Fleischproduktion und Umwelt: Warum eine Reduktion notwendig ist

Biologische Nutztierhaltung im Ökodorf Brodowin - Foto: NABU/Iris Barthel

Die Auswirkungen unserer Ernährung auf das Klima sind immens. In den letzten 50 Jahren hat sich die globale Fleischproduktion vervierfacht und erreichte 2022 über 360 Millionen Tonnen – Tendenz steigend. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen, die von Klimawandel und Artensterben bis hin zu Hunger und Wasserknappheit reichen. Die Fleischproduktion Umwelt betreffend, ist also ein kritischer Faktor.

Biologische Nutztierhaltung im Ökodorf Brodowin - Foto: NABU/Iris BarthelBiologische Nutztierhaltung im Ökodorf Brodowin – Foto: NABU/Iris Barthel

In Deutschland liegt der durchschnittliche Fleischkonsum bei etwa 52 Kilogramm pro Person und Jahr. Obwohl dieser Wert in den letzten Jahren leicht gesunken ist, übersteigt er die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung um mehr als das Dreifache. Wir konsumieren also mehr Fleisch, als die Erde und unsere Körper langfristig vertragen.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) prognostiziert einen weiteren Anstieg der globalen Fleischproduktion auf 455 Millionen Tonnen bis 2050. Besonders in den westlichen Industrieländern ist der Fleischkonsum hoch, was auf den hohen Lebensstandard und die durch Massentierhaltung ermöglichten niedrigen Preise zurückzuführen ist.

Die FAO berücksichtigt bei ihren Berechnungen auch die indirekten negativen Klimawirkungen der Fleischproduktion und schätzt, dass etwa 18 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen auf diesen Sektor entfallen.

Viele Konsumenten sind sich nicht bewusst, dass ihr tägliches Essverhalten – sei es das Wurstbrötchen am Morgen, das Schnitzel in der Mittagspause oder der Burger am Abend – Teil eines globalen Problemkomplexes ist.

Haltungsform entscheidend

Ein wesentlicher Faktor ist die riesige Menge an Methan, die von Nutztieren ausgestoßen wird. Methan ist deutlich schädlicher für das Klima als Kohlendioxid, da es die Atmosphäre über 20-mal stärker aufheizt. Allerdings ist die Kuh an sich kein “Klimakiller”. Bei extensiver Weidehaltung kann sich die Klimabilanz von Rindfleisch sogar verbessern, da diese Haltungsform zur Erhaltung von Weideland beiträgt. Unter Wiesen und Weiden, insbesondere artenreichen, wird durch intensive Durchwurzelung und geringe Bodenbearbeitung Kohlenstoff gespeichert, wodurch die Atmosphäre entlastet wird.

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Es geht also primär um die Haltungsform, die Menge des Konsums und die zahlreichen weiteren Faktoren, die bei der Klimabilanz von Fleisch berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören der Energieaufwand für Kühlung und Erhitzung, die Treibhausgase, die bei der Errichtung von Stallgebäuden entstehen, und die Transportkosten für Futtermittel. Laut Schätzungen der FAO stammen 45 Prozent der Emissionen aus der Viehzucht aus der Verarbeitung und Produktion von Futtermitteln, während 39 Prozent auf die Verdauung der Wiederkäuer zurückzuführen sind (Fleischatlas 2021). Die energieverbrauch fleischproduktion spielt hier eine entscheidende Rolle.

Ressourcenverbrauch pro Kilogramm Fleisch

Bis ein Tier als Steak oder Wurst auf unserem Teller landet, werden enorme Mengen an Ressourcen wie Land, Wasser, Energie und Getreide verbraucht. Laut FAO wird mittlerweile ein Viertel der eisfreien Erdoberfläche für die Viehwirtschaft genutzt. Dies umfasst riesige Gebiete im Amazonaswald, die eigens für die Nutztierhaltung abgeholzt wurden und weiterhin werden. Die Rodung dieser Wälder stellt eine erhebliche Bedrohung für die Artenvielfalt und das Klima dar.

In Deutschland wird gut die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche für den Anbau von Futtermitteln für Tiere genutzt, um Fleisch, Milch und Eier zu erzeugen. Die Erzeugung von tierischen Kalorien ist jedoch ineffizient. Die Erträge von einem Hektar pflanzlicher Nahrung ersetzen zwei Hektar Futter, das später als Fleisch, Milch oder Eier konsumiert wird.

Ein geringerer Fleischkonsum im Rahmen der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wäre demnach nicht nur gesundheitsfördernd, sondern würde auch Freiraum für dringend notwendige Klima- und Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft schaffen. Es ist wichtig, den fleischkonsum umwelt-technisch zu bewerten.

Bioqualität als Vorteil

Bio-Landwirte weisen in der Regel eine deutlich bessere Klimabilanz auf als ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen. Dies liegt am Prinzip der geschlossenen Kreisläufe in ihren Betrieben. Ökobetriebe setzen wenig externe Inputs wie chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel ein, deren Herstellung viel Energie verbraucht. Zudem ist die Anzahl der Tiere an die verfügbare Fläche gebunden.

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Besonders Betriebe, die Ackerbau und Viehzucht kombinieren, schneiden in der Klimabilanz gut ab, wie eine Studie der TU München zeigt. Der wichtigste Faktor ist der Aufbau von Humus durch eine vielfältige Fruchtfolge mit verschiedenen Kulturarten. Der hohe Anteil an Leguminosen wie Klee und Luzerne trägt ebenfalls zu der positiven Bilanz des Ökolandbaus bei.

Für eine klimafreundliche Ernährung braucht es nicht viel: Weniger tierische, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel auf den Speiseplan setzen. Frische Produkte mit geringem Verarbeitungsgrad kaufen, Tiefkühlkost meiden. Obst und Gemüse saisonal einkaufen, Freilandware bevorzugen. Regionale Erzeugnisse auswählen, per Flugzeug importierte Nahrungsmittel im Supermarktregal liegen lassen.

Einkaufswagen mit Bioprodukten - Foto: NABU/Sebastian HennigsEinkaufswagen mit Bioprodukten – Foto: NABU/Sebastian Hennigs

Genau hinschauen beim Einkauf

Selbst wer alle diese Ratschläge beherzigt, kann nicht sicher sein, automatisch das klimafreundlichste Lebensmittel im Einkaufskorb zu haben.

Beispiel Biokost: Da die hiesigen Bio-Bauern die Nachfrage nicht annähernd decken können, drängt die ausländische Konkurrenz von Jahr zu Jahr stärker auf den Markt. Frühkartoffeln aus Ägypten, Pflaumen aus Chile und Sonnenblumenkerne aus der Volksrepublik China gehören auch in hiesigen Bioläden zum Sortiment – egal, wie verheerend die Klimabilanz transportbedingt ausfällt.

Beispiel Regionalität: Ein frisch gepflückter Apfel aus Chile, der per Containerschiff statt per Flugzeug nach Deutschland verfrachtet wird, schneidet unter Umständen ähnlich gut ab, wie ein Bodensee-Apfel, der über Monate im Kühlhaus lagert. Transporte schlagen in der Klimabilanz weniger stark zu Buche als oft vermutet. Das Gegenteil gilt beispielsweise für Spargel aus Argentinien, der per Luftfracht nach Deutschland geliefert wird: Transportbedingt belastet er das Klima etwa 280-mal stärker als die regional erzeugte Variante. Die umwelt fleischkonsum Debatte ist vielschichtig.

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Die Politik ist gefragt

Die Materie ist also unübersichtlich. Abgesehen davon, dass bislang noch keine allgemein verbindlichen Bewertungskriterien für die Klimaschädlichkeit eines Produkts existieren, ist es dem Verbraucher kaum zuzumuten, beim täglichen Einkauf die komplexen Zusammenhänge von Klimabilanzen nachzuvollziehen.

Gerade deshalb müssen politische Rahmenbedingungen für Ernährungsfragen geschaffen werden, sodass die einfache Wahl auch die gesündeste und klimafreundlichste ist. Hierzu gehört neben einer Preispolitik, die die echten Kosten abbildet, ein Umbau der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung sowie Werbeverbote für besonders klimaschädliche Produkte. Zusätzlich müssen politische Rahmenbedingungen für den Umbau der Tierhaltung geschaffen werden, sodass die Nahrungskonkurrenz zwischen Menschen und Tieren minimiert wird. Hierfür ist besonders der Fokus auf die grünlandgebundene Tierhaltung sinnvoll. Auch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist ein wichtiger Hebel.

Essen für den Klimaschutz: Zusammenfassung

Um die negativen Auswirkungen der Fleischproduktion umwelt-technisch zu minimieren, können Konsumenten folgende Tipps beachten:

Tierische Produkte:

  • Bewusster: Gehen Sie bewusster mit tierischen Produkten um – seien Sie sich im Klaren darüber, woher sie kommen, wie sie produziert wurden, und welche Konsequenzen ihre Produktion hat.
  • Weniger: Versuchen Sie, weniger Fleisch und tierische Produkte zu essen und kochen Sie vermehrt pflanzlich.
  • Bioqualität: Wenn Sie Fleisch und andere tierische Produkte essen, gönnen Sie sich Bio-Produkte: Denn die ökologische Landwirtschaft ist im Durchschnitt klimafreundlicher. Dies gilt besonders für Fleisch- und Milchprodukte aus Weidehaltung.

Beim Einkauf beachten:

  • Regional statt global: Flugware hat eine verheerende Klimabilanz. Der Kauf regionaler Produkte stützt dagegen die Kreislaufwirtschaft in der Heimatregion.
  • Saisonal statt Unterglas: Saisonal geerntetes Obst und Gemüse belastet das Klima weit weniger als Pflanzenkost, die außerhalb der Saison im beheizten Treibhaus wächst.
  • Frisch statt tiefgekühlt und hochverarbeitet: Frisches Gemüse belastet das Klima produktionsbedingt dreimal weniger als Gemüse aus der Gefriertruhe.

NABU-Tipps: „Tierisches auf dem Teller – Tipps für eine umweltfreundlichere Ernährung“

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