Wenn die Katze wenig frisst und viel schläft: Ursachen, Risiken und Hilfestellungen

Eine Katze mit wenig Appetit vor einem vollen Futternapf

Nahezu jede:r Katzenhalter:in kennt das Dilemma: Die Fellnase signalisiert vehementen Hunger, doch kaum steht das frische Schälchen bereit, wird am Futter gerochen, doch die Katze frisst nicht. Oder vielleicht frisst sie nur noch sehr wenig und zieht sich gleichzeitig stark zurück, schläft viel mehr als gewöhnlich. Diese Verhaltensänderungen, insbesondere wenn die Katze wenig frisst und viel schläft, können beunruhigend sein und auf verschiedene Ursachen hindeuten. Jahrelang gewohntes Futter kann von jetzt auf gleich verschmäht werden, oder vormals beliebte Sorten werden ignoriert – scheinbar besonders häufig, wenn man eine größere Menge davon gekauft hat. Deiner Katze gänzlich neues Futter anzubieten, ist ohnehin oft ein Glücksspiel. Es ist entscheidend, diese Anzeichen ernst zu nehmen und die möglichen Gründe dafür zu verstehen, um schnell handeln zu können.

Eine Katze mit wenig Appetit vor einem vollen FutternapfEine Katze mit wenig Appetit vor einem vollen Futternapf

Warum frisst die Katze wenig und schläft viel? Die häufigsten Ursachen

Wenn eine Katze ihren Appetit verliert und gleichzeitig lethargisch wirkt, also wenig frisst und viel schläft, ist das oft ein Alarmsignal. Die Gründe können vielfältig sein und reichen von harmlosen Befindlichkeitsstörungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

1. Medizinische Gründe und Schmerzen

Die häufigste Ursache für Appetitlosigkeit und vermehrten Schlaf sind gesundheitliche Probleme. Katzen sind Meister darin, Schmerzen oder Unwohlsein zu verbergen. Anzeichen können sein:

  • Zahnprobleme: Entzündetes Zahnfleisch, Zahnstein oder faule Zähne können das Fressen schmerzhaft machen. Die Katze versucht vielleicht zu fressen, lässt es aber schnell wieder sein.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung führen oft zu Appetitlosigkeit. Auch Haarballen können Magenprobleme verursachen.
  • Organische Erkrankungen: Nieren- oder Lebererkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion (bei älteren Katzen), Diabetes oder auch Tumorerkrankungen können sich durch verminderten Appetit und erhöhten Schlaf äußern.
  • Infektionen: Virale oder bakterielle Infektionen schwächen den Körper und führen zu Fieber, Abgeschlagenheit und Futterverweigerung.
  • Schmerzen: Schmerzen an Gelenken (Arthrose, besonders bei älteren Tieren), nach Verletzungen oder bei anderen chronischen Beschwerden können dazu führen, dass die Katze sich zurückzieht und weniger aktiv ist, was auch den Appetit beeinflusst.
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2. Stress und Umweltfaktoren

Katzen sind Gewohnheitstiere und reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen in ihrer Umgebung. Stress kann eine Futterverweigerung und erhöhte Schläfrigkeit auslösen:

  • Veränderungen im Haushalt: Ein Umzug, neue Möbel, ein neues Haustier oder Familienmitglied (Baby), aber auch Lärm oder Bauarbeiten können Stress verursachen.
  • Langeweile oder mangelnde Stimulation: Wenn die Katze nicht ausreichend beschäftigt wird, kann dies zu Depressionen und Apathie führen.
  • Futterplatz: Ein ungeeigneter Futterplatz (zu nah an der Katzentoilette, in einem lauten Bereich, nicht sicher genug) kann dazu führen, dass die Katze ihn meidet. Auch die Art des Futternapfes (zu tief, falsches Material) kann eine Rolle spielen.

3. Futter- und Gewohnheitsfragen

Manchmal liegt das Problem direkt im Futternapf oder in der Routine:

  • Futteraversion: Eine schlechte Erfahrung mit einem bestimmten Futter (z.B. Übelkeit nach dem Fressen) kann dazu führen, dass die Katze dieses Futter ablehnt.
  • Qualität und Frische: Verdorbene oder minderwertige Nahrung wird instinktiv gemieden. Auch zu kaltes Futter oder solches, das zu lange im Napf stand, kann abgelehnt werden.
  • Zu viele Leckerlis: Wenn die Katze zu viele Snacks bekommt, hat sie möglicherweise keinen Hunger mehr auf ihre Hauptmahlzeiten.

Wie lange darf eine Katze nichts fressen? Wann wird es kritisch?

Anders als beispielsweise bei Hunden, wird es für Katzen schnell kritisch, wenn sie über einen längeren Zeitraum nichts fressen. Nimmt das Tier über einen Zeitraum von 24 Stunden nichts zu sich, droht eine hepatische Lipidose, eine lebensbedrohliche Stoffwechselerkrankung, die dringend tierärztlich behandelt werden muss. Bei dieser “Fettleber” beginnt der Körper, Fettreserven abzubauen, die die Leber überfluten und ihre Funktion stark beeinträchtigen. Schon nach 12 Stunden der Nahrungsverweigerung sollten aufmerksame Halter:innen handeln und die Situation beobachten, um schnell reagieren zu können.

Wird der Katze wiederum unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme übel, merkt sie sich das soeben verspeiste Futter und verweigert es gegebenenfalls zumindest für die nächste Zeit. Hier hilft es, auf eine andere Futtersorte auszuweichen und nach einer Weile zu testen, ob es sich nur um eine kurzfristige Magenverstimmung handelte oder eine Unverträglichkeit vorliegt.

Erste Hilfe: Was tun, wenn die Katze nicht frisst und viel schläft?

Wenn deine Katze wenig frisst und viel schläft, sind schnelle und besonnene Maßnahmen gefragt.

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1. Futter attraktiver machen

Manchmal genügen kleine Änderungen, um den Appetit deiner Katze wieder anzuregen:

  • Futter erwärmen: Körperwarmes Futter riecht intensiver und ist für viele Katzen ansprechender.
  • Andere Futtersorte anbieten: Probiere eine neue Sorte, aber achte darauf, sie bei Bedarf langsam einzuführen. Manchmal helfen besonders schmackhafte Diäten, die vom Tierarzt empfohlen werden.
  • Kleine Zusätze: Ein Löffel Thunfischsaft (im eigenen Saft, nicht Öl), gekochtes Hühnchenbrühe oder ein spezielles Appetitanreger-Püree können Wunder wirken.
  • Futterplatz optimieren: Sorge für einen ruhigen, sauberen und sicheren Futterplatz. Verwende flache Näpfe, damit die Schnurrhaare nicht stören.

2. Stress reduzieren und Wohlbefinden fördern

Da Stress oft eine Ursache ist, kann seine Reduzierung helfen:

  • Routinen beibehalten: Feste Fütterungs- und Spielzeiten geben deiner Katze Sicherheit.
  • Rückzugsorte schaffen: Sorge dafür, dass deine Katze ungestörte Plätze zum Schlafen und Entspannen hat.
  • Pheromon-Diffusoren: Spezielle Zerstäuber, die beruhigende Katzenpheromone freisetzen, können helfen, Stress abzubauen.
  • Interaktives Spiel: Tägliche Spielzeiten regen nicht nur den Appetit an, sondern reduzieren auch Langeweile und Stress.

3. Tierärztlichen Rat einholen – das Wichtigste zuerst!

Bei anhaltender Appetitlosigkeit und Lethargie ist der Gang zum Tierarzt unerlässlich. Zögere nicht, wenn:

  • Deine Katze länger als 24 Stunden nichts frisst.
  • Sie offensichtliche Schmerzen oder andere Krankheitssymptome zeigt (Erbrechen, Durchfall, Fieber, starkes Zittern).
  • Das Verhalten plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftritt.
  • Die Katze zusätzlich zu Appetitlosigkeit und vermehrtem Schlaf andere ungewöhnliche Symptome wie Gewichtsverlust, vermehrtes Trinken oder verändertes Urinieren zeigt.

Nur eine tierärztliche Untersuchung kann die genaue Ursache für das veränderte Fress- und Schlafverhalten ermitteln und eine entsprechende Behandlung einleiten.

Langfristige Vorbeugung: Appetitlosigkeit bei Katzen vermeiden

Um Appetitlosigkeit und verstärktem Schlaf bei deiner Katze in Zukunft vorzubeugen, kannst du einige Maßnahmen ergreifen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden deiner Samtpfote fördern:

  • Feste Fütterungszeiten: Struktur gibt Sicherheit. Halte regelmäßige Fütterungszeiten ein, um Stress zu minimieren (ideal sind alle vier bis sechs Stunden eine kleine Portion). Dies entspricht dem natürlichen Jagdverhalten von Katzen.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Regelmäßige Tierarztbesuche und Gesundheitschecks sind präventiv wichtig, besonders bei älteren Katzen ab sieben Jahren. Frühzeitiges Erkennen von Krankheiten kann Schlimmeres verhindern.
  • Spielen macht hungrig: Bewegung und geistige Herausforderungen regen den Appetit an. Integriere regelmäßige, tägliche Spielzeiten in den Alltag deiner Katze, die mit einer kleinen Fütterung enden können. So wird das Fressen mit einer positiven Erfahrung verknüpft.
  • Optimale Futterumgebung: Sorge für einen ruhigen, sauberen und ungestörten Futterplatz. Vermeide Lärm und Trubel. Stelle sicher, dass der Futternapf aus einem geeigneten Material besteht (Keramik oder Edelstahl sind oft besser als Plastik) und flach genug ist, um die Schnurrhaare nicht zu reizen. Auch separate Näpfe für Futter und Wasser sind wichtig, idealerweise an unterschiedlichen Orten.
  • Geheimtipp bei Kitten und Katzensenioren – Das “Sleepy Eating”: Beim sogenannten „Sleepy Eating“ wird der aufwachenden Katze nahezu im Halbschlaf der Futternapf vor das Näschen gehalten, um sie zur unmittelbaren Nahrungsaufnahme zu animieren. Diese Technik wird insbesondere bei kranken, sehr alten bzw. dementen Katzen und Kitten angewendet und erfordert Feingefühl, die Katze weder für das Fressen aus dem Schlaf zu wecken, noch mit dem Futter zu bedrängen. Vielmehr nutzen wir den Moment des schlaftrunkenen Wachwerdens, ein allzu langes „Grübeln“ über das angebotene Futter zu überspringen. Bitte nötige deine Katze jedoch niemals zum Fressen, denn unter Zwang wird sie sich sicherlich nicht mehr auf das Futter einlassen wollen und zudem das Vertrauen in dich als Bezugsperson verlieren.
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Fazit

Wenn deine Katze wenig frisst und viel schläft, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es ist von größter Bedeutung, die Ursachen schnell zu ergründen. Während leichte Veränderungen in der Fütterung oder Umgebung helfen können, ist es bei anhaltender Appetitlosigkeit oder weiteren Symptomen unerlässlich, einen Tierarzt aufzusuchen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden deiner Katze hängen davon ab, dass du ihre Signale richtig deutest und proaktiv handelst. Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um deiner geliebten Samtpfote die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.


Über die Autorin:
Carmen Schell ist ausgebildete Katzen-Tierpsychologin (ATN) und Katzenverhaltensberaterin. Als Inhaberin von Cattalk® bietet sie Tierhalter:innen professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu Haltung und Problemverhalten von Katzen. Neben der persönlichen Beratung und Online-Coachings gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.