Frankfurts Skyline ist ohne den Henninger Turm kaum vorstellbar. Einst ein stolzes Wahrzeichen des Sachsenhäuser Stadtteils und Teil des beeindruckenden Panoramas des aufstrebenden Finanzdistrikts, repräsentierte der Henninger Turm mehr als nur ein architektonisches Meisterwerk. Er war ein Symbol für die Verbindung von Industriegeschichte, Braukultur und einer einzigartigen gastronomischen Erfahrung, die Besucher aus nah und fern anzog. Seine Geschichte reicht zurück in die späten 1950er Jahre und erzählt von Innovation, Anpassung und dem unaufhörlichen Streben nach neuen Perspektiven – auch im kulinarischen Sinne.
Henninger Turm Ansicht von der Seite
Der Henninger Turm, entworfen vom Architekten Karl Lieser, wurde zwischen 1959 und 1961 erbaut. Ursprünglich diente er als Getreidespeicher für die Henninger Brauerei und war mit seinen 119 Metern Höhe, was etwa 33 Stockwerken entspricht, ein beeindruckendes Bauwerk. Mit einer Lagerkapazität von 16.000 Tonnen Gerste war er einst der höchste Lagersilo der Welt. Bis 1974 überragte er jedes andere Gebäude in Frankfurt und bot damit eine beispiellose Aussicht über die Stadt. Doch was den Henninger Turm wirklich einzigartig machte, war die Tatsache, dass er wahrscheinlich der einzige Lagersilo weltweit war, der über ein sich drehendes Restaurant auf seiner Spitze verfügte – eine kühne Verschmelzung von Funktionalität und Genuss.
Die Architektur des Genusses: Ein vertikales kulinarisches Erlebnis
Als die Henninger Brauerei Ende der 1950er Jahre beschloss, einen Lagersilo in der Nähe ihres Brauereigeländes zu errichten, sah sie sich mit einer Platzknappheit konfrontiert. Die Lösung lag in der Höhe: ein schlanker, hoher Silo war die Antwort. Der eigentliche Siloturm maß 87,5 Meter, gekrönt von einem 31,5 Meter hohen zylindrischen Aufbau, der an ein Bierfass erinnerte. Dieser zylindrische Turm beherbergte nicht nur eine Aussichtsplattform, sondern beherbergte einst auch ein sich drehendes Restaurant. Ein weiteres Restaurant befand sich ganz oben im rechteckigen Turmteil, direkt unterhalb der zylindrischen Erweiterung, dessen Fensterreihen noch heute von den einstigen gastronomischen Angeboten zeugen.
Detail der Fenster des Restaurants im Henninger Turm
Ursprünglich war das Restaurant als eine Art offener Dachgarten konzipiert, mit Blumenbeeten, einer Tanzfläche und Wasserspielen im Zentrum. Um die 1970er Jahre herum wurde es jedoch umgebaut und erhielt ein festes Dach sowie großzügige Oberlichter. Zeitgleich wurde auch das sich drehende Restaurant integriert, das den Gästen ein sich ständig wandelndes Panorama Frankfurts bot. Diese gastronomischen Betriebe waren bis 2002 in Betrieb. Ein Mangel an einer zweiten Fluchttreppe führte dann jedoch zur Schließung des Turms für die Öffentlichkeit.
Ein neues Kapitel: Der Henninger Turm von heute und morgen
Im Jahr 2013 wurde der historische Henninger Turm abgerissen, um Platz für einen modernen Neubau zu machen. Doch die Inspiration für den neuen Henninger Turm bleibt dem Original treu. Mit einer Höhe von 140 Metern wird das neue Wahrzeichen neben modernen Wohnungen auch wieder ein sich drehendes Restaurant an seiner Spitze beherbergen. Dies verspricht, die Tradition des kulinarischen Erlebnisses hoch über den Dächern Frankfurts fortzusetzen und an die glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen. Der neue Henninger Turm wird zweifellos wieder zu einem wichtigen Anziehungspunkt für die Stadt und ihre Besucher werden, ein Ort, an dem Architektur und Gaumenfreuden auf beeindruckende Weise verschmelzen.
Computergenerierte Darstellung des neuen Henninger Turms
Der Henninger Turm mag seine ursprüngliche Funktion als Getreidesilo verloren haben, doch seine Bedeutung als Wahrzeichen und als Ort besonderer Erlebnisse ist ungebrochen. Er steht exemplarisch für die Fähigkeit deutscher Architektur und Gastronomie, Geschichte zu bewahren und gleichzeitig zukunftsweisende Akzente zu setzen. Wer in Frankfurt die Verbindung von Tradition und Moderne sucht, wird im neuen Henninger Turm ein unvergessliches Erlebnis finden.