Ugly: Die „Hässliche Katze“, die mein Herz und meine Seele berührte

Eine scheinbar hässliche Katze sitzt auf dem Boden und blickt nachdenklich

Inmitten des geschäftigen Apartmentkomplexes, in dem ich einst lebte, gab es eine Katze, die jeder kannte, wenn auch nicht immer liebevoll: Ugly. Dieser Streuner, dessen Name im Deutschen „hässlich“ bedeutet, war eine feste Größe im Viertel. Sein Leben war ein ständiger Kampf, geprägt von drei unverwechselbaren Leidenschaften: Rivalenkämpfen, der Suche nach Nahrung im Abfall und einer tiefen, unerschütterlichen Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung. Die Spuren dieser harten Existenz waren an ihm deutlich abzulesen und prägten sein unverwechselbares Erscheinungsbild.

Uglys äußere Erscheinung erzählte eine Geschichte voller Entbehrungen und Überlebenskampf. Er besaß nur ein Auge, und die leere Augenhöhle auf der anderen Seite war ein stummes Zeugnis vergangener Kämpfe. Auf derselben Seite fehlte ihm ein Ohr, was seinem Kopf eine schiefere Kontur verlieh. Sein linker Fuß, einst schwer gebrochen, war in einem unnatürlichen Winkel zusammengewachsen, wodurch es schien, als wollte er stets in eine andere Richtung abbiegen. Ursprünglich mag Ugly eine dunkelgrau getigerte Katze gewesen sein, doch diese ursprüngliche Fellzeichnung war unter zahlreichen wunden Stellen und Narben an Kopf, Hals und Schultern kaum noch zu erkennen. Die Bezeichnung „Hässliche Katze“ schien angesichts dieser Gegebenheiten unausweichlich, doch sie verriet nur einen Bruchteil seiner wahren Natur.

Die Reaktion der Menschen auf Ugly war fast immer dieselbe, sobald sie ihn erblickten: „Diese Katze ist wirklich hässlich!“ Kinder wurden angewiesen, ihn bloß nicht zu berühren, und Erwachsene scheuten sich nicht, Steine nach ihm zu werfen oder ihn mit dem Wasserschlauch zu verjagen, wenn er sich ihren Wohnungen näherte. Die allgemeine Abneigung war spürbar, und Ugly schien ein lebendes Symbol für das zu sein, was man lieber meiden wollte. Doch Uglys Verhalten im Angesicht dieser Ablehnung war stets überraschend und rührte an die Seele.

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Eine scheinbar hässliche Katze sitzt auf dem Boden und blickt nachdenklichEine scheinbar hässliche Katze sitzt auf dem Boden und blickt nachdenklich

Wenn jemand mit dem Gartenschlauch kam, verharrte die hässliche Katze einfach stoisch an Ort und Stelle und ließ sich durchnässen, bis der Angreifer von selbst aufgab. Wurde er beworfen, schmiegte er seinen schlaksigen Körper an die Beine der Menschen und bat, so schien es, um Vergebung. Sah er Kinder, lief er auf sie zu, miaute verzweifelt und stieß seinen Kopf zärtlich an ihre Hände, um ein wenig Zuneigung zu erbetteln. Wenn man ihn auf den Arm nahm, begann er sofort, am Hemd, am Ohrring oder an irgendetwas anderem zu nuckeln – ein Zeichen tiefer Verletzlichkeit und des dringenden Bedürfnisses nach Geborgenheit. Er war eine hässliche Katze von außen, aber seine Handlungen sprachen Bände über sein inneres Wesen.

Eines Tages ereignete sich ein tragisches Ereignis, das Uglys Schicksal besiegeln sollte. Er versuchte, mit den Huskies des Nachbarn zu spielen, doch sie verstießen ihn brutal und richteten ihn übel zu. Ich hörte seine herzzerreißenden Schreie aus meiner Wohnung und eilte ihm sofort zu Hilfe. Als ich ihn erreichte, war sein Ende bereits erschreckend offensichtlich.

Ugly lag da, seine Hinterbeine und sein Rücken waren schlimm verdreht, und ein klaffender Riss zierte den weißen Fellstreifen, den er auf der Brust trug. Als ich ihn vorsichtig hochnahm, um ihn nach Hause zu bringen, konnte ich sein keuchendes und schnaufendes Atmen hören, und ich spürte deutlich, wie er sich quälte. Der Gedanke, ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen, zerriss mich fast.

Doch dann spürte ich plötzlich ein vertrautes Zerren und Saugen an meinem Ohr – Ugly, gezeichnet von unerträglichem Schmerz, dem Tod nahe, versuchte, daran zu nuckeln. Ich drückte ihn noch fester an mich, und er rieb seinen Kopf zärtlich an meiner Handfläche. Dann sah er mich mit seinem einen goldenen Auge an, und ich konnte deutlich sein Schnurren hören. Selbst in den größten Qualen suchte diese äußerlich „hässliche Katze“, diese vernarbte und abgekämpfte Kreatur, noch ein letztes kleines bisschen Zuneigung und Barmherzigkeit. Es war ein Moment tiefster menschlicher und tierischer Verbindung, der alle Vorurteile über Aussehen und Wert zunichtemachte.

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In diesem ergreifenden Moment begriff ich, dass Ugly das schönste und liebenswerteste Wesen war, das ich je gesehen hatte. Nicht ein einziges Mal versuchte er, mich zu kratzen, sich zu winden oder von mir wegzukommen. Ugly sah mich einfach nur an, voller Hoffnung, dass ich seinen unerträglichen Schmerz lindern könnte. Seine reine Seele strahlte durch die äußeren Narben hindurch.

Ugly starb in meinen Armen, noch bevor ich meine Wohnung erreichte. Ich saß noch lange da und dachte darüber nach, wie dieser entstellte kleine Streuner meine gesamte Weltanschauung auf den Kopf stellen konnte. Er lehrte mich, was eine wirklich reine Seele ist und was wahre, ehrliche Liebe bedeutet. Ugly vermittelte mir mehr über Barmherzigkeit und Großzügigkeit, als tausend Bücher, Vorträge oder Talkshows es jemals gekonnt hätten. Dafür werde ich ihm in Ewigkeit dankbar sein.

Er war nur äußerlich vernarbt, doch ich war es von innen. Es war höchste Zeit für mich, diesen inneren Ballast abzuwerfen und zu lernen, wie man ehrlich und wahrhaft liebt, wie man sich denen komplett widmet, für die man Sorge trägt. Die Geschichte dieser „hässlichen Katze“ war ein Spiegel für meine eigene Seele.

Viele Menschen streben danach, reicher, erfolgreicher oder beliebter zu sein. Doch ich, ich will einfach nur „Ugly“ sein. Ich will die Fähigkeit haben, bedingungslose Liebe und Barmherzigkeit zu schenken, unabhängig von äußeren Umständen oder dem Urteil anderer. Diese hässliche Katze hat mir den Weg zu einer tieferen Menschlichkeit gezeigt.