In den Tiefen Afrikas lebt ein kleines, nachtaktives Geschöpf, das die Herzen vieler im Sturm erobert: der Galago, besser bekannt als Buschbaby. Seine riesigen Augen und sein flauschiges Fell verleihen ihm ein unwiderstehlich niedliches Aussehen. Doch während sein Charme unbestreitbar ist, stellt sich oft die Frage: Kann man einen Galago als Haustier halten? Dieser Artikel beleuchtet die faszinierende Welt dieser nachtaktiven Primaten und erklärt, warum sie trotz ihrer Anziehungskraft am besten in ihrer natürlichen Umgebung aufgehoben sind.
Galagos – Die faszinierenden Nachtaktiven Afrikas
Wer nachts in den ländlichen Gebieten Afrikas spaziert, wird oft von Lauten überrascht, die an Babyschreie erinnern. Diese Geräusche stammen von Galagos, die damit ihr Territorium markieren oder Artgenossen vor Gefahren warnen. Ihr Spitzname „Buschbaby“ rührt sowohl von diesen charakteristischen Rufen als auch von ihrem entzückenden Aussehen her. In Afrikaans werden sie passenderweise „Nagapie“ genannt, was „Nachtaffe“ bedeutet. Obwohl sie technisch gesehen Primaten sind, besitzen sie nicht den Intellekt vieler anderer Affenarten.
| Allgemeiner Name: | Nördlicher Großer Galago |
|---|---|
| Wissenschaftlicher Name: | Otolemur garnettii |
| Klasse: | Säugetiere |
| Kontinente: | Afrika |
| Lebenserwartung: | bis zu 15 Jahre |
| Ernährungsart: | Allesfresser |
| Größe: | 23-34 cm |
| Gewicht: | 720-820 Gramm |
| Erhaltungszustand IUCN: | Least Concern |
| Aktueller Status der Population: | Abnehmend |
Nördlicher Großgalago, ein nachtaktives Tier aus Afrika
Galagos zeichnen sich nicht nur durch ihre großen Augen und Schreie aus, sondern auch durch ihre großen, beweglichen Ohren und ihre außergewöhnliche Agilität. Sie springen mühelos von Ast zu Ast und fühlen sich in den Baumwipfeln pudelwohl. Als Allesfresser sind sie geschickte Jäger und Sammler. Tagsüber sind sie jedoch kaum zu entdecken, da sie sich gut getarnt zwischen den Ästen verstecken und schlafen.
Oft werden Galagos mit Lemuren verwechselt, die durch Zeichentrickfilme wie „Madagascar“ bekannt sind. Obwohl Lemuren Verwandte der Buschbabys sind, leben sie ausschließlich auf Madagaskar und den Komoren, während Galagos das afrikanische Festland südlich der Sahara bevölkern. Weitere nahe Verwandte sind Loris, Pottos und Angwantibos.
Galagos gehören zur Unterordnung der Strepsirrhini, auch bekannt als Feuchtnasenprimaten. Eine feuchte Nase ist ein Indikator für einen ausgezeichneten Geruchssinn, der es ihnen ermöglicht, Windrichtung und -geschwindigkeit zu bestimmen sowie vielfältige Gerüche zu zerlegen. Typisch für diese niederen Primaten sind auch der nicht vollständig opponierbare Daumen und spezielle „Putzkrallen“ zur Fellpflege. Aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise können sie Farben nur schlecht unterscheiden. Sie bringen in der Regel mehrere Junge zur Welt und haben im Vergleich zu höheren Primaten ein kleineres Gehirnvolumen.
Ein Senegal-Buschbaby. Alle Galagos haben große Augen und Ohren
Die Überfamilie der Lorisoidea, zu der die Galagos gehören, umfasst zwei Familien: Lorisidae (Loris, Pottos und Angwantibos) und Galagidae (Galagos). Es sind über 20 Galagoarten bekannt, und es wird vermutet, dass noch weitere entdeckt werden. Diese Arten unterscheiden sich stark in Aussehen, Lebensraum und Lebensweise. Biologen erkennen Unterschiede oft sogar anhand ihrer Rufe, da jede Art eigene Laute von sich gibt. Die größte Art, der Braune Riesengalago, kann bis zu 47 Zentimeter lang werden, während die kleinste, Prinz Demidoffs Buschbaby, nur 7,3 bis 15,5 Zentimeter misst.
Ein Leben im Verborgenen: Wie Buschbabys in den Bäumen leben
Jedes Merkmal des Galago-Körpers ist perfekt an seine nachtaktive Lebensweise angepasst. Die riesigen Augen fangen auch bei schwächstem Licht maximale Helligkeit ein, während die großen Ohren, die sich unabhängig voneinander drehen lassen, zur Orientierung, Feinderkennung und Kommunikation dienen. Tagsüber, während des Schlafs, klappen Galagos ihre Ohren eng an den Körper, um nicht gestört zu werden und sie beim Springen nicht an Ästen zu verhaken.
Mit ihren kräftigen Beinen und Armen sind Galagos hervorragende Springer und Kletterer. Sie können mit Leichtigkeit mehrere Meter weite Sprünge zwischen Bäumen überwinden, wobei die Beinmuskulatur beeindruckende Kräfte entwickelt. Ihr langer, flexibler Schwanz dient als Balancierhilfe bei der Bewegung durch die Äste. Diese afrikanischen Tiere verbringen fast ihr gesamtes Leben hoch oben in den Bäumen und steigen kaum auf den Boden hinab. All ihre Bedürfnisse befriedigen sie in der Nacht, um tagsüber in selbstgebauten Nestern, Baumhöhlen oder auf Ästen zu ruhen.
Der Braune Großgalago ist ein gutes Beispiel für ein Buschbaby mit großem Schwanz
Die meisten Galago-Arten leben eher einzelgängerisch, insbesondere die Männchen. Weibchen hingegen leben oft mit ihrem Nachwuchs zusammen; die weiblichen Jungen bleiben, während die männlichen die Gruppe verlassen. Einige Arten bilden Junggesellengemeinschaften oder schlafen tagsüber in temporären Gruppen, was zusätzlichen Schutz vor Raubtieren bietet. Nachts markieren Galagos ihr Revier, indem sie auf ihre Pfoten urinieren und diese an Bäumen reiben, um ihren Geruch zu verbreiten.
Was fressen Galagos und wer jagt sie?
Galagos sind Allesfresser, wobei ihre Ernährung je nach Art variiert. Im Allgemeinen ernähren sie sich von:
- Baumharz und Gummi
- Blüten, Samen, Blättern und anderer Vegetation
- Verschiedenen Früchten
- Kleinen Insekten wie Käfern und Nachtfaltern
- Kleinen Nagetieren
- Fröschen und Eidechsen
- Kleinen Vögeln und ihren Eiern
Dank ihrer Agilität und ihres guten Sehvermögens in der Dunkelheit sind Buschbabys geschickte Jäger, die Insekten im Flug fangen können. Trotz ihres verborgenen Lebens und ihrer Anpassungsfähigkeit haben Galagos natürliche Feinde.
Ein Galago genießt ein Stück Obst
Zu den Jägern von Buschbabys gehören Mungos, Ginsterkatzen, Schlangen, Eulen, Hunde, Katzen und Schakale. Auch andere Primaten, wie blaue Affen und sogar Schimpansen, wurden bei der Jagd auf Galagos beobachtet. Die berühmte Schimpansenforscherin Jane Goodall dokumentierte bereits in den 1960er Jahren, wie Schimpansen primitive Werkzeuge, wie angespitzte Stöcke, zum Jagen und auch zum Erbeuten von Buschbabys einsetzen. Sie stoßen die Stöcke in Baumhöhlen, um die schlafenden Tiere bewegungsunfähig zu machen und herauszuziehen.
Der Lebensraum der Galagos: Von Wäldern bis in Hotelnähe
Buschbabys sind in weiten Teilen des kontinentalen Afrikas südlich der Sahara verbreitet, mit Ausnahme der kargen Wüstengebiete im Norden. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich auch auf einige kleinere, kontinentnahe Inseln, nicht aber auf Madagaskar.
Die meisten Galagoarten bevorzugen Wälder als Lebensraum, sind aber auch häufig in Buschland in der Nähe von Dörfern und Städten sowie in einigen städtischen Gebieten anzutreffen. Manche Arten haben sich an trockenere Savannenlandschaften oder Graslandschaften mit Buschwerk angepasst. Die African Wildlife Foundation betrachtet den Galago aufgrund seiner Vielfalt, Häufigkeit und weiten Verbreitung als den erfolgreichsten aller niederen Primaten.
Galagos haben gelernt, mit dem Menschen auszukommen und suchen oft die Nähe zu Häusern und Hotels. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist das Aishi Machame Hotel von Altezza Travel in Tansania, das in einer grünen Pufferzone des Kilimandscharo-Nationalparks liegt. Hier sind mehrere Galagoarten beheimatet und können mit etwas Geduld beobachtet werden. Die Tiere, an Menschen gewöhnt, kommen oft bis auf das Hotelgelände, und ihre Rufe sind am späten Abend und in der Nacht deutlich zu hören. Mit Glück kann man sie sogar beobachten, wenn sie von den Hotelmitarbeitern angebotenes Obst annehmen.
Manchmal kommen Buschbabys in die Nähe von Häusern und Hotels
Galago als Haustier: Eine schlechte Idee für Tier und Mensch
Der Wunsch, einen Galago als Haustier zu halten, ist angesichts ihres niedlichen Aussehens verständlich. Ein kleines, flauschiges Tier mit großen Augen scheint verlockend. Doch in der Realität ist die Haltung eines Galagos als Haustier eine ausgesprochen schlechte Idee. Diese Tiere sind Wildtiere, die an ihre natürliche Umgebung angepasst sind und in Gefangenschaft leiden.
Der renommierte Zoologe Bernhard Grzimek, Direktor des Frankfurter Museums, hielt selbst ein Buschbaby als Haustier und berichtete von einem sehr deutlichen Nachteil: der Angewohnheit, auf Hände und Füße zu urinieren, diese aneinander zu reiben und dann mit den nassen Pfoten ins Gesicht zu springen. Dies „parfümiert“ Wände und Möbel, und ohne ständige Belüftung entsteht ein erheblicher Geruch. Dies ist nur ein praktisches Problem, doch die ethischen und tierschutzrelevanten Aspekte wiegen schwerer.
Galagos sind soziale Tiere, die ihre Artgenossen für ihr Wohlbefinden benötigen. In Gefangenschaft fühlen sie sich unwohl und sind anfälliger für Krankheiten, da sie mit Arten interagieren, denen sie in ihrem natürlichen Lebensraum nie begegnen würden. Ein wildes Tier aus seinem natürlichen Lebensraum zu reißen und in einer Wohnung oder einem Haus einzusperren, ist eine Form von Gewalt gegen ein Lebewesen. Kein noch so großer menschlicher Aufwand kann die Freiheit und die Vorteile des natürlichen Lebensraums ersetzen, auf die die Evolution diese Tiere über Millionen von Jahren vorbereitet hat. Der Wunsch, ein exotisches Tier als Haustier zu halten, ist oft ein egoistisches Bedürfnis, sich abzuheben, ohne die negativen Folgen für das Tier und seinen Besitzer ausreichend zu berücksichtigen.
Einen Galago als Haustier zu halten, ist eine schlechte Idee
Viele Länder verbieten die Haltung von Galagos in Wohnungen. Wir schließen uns dieser Haltung voll und ganz an und bitten darum, das mögliche Leid der Tiere zu bedenken, bevor man vorschnelle Entscheidungen trifft. Afrikas Wildtiere sollten in Afrika bleiben, wo sie in ihrer natürlichen Umgebung leben können. Menschen können sie dort besuchen und bewundern, indem sie die wunderschönen Nationalparks und andere geschützte Gebiete erkunden, die von Wildtieren wimmeln. Kommen Sie nach Tansania, um die niedlichen Buschbabys und viele andere Bewohner des lokalen Ökosystems in Harmonie zu erleben.
