Die Entscheidung für Kaninchen als Haustier in der Wohnung ist eine wunderbare Möglichkeit, den Alltag mit flauschigen und lebhaften Mitbewohnern zu bereichern. Allerdings ist es wichtig, sich im Vorfeld ausreichend zu informieren und die Bedürfnisse der Tiere zu verstehen, um ihnen ein artgerechtes und glückliches Leben zu ermöglichen.
Kaninchen kuscheln
Käfighaltung ist Tierquälerei
Auch wenn es leider immer noch gängige Praxis ist, sind im Handel erhältliche Käfige, auch die vermeintlich “sehr großen”, für die Haltung von Kaninchen absolut ungeeignet. Sie schränken die Tiere in ihrer natürlichen Bewegungsfreiheit ein und führen zu Verhaltensstörungen und gesundheitlichen Problemen.
- Bewegungsmangel: In einem Käfig können Kaninchen nicht rennen, Haken schlagen, buddeln oder sich ausreichend bewegen.
- Aggressionen: Die Enge führt zu Stress und Aggressionen zwischen den Tieren, da sie sich nicht ausweichen können.
- Verhaltensstörungen: Aus Langeweile entwickeln Kaninchen Verhaltensstörungen wie Gitternagen oder Felllecken.
- Gesundheitliche Schäden: Käfighaltung führt zu Wirbelsäulenverkrümmungen, Gelenkschäden und Verdauungsproblemen.
Artgerechte Haltung in der Wohnung: Drei Optionen
Um Kaninchen als Haustier in der Wohnung artgerecht zu halten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich nach den individuellen Bedürfnissen der Tiere, den Platzverhältnissen und den Vorlieben des Halters richten.
1. Kaninchengehege
Ein Kaninchengehege bietet den Vorteil, dass ein klar definierter Bereich den Kaninchen gehört und entsprechend gestaltet werden kann. Es eignet sich besonders für Kaninchen, die nicht stubenrein sind oder dazu neigen, die Wohnung zu zerstören. Ein Gehege mit wasserdichtem PVC-Boden und einer stabilen Umrandung (z.B. aus Plexiglas oder Welpengittern) schützt die Einrichtung und bietet den Tieren Sicherheit.
Kaninchengehege mit IKEA-Tischen und Plexiglas
2. Kaninchenzimmer
Ein Kaninchenzimmer ist ein ganzer Raum, der speziell auf die Bedürfnisse der Kaninchen zugeschnitten ist. Diese Haltungsform bietet viel Platz und eignet sich auch für Tiere, die nicht stubenrein sind oder zum Zerstören neigen. Allerdings ist es wichtig, dass sich die Halter ausreichend mit ihren Kaninchen beschäftigen, damit diese sich nicht langweilen. Eine offene Tür oder ein Gitter ermöglicht den Kontakt zur Außenwelt.
Kaninchenzimmer mit Homeoffice
3. Freie Wohnungshaltung
Die freie Wohnungshaltung ermöglicht ein enges Zusammenleben zwischen Kaninchen und Haltern. Die Tiere nehmen aktiv am Alltag teil und werden durch die Wohnungseinrichtung und die täglichen Abläufe beschäftigt. Diese Haltungsform erfordert jedoch eine gute Planung und Vorbereitung, um die Wohnung kaninchensicher zu machen und die Stubenreinheit der Kaninchen sicherzustellen. Für “Zerstörer-Kaninchen” ist diese Option weniger geeignet.
Kaninchen in freier Wohnungshaltung
Unabhängig von der gewählten Haltungsform ist täglicher Auslauf und Beschäftigung unerlässlich. Kaninchen sind neugierig und intelligent und brauchen Abwechslung, um glücklich und ausgeglichen zu sein.
Größe und Mindestmaße
Auch in der Wohnung benötigen Kaninchen ausreichend Platz, um sich artgerecht bewegen zu können. Als Mindestmaß gelten 6m² Grundfläche (z.B. 2x3m, ohne Etagen) Tag und Nacht für zwei Kaninchen. Die unverstellte Fläche sollte dabei 4m² nicht unterschreiten. Bei dieser Größe ist täglicher Auslauf unerlässlich. Ohne täglichen Auslauf muss das Gehege deutlich größer sein.
Kaninchenbereiche gestalten
Kaninchenbereiche lassen sich mit etwas Kreativität einfach und kostengünstig gestalten. Freilaufgehege-Gitter, Welpengitter oder selbst gebaute Rahmen aus Holz und Gitter eignen sich gut als Umrandung. Empfindliche Böden können mit PVC-Bodenbelag geschützt werden. Baumwollteppiche sorgen für Komfort und verhindern das Ausrutschen.
Innengehege für Kaninchen
Es ist wichtig, die Wohnung kaninchensicher zu machen, um Schäden an der Einrichtung zu vermeiden und die Tiere vor Gefahrenquellen zu schützen.
Grundausstattung und Zubehör
Zur Grundausstattung für die Kaninchenhaltung in der Wohnung gehören:
- Eine Umzäunung für ein Innengehege (keinen Käfig!)
- Wandschutz
- Toiletten/Käfigwannen/Katzentoiletten (min. 80cm x 50cm)
- PVC/Vinyl-Boden als Unterlage
- Kleine Fleckerl- oder Bad-Teppiche
- Buddelkiste
- Heuraufe (oben geschlossen!)
- Trinknapf (keine Trinkflasche!)
- Einstreu
- Mindestens ein Häuschen je Kaninchen
- Einrichtung für´s Gehege
- Etagen oder erhöhte Sitzplätze
Kaninchentoilette mit Futter und Heu
Toiletten und Stubenreinheit
Mit etwas Geduld und Konsequenz können Kaninchen stubenrein werden. Bieten Sie in den bevorzugten Pinkel-Ecken ausreichend große Toiletten an.
Hygiene und Geruch
Regelmäßige Reinigung und die Verwendung geeigneter Einstreu (Holzpellets, Mais- oder Holzgranulat) sind wichtig, um unerwünschte Gerüche zu vermeiden.
Verhaltensproblemen vorbeugen
Um Verhaltensproblemen wie Unsauberkeit oder Zerstörungswut vorzubeugen, ist es wichtig, den Kaninchen ausreichend Beschäftigung und Abwechslung zu bieten. Frische Zweige, frisches Futter aus der Natur, Kisten mit Heu und Stroh sowie eine große Buddelkiste sorgen für artgerechte Beschäftigung.
Kiste mit Naturmaterialien für Kaninchen
Bieten Sie nach Möglichkeit Auslauf auf dem Balkon oder im Garten an.
Lichteinfall und Vitamin D
Auch Wohnungskaninchen benötigen ausreichend Tageslicht. Bei unzureichendem Tageslichteinfall sollte eine Tageslichtlampe mit UVA-Strahlen angeboten werden. Da Fensterglas UVB-Strahlen abfängt, benötigen Wohnungskaninchen eine UVB-Lampe, um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen.
Gute Luft
Regelmäßiges Lüften ist wichtig, um die Luft von Ammoniak, Staub und anderen Schadstoffen zu befreien. Vermeiden Sie Zigarettenrauch und Duftstoffe in der Nähe der Kaninchen.
Verdauungsstörungen
Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Grünfutter, Zweigen und Heu ist wichtig, um Verdauungsstörungen vorzubeugen. Achten Sie darauf, dass die Kaninchen ausreichend Bewegung bekommen.
Vorteile der Innenhaltung nutzen
Die Innenhaltung bietet viele Vorteile, wie z.B. einen engen Bezug zu den Haltern, eine intensive Beobachtung der Tiere und den Schutz vor Raubtieren.
- Stressreduktion bei Tierarztbesuchen
- Frühzeitige Erkennung von Krankheiten
- Schutz vor Raubtieren
- Bessere Bedingungen für kranke oder alte Tiere
Fazit:
Kaninchen als Haustier in der Wohnung zu halten, ist eine wunderbare Erfahrung, die jedoch mit Verantwortung verbunden ist. Mit ausreichend Platz, artgerechter Haltung, abwechslungsreicher Beschäftigung und einer ausgewogenen Ernährung können Sie Ihren Kaninchen ein glückliches und gesundes Leben in der Wohnung ermöglichen.