Geschwollene Lippen durch Corona? Ursachen, Symptome und Behandlung von Angioödemen

Häufig beim Auftreten eines Angioödem sind geschwollene Lippen, hier bei einem Mann.

Eine plötzliche, lokal begrenzte Schwellung der Haut, insbesondere im Gesicht, kann beunruhigend sein. Oft handelt es sich dabei um ein Angioödem, eine Schwellung der tieferen Hautschichten. Obwohl “Geschwollene Lippen Corona” oft in Suchmaschinen eingegeben wird, ist es wichtig, die vielfältigen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung zu verstehen.

Häufig beim Auftreten eines Angioödem sind geschwollene Lippen, hier bei einem Mann.Häufig beim Auftreten eines Angioödem sind geschwollene Lippen, hier bei einem Mann.

Was ist ein Angioödem?

Unsere Haut besteht aus drei Schichten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Angioödeme, auch Quincke-Ödeme genannt, sind Flüssigkeitsansammlungen in der Unterhaut, die zu Schwellungen führen. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Formen: Mastzell-vermittelte und Bradykinin-vermittelte Angioödeme.

Ursachen und Formen von Angioödemen

Mastzell-vermittelte Angioödeme

Diese Form ist die häufigste Ursache für spontan auftretende Angioödeme. Mastzellen sind Abwehrzellen des Immunsystems, die in der Haut, den Schleimhäuten und in der Nähe von Gefässen vorkommen. Sie setzen Botenstoffe frei, wie beispielsweise Histamin, welches die Gefässdurchlässigkeit erhöht. Dadurch tritt Blutplasma ins Gewebe aus und es kommt zu Schwellungen.

Mögliche Auslöser für die Aktivierung von Mastzellen sind:

  • Allergische Reaktionen (Nahrungsmittel, Insektenstiche, Medikamente)
  • Virale oder bakterielle Infekte
  • Medikamente
  • Stress

Wichtig: Während COVID-19-Infektionen als mögliche Auslöser für Mastzellaktivierung diskutiert werden, ist die Annahme, dass “geschwollene Lippen Corona” als direkte Folge der Virusinfektion auftreten, wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Vielmehr kann die Reaktion des Körpers auf die Infektion oder bestimmte Medikamente, die zur Behandlung eingesetzt werden, zu einem Angioödem führen.

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Bradykinin-vermittelte Angioödeme

Bradykinin ist ein Gewebshormon, das ebenfalls die Gefässdurchlässigkeit erhöht. Normalerweise wird die Entstehung von Bradykinin durch den C1-Inhibitor reguliert. Ein Mangel oder eine Funktionsstörung dieses Inhibitors führt zu einem Bradykinin-Überschuss und somit zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.

Zu den Unterformen gehören:

  • Hereditäres Angioödem (HAE): Eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der der C1-Inhibitor fehlt oder nicht richtig funktioniert. Auslöser können Stress, Verletzungen, Operationen oder hormonelle Veränderungen sein.
  • Erworbenes Angioödem: Eine seltene Form, die meist durch Autoimmunerkrankungen oder bösartige Erkrankungen verursacht wird.
  • Medikamenteninduziertes Angioödem: Bestimmte blutdrucksenkende Medikamente (ACE-Hemmer) oder Immunsuppressiva (mTor-Inhibitoren) können Angioödeme auslösen.
  • Idiopathisches Angioödem: In manchen Fällen kann keine Ursache für das Angioödem gefunden werden.

Symptome eines Angioödems

Angioödeme treten meist unregelmässig auf. Typische Symptome sind:

  • Schwellungen im Gesicht (Lider, Lippen, Gesichtshaut)
  • Schwellungen im Mundschleimhaut- und Halsbereich (Zunge, Kehlkopf), beginnend mit Stimmveränderung, Heiserkeit und Atemnot
  • Schwellungen im Genitalbereich (Penis, Hoden, Vulva, Vagina)
  • Schwellungen an Extremitäten (Hände, Füsse, Arme, Beine)
  • Druck- oder brennendes Gefühl in den betroffenen Bereichen
  • Kopfschmerzen und Schwindel können ebenfalls auftreten

Beim Mastzell-vermittelten Angioödem kann zusätzlich ein juckendes Nesselfieber (Urtikaria) am Körper auftreten. Beim hereditären Angioödem (HAE) sind häufig Schwellungen im Magen-Darm-Trakt mit starken Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verbunden.

Diagnose des Angioödems

Die klinische Diagnose ist bei sichtbaren Schwellungen meist einfach. Die Ursachenforschung kann jedoch eine Herausforderung sein. Wichtig ist eine ausführliche Anamnese durch den Arzt oder die Ärztin. Ergänzend können Laboruntersuchungen zur Bestimmung des C1-Inhibitors und anderer Werte durchgeführt werden.

Ein Beschwerdetagebuch kann bei der Ursachenfindung helfen. Notieren Sie darin, wann und wie lange die Schwellung aufgetreten ist und welche Symptome sonst noch vorhanden waren (Schmerzen, Juckreiz, Ausschläge, Atemnot, Bauchschmerzen). Fotos der Schwellungen sind ebenfalls hilfreich.

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Therapie von Angioödemen

Die Therapie richtet sich nach der Ursache des Angioödems.

Mastzell-vermittelte Angioödeme

  • Vermeidung des Auslösers (bei Allergien)
  • Behandlung von Infektionen oder anderen Grunderkrankungen
  • Antihistaminika und Kortisonpräparate zur Linderung der Symptome
  • Adrenalinfertigspritze bei lebensbedrohlichen Schwellungen

Bradykinin-vermittelte Angioödeme

  • Vermeidung von Auslösern (bei HAE)
  • Vorbeugende Therapie mit Medikamenten (bei HAE)
  • C1-Inhibitor und Icatibant (Bradykinin-Rezeptor-Antagonist) bei akuten Attacken
  • Behandlung der Grunderkrankung (beim erworbenen Angioödem)
  • Absetzen der auslösenden Medikamente (bei medikamenteninduzierten Angioödemen)

Für Betroffene eines hereditären Angioödems (HAE) ist ein Massnahmenplan wichtig, der beschreibt, wie in welcher Situation gehandelt werden soll. Familienangehörige, Freunde und Arbeitskollegen sollten über die Erkrankung und die nötigen Massnahmen in einer Notfallsituation Bescheid wissen. Betroffene sollten stets einen Notfallausweis bei sich tragen.

Tipps und Tricks

  • Bei Verdacht auf ein Angioödem sollten Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenden.
  • Medikamenteninduzierte Angioödeme können auch nach längerer Einnahme des Medikaments auftreten. Informieren Sie sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin bei entsprechenden Symptomen.
  • Hereditäre Angioödeme (HAE) kommen familiär gehäuft vor. Familienangehörige sollten sich testen lassen, wenn ein HAE bestätigt wurde.

Zahlen und Fakten

  • Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung sind irgendwann im Leben von einer akuten Schwellung betroffen.
  • Angioödeme können einzeln oder an mehreren Stellen auftreten.

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat.

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