Die Welt der Formel 1 fasziniert Millionen, und für viele ist der Traum, selbst am Steuer eines dieser Hochleistungsfahrzeuge zu sitzen, unerreichbar. Hier kommen Rennsimulationen ins Spiel, und das F1 2017 von Codemasters hat sich als ein bedeutender Titel in diesem Genre etabliert. Dieser Artikel taucht tief in die Features, das Gameplay und die visuellen Aspekte von F1 2017 ein und bietet eine umfassende Bewertung für deutschsprachige Rennsportfans. Wir werden untersuchen, was dieses Spiel zu einem Muss für Enthusiasten macht und wo es möglicherweise hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Was ist neu in F1 2017?
Codemasters verfolgt mit F1 2017 eine Strategie, die sowohl neue Inhalte einführt als auch bestehende Features erweitert, um das Spielerlebnis frisch zu halten. Die wichtigste Neuerung ist zweifellos die Integration von klassischen Formel-1-Autos.
Klassische F1-Boliden: Eine Zeitreise
Das Spiel bietet zum Start elf klassische Formel-1-Fahrzeuge, die eine breite Palette von Ären abdecken. Von den ikonischen Maschinen der 1990er Jahre, wie dem McLaren MP4/6 aus dem Jahr 1991, bis hin zu den fast unaufhaltsamen Rennern der 2000er, wie dem Red Bull Racing RB6 von 2010, ist für jeden Fan etwas dabei.
Ein McLaren MP4/6 aus dem Jahr 1991
Als besonderer Bonus erhalten Vorbesteller der “Day One” oder “Special Edition” von F1 2017 zusätzlich den legendären McLaren MP4/4 von 1988. Für alle anderen wird dieses Fahrzeug später als kostenpflichtige DLC-Erweiterung verfügbar sein. Ein besonderes Highlight der klassischen Fahrzeuge sind zweifellos die authentischen Motorengeräusche. Der unverkennbare Klang des MP4/4 wurde hervorragend eingefangen und gilt ebenso für die restlichen Klassiker.
Neue Streckenvarianten
Neben den klassischen Autos führt F1 2017 vier neue “Kurzstrecken” ein. Diese sind auf bestehenden Rennstrecken wie dem Circuit of The Americas (COTA), Suzuka, Bahrain und Silverstone aufgebaut.
Eine Ansicht der Rennstrecke von Bahrain
Obwohl diese Streckenvariationen für Abwechslung sorgen, wäre die Integration von historischen Rennstrecken, die besser zu den klassischen Autos passen würden, eine verpasste Chance gewesen.
Verbesserte Avatar-Optionen und die Realität
Eine weitere Ergänzung ist die Möglichkeit, einen weiblichen Avatar auszuwählen. Auf dem Papier eine positive Entwicklung, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Von insgesamt 44 vorgefertigten Avataren sind nur etwa sieben weiblich, was einem Anteil von nur 16 Prozent entspricht. Bei einer so großen Auswahl wäre eine ausgewogenere Verteilung zwischen männlichen und weiblichen Avataren durchaus machbar gewesen. Diese halbherzige Ergänzung wirkt daher eher als PR-Maßnahme denn als echte Verbesserung der Inklusivität.
Ein Beispiel für verschiedene Avatare im Spiel
Visuelle Darstellung: Sieht F1 2017 gut aus?
Grafisch stellt F1 2017 keine Revolution gegenüber seinem Vorgänger dar, doch F1 2016 sah bereits exzellent aus, was diesen Punkt relativiert. Zwar sind die grafischen Sprünge nicht riesig, aber subtile Verbesserungen sind erkennbar. Besonders die Texturen der Fahrzeuglackierungen sind deutlich besser geworden. Früher neigten diese dazu, pixelig zu wirken und fielen negativ auf, wenn man sie mit den hochauflösenden Materialtexturen der Rennwagen verglich.
Die Fahrzeuge selbst sehen weiterhin atemberaubend aus, ebenso wie die Rennstrecken und ihre Umgebungen. Auch die Lichteffekte wurden verbessert. Dies wird besonders deutlich, wenn man den Monaco Grand Prix im neuen Nachtmodus durchfährt – ein Anblick, der Worte überflüssig macht.
Die Monaco-Strecke bei Nacht
Leider gibt es auch einige grafische Schwächen. Insbesondere bei bestimmten Aktionen, wie dem Bewegen des Analog-Sticks, um sich im Cockpit oder im Team-Truck umzusehen, sowie in einigen Zwischensequenzen, traten deutliche Bildzerreißungen (Screen Tearing) auf. Auch während der eigentlichen Rennen war ein leichtes Tearing spürbar, aber dort war es deutlich weniger störend. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass diese Probleme mit einem Day-One-Patch oder kurz nach der Veröffentlichung behoben werden.
Das Gameplay: Wie spielt sich F1 2017?
Wenn es um Gameplay, Handling und Physik geht, bleibt F1 2017 seinen Wurzeln treu, was keineswegs negativ ist. Codemasters’ “EGO-Engine” sorgt für ein sehr solides Fahrgefühl.
Fahrphysik und Steuerung
Auch bei der ausschließlichen Nutzung eines Controllers konnten die Nuancen des Fahrverhaltens spürbar wahrgenommen werden. Momente, in denen man den aerodynamischen Grip fand, waren äußerst befriedigend. Umgekehrt spürte man sofort die negativen Auswirkungen eines beschädigten Frontflügels in Kurvenfahrten. Auch der Verschleiß der Reifen und deren Grip-Level waren gut zu erkennen.
Eine Nahaufnahme eines Formel 1 Autos im Rennen
Man kann sich vorstellen, dass das Spielen von F1 2017 mit einem professionellen Lenkrad-Peripheriegerät von Herstellern wie Thrustmaster oder Fanatec ein noch intensiveres Erlebnis bietet.
Ein paar Eigenheiten im Detail
Trotz der hervorragenden Physik und des soliden Gameplays gibt es einige Eigenheiten, die Beachtung verdienen. Im Cockpit-Modus fehlt eine visuelle Anzeige für das Drag Reduction System (DRS) im HUD. Dieses ist in allen anderen Ansichten sichtbar, nur nicht in der Cockpit-Perspektive. Die einzige Bestätigung für die Aktivierung des DRS ist die Bewegung der Hand des Fahrers, die den Knopf drückt. Allerdings gab es hierbei eine Verzögerung von ein bis zwei Sekunden zwischen dem physischen Drücken des Buttons am Controller und der Umsetzung im Spiel. Dies ist nicht sonderlich zuverlässig.
Das Cockpit eines F1-Autos
Die Lernkurve: Segen und Fluch
Die wohl größte Eigenheit von F1 2017 ist zweischneidig: Einerseits hat Codemasters viel Detailarbeit investiert, um das Spiel so realitätsgetreu wie möglich zu gestalten. Andererseits könnte dies Gelegenheitsspieler abschrecken. Zwar gibt es Modi wie “Time Attack” und “Grand Prix” für schnelle Rennen, doch die wahre Tiefe des Spiels offenbart sich in den Modi “Championship” und “Career”. Diese erfordern ein erhebliches Zeitinvestment. In Kombination mit komplexen Untermenüs, die während des Spiels schwer zu navigieren sind, und einem ausgeklügelten Upgrade-System, richtet sich F1 2017 eher an Hardcore-Fans als an Gelegenheitsspieler.
Eine Ansicht des Karrieremodus im Spiel
Fazit: Ist F1 2017 das Richtige für Sie?
F1 2017 bietet nahezu alles, was sich ein echter Formel-1-Fan wünschen kann, und noch mehr. Die Auswahl an klassischen Autos ist hervorragend kuratiert, die neuen Features fügen bedeutende Tiefe hinzu, und die Physik fühlt sich selbst mit einem Controller gut an.
Trotz dieser Stärken verhindern grafische Fehler und die halbherzige Einführung weiblicher Avatare, dass F1 2017 zum besten Spiel der Serie gekürt wird.
Wenn Sie ein eingefleischter F1-Fan und ein Liebhaber von Fahrsimulationen sind, ist dieses Spiel definitiv empfehlenswert. Wenn Sie Autorennen mögen, sich aber nicht mit allen technischen Aspekten der Formel 1 auskennen und eher ein “Pick-up-and-play”-Erlebnis suchen, ist dieses Spiel wahrscheinlich nicht das Richtige für Sie.
Eine Übersicht der Vor- und Nachteile des Spiels
Vorteile
- Großartige Auswahl an klassischen Autos
- Reaktionsschnelle Fahrphysik
- Enorme Tiefe durch zahlreiche Features
Nachteile
- Grafische Fehler (Screen Tearing) in bestimmten Sequenzen
- Untermenüs schwer zu navigieren während des Fahrens (keine DRS-Anzeige in Cockpit-Ansicht!)
- Unglaublich unausgewogene Anzahl weiblicher Avatare (nur 7 von 44! Wirklich?)
Eine Grafik, die das Spielgeschehen zeigt