Irische Biere: Mehr als nur Guinness!

St Francis Abbey, Kilkenny

Wer an Irland denkt, dem kommt unweigerlich ein Bild in den Sinn: ein kühles Pint, gefüllt mit einem dunklen, kräftigen Stout, gekrönt von einer cremigen, hellen Schaumkrone. Die irische Leidenschaft für ihr “Black Stuff” ist legendär und das typisch irische Bier genießt weltweit Anerkennung. Während Guinness, das wohl bekannteste irische Stout, zu den meistverkauften Bieren global zählt, haben sich über Jahrhunderte hinweg zahlreiche weitere klassische Biersorten auf der Grünen Insel etabliert. Diese sind aus den Zapfhähnen irischer Pubs kaum wegzudenken und repräsentieren die tiefe Verwurzelung des Bierbrauens in der irischen Kultur. Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der irischen Biere, die weit über die Grenzen des bekannten Stout hinausreicht und jeden Irland-Fan begeistern wird.

Die Wurzeln des irischen Bierbrauens: Von Mönchen und Tradition

Die Geschichte des irischen Bierbrauens reicht weit zurück und ist eng mit der klösterlichen Tradition verbunden. Ähnlich wie beim berühmten irischen Whiskey, legten irische Mönche den Grundstein für die Bierherstellung. Sie nutzten überschüssiges Getreide, um ein leichtes, obergäriges und ungehopftes Bier zu brauen, das als nahrhaftes Getränk fester Bestandteil ihrer täglichen Ernährung war.

Der eigentliche Aufschwung der gewerblichen Brauereien begann jedoch erst im 18. Jahrhundert. Das Brauen von Bier löste sich aus dem häuslichen Bedarf und bediente fortan eine breitere Bevölkerungsschicht. Gleichzeitig eröffnete die Seefahrt lukrative Exportmärkte, auch für irische Brauereien, die den Handelsrouten des expandierenden britischen Empires folgten. Der irische Parlament lockerte zudem die Besteuerung auf Bier, in der Hoffnung, den Konsum des schädlicheren und stärkeren Whiskeys durch ein höheres Bierkonsum zu reduzieren.

Die Nachfrage nach Stout, einem dunklen Starkbier aus England, stieg stetig. Dies bot den irischen Brauern eine hervorragende Marktlücke, um den heimischen Bedarf zu decken und das irische Brauwesen zu beflügeln. Anfang des 19. Jahrhunderts zählte Irland über 200 Brauereien, allein 55 davon in Dublin. Aus dieser florierenden Ära des 18. Jahrhunderts stammen einige der ältesten und noch heute bekannten irischen Brauereien. Diese reiche Tradition bildet die Grundlage für die Vielfalt und Qualität irischer Biere, die wir heute kennen und schätzen.

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Berühmte irische Biere, die jeder Liebhaber probieren muss

Die irische Bierlandschaft ist geprägt von einer reichen Geschichte und einigen ikonischen Marken. Neben dem allgegenwärtigen Guinness gibt es eine Reihe weiterer Biere, die die irische Braukunst und Kultur repräsentieren.

Smithwick’s und Kilkenny: Eine Frage der Abstammung

Aus der Tradition der brauenden Mönche erwächst eine der ältesten Brauereien Irlands. Im Jahr 1710 gründete John Smithwick in Kilkenny eine Brauerei, die die Brautradition der aufgelösten St. Francis Abbey fortsetzte. Die Familie Smithwick war über 250 Jahre lang mit ihren Bieren erfolgreich.

1965 übernahm die Guinness-Brauerei aus Dublin die Smithwick’s Brauerei. Zu dieser Zeit entstand das Smithwick’s Draught Red Ale, heute ein Markenzeichen irischer Biere. Für den Exportmarkt wurde in den 1980er Jahren das Kilkenny Irish Cream Ale kreiert. Dies führte zu einer anhaltenden Debatte: Sind Smithwick’s und Kilkenny dasselbe Bier? Heutzutage ist dies nicht mehr der Fall. Ursprünglich vermarktete Guinness Smithwick’s unter einem anderen Namen für den ausländischen Markt, um die Aussprache zu erleichtern. Mittlerweile verwendet Guinness für das Kilkenny Irish Cream Ale jedoch eine andere Hopfensorte als für Smithwick’s, was zu geschmacklichen Unterschieden führt.

Im Jahr 2013 endete nach drei Jahrhunderten die Brautradition in Kilkenny. Guinness stellte die Produktion dort ein. Smithwick’s und Kilkenny werden nun beide in der Guinness-Brauerei am St. James Gate in Dublin gebraut. Der ehemalige Standort in Kilkenny beherbergt heute das Smithwick’s Visitor Centre, das die reiche Geschichte der Brauerei lebendig hält.

St Francis Abbey, KilkennySt Francis Abbey, Kilkenny

Guinness: Das Herzstück der irischen Bierkultur

Irland ohne Guinness ist schlichtweg unvorstellbar. Die dominierende Präsenz der weltbekannten Brauerei ist auf der gesamten Grünen Insel spürbar. Kaum ein Irish Pub kommt ohne das dunkle Stout aus, und die Marketingkampagnen von Guinness prägen die Dekorationen in Irish Pubs weltweit. Berühmte Werbeslogans wie “Guinness for Strength” mit dem Mann, der sein Pferd zieht, oder der ikonische Tukan sind ebenso bekannt wie der Satz “Guinness is good for you”.

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Arthur Guinness gründete seine Brauerei 1759 in Dublin. Der Grund, warum Guinness bis heute am selben Standort am St. James Gate gebraut wird, ist außergewöhnlich: Arthur Guinness unterzeichnete seinen ersten Pachtvertrag für sage und schreibe 9.000 Jahre! Seine Weitsicht zahlte sich aus. Das dunkle Guinness, das 1778 eingeführt wurde, bediente die wachsende Nachfrage nach starkem Stout und entwickelte sich schnell zu einem Exportschlager nach England und Übersee. Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg Guinness zu einer der größten Brauereien der Welt auf, ein Status, der bis heute Bestand hat. 1997 fusionierte Guinness mit dem englischen Getränkekonzern Grand Metropolitan zu Diageo, dem heute größten Getränkekonzern der Welt.

Das Guinness Storehouse am St. James Gate in Dublin ist heute ein Mekka für Guinness-Liebhaber. Das Besucherzentrum zieht jährlich tausende von Besuchern an und gewährt Einblicke in die Geschichte und den Brauprozess von Guinness, was es zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der irischen Hauptstadt macht.

Guinness Storehouse, DublinGuinness Storehouse, Dublin

Beamish: Irisches Stout aus dem Herzen von Cork

Als Arthur Guinness’ schwarzes Stout seinen Siegeszug antrat, entstand in Cork City die Beamish & Crawford Brewery. Die Gründer William Beamish und William Crawford erkannten das Potenzial der steigenden Nachfrage nach irischem Stout und erwarben eine bestehende Brauerei, um ihr eigenes Beamish Stout zu brauen. Ab 1805 war das dunkle Beamish zeitweise das meistverkaufte Stout der Grünen Insel, bis Guinness diesen Titel 1833 zurückeroberte – und ihn seither behielt.

Besonders im Südwesten Irlands blieb Beamish ein äußerst erfolgreiches Bier. Doch ab 1962 wechselten die Besitzer der Brauerei regelmäßig, ein Spiegelbild der globalen Konsolidierung im Biermarkt, bei der kleinere Brauereien von immer größeren Konzernen übernommen wurden. Nach mehreren Übernahmen wurde Beamish schließlich Teil des niederländischen Heineken-Konzerns. Seit 2009 braut Heineken das Beamish Stout nicht mehr in der historischen Beamish & Crawford Brewery, sondern in seiner irischen Niederlassung in Cork.

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Murphy’s Irish Stout: Ein weiterer Stolz aus Cork

Irische Biere aus Cork genießen einen hervorragenden Ruf. Neben Beamish ist das Murphy’s Irish Stout eine weitere bekannte Größe unter den irischen Biersorten. Die Lady’s Well Brewery wurde 1856 von James J. Murphy in Cork City gegründet. Über fünfzig Jahre hinweg baute er sie zur zweitgrößten Brauerei Irlands aus. Auch Murphy und seine Nachfolger konnten der Marktmacht von Guinness nicht gänzlich entkommen. Dennoch halten die Bewohner von Cork ihr Murphy’s Irish Stout bis heute für deutlich überlegen gegenüber dem Massenbier von Guinness.

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1983 erwarb Heineken die Lady’s Well Brewery. Die Niederländer benannten die Brauerei zunächst in Murphy’s Brewery und später in Heineken Brewery Ireland um. Um im Wettbewerb mit Guinness zu bestehen, ergänzten sie das Sortiment um das Murphy’s Red Ale, in der Hoffnung, mit diesen typisch irischen Biersorten – Stout und Red Ale – die Marktführerschaft zu brechen. Dieses ambitionierte Ziel wurde bis heute nicht erreicht. Dennoch bleibt die alte Brauerei von James J. Murphy eine der ältesten aktiven Brauereien Irlands.

MurphyMurphy

Harp Lager: Das Lagerbier mit der Harfe

In den 1960er Jahren erkannte Guinness den wachsenden Kundenwunsch nach leichteren, helleren Bieren, inspiriert von den Pilsner Bieren vom europäischen Festland. Gemeinsam mit drei Brauereien aus England und Schottland entwickelte Guinness ein neues, helles Lagerbier. In Anlehnung an das eigene Emblem, die Harfe, nannte Guinness das neue Bier Harp Lager.

Das Harp Lager wurde in der Great Northern Brewery in Dundalk im County Louth gebraut. Diese Brauerei gehörte zuvor der Smithwick’s Brauerei, wo sie ergänzend zur Produktion in Kilkenny Smithwick’s herstellte. Nach der Übernahme von Smithwick’s durch Guinness ging die Great Northern Brewery ebenfalls in deren Besitz über. Die Produktion dort lief bis 2013, bevor die Herstellung des Harp Lager an das St. James Gate in Dublin verlagert wurde und die Great Northern Brewery schloss.

Harp Lager entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zum meistverkauften Lagerbier in Irland. Dennoch ist es heute aus den Pubs in Irland weitgehend verschwunden, bedrängt von der starken Konkurrenz der Lagerbiere des Heineken-Konzerns. Dennoch ist Harp Lager im Norden Irlands weiterhin verbreitet.

Harp LagerHarp Lager

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