Fischotter als Haustier: Warum Wildtiere niemals in Menschenhand gehören

Fischotter in seinem natürlichen Lebensraum – Wildtiere brauchen Freiheit

Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Ottern als Haustiere, insbesondere in asiatischen Ländern wie Vietnam und Japan. Doch dieser Trend ist nicht nur in den meisten Fällen illegal, sondern auch extrem schädlich und gefährlich für die Tiere selbst. Fischotter, wie auch alle anderen Otterarten, sind hochanspruchsvolle Wildtiere und keinesfalls für die Haltung als Kuschel- oder Haustier geeignet. Die alarmierende Entwicklung seit der Jahrtausendwende hat dazu geführt, dass die Populationen einiger Otterarten um bis zu 30 Prozent zurückgegangen sind. Die unkritische Darstellung von Ottern in menschlicher Obhut, wie sie in den sozialen Medien oft zu sehen ist, befeuert diesen fatalen Trend zusätzlich und ist somit Teil des Problems.

Dürfen Fischotter und andere Otterarten als Haustiere gehalten werden?

Die klare Antwort lautet: Otterschutz ist Artenschutz. Alle 13 Otterarten weltweit sind durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützt, das den internationalen Handel mit diesen Tieren regelt. Die meisten Arten stehen unter strengsten Schutzmaßnahmen und unterliegen absoluten Handels- und Nutzungsverboten. Eine kleine Anzahl von Arten ist zwar im Artenschutzabkommen gelistet, wird aber nur als gefährdet (und nicht als streng gefährdet) eingestuft, was unter bestimmten, sehr strengen Regularien einen Handel erlauben könnte. Für private Halter sind diese Ausnahmen jedoch kaum zugänglich und nur mit enormem Aufwand und Fachwissen umsetzbar.

In Europa sind Otter zusätzlich durch die Berner Konvention geschützt. In Deutschland speziell verbietet das Bundesnaturschutzgesetz jeglichen Fang wild lebender Fischotter und stellt diesen unter schwere Strafen. Der Fischotter (Lutra lutra) ist in Deutschland heimisch und genießt einen besonders hohen Schutzstatus. Er darf weder gefangen, noch verletzt oder getötet werden.

Wer überhaupt einen Otter halten möchte, muss eine Vielzahl an strengen Anforderungen erfüllen. Dazu gehören nicht nur alle notwendigen Handels- und Haltungspapiere, sondern auch der Nachweis einer korrekten, artgerechten Unterbringung und ein umfassendes Fachwissen über die spezifischen Bedürfnisse dieser Wildtiere. Für Privatpersonen ist dies in der Praxis nahezu unmöglich zu gewährleisten, insbesondere wenn es sich um den heimischen Fischotter handelt, der ein komplexes Ökosystem benötigt.

Das Leben der Fischotter in freier Wildbahn

Fischotter sind faszinierende Bewohner unserer Gewässer. Sie leben in freier Wildbahn ausschließlich in und an Gebieten mit intakten Gewässern – von Flüssen und Seen bis zu Feuchtgebieten und Küstenregionen. Ihre Anwesenheit gilt als Indikator für eine gesunde und naturbelassene Umwelt, weshalb sie auch als sogenannte Leitarten für Gewässer bezeichnet werden. Wenn Fischotter sich ansiedeln, ist die Natur dort besonders intakt.

Diese Tiere sind außergewöhnlich intelligent, anspruchsvoll und von Natur aus sehr aktiv. Sie benötigen enorm viel Platz und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, die sie in der Wildnis ausgiebig finden. Die Reviere eines Fischotters können in freier Wildbahn eine Fläche von 25 bis 45 Quadratkilometern umfassen, in denen sie jagen, spielen und sich fortpflanzen. Oft leben die Tiere in sozialen Gruppen von bis zu 15 Individuen und pflegen intensive soziale Kontakte. Viele Otterarten führen zudem eine lebenslange, monogame Beziehung mit einem festen Partner. Diese komplexen Verhaltensweisen und Bedürfnisse können in menschlicher Obhut niemals vollständig erfüllt werden.

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Herausforderungen und Tierleid in privater Otterhaltung

Die Haltung von Ottern in Privatbesitz stellt unüberwindbare Hürden für das Wohl der Tiere dar. Selbst unter den strengsten gesetzlichen Vorgaben, die in Deutschland für eine mögliche – wenn auch unwahrscheinliche – private Haltung von Wildtieren existieren, müssten für einen Otter mindestens 20m² Fläche zur Verfügung stehen, wovon die Hälfte als Wasserfläche vorgeschrieben ist. Hinzu kommt die Notwendigkeit einer konstant hohen Wasserqualität, deren Aufrechterhaltung einen enormen technischen und finanziellen Aufwand bedeutet.

Die Sicherstellung einer tiergerechten Ernährung von Ottern ist ebenfalls sehr aufwendig. Diese oft nachtaktiven Tiere fressen hauptsächlich Fische, Frösche, Krabben und Krebse. Eine abwechslungsreiche und natürliche Ernährung, die ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht, ist in Gefangenschaft kaum zu gewährleisten. Otter verfügen zudem über sehr scharfe Zähne und Krallen, die ihnen beim Fang ihrer Beute helfen. Im Kontakt mit Menschen können diese Werkzeuge leicht zu schweren Verletzungen führen. In der Privathaltung kommt es leider häufig vor, dass Zähne und Krallen der Tiere entfernt werden, was das Tier massiv beeinträchtigt und ihm Schmerzen zufügt – eine grausame Praxis.

Der Zwergotter (Aonyx cinereus) ist die am häufigsten im Heimtierhandel angebotene Art, da er relativ klein ist und mit seinen Händen frisst. Zwergotter machen schätzungsweise 98 Prozent des weltweiten Handels mit Ottern als Haustiere aus. Diese Art ist jedoch in Europa nicht heimisch und kommt ausschließlich in Süd- und Südostasien vor, wo sie an die dortigen klimatischen Bedingungen und die natürliche Nahrung angepasst ist. Indonesien und Thailand sind die Hauptexporteure, die ihre Tiere meist nach Japan und Vietnam versenden. Offizielle Zahlen sprechen von fast 1000 Ottern, die jährlich allein über Online-Shopping-Portale angeboten werden. Wie im illegalen Welpenhandel werden hierbei insbesondere junge Otter angeboten, oft unter unmenschlichen Bedingungen aufgezogen und transportiert. Die tatsächlichen Verkaufszahlen und die Anzahl der illegal gehandelten und gehaltenen Otter sind leider unbekannt, werden aber als weitaus höher eingeschätzt.

Der globale, illegale Handel mit Ottern – Japan im Fokus

Ein besonderer Schwerpunkt des illegalen Otterhandels liegt in Japan. Hier boomt der Markt, nicht zuletzt aufgrund der Verbreitung von über einem Dutzend sogenannter „Ottercafés“. Diese Einrichtungen ermöglichen ihren Gästen gegen Bezahlung, Otter zu füttern oder sogar zu kuscheln. Die dabei entstandenen Fotos und Videos werden massenhaft in den sozialen Medien verbreitet, was den fatalen Trend zusätzlich befördert. In diesen Cafés werden viele Otter jedoch unter schlimmen Bedingungen gehalten und mangelhaft versorgt, was zu erheblichem Tierleid führt.

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Um diesem Trend entgegenzuwirken, trafen sich Vertreter der CITES-Staaten, darunter auch Japan, am 26. August 2019 und beschlossen, den Zwergotter von Anhang II in Anhang I des Abkommens zu verschieben. Dies bedeutet, dass für die am häufigsten gehandelte und in Ottercafés zur Schau gestellte Otterart fortan ein internationales Verbot für den kommerziellen Handel gilt. Ergänzend dazu hat das japanische Umweltministerium angekündigt, eine Registrierungspflicht für den nationalen Handel einzuführen.

In der Vergangenheit wurde die Strafverfolgung teils dadurch erschwert, dass die Tiere, sobald sie in Japan ankamen, häufig als „im Inland gezüchtet“ deklariert wurden – selbst wenn sie aus Südostasien geschmuggelt worden waren. Dies ermöglichte es, den Herkunftsnachweis eines Otters in vielen Fällen zu verfälschen. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass der illegale Handel mit Zwergottern trotz der Verschärfung weitergeht, liefert eine aktuelle Studie von Forscher*innen aus Frankreich, Japan und Thailand. Diese haben mittels DNA-Proben aufgedeckt, dass die meisten Zwergotter, die in Japans Tiercafés gehalten werden, aus Wildpopulationen in Südthailand stammen – einer Region, die als Hotspot für Wilderei bekannt ist. Für die Studie wurden DNA-Proben von 81 Ottern in Japan analysiert. Über 90 Prozent der Tiere aus Cafés und Beschlagnahmungen wiesen genetische Übereinstimmungen mit wilden Ottern aus Südthailand auf. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass die meisten dieser Otter über den illegalen Wildtierhandel nach Japan gelangten. Die CITES-Datenbank listet seit 1988 keine genehmigten Transporte von Zwergottern von Thailand nach Japan.

Trotz des internationalen Schutzstatus gibt es in Ländern wie Indonesien und Vietnam immer noch gesetzliche Schlupflöcher, die den illegalen Handel erleichtern. Zudem ist von fehlenden Kontrollen und einer schwachen Durchsetzung der geltenden Gesetze auszugehen, was sich auch daran zeigt, dass die Herkunft vieler Otter in den japanischen Ottercafés unklar ist. Eine konsequente Gesetzgebung und -umsetzung ist dringend erforderlich, denn die enormen Verkaufspreise in Japan von bis zu 10.000 Euro pro Otter machen das Geschäft mit den Tieren für den illegalen Handel äußerst attraktiv.

Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) erlebt im Rahmen ihres Projekts zum Schutz der Wildtiere in Vietnam den Otterhandel aus erster Hand. Dabei fällt auf, dass sich die Otterfunde ihrer Partnerorganisation Save Vietnam`s Wildlife in den vergangenen Jahren stark häuften und auch die Anzahl der gefundenen Tiere deutlich angestiegen ist. Während es vor wenigen Jahren lediglich einzelne Tiere waren, beschlagnahmen die Partner nun regelmäßig ganze Gruppen mit über 15 Tieren. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, den illegalen Handel weltweit zu bekämpfen. [internal_links]

Fazit: Eine artgerechte Haltung von Fischottern – unmöglich!

Nein, Fischotter sind Wildtiere und gehören – nirgendwo auf der Welt – in Menschenhand. Sie sind keine Haustiere und können in Gefangenschaft niemals ein annähernd artgerechtes Leben führen. Für uns in Deutschland ist es angesichts der vielen Gefahren, denen unsere heimischen Fischotter ausgesetzt sind, umso wichtiger, diese Arten stärker zu schützen. Denn durch die Trockenlegung von Seen, Auen und Mooren, die Umleitung, Begradigung oder Stauung von Flüssen verlieren die Tiere zunehmend ihren natürlichen Lebensraum. Dies zwingt Fischotter dazu, viel befahrene Straßen zu überqueren – ein Großteil der Fischotter in Deutschland stirbt im Straßenverkehr.

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Weltweit haben alle asiatischen Länder außer Indonesien, Myanmar und Kambodscha auf den florierenden Otterhandel reagiert und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet. Wir von Shock Naue und der Welttierschutzgesellschaft hoffen, dass sich die strengeren Gesetze auch auf die verbleibenden Länder ausbreiten und die Kontrollen verstärkt werden. Gleichzeitig muss die Nachfrage nach Ottern in der Haustierhaltung dringend sinken. Unterstützen Sie den Artenschutz, indem Sie sich bewusst gegen den Kauf und die Haltung dieser faszinierenden Wildtiere entscheiden.

#StopptTierleid: Verantwortung in den sozialen Medien

Die Verbreitung von Videos und Fotos, die einen engen menschlichen Kontakt mit Ottern zeigen, ist entschieden abzulehnen. Solche Inhalte sind nicht nur irreführend, sondern steigern auch die Nachfrage nach der nicht tiergerechten Haltung und befeuern somit den Wildtierhandel. Unter dem Hashtag #ottersofinstagram findet man dennoch zahlreiche Beispiele, in denen Otter außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes, in engem Kontakt zum Menschen gehalten werden – oft unter Umständen, die eindeutiges Tierleid bedeuten. Auf den Bildern werden Otter gebadet oder gekämmt, verkleidet oder sogar an der Leine Gassi geführt. Dies ist eine Verharmlosung von Tierquälerei und muss gestoppt werden.

Gemeinsam gegen Tierleid: Ihr Beitrag zählt

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, deshalb sollten auch Sie als Nutzer*innen der sozialen Netzwerke sich nicht vom „Otter-Hype“ anstecken lassen und auch nicht die Reichweite dieser Posts weiter vergrößern. Wir bitten Sie dringend, weder mit positiven noch mit negativen Emojis oder Kommentaren auf solche Inhalte zu reagieren. Vielmehr sollten Sie diese Posts unmittelbar an die Moderator*innen-Teams des jeweiligen Netzwerkes mit dem Hinweis melden, dass es sich hierbei um eine Darstellung von Tierleid handelt.

Wie Sie dabei in sozialen Netzwerken vorgehen sollten, zeigt der Leitfaden der Welttierschutzgesellschaft, der im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ erarbeitet wurde. Unsere Forderung an die Betreiber*innen der Netzwerke, derartigen Tierleid-Inhalten Einhalt zu gebieten, können Sie hier mit Ihrer Petitions-Unterschrift stärken: https://welttierschutz.org/petition-tierleid-stoppen/ Schützen wir gemeinsam die Fischotter und andere Wildtiere – in der Natur und vor unnötigem Leid durch unsachgemäße Haltung.

Referenzen: