Grüner Tee und Blutdruck: Was Experten wirklich wissen

Frau gießt grünen Tee in eine Tasse, symbolisiert die Zubereitung und den Genuss von grünem Tee zur Unterstützung der Herzgesundheit und bei Blutdruckproblemen.

Grüner Tee, ein jahrhundertealtes Getränk, wird oft für seine vielfältigen gesundheitlichen Vorteile gepriesen. Von der Vorbeugung schwerer Erkrankungen wie Parkinson oder Krebs bis hin zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems – die Liste der zugeschriebenen Wirkungen ist lang. Während die umfassende Schutzwirkung bei manchen Krankheiten noch Gegenstand intensiver Forschung ist, gibt es zunehmend fundierte Erkenntnisse über den positiven Einfluss von grünem Tee auf unser Herz-Kreislauf-System, insbesondere im Hinblick auf den Blutdruck. Viele Menschen schwören auf die tägliche Tasse als Teil eines gesunden Lebensstils. Doch was steckt wirklich dahinter, und wie viel grüner Tee ist bei Bluthochdruck ratsam? Der renommierte Kardiologe Dr. Patrick Neumann-Schniedewind gibt Einblicke und erklärt, worauf Sie achten sollten, wenn Sie grünen Tee trinken möchten, um Ihren Blutdruck positiv zu beeinflussen.

Die Kraft der Pflanzenstoffe: Catechine und ihre Rolle

Grüner Tee ist eine wahre Schatzkammer an sekundären Pflanzenstoffen, die für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften verantwortlich sind. Zu den wichtigsten gehören Polyphenole, Gerbstoffe (Tannine) und Saponine. Diese Pflanzenstoffe sind bekannt für ihre antioxidativen Eigenschaften: Sie schützen die Körperzellen vor schädlichen Sauerstoffverbindungen, sogenannten freien Radikalen, und können entzündliche Prozesse im Körper wirksam eindämmen.

Die wohl bekannteste und am intensivsten erforschte Gruppe der Polyphenole im grünen Tee sind die Katechine. Diese Flavonoide, die auch vielen farbintensiven Obst- und Gemüsesorten ihre charakteristischen Töne verleihen, können bis zu einem Drittel des Trockengewichts der Teeblätter ausmachen, wie die Verbraucherzentrale bestätigt. Das Epigallocatechingallat (EGCG) ist dabei das prominenteste und am häufigsten vorkommende Katechin im grünen Tee und steht im Fokus der wissenschaftlichen Untersuchungen bezüglich seiner potenziellen blutdrucksenkenden Wirkung. Es wird angenommen, dass Katechine zur Elastizität der Blutgefäße beitragen und somit die Durchblutung verbessern können.

Herz-Kreislauf-Gesundheit: Was Studien belegen

Grüner Tee zählt zu den wenigen Teesorten, deren positive Effekte auf die Gefäß- und Herzgesundheit durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauert werden. Eine bemerkenswerte chinesische Langzeitstudie aus dem Jahr 2020 mit über 100.000 Probanden lieferte beispielsweise vielversprechende Ergebnisse. Die Studie zeigte, dass ein regelmäßiger Teekonsum von mindestens drei Tassen pro Woche das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall um etwa 20 Prozent senken kann. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass die Lebenserwartung von Teetrinkern ab 50 Jahren im Durchschnitt um 1,26 Jahre anstieg.

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Diese positiven Auswirkungen waren besonders ausgeprägt bei Personen, die grünen Tee konsumierten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass auch andere Lebensstilfaktoren, wie eine generell gesundheitsbewusstere Lebensweise der Teetrinker, zu diesen Studienergebnissen beigetragen haben könnten. Für allgemeine Gesundheitsfragen und die Suche nach natürlichen Unterstützungsmöglichkeiten, wie etwa bei blasenentzündung hausmittel schnell, spielt ein ganzheitlicher Ansatz oft eine entscheidende Rolle.

Blutdrucksenkende Wirkung: Realität und Einschränkungen

Ein langjährig unbehandelter Bluthochdruck kann schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Folge haben. Die Gefäße verhärten sich, verlieren ihre Elastizität und der Blutfluss wird erschwert. Dies begünstigt Ablagerungen an den Gefäßwänden, bekannt als Arteriosklerose, und erhöht damit das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Kann grüner Tee hier unterstützend wirken und den Blutdruck auf natürliche Weise senken?

Kardiologe Dr. Patrick Neumann-Schniedewind bestätigt: „Es gibt systematische Übersichtsarbeiten, die einen positiven Effekt auf die Blutdrucksenkung in Hypertonikern bestätigen.“ Katechine könnten die Gefäße elastisch halten und die Durchblutung verbessern. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 deutete zudem auf positive Effekte auf den Fettstoffwechsel hin. Dennoch relativiert der Experte die Erwartungen: „Die Wirkung ist minimal und nicht mit blutdrucksenkenden Medikamenten zu vergleichen oder zu ersetzen.“

Ein weiteres Problem, das auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hervorhebt, ist die Übertragbarkeit von Studienergebnissen. Viele Forschungen zu Antioxidantien werden an Zellkulturen oder Tieren durchgeführt. „In Laborversuchen konnte eine gefäßerweiternde Funktion des Katechins EGCG nachgewiesen werden, der aber im Menschen nicht belegt wurde“, erklärt Neumann-Schniedewind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Humanstudien, um die genaue Wirkung beim Menschen zu bestätigen.

Vorsicht bei Grüntee-Extrakten und hohen Dosen EGCG

In vielen Nahrungsergänzungsmitteln sind Grüntee-Extrakte, insbesondere EGCG, in hochkonzentrierter Form enthalten. Eine übermäßige Zufuhr kann jedoch ernsthafte gesundheitliche Risiken bergen. Neben einem möglichen Blutdruckanstieg können hohe Dosen von EGCG Leberschäden verursachen. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) empfiehlt daher, dass Schwangere, Stillende und Kinder auf die Einnahme von Grüntee-Extrakten verzichten sollten. Seit 2023 hat die EFSA die zugelassene Tagesdosis EGCG in solchen Präparaten aufgrund dieser Gesundheitsrisiken auf 800 Milligramm beschränkt. Hersteller sind zudem verpflichtet, ihre Produkte mit entsprechenden Warnhinweisen zu versehen, um Verbraucher zu schützen.

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Frau gießt grünen Tee in eine Tasse, symbolisiert die Zubereitung und den Genuss von grünem Tee zur Unterstützung der Herzgesundheit und bei Blutdruckproblemen.Frau gießt grünen Tee in eine Tasse, symbolisiert die Zubereitung und den Genuss von grünem Tee zur Unterstützung der Herzgesundheit und bei Blutdruckproblemen.

Richtige Dosierung: Wie viel grüner Tee ist gesund?

Auch wenn die langfristige blutdrucksenkende Wirkung von grünem Tee nicht eindeutig als Ersatz für Medikamente bewiesen ist, spricht nichts gegen einen moderaten Konsum als Teil eines gesunden Lebensstils. Wichtig ist jedoch, die Menge im Auge zu behalten, da grüner Tee Teein enthält, das dem Koffein des Kaffees sehr ähnlich ist. Dr. Neumann-Schniedewind rät: „Ich empfehle ein bis drei Tassen am Tag für Teeliebhaber mit Bluthochdruck.“

Teein entfaltet seine anregende Wirkung im Körper etwas zeitversetzt, da es an Polyphenole gebunden ist und erst im Darm freigesetzt wird. Dafür hält der Effekt oft länger an. Ähnlich wie Kaffee kann auch grüner Tee aufgrund des Koffeins den Blutdruck kurzzeitig ansteigen lassen, insbesondere bei Personen, die nicht an Koffein gewöhnt sind. Dies sollte bei der Blutdruckmessung berücksichtigt werden: Um verfälschte Werte zu vermeiden, ist es ratsam, den Tee erst nach der Messung zu trinken.

Wechselwirkungen und mögliche Nebenwirkungen

Bei Personen, die empfindlich auf Koffein reagieren, kann der Konsum von grünem Tee unerwünschte Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schwindel, innere Unruhe oder Übelkeit hervorrufen. Dr. Neumann-Schniedewind weist zudem darauf hin, dass hohe Mengen grünen Tees zu schädlichen Nebenwirkungen führen können, darunter:

  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, insbesondere Cholesterinsenkern und Blutverdünnern.
  • Eine gestörte Aufnahme von Eisen und Folsäure.
  • In extrem hohen Dosen sogar Leberschäden.

Der Experte erwähnt auch mögliche Wechselwirkungen mit dem Betablocker Nadolol, stellt aber klar, dass dieser Wirkstoff in Deutschland nicht verschrieben wird. Bezüglich der gängigen Blutdrucksenker hat grüner Tee „ansonsten keinen großen Einfluss bei möglichen Wechselwirkungen.“

Neben dem Teein können auch die im grünen Tee enthaltenen Gerbstoffe, die für seinen herben Geschmack verantwortlich sind, zu Beschwerden führen. Sie können die Magenschleimhaut reizen. Daher sollte die tägliche Menge „auf die individuelle Verträglichkeit und das Wohlbefinden angepasst werden“, so Dr. Neumann-Schniedewind. Menschen mit einem empfindlichen Magen wird empfohlen, grünen Tee am besten zusammen mit einer Mahlzeit oder direkt nach dem Essen zu trinken.

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Porträt von Dr. Patrick Neumann-Schniedewind, Kardiologe am MEDIZINICUM Hamburg, Experte für grünen Tee und Blutdruck.Porträt von Dr. Patrick Neumann-Schniedewind, Kardiologe am MEDIZINICUM Hamburg, Experte für grünen Tee und Blutdruck.

Fazit: Grüner Tee als gesunde Ergänzung, nicht als Ersatz

Grüner Tee ist zweifellos ein gesundes Getränk mit zahlreichen positiven Eigenschaften, die das Herz-Kreislauf-System unterstützen können. Seine Katechine, insbesondere EGCG, zeigen in Studien vielversprechende Effekte auf die Gefäßgesundheit und eine potenzielle, wenn auch minimale, blutdrucksenkende Wirkung. Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass grüner Tee kein Ersatz für blutdrucksenkende Medikamente oder eine medizinische Behandlung ist.

Bei Bluthochdruck sollten Sie grünen Tee als eine wertvolle Ergänzung zu einem gesunden Lebensstil sehen, der eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Einhaltung ärztlicher Anweisungen umfasst. Achten Sie auf die empfohlene Tagesmenge von ein bis drei Tassen, um mögliche Nebenwirkungen durch Teein oder Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden. Bei Unsicherheiten, insbesondere wenn Sie Medikamente einnehmen oder unter chronischen Krankheiten leiden, sprechen Sie immer zuerst mit Ihrem Arzt oder Kardiologen. Ihre individuelle Gesundheit und Ihr Wohlbefinden stehen an erster Stelle.

Quellen