Die Debatte um Katzenhalsbänder, insbesondere für Freigänger, ist so alt wie die Frage nach der Sicherheit unserer felinen Begleiter. Über viele Jahre hinweg rieten Tierschutzorganisationen wie TASSO, die sich seit Jahrzehnten für den Schutz und die Registrierung von Haustieren einsetzt, von der Verwendung von Halsbändern ab. Die Sorge war groß, dass streunende Katzen sich verletzen oder gar strangulieren könnten. Diese Empfehlung, die teilweise über 20 Jahre alt ist, spiegelte die damaligen Material- und Verschlussstandards wider. Doch die Technik schreitet voran, und mit ihr auch die Entwicklung von Produkten für unsere Haustiere. Moderne Katzenhalsbänder mit Sicherheitsverschluss bieten heute ganz andere Möglichkeiten und ein deutlich reduziertes Verletzungsrisiko.
Um die tatsächliche Gefährdungslage neu zu bewerten und herauszufinden, wie Ortungstechnik auch für Freigängerkatzen sinnvoll eingesetzt werden kann, beauftragte TASSO e.V. eine umfassende Studie bei der renommierten Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). Diese Untersuchung sollte fundierte Antworten auf die drängenden Fragen der Katzenhaltung im 21. Jahrhundert liefern und eine aktualisierte Empfehlung ermöglichen.
Die Studie der Vetmeduni Vienna: Eine Neubewertung der Risiken
Die von TASSO in Auftrag gegebene Untersuchung der Vetmeduni Vienna aus dem Jahr 2021 basierte auf einer umfangreichen Online-Befragung. Über 5.000 Katzenhalter aus dem deutschsprachigen Raum nahmen daran teil und teilten ihre Erfahrungen mit Katzenhalsbändern und dem Freigang ihrer Tiere. Die Auswertung dieser detaillierten Antworten lieferte wertvolle Einblicke und ermöglichte eine realistische Einschätzung der aktuellen Risiken und Chancen.
Methodik und Umfang der Untersuchung
Die Studie umfasste Daten von insgesamt über 31.000 gehaltenen Katzen. Davon trugen 5.047 Katzen aus verschiedenen Gründen ein Halsband. Die große Teilnehmerzahl und die detaillierten Angaben zu den Erlebnissen mit und ohne Halsband bildeten eine solide Datengrundlage, um statistisch relevante Aussagen treffen zu können. Insbesondere wurde das Augenmerk auf Vorfälle gelegt, die in direktem Zusammenhang mit dem Tragen eines Halsbandes standen.
Zentrale Ergebnisse: Sicherheitsverschluss im Fokus
Die Autorinnen der Studie kamen zu einem wegweisenden Ergebnis: Das Risiko, dass eine Katze aufgrund eines Halsbandvorfalls stirbt, ist deutlich geringer als andere Gefahren, denen Freigängerkatzen ausgesetzt sind. Bei den 5.047 Katzen mit Halsband wurden 137 Vorfälle gemeldet, die zu Verletzungen führten (2,7 Prozent). Lediglich 19 Todesfälle (0,4 Prozent) standen im Zusammenhang mit einem Halsband. Es ist wichtig hervorzuheben, dass diese Todesfälle zum Zeitpunkt der Befragung bereits mindestens vier, in den meisten Fällen sogar über zehn Jahre zurücklagen. Ob die damals verwendeten Halsbänder einen modernen Notöffnungsmechanismus besaßen, konnte in diesen historischen Fällen nicht mehr eindeutig geklärt werden. Bei knapp 17 Prozent der Katzen mit Halsband wurden Fell- und Hautprobleme beobachtet, wobei diese Gruppe auch Halsbänder gegen Parasiten einschloss, die oft über einen längeren Zeitraum getragen werden.
Diese Zahlen stehen im Kontrast zu anderen, weitaus häufigeren Risiken des Freigangs: 23 Prozent der Befragten berichteten, dass ihre Katzen nie wieder nach Hause gekommen sind, und 27 Prozent gaben an, dass ihre Tiere in Verkehrsunfälle verwickelt waren. Die Studie deutet somit darauf hin, dass die Bedenken gegenüber Katzenhalsbändern mit Sicherheitsverschluss in ihrer Intensität möglicherweise überholt sind, insbesondere angesichts der Entwicklung fortschrittlicher Materialien und Verschlusssysteme.
Der vollständige Artikel zur Studie in englischer Sprache kann hier nachgelesen werden: “Risks associated with free-roaming and collar use in cats—An online survey” in “Journal of Veterinary Behavior”, Dezember 2022.
Ein geeignetes Katzenhalsband: Der Sicherheitsverschluss ist entscheidend
Angesichts der neuen Erkenntnisse ist klar: Nicht das Halsband an sich, sondern seine Beschaffenheit und korrekte Anwendung sind ausschlaggebend für die Sicherheit einer Katze. Unverzichtbar für ein Freigänger-Halsband ist ein sogenannter Sicherheitsverschluss oder Notöffnungsmechanismus. Dieser muss bei Krafteinwirkung in alle Richtungen gleichermaßen öffnen und sollte idealerweise in seiner Öffnungskraft auf Größe und Gewicht der individuellen Katze anpassbar sein. Dies verhindert, dass sich die Katze stranguliert, falls sie an einem Ast oder Zaun hängen bleibt. Ein gut konzipierter Verschluss löst sich bei Zug, bevor die Katze ernsthaften Schaden nehmen kann.
Die Bedeutung des richtigen Sitzes
Genauso wichtig wie der Sicherheitsverschluss ist der richtige Sitz des Halsbandes. Es darf weder zu locker noch zu fest angelegt werden. Ein zu lockeres Halsband kann über das Kinn rutschen und sich im Maul verfangen oder an Objekten hängen bleiben. Ein zu enges Halsband hingegen scheuert, verursacht Hautirritationen und schränkt die Bewegungsfreiheit sowie das Wohlbefinden der Katze ein. Als Faustregel gilt oft die “Zwei-Finger-Regel”: Zwischen Hals und Halsband sollten bequem zwei Finger passen. Achten Sie auf hochwertige, leichte Materialien, die angenehm zu tragen sind und die Katze nicht stören.
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Für die Verwendung von Geschirren im unbeaufsichtigten Freigang liegen derzeit noch keine ausreichenden Erkenntnisse vor, ob diese eine sichere Alternative zum Katzenhalsband Mit Sicherheitsverschluss darstellen.
Katze mit Halsband und GPS-Tracker, der an einem Sicherheitsverschluss befestigt ist
Ortungstechnik und Sicherheit: Wann ein GPS-Tracker sinnvoll ist
Nach sorgfältiger Abwägung der Chancen und Risiken kommt TASSO zu dem Schluss, dass Ortungstechnik für Halterinnen und Halter von Freigängerkatzen vorteilhaft sein kann. Ein GPS-Tracker, sicher befestigt an einem geeigneten Katzenhalsband mit Sicherheitsverschluss, bietet ein hohes Maß an Sicherheit und gibt Katzenbesitzern zusätzliche Gewissheit. Besonders sinnvoll ist der Einsatz eines Ortungsgeräts in bestimmten Situationen:
- Neue Umgebung: Bei einem Umzug in ein neues Zuhause oder eine ungewohnte Umgebung kann ein Tracker helfen, die Katze wiederzufinden, sollte sie sich verlaufen.
- Ängstliche oder scheue Katzen: Tiere, die leicht in Panik geraten, können mit einem Tracker schneller lokalisiert werden, falls sie sich verstecken oder fliehen.
- Neugierige Entdecker: Katzen, die weite Wege zurücklegen oder dazu neigen, entführt zu werden, profitieren von der ständigen Nachverfolgbarkeit.
- Gesundheitliche Aspekte: Bei älteren Katzen oder Tieren mit gesundheitlichen Einschränkungen kann ein schneller Fund im Notfall lebensrettend sein.
Voraussetzung für den Nutzen ist jedoch immer eine sorgfältige und individuelle Abwägung der Chancen und Risiken für die eigene Katze. Berücksichtigen Sie die Persönlichkeit Ihrer Katze, ihre Gewohnheiten, die Umgebung, in der sie sich bewegt, und die Häufigkeit ihres Freigangs. Wenn Sie sich für die Nutzung eines Ortungsgeräts entscheiden, stellen Sie sicher, dass Sie ein passendes Katzenhalsband mit Sicherheitsverschluss verwenden, dessen Öffnungskraft auf Gewicht und Größe Ihrer Katze abgestimmt ist. Überprüfen Sie vor jedem Freigang, ob das Halsband korrekt angelegt ist und der Verschluss einwandfrei funktioniert. Die Investition in einen hochwertigen Sicherheitsverschluss und die regelmäßige Kontrolle schaffen Vertrauen und Ruhe.
Fazit: Informierte Entscheidungen für sichere Freigänger
Die Welt der Katzenhaltung entwickelt sich ständig weiter, und mit ihr auch unser Verständnis für die Bedürfnisse und Risiken unserer Tiere. Die jüngste Studie der Vetmeduni Vienna im Auftrag von TASSO hat gezeigt, dass Katzenhalsbänder mit Sicherheitsverschluss in der heutigen Zeit eine deutlich sicherere Option darstellen, als gemeinhin angenommen. Die sorgfältige Auswahl eines Halsbandes mit einem zuverlässigen Notöffnungsmechanismus und der korrekte Sitz sind dabei absolut entscheidend.
Indem wir als Katzenhalter informiert bleiben und neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen, können wir die Freiheit unserer Freigängerkatzen verantwortungsbewusst gestalten und gleichzeitig ihre Sicherheit gewährleisten. Die Möglichkeit, moderne Ortungstechnik zu nutzen, bietet zusätzlichen Schutz und gibt vielen Besitzern ein beruhigendes Gefühl. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung für die Sicherheit und das Wohlbefinden Ihrer Freigängerkatze und bleiben Sie immer auf dem Laufenden über neue Entwicklungen in der Tierhaltung.
Referenzen
- “Risks associated with free-roaming and collar use in cats—An online survey” in “Journal of Veterinary Behavior”, Dezember 2022. Erhältlich unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1558787822001204
