Die deutsche Esskultur ist reich an Traditionen, und kaum etwas verkörpert diese so sehr wie das Bäckerhandwerk. Die Bäckerei ist mehr als nur ein Ort, an dem Brot und Brötchen gekauft werden; sie ist ein Zentrum des Geschmacks, des Handwerks und der Gemeinschaft. Als Redakteur von Shock Naue, der tief in der deutschen Kulinarik verwurzelt ist, hatte ich die einzigartige Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen einer solchen Institution zu werfen und die Leidenschaft zu erleben, die in jedes Backwerk fließt. Diese Reise führte mich tief in eine traditionelle Backstube im Herzen des Ruhrgebiets, wo die Kunst des Brotbackens noch mit Hingabe und Expertise gepflegt wird. Es ist diese Hingabe, die das Erlebnis In Der Bäckerei so besonders macht und die wahre Seele unserer Esskultur widerspiegelt.
Die Backstube: Wo Tradition auf Handwerk trifft
Mein Abenteuer begann an einem Freitagabend gegen 21:00 Uhr in Mülheim an der Ruhr. Die Luft war erfüllt vom unverkennbaren, warmen Duft von frisch gebackenem Brot und Hefe – ein olfaktorisches Erlebnis, das man einfach lieben muss. Ich muss zugeben, die Backstube selbst hatte ich mir nicht annähernd so groß vorgestellt. Es war ein weitläufiges Areal, in dem pro Schicht bis zu 20 Mitarbeiter fleißig zugange waren. Es war beeindruckend zu sehen, wie ein so großes Team harmonisch zusammenarbeitet, um die tägliche Nachfrage zu decken.
Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit Herrn Becker, einem wahren Vollprofi, der mich durch die Produktion führte. Sein Fachwissen und seine Begeisterung für das Handwerk waren ansteckend, und es war schnell klar, dass hier Menschen am Werk sind, die ihre Arbeit lieben. Die Bäckerei, ein stolzes Familienunternehmen, feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum – eine bemerkenswerte Geschichte, die 1966 mit Anton und Hildegard Döbbe in Frohnhausen begann und heute von ihren Söhnen Antonius und Ralf weitergeführt wird.
Ein Bäcker schabt Teig von einer Arbeitsfläche, ein alltäglicher Anblick in einer geschäftigen Bäckerei.
Bei all der geschäftigen Betriebsamkeit konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, selbst Hand anzulegen. Als jemand, der die deutsche Brotkultur zutiefst schätzt, war ich gespannt darauf, die Abläufe hautnah zu erleben. Ich half dabei, Brötchen zu wenden – eine Aufgabe, die leichter aussieht, als sie ist, und die Präzision und Geschick erfordert, die nur jahrelange Erfahrung mit sich bringt. Solche praktischen Erfahrungen vertiefen das Verständnis für das Handwerk und die Wertschätzung für die Produkte, die wir täglich genießen. Wer für besondere Anlässe eine festliche Kreation sucht, sollte auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, eine Geburtstagstorte zu bestellen.
In einer einzigen Nachtschicht werden hier bis zu 60.000 Brötchen hergestellt. An einem Wochenende sind es etwa 6.000 bis 8.000 Brote und 800 Stuten, zusätzlich zu einer Vielzahl anderer Gebäcke. Trotz dieser beeindruckenden Mengen wird hier noch viel Wert auf Handarbeit gelegt. Natürlich kommen auch moderne Maschinen zum Einsatz, wie Knetmaschinen und Fließbänder zum Portionieren der Brötchen. Doch gerade beim Brot spielt die traditionelle Handarbeit eine zentrale Rolle. Das Einritzen der Brote, das Anbringen des originalen Döbbezeichens und das Wälzen der Körnerbrote in den Saaten – all das wird noch von Hand gemacht. Diese Methoden sind entscheidend, um die einzigartige Qualität und den Charakter der Backwaren zu gewährleisten, die Liebhaber deutscher Backwaren so schätzen.
Ein Bäcker teilt Teig in gleichmäßige Portionen, ein wichtiger Schritt für die Konsistenz der Backwaren.
Eine häufig gestellte Frage, die auch während meines Besuchs über soziale Medien hereinkam, betraf die Sauerteige. Es war eine Freude zu erfahren, dass die Sauerteige bei Döbbe selbst angesetzt werden, bestehend aus Mehl, Wasser und eigenen Sauerteigkulturen, die dauerhaft in Gärung gehalten werden. Diese Hingabe zur traditionellen Sauerteigführung ist ein Markenzeichen echter Handwerksbäckereien und trägt maßgeblich zum unverwechselbaren Geschmack und zur Haltbarkeit der Brote bei. Es garantiert nicht nur die Frische, sondern auch die Authentizität jedes einzelnen Brotlaibs, der hier gebacken wird.
Die Frage, ob die Brötchen immer frisch hergestellt werden, kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Jeden Tag wird in der Backstube gebacken. Es gibt zwar auch Teiglinge, die in den Filialen vor Ort aufgebacken werden, aber die Brote werden generell ausschließlich in der Backstube produziert. Der Geruch in der Backstube ist einfach himmlisch – wer den Duft von frisch gebackenen Brötchen liebt, kann sich vorstellen, wie intensiv und betörend dieser Geruch ist, wenn man ihn um ein Hundertfaches multipliziert. Es ist ein Geruch, der die Essenz der deutschen Backkunst einfängt und unweigerlich an Gemütlichkeit und Heimat erinnert.
Hände eines Bäckers ritzen sorgfältig Muster in Brotteige, ein Zeichen traditioneller Handwerkskunst.
Kurz vor dem Ende meiner faszinierenden Tour durch die Backstube waren die Croissants fertig – goldbraun, knusprig und duftend. Herr Becker ließ es sich nicht nehmen, mir ein kleines Probierpaket für zu Hause mitzugeben. Und ich kann Ihnen sagen: Frisch aus dem Ofen schmecken diese Croissants einfach göttlich. Es ist schwer, sich zurückzuhalten, wenn man solch eine Köstlichkeit direkt vor sich hat, die das Ergebnis so vieler Arbeitsstunden und so großer Leidenschaft ist.
Die Filiale: Wo der Genuss beginnt
Meine Backstuben-Tour endete dort, wo die Reise der Brote und Brötchen ihren Anfang nimmt: an der Rampe zu den Auslieferungsautos. Ab 03:00 Uhr morgens begeben sich die Backwaren auf den Weg in die verschiedenen Filialen, um pünktlich zum Frühstück bereit zu sein. Ein paar Tage später führte mich mein Weg in eine der Filialen in Essen an der Rüttenscheider Straße, um das fertige Produkt in seinem “natürlichen” Habitat zu erleben.
Der Besuch in der Filiale begann mit einer kleinen Überraschung, da mein Besuch dort nicht angekündigt war. Doch das Personal war äußerst zuvorkommend und professionell. Nach einem kurzen Telefonat mit der Zentrale, bei dem ich sogar mit Herrn Lahm, dem Verkaufsleiter von Döbbe, sprechen durfte, war alles geklärt. Er entschuldigte sich und lud mich ein, alles zu probieren und mich wie zu Hause zu fühlen – ein Beweis für die hohe Wertschätzung, die das Unternehmen seinen Kunden und Partnern entgegenbringt.
Das Highlight meines Besuchs in der Filiale war zweifellos die Möglichkeit, einmal HINTER der Theke zu stehen. Diese Perspektive ist eine völlig andere und hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich war kurz davor, selbst Brot zu verkaufen! Zwar habe ich mich letztendlich auf die Auswahl beschränkt, doch dabei entdeckte ich mein absolutes Lieblingsbrot: das “Nussknacker”-Brot. Mit über der Hälfte Nüssen bietet es eine perfekte Konsistenz und einen unvergleichlichen Geschmack. Ich bin so begeistert, dass ich manchmal extra nach Essen fahre, nur um dieses Brot zu kaufen – man muss allerdings früh dran sein, da es oft schnell ausverkauft ist. Es zeigt, wie sehr sich die sorgfältige Auswahl der Zutaten und das handwerkliche Können auszahlen.
Eine reiche Auswahl an Brotsorten wird in einem hellen und einladenden Verkaufsraum präsentiert.
Das meistverkaufte Brot der Bäckerei ist übrigens das “Kornpower”-Brot. Es besteht zu 55 % aus Roggen, enthält eine Vielzahl an Körnern wie Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne und ist zusätzlich mit Speisequark verfeinert. Ich habe es natürlich auch probiert und kann bestätigen, dass es ein wirklich hervorragendes Brot ist, das nicht nur gut schmeckt, sondern auch lange satt hält. Diese Brote stehen exemplarisch für die Vielfalt und Qualität, die man in der Bäckerei finden kann. Die Filiale an der Rüttenscheider Straße ist übrigens nicht nur eine Bäckerei, sondern auch ein sehr schicker Ort zum Verweilen, dessen moderne und doch gemütliche Atmosphäre zum Bleiben einlädt. Die vielen Gespräche mit den Kunden vor Ort haben mein Herz als Ruhrpott-Kind einmal mehr erwärmt und die besondere Verbundenheit gezeigt, die Menschen zu ihrer lokalen Bäckerei haben.
Die moderne Inneneinrichtung einer Bäckerei-Filiale lädt zum Verweilen ein.
Die Adresse der Filiale lautet:
Rüttenscheider Str. 74
45130 Essen
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 06 – 19 Uhr
Samstags: 06 – 18:30 Uhr
Sonntags: 06:30 – 18 Uhr
Fazit: Die Seele des Bäckerhandwerks
Mein Besuch in der Bäckerei Döbbe war eine Offenbarung. Es war eine Reise, die mir nicht nur tiefe Einblicke in das traditionelle deutsche Bäckerhandwerk gewährte, sondern auch meine Leidenschaft für die deutsche Esskultur neu entfacht hat. Der Himmel muss eine Backstube sein, und wenn es einen Raumduft gäbe, der den Geruch dieser Backstube einfängt, würde es in meiner Wohnung nicht mehr anders riechen. Die Erfahrung, frisch gebackene Croissants direkt aus dem Ofen zu genießen, ist einfach unschlagbar.
Ich wurde selten so herzlich empfangen und betreut, sowohl von Herrn Becker in der Backstube als auch von den engagierten Kollegen in der Filiale. Dieses Gefühl, nicht zu stören, sondern willkommen zu sein, ist alles andere als selbstverständlich und spricht Bände über die Unternehmenskultur. Es ist diese Kombination aus traditionellem Handwerk, hochwertigen Zutaten und leidenschaftlichen Menschen, die das Erlebnis in der Bäckerei so einzigartig macht und die deutsche Brotkultur so lebendig hält. Haben Sie selbst schon einmal eine Backstube besucht? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Ihre liebsten deutschen Backwaren mit uns!
