Meine Reise nach Essen-Frohnhausen zur “Hummelbude” war nicht nur ein Wiedersehen mit vertrauten Orten meiner Kindheit und Jugend, sondern auch eine Entdeckung der kulinarischen Zukunft. Nur einen Steinwurf von diesem veganen Restaurant entfernt liegt die Alfred-Krupp-Schule, wo ich vor langer Zeit mein Abitur ablegte. Mein täglicher Schulweg führte mich oft an dem Gebäude an der Ecke Frohnhauser und Lüneburger Straße vorbei – damals ein Geschäft für gehobene Haushaltswaren. Essen-Frohnhausen, liebevoll “Fronx” genannt, liegt geografisch und soziokulturell zwischen dem proletarischen Norden und dem bürgerlichen Süden der Stadt. Es ist ein Viertel, das sich durch seine lebendige Subkultur und erschwinglichen Mieten auszeichnet, was es besonders bei Studierenden beliebt macht. Die Hummelbude Essen fügt sich hier perfekt ein und definiert die lokale Gastronomieszene neu.
Eingangsbereich der Hummelbude Essen in Frohnhausen, der die moderne und einladende Atmosphäre des veganen Restaurants widerspiegelt.
Frohnhausen: Ein Stadtteil im Wandel der Kulinarik
Kulinarisch war Frohnhausen in meiner Erinnerung lange Zeit vor allem ein Reich der Imbissbuden, die seit den 1960er Jahren die Frohnhauser Straße säumten und später durch die vielfältigen Immigranten-Küchen des Ruhrgebiets bereichert wurden. Heute sind sie ein lebendiges Spiegelbild globaler Esskulturen. Ein Angebot an vegetarischen und veganen Speisen ist eine hervorragende Ergänzung zu dieser Entwicklung. Im Bereich des gehobenen Essens fiel mir in Frohnhausen früher lediglich der legendäre „Kölner Hof“ ein, eine Traditionsgaststätte, die Heinz Furtmann und seine Frau Rosmarie zu einer der besten Adressen der Stadt machten, bevor sie sie Anfang der 2010er Jahre aus gesundheitlichen Gründen aufgaben.
Eingang der Hummelbude Essen an der Lüneburger Straße, einladend und gut sichtbar in Essen-Frohnhausen.
Die Vision hinter der Hummelbude: Vegan, regional, nachhaltig
Es überraschte mich daher ein wenig, als Nicole Hobach und Jonas Hußmann so vehement auf die Fine-Dining-Ausrichtung ihrer Hummelbude Essen hinwiesen. Doch beide sind ausgebildete Köch*innen (sie bekennen sich zu Diversität und Gendern) und haben in angesehenen Gastronomiebetrieben gearbeitet. Es ist ihnen ein tiefes, fast pädagogisches Anliegen, zu zeigen, dass vegane Gerichte jenseits von Fast Food nicht nur gut schmecken, sondern auch ästhetisch ansprechend präsentiert und kultiviert serviert werden können – auch und gerade in Frohnhausen. Die schnellere Variante decken sie mit ihrem täglich wechselnden Mittagstisch ab, der auch zum Mitnehmen angeboten wird, selbstverständlich in Leihgeschirr.
Das engagierte Team der Hummelbude Essen: Inhaber Jonas Hußmann und Nicole Hobach (rechts) mit Küchenchef Jan Kandora und Patisseurin Diana Moga, die für die vegane Küche stehen.
Nicole und Jonas sind fest davon überzeugt, dass nur eine vegane Ernährung, die ohne ressourcenintensive Tiermast auskommt, einen entscheidenden Beitrag zur Milderung der Klimawandelfolgen leisten kann. Dies möchten sie ihren Gästen in der Hummelbude auf genussvolle Weise vermitteln. Dabei ist Jonas im Gespräch keineswegs militant. Er zeigt großes Verständnis dafür, dass viele Menschen den Geschmack von fade schmeckendem veganem Käse nicht mögen, und auch Fleisch von artgerecht gehaltenen Weidetieren tabuisiert er nicht. Er räumt ein, dass es Menschen gibt, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht konsequent vegan ernähren können, und von der Gleichung „vegan = gesund“ hält er ebenfalls nichts. „Unsere Kuchen, die wir nachmittags anbieten, sind zwar wahnsinnig lecker“, schwärmt er, „aber sie bestehen in erster Linie aus Fett, Zucker und Weißmehl.“
Nachhaltiger Blumenschmuck auf einem Tisch in der Hummelbude Essen, geliefert von einer lokalen Floristin aus Frohnhausen.
Neben der veganen Ausrichtung ist die Regionalität ein essenzielles Standbein für die Hummelbude. Jonas und Nicole fühlen sich der Arbeit des Ernährungsrates und der Grünen Hauptstadt Essen verbunden. In ihren Selbstdarstellungen finden sich Statements wie „Essen ist politisch“, die den Manifesten von Slow Food entstammen könnten. Das sei gewollt, wie Jonas betont, doch fehle ihnen die Zeit für ein formales Engagement in Vereinen. Viel wichtiger erscheint es mir, dass sie die Regionalität in der Hummelbude Essen konsequent leben. Das Gemüse, das in ihrer Küche verarbeitet wird, hat den weitesten Weg hinter sich: Es stammt aus der Permakultur-Gärtnerei Evergreen im niederbergischen Essener Stadtteil Heidhausen südlich der Ruhr. Das Brot kommt teilweise von der Blond Bakery aus Rüttenscheid, der Kaffee wird bei Arcangelo in der Nähe des Frohnhauser Marktes geröstet, das Geschirr stammt aus einer Frohnhauser Töpferei und der Trockenblumenschmuck auf den Tischen von einer Floristin aus Frohnhausen. Diese tiefe Verankerung in der lokalen Gemeinschaft ist ein Paradebeispiel für moderne deutsche Esskultur.
Gemütliches Interieur der Hummelbude Essen mit Trockenblumen und einladender Atmosphäre, perfekt für veganes Fine Dining.
Ein neues Zuhause: Der Umbau und das Ambiente
Anlass für die Einladung zum Presseessen war die Wiedereröffnung der Hummelbude Essen im Juni nach einem umfangreichen Umbau. 2019 hatten Nicole und Jonas die Räumlichkeiten der ehemaligen „Dankbar“ in der Lüneburger Straße übernommen. Nun konnten sie dank der Unterstützung des Kolpingwerkes, das in dem Gebäude ein Jugendwohnheim betreibt, bis zur Frohnhauser Straße erweitern. Bei der Gestaltung wurden sie von einem Architekten unterstützt, der einst schon den Sternetempel „Résidence“ in Kettwig gestaltete. Besonders beeindruckend fand ich die komplette Rundum-Verglasung, durch die man den Eindruck hat, stets draußen zu sein, obwohl man drinnen sitzt. Ein mutiges Projekt in der “Fronx”, das Offenheit und Transparenz ausstrahlt und perfekt zur Philosophie des Hauses passt.
Einzigartiges Glasdesign in der Hummelbude Essen nach dem Umbau, das den Eindruck vermittelt, draußen zu speisen, ideal für eine besondere Atmosphäre.
Nicole Hobach und Jonas Hußmann, die Gründer der Hummelbude Essen, präsentieren ihr Engagement für veganes und regionales Essen.
Das “Weltverbesserung durch Genuss”-Menü: Eine kulinarische Reise
Um das Konzept der Weltverbesserung durch Genuss zu veranschaulichen, wurde uns das aktuelle Menü präsentiert, ergänzt durch zusätzliche Vorspeisen. Dazu wählte ich die alkoholfreie Getränkebegleitung. Trotz gelegentlicher Irritationen, die ich empfand, weil das Versprechen, dass veganes Essen einfach gut schmecken muss, auf die hohen Erwartungen eines professionellen Essensliebhabers traf, war die Überzeugungsarbeit letztlich durchaus gelungen. Fleisch vermisste ich an keiner Stelle. Der Besuch der Hummelbude Essen war keineswegs die erwartete Reise in meine Kindheit, sondern vielmehr eine spannende Entdeckung der kulinarischen Zukunft.
Ein erfrischender veganer Aperitif in der Hummelbude Essen, serviert in einem eleganten Glas, als Start des "Weltverbesserung durch Genuss"-Menüs.
Das Weltverbesserung durch Genuss-Menü Hummelbude, 27. Juni 2023
Aperitif: Cremant vom PIWI-Kollektiv mit Minze und Gurke
- Süß, sauer und prickelnd – ein idealer Start für einen Abend voller veganer Köstlichkeiten.
Köstlicher veganer Aperitif, ein Cremant vom PIWI-Kollektiv mit Minze und Gurke, serviert in der Hummelbude Essen.
- Süß, sauer und prickelnd – ein idealer Start für einen Abend voller veganer Köstlichkeiten.
Vorweg: Weizenbrot von der Blond Bakery und Roggenbrot aus eigener Produktion mit Oliveneis
- Der Roggensauerteig wurde vor 8 Jahren angesetzt, was dem Brot eine besondere Tiefe verlieh. Ein kreativer Kontrast zum erfrischenden Oliveneis.
Detailaufnahme des Oliveneises, serviert mit frischem Brot, ein einzigartiger Bestandteil des veganen Menüs der Hummelbude Essen.
Jasmin Oat Mocktail: Weißer Tee, Zitronensaft, Hafer-Sojadrink
- Eine harmonische alkoholfreie Begleitung, die Leichtigkeit und Aroma vereint.
Der Jasmin Oat Mocktail, eine alkoholfreie Begleitung aus Weißtee, Zitronensaft und Hafer-Sojadrink in der Hummelbude Essen.
- Eine harmonische alkoholfreie Begleitung, die Leichtigkeit und Aroma vereint.
Bao Buns: Gefüllt mit selbst fermentiertem Kimchi, Jackfruit und eingelegtem Gemüse
- Die aus der chinesischen Küche stammenden gedämpften Teigtaschen waren unter anderem mit Jackfruit gefüllt, einer Baumfrucht, die eine fleischähnliche Konsistenz besitzt. Sie schmeckten mir besser als letztes Jahr beim Inder.
Vegane Bao Buns gefüllt mit selbst fermentiertem Kimchi, Jackfruit und eingelegtem Gemüse, ein Highlight im Menü der Hummelbude Essen.
- Die aus der chinesischen Küche stammenden gedämpften Teigtaschen waren unter anderem mit Jackfruit gefüllt, einer Baumfrucht, die eine fleischähnliche Konsistenz besitzt. Sie schmeckten mir besser als letztes Jahr beim Inder.
Teriyaki Grün: Grüne Gemüse mit Teriyaki-Sauce
- Die Teriyaki-Sauce brachte einen exotischen Pfiff ins Gericht. Jonas überlegt, die asiatische Edamame-Bohne durch Ackerbohnen aus der Region zu ersetzen, um die Regionalität noch weiter zu stärken.
Umami Ragout: Tofuragout mit viel Tiefe
- Früher war das Gericht als vegane Bolognese angekündigt, doch vermissten die Gäste die Nudeln. Die kräftige Sauce kann es mit jedem lang eingekochten italienischen Ragù aus Hackfleisch aufnehmen.
Kombucha: Fermentierter Schwarzer Tee aus eigener Herstellung, verfeinert mit Sirup und Soda
- Eine erfrischende und belebende Zwischengang-Begleitung, die die Philosophie des Fermentierens und der Handarbeit unterstreicht.
Hausgemachter Kombucha, verfeinert mit Sirup und Soda, eine erfrischende alkoholfreie Begleitung in der Hummelbude Essen.
- Eine erfrischende und belebende Zwischengang-Begleitung, die die Philosophie des Fermentierens und der Handarbeit unterstreicht.
Sellerie von Kopf bis Fuß: Sellerie im Salzteig, als Staude, Hafersauce, Himbeergel
- „Unser Signature Dish, um dir den Sellerie vorzustellen“, erläuterte die Speisekarte. Optisch ein Genuss und geschmacklich durchdacht. Obwohl Sellerie nur bedingt zu meinen persönlichen Gemüsefavoriten gehört, war die Raffinesse spürbar. Ein so kunstvoll zubereitetes Kohlrabi- oder Blumenkohlschnitzel hätte mich wahrscheinlich noch mehr entzückt.
Das innovative Signature Dish "Sellerie von Kopf bis Fuß" aus der Hummelbude Essen, kunstvoll präsentiert mit Hafersauce und Himbeergel.
Amaretto Espresso Notini: Espresso, Amaretto alkoholfrei
- Eine gelungene, alkoholfreie Interpretation des klassischen Digestifs, die den Gaumen auf das Dessert vorbereitet.
Ein elegantes Glas mit Espresso-Amaretto-Notini, eine sorgfältig zubereitete Spezialität der Hummelbude Essen für den süßen Abschluss.
Dessert: Erdbeer-Weißtee-Entremet
- Ein Erdbeertörtchen mit feiner Weißtee-Mousse – der krönende Abschluss, der Süße und Leichtigkeit perfekt vereint.
Das Dessert der Hummelbude Essen: Ein exquisites Erdbeer-Weißtee-Entremet, kunstvoll angerichtet und perfekt zum Abschluss des veganen Menüs.
- Ein Erdbeertörtchen mit feiner Weißtee-Mousse – der krönende Abschluss, der Süße und Leichtigkeit perfekt vereint.
Digestif, vom Patron eingeschenkt: Clouds Gin, 42%Vol., Brennerei Humbel
- Mit Orange, Mandarine, Thymian, Salbei, Wacholder-Aromen – ein komplexer und wohliger Abschluss eines herausragenden Menüs.
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- Mit Orange, Mandarine, Thymian, Salbei, Wacholder-Aromen – ein komplexer und wohliger Abschluss eines herausragenden Menüs.
Fazit: Die Hummelbude Essen – Ein Leuchtturm für zukunftsweisende Gastronomie
Der Besuch der Hummelbude in Essen-Frohnhausen war weit mehr als nur ein Restaurantbesuch. Er war ein Einblick in die Entwicklung einer modernen deutschen Esskultur, die sich mutig den Herausforderungen unserer Zeit stellt. Nicole Hobach und Jonas Hußmann haben mit der Hummelbude Essen einen Ort geschaffen, der exzellentes veganes Fine Dining mit einem unerschütterlichen Engagement für Regionalität und Nachhaltigkeit verbindet. Es ist ein Restaurant, das nicht nur den Gaumen verwöhnt, sondern auch zum Nachdenken anregt und zeigt, wie genussvolle Weltverbesserung aussehen kann. Die Hummelbude ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie sich die deutsche Gastronomie weiterentwickelt, indem sie Tradition und Innovation geschickt miteinander verbindet, um ein unvergessliches und verantwortungsbewusstes kulinarisches Erlebnis zu bieten.
Haben Sie die Hummelbude schon besucht oder haben Sie andere Empfehlungen für veganes Fine Dining in Deutschland? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren!
Kontakt und weitere Informationen
Hummelbude
Frohnhauser Str 219 (Eingang um die Ecke), 45144 Essen-Frohnhausen
Tel. 0201/37640260
Öffnungszeiten: Mi-So und an Feiertagen 12-22 Uhr. Ruhetage Di, Mi.
Website: www.hummelbude.com
Der Genießer bedankt sich herzlich für die Einladung und bei Michael Alisch für die Organisation.