien (Capua).

Sarkophag eines etruskischen Ehepaars aus der Nekropole von Cerveteri, spätes 6. Jahrhundert v. Chr.Sarkophag eines etruskischen Ehepaars aus der Nekropole von Cerveteri, spätes 6. Jahrhundert v. Chr.

Wer waren die Etrusker und woher stammte ihre Kultur?

Die Frage nach den Ursprüngen der Etrusker beschäftigt Historiker und Archäologen seit Jahrhunderten. Waren sie einheimische Italiker oder Zuwanderer aus dem Osten? Schriftliche Zeugnisse der Etrusker selbst, die uns über ihre Herkunft Aufschluss geben könnten, sind leider nicht erhalten. Römische Autoren erwähnen zwar etruskische Werke über Religion und Geschichtsschreibung, diese sind jedoch verloren gegangen.

Von Dionysios von Halikarnassos wissen wir, dass sie sich selbst „Rasenna“ (oder „Rasna“) nannten. Die Griechen bezeichneten sie als „Tyrrhener“, während der heute gebräuchliche Name vom lateinischen „Etrusci“ stammt. Auch die Bezeichnung des Kernlandes der Etrusker als „Etrurien“ oder „Tuszien“ (italienisch: „Tuscia“) hat ihren Ursprung im Lateinischen.

Die Etrusker verfügten über eine eigene Schrift, die auf einem griechischen Alphabet basierte. Zwar können wir diese Schrift entziffern, doch die erhaltenen Schriftzeugnisse beschränken sich hauptsächlich auf Inschriften auf Objekten. Die etruskische Sprache unterscheidet sich stark von den anderen altitalischen Sprachen, was die These einer Einwanderung unterstützt. Wahrscheinlich handelt es sich nicht einmal um eine indoeuropäische Sprache. Der Mangel an schriftlichen Quellen macht die archäologischen Funde umso wichtiger für das Verständnis der Etrusker Kultur. D. H. Lawrence schrieb treffend in seinem Reisebericht von 1927, dass unser Wissen über die Etrusker hauptsächlich aus ihren Gräbern stammt.

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Zwar werden auch etruskische Wohngebäude und Siedlungen archäologisch untersucht, doch dies ist oft schwierig, da die Behausungen oft aus vergänglichem Material bestanden oder von römischen und mittelalterlichen Bauten überlagert wurden.

Grabbeigaben eines jungen Mannes, um 730-720 v. Chr. Im Museo Nazionale Etrusco di Villa GiuliaGrabbeigaben eines jungen Mannes, um 730-720 v. Chr. Im Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia

Neuere DNA-Untersuchungen aus dem Jahr 2021 deuten darauf hin, dass die Etrusker tatsächlich ein autochthones italisches Volk waren. Ihre einzigartige Sprache könnte demnach ein vorindogermanisches Sprachüberbleibsel sein. Dies ist jedoch nur eine von vielen Theorien zur etruskischen Sprache.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Etrusker keineswegs so „rätselhaft“ und „geheimnisvoll“ sind, wie sie oft dargestellt werden. Tatsächlich wissen wir über sie viel mehr als über andere italische Völker, was vor allem daran liegt, dass sie vergleichsweise viele archäologische Spuren hinterlassen haben, die wir untersuchen können.

Die Geschichte der Etrusker Kultur im Überblick

Unser Wissen über die Geschichte der Etrusker Kultur speist sich hauptsächlich aus ihren Gräbern. Die Art und Herkunft der Grabbeigaben geben Aufschluss über den Aufstieg und Fall etruskischer Städte, den Reichtum ihrer Bewohner und die Einflüsse, die auf die Etrusker einwirkten. Besonders die Griechen, sowohl aus Attika als auch aus Süditalien, hatten einen großen Einfluss. Rege Handelskontakte führten zu einem starken kulturellen Austausch, der sich in Kunstobjekten, Essgewohnheiten und der Übernahme des griechischen Alphabets widerspiegelt.

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Frühzeit und Villanova-Periode

Der Etruskologe Massimo Pallottino spricht von einer „Volkswerdung“ der Etrusker. Demnach sind sie nicht als fertiges Volk nach Mittelitalien eingewandert, sondern haben sich über einen langen Zeitraum aus indigenen Bevölkerungsgruppen und Zuwanderern gebildet. Dieser Prozess begann etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. und dauerte bis in die Villanova-Zeit (9./8. Jhd.) an.

Die Villanova-Periode gilt als die früheste Phase der eigentlichen etruskischen Zivilisation. Ihren Namen erhielt sie von dem Gut Villanova bei Bologna, wo 1853 erste Funde dieser Kultur entdeckt wurden. Die Menschen der Villanova-Kultur lebten in dörflichen Hüttensiedlungen, die sich im Laufe des 8. und 7. Jahrhunderts zu größeren Siedlungen zusammenschlossen. In dieser Zeit begann auch die griechische Kolonisierung in Süditalien, von wo aus das griechische Alphabet nach Mittelitalien gelangte und zur Grundlage der etruskischen Schrift wurde. Es bestanden rege Handelskontakte in den Vorderen Orient, Ägypten und nach mayas geschichte.

Urbanisierung: Ausbau und Aufstieg etruskischer Städte

Im 7. Jahrhundert entwickelten sich die Dörfer der Villanova-Zeit zu florierenden Handelsstädten, vor allem an der Küste (z.B. Tarquinia und Cerveteri), mit einer reichen Oberschicht, wie die aufwändigen Bestattungsformen und Grabbeigaben belegen.

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Die mächtigen etruskischen Städte, die den griechischen Polis ähnelten, schlossen sich zu einem Zwölfstädtebund zusammen, der sich jährlich bei einem Zentralheiligtum, dem „Fanum Voltumnae“, traf. Der genaue Standort dieses Heiligtums ist bis heute unbekannt, wird aber meist in der Nähe von Orvieto vermutet. Wann der Städtebund gegründet wurde, ist ebenfalls unbekannt, ebenso wie die Städte, die ihn bildeten und ob es sich stets um die gleichen Städte handelte. Es soll auch in der Po-Ebene und in Kampanien weitere Zwölfstädtebünde gegeben haben.

Die Urbanisierung war bei den Etruskern zu dieser Zeit bereits weit fortgeschritten: Straßen wurden gepflastert, eine Kanalisation angelegt und Hütten aus organischem Material wurden mehr und mehr durch gemauerte Häuser ersetzt.

Bikonische Urnen und Hüttenurnen aus der Villanova-Zeit. im Museo Nazionale Etrusco di Villa GiuliaBikonische Urnen und Hüttenurnen aus der Villanova-Zeit. im Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia

Höhepunkt der Etrusker Kultur und Macht

Die etruskischen Könige von Rom, die ab dem späten 7. und im 6. Jahrhundert herrschten, trugen maßgeblich zur Urbanisierung Roms bei. Die Trockenlegung der Sümpfe am späteren Forum Romanum und die erste Stadtbefestigung Roms wurden von römischen Autoren den etruskischen Königen zugeschrieben. Mit dem Sturz des letzten römischen Königs Tarquinius Superbus im Jahr 509 v. Chr. wurde die römische Republik gegründet.

Insgesamt erlebten die Etrusker im 6. Jahrhundert v. Chr. den Höhepunkt ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Macht. Besonders die Küstenstädte waren erfolgreich im Fernhandel tätig, wodurch eine reiche Kaufmannsschicht entstand, was sich in den prächtigen Gräbern der Nekropolen von Cerveteri und Tarquinia widerspiegelt.

Die Romanisierung Etruriens

Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. begann der langsame Niedergang. Das griechische Syrakus auf Sizilien erstarkte und dominierte zunehmend das westliche Mittelmeer, was zu einer Schwächung der Küstenstädte und einer Stärkung der Städte Inneretruriens führte. Im Jahr 423 v. Chr. eroberten die Samniten Capua, wodurch die etruskische Präsenz in Kampanien endete. Die Kelteneinfälle von Norden führten um 400 v. Chr. zum Verlust der Po-Ebene, während gleichzeitig die römischen Nachbarn immer mächtiger wurden.

Die Wende kam, als die Römer 396 v. Chr. die etruskische Stadt Veji zerstörten und in Folge auch anderen etruskischen Städten empfindliche Niederlagen zufügten. Im Jahr 310 v. Chr. stießen sie schließlich auch nach Inneretrurien vor. In den folgenden Jahrhunderten wurde ganz Mittel- und Süditalien romanisiert. Zahlreiche etruskische Städte wurden unterworfen und zu Bündnisverträgen gezwungen, römische Kolonien auf etruskischem Gebiet gegründet und Fernstraßen hindurch verlegt, wie die Via Aurelia oder die Via Cassia.

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Nach dem Bundesgenossenkrieg von 90-88 v. Chr. erhielten alle italischen Bundesgenossen Roms – also auch die Etrusker – das römische Bürgerrecht. Im Jahr 27 v. Chr. wurde von Augustus die VII. Verwaltungsregion „Etruria“ geschaffen. Die Etrusker waren endgültig im Römischen Reich aufgegangen und die etruskische Sprache, die zuvor schon mehr und mehr von der lateinischen verdrängt worden war, verschwand endgültig aus den Inschriften. Dennoch blieben auch in Rom einige Spuren der Etrusker erhalten, wie die kapitolinische Wölfin und die Funktion des Haruspex, der durch Leberschau und Himmelsbeobachtung den Willen der Götter deutete. Auch die kultur der maya hat viele beeindruckende Bauten hinterlassen.

Darstellung des Gottes Hermes (Turms auf etruskisch) aus Veji, im Museo Nazionale Etrusco di Villa GiuliaDarstellung des Gottes Hermes (Turms auf etruskisch) aus Veji, im Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia

Etruskische Museen in Italien (Auswahl)

Italien beherbergt zahlreiche Museen, die sich der Etrusker Kultur widmen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Emilia-Romagna: Museo Nazionale Etrusco Pompeo Aria, Marzabotto
  • Toskana: Archäologisches Nationalmuseum Florenz; Museo Etrusco „Mario Guarnacci“, Volterra; MAEC – Museo dell’Accademia Etrusca e della città di Cortona, Cortona; Museo Nazionale Etrusco, Chiusi
  • Umbrien: Museo Archeologico Nazionale dell’Umbria, Perugia; Museo Etrusco „Claudio Faina“, Orvieto; Museo Archeologico Nazionale di Orvieto, Orvieto
  • Latium: Museo Nazionale Etrusco Rocca Albornoz, Viterbo; Museo Archeologico Nazionale di Tuscania, Tuscania; Museo delle Necropoli Rupestri di Barbarano romano, Barbarano Romano; Museo Archeologico Nazionale di Tarquinia – Palazzo Vitelleschi, Tarquinia; Museo archeologico nazionale Cerite, Cerveteri; Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia, Rom; Museo Antichità Etrusche e Italiche – Sapienza Università di Roma, Rom; Museo Gregoriano Etrusco, Vatikanstadt

Ein Besuch dieser Museen ermöglicht es, die Etrusker Kultur hautnah zu erleben und einen tieferen Einblick in ihre Geschichte, Kunst und Lebensweise zu gewinnen.

Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom. Hier befinden sich die archäologischen Funde aus so wichtigen etruskischen Orten wie Cerveteri, Tarquinia oder Vulci.Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom. Hier befinden sich die archäologischen Funde aus so wichtigen etruskischen Orten wie Cerveteri, Tarquinia oder Vulci.

Fazit

Die Etrusker Kultur hat das antike Italien maßgeblich geprägt. Ihre Kunst, Architektur, Religion und Lebensweise haben tiefe Spuren hinterlassen und beeinflussten sogar die aufstrebende römische Zivilisation. Auch wenn die Etrusker schließlich im Römischen Reich aufgingen, so lebt ihr Erbe in den zahlreichen archäologischen Fundstätten und Museen weiter. Eine Reise in die Welt der Etrusker ist eine faszinierende Entdeckungsreise in die Vergangenheit Italiens und ein Muss für jeden Geschichtsinteressierten. Die maya hochkultur ist ein weiteres Beispiel für eine faszinierende Zivilisation der Vergangenheit.

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