Die Ägäis, ein Meer voller Inseln und Geschichten, war die Wiege einer der frühesten und bemerkenswertesten Kulturen Europas, die den Übergang in die Bronzezeit vollzog: die Kykladenkultur. Im dritten Jahrtausend vor Christus entwickelte sie sich auf den Kykladen, einer Inselgruppe in Griechenland, mit Naxos als einem ihrer bedeutendsten Zentren. Diese frühe Bronzezeitkultur legte den Grundstein für nachfolgende Epochen; ihr folgten die minoische (Mittlere Bronzezeit) und schließlich die mykenische Epoche (Späte Bronzezeit). Die Kykladenkultur fasziniert bis heute mit ihren einzigartigen Artefakten, die einen tiefen Einblick in das Leben einer vergangenen Zivilisation ermöglichen und das kulturelle Erbe der Ägäis maßgeblich prägten.
Phasen und Entwicklung der Kykladenkultur
Die Zeit der Kykladenkultur, die das 3. Jahrtausend v. Chr. umspannt, wird von Archäologen in drei unterschiedliche Phasen unterteilt, die sich hauptsächlich durch den Stil der Töpferwaren und Steinskulpturen voneinander abgrenzen lassen:
- Frühe Phase (3.200 bis 2.700 v. Chr.): Bekannt als die Grotta-Pelos-Kultur.
- Mittlere Phase (2.700 bis 2.300 v. Chr.): Die Keros-Syros-Kultur, die eine Blütezeit darstellt.
- Späte Phase (2.300 bis 2.000 v. Chr.): Die Kastri- bzw. Phylakopi I-Kultur, die das Ende dieser eigenständigen Periode einläutet.
Jede dieser Phasen spiegelt eine Weiterentwicklung in Kunst, Handwerk und gesellschaftlicher Organisation wider, die das dynamische Wesen der Kykladenkultur unterstreicht.
Archäologische Funde: Einblicke und Herausforderungen
Die meisten unserer Kenntnisse über die Kykladenkultur auf Naxos stammen aus der Untersuchung von Friedhöfen. Siedlungen sind bisher nur spärlich ausgegraben worden, was die Forschung vor Herausforderungen stellt. Ein beträchtlicher Teil der Fundstücke entstammt leider Raubgrabungen, wodurch der ursprüngliche Fundort und der Zusammenhang oft unbekannt bleiben. Dies führt zu bedauerlichen Wissenslücken, die das Gesamtbild dieser Kultur trüben.
Nichtsdestotrotz zeugen die erhaltenen Artefakte von einem bemerkenswerten handwerklichen Geschick und einem ausgeprägten Kunstsinn. Insbesondere die Tonwaren, die charakteristischen Steingefäße und die berühmten Kykladenidole bestechen durch ihre klare, harmonische Gestaltung und die erstaunliche Vielfalt ihrer Formen. Sie berühren den Betrachter bis heute und legen Zeugnis ab vom Erfindungsreichtum und der Phantasie ihrer Schöpfer.
kykladisches Steingefäß, Museum Chora, Naxos Einzigartige Steingefäße wie dieses doppelte Töpfchen mit Deckel sind charakteristisch für die Kykladenkultur des 3. Jahrtausends v. Chr. im Museum Chora auf Naxos.
Ursprünge: Von der Steinzeit zur Bronzezeit
Die frühbronzezeitliche Kykladenkultur entwickelte sich nicht abrupt, sondern als kontinuierlicher Prozess aus der lokalen steinzeitlichen (jungsteinzeitlichen) Kultur. Viele ihrer späteren Merkmale, wie etwa die Herstellung von Steinidolen, waren bereits in der Steinzeit angedeutet. Dieser allmähliche Fortschritt wurde wohl durch Kontakte mit benachbarten Völkern angeregt, die bereits eine höhere Kulturstufe erreicht hatten. Es gibt keine Hinweise auf eine massenhafte Einwanderung, die den Übergang zur Bronzezeit auf den Kykladen herbeigeführt hätte.
Die Definition des Beginns der Bronzezeit ist komplex. Wichtige kulturelle Schritte wie der Beginn der Landwirtschaft und erste Metallverarbeitungen fanden bereits in der Jungsteinzeit statt. Gleichzeitig wurden auch in der Bronzezeit noch die typischen Obsidianwerkzeuge der Steinzeit verwendet. Die Bronzezeit beginnt in der Regel, wenn die Produktion von Bronze, einer künstlichen Legierung aus Kupfer und Zinn (oder Arsen), nachweisbar ist. Gediegenes Kupfer wurde vereinzelt schon in der spätesten Steinzeit genutzt (Kupferzeit). Auf den Kykladen ist die Abgrenzung schwierig, da Bronze bereits in der Jungsteinzeit auftaucht, ihr Gebrauch in der ersten Phase der Frühen Bronzezeit jedoch noch sehr selten ist.
Die Kenntnis der Bronzeherstellung verbreitete sich von Vorderasien über Handelskontakte nach und nach in die Ägäis. Während in Palästina und Mesopotamien die Bronzezeit um 3.300 v. Chr. begann und in Ägypten um 2.700 v. Chr., setzte sie in der Ägäis mit etwa 3.200 v. Chr. deutlich früher ein als im übrigen Europa (Mitteleuropa erst um 2.200 v. Chr.). Neuere Untersuchungen legen sogar nahe, dass die Bronzeherstellung im östlichen Balkanraum (Rumänien, Bulgarien, Schwarzmeergebiet), wo mit den Kykladenbewohnern verwandte Thraker siedelten, möglicherweise zur gleichen Zeit oder noch früher entdeckt wurde. Kontakte zwischen den Kykladen und dieser Region sind bereits für die Steinzeit belegt.
Weitere Informationen zum frühbronzezeitlichen ägäischen Volk und seiner Sprache finden Sie hier: Naxos Kykladenkultur – Volk und Sprache.
kykladisches Tongefäß, Museum Chora, Naxos Ein kleines Tongefäß mit einem Schweinekopf aus der Kykladenkultur im Museum Chora auf Naxos.
Siedlungswesen auf den Kykladen: Vom Einzelhaus zur befestigten Akropolis
Während die menschliche Besiedlung auf Naxos in der Steinzeit vermutlich noch spärlich war, wurden in der Frühen Bronzezeit weite Teile der Insel bewohnt. Zahlreiche Fundstellen verteilen sich insbesondere entlang der Südküste – von Moutsoúna über Pánormos und den Südwesten (z.B. bei Agiassós, Kastráki, Mikrí Vígla und Ágia Ánna) bis zur Chóra. Auch im Norden und im Inselinneren wurden frühbronzezeitliche Überreste entdeckt (z.B. bei Mélanes, Sangrí, Engarés, Liónas, Apóllonas). Dicht besiedelt waren auch die südlich und östlich angrenzenden Kleinen Kykladen wie Koufonísi und Kéros. Auf der heute unbewohnten Insel Kéros wurde sogar ein wichtiges und einzigartiges Zentrum mit einer komplexen Siedlung ausgegraben.
In der ersten Phase der Frühen Bronzezeit lebten die Menschen auf den Kykladen in einzelnen Häusern oder in kleinen Siedlungen. Die einfachen Häuser bestanden aus unbehauenen Steinen und Erdmörtel, mit einem Dach aus Holz und Erde. In der zweiten Phase der Kykladenkultur nahmen die Siedlungen an Zahl zu, und es entstanden einige größere Niederlassungen, was auf ein Bevölkerungswachstum hindeutet. Interessanterweise entstanden auch in benachbarten Regionen – Kleinasien, Kreta und auf dem griechischen Festland – Siedlungen kykladischer Art, die vermutlich als Handelsposten der Kykladenbewohner dienten. In der letzten Phase der Kykladenkultur wurden viele Niederlassungen aufgegeben. Die meisten Siedlungen wurden nun befestigt, oft so angelegt, dass sie vom Meer aus nicht direkt sichtbar waren, wahrscheinlich als Reaktion auf eine zunehmende Bedrohung durch Piraterie.
bronzezeitliche Akropolis, Panormos, Naxos Die kleine Akropolis, eine befestigte Siedlung der Bronzezeit am Korfári ton Amygdalión bei Pánormos im Südosten von Naxos.
Mehr über die Siedlungen der Kykladenkultur erfahren Sie hier: Naxos Kykladenkultur – Siedlungen.
Alltag und Wirtschaft: Landwirtschaft, Ernährung und Handwerk
Lebensgrundlagen: Ackerbau, Viehzucht und Meer
In der frühen Bronzezeit ernährten sich die Menschen auf den Kykladen im Wesentlichen ähnlich wie in der Steinzeit. Sie betrieben eine einfache Landwirtschaft und kultivierten Gerste, Weizen, Linsen, Erbsen und weitere Pflanzen. Obwohl nur eine Bronzesichel als landwirtschaftliches Gerät gefunden wurde, ist es denkbar, dass hauptsächlich hölzerne Grabstöcke zum Einsatz kamen. Neben dem Anbau sammelten die Menschen Nüsse, Mandeln und sicherlich auch Wildgemüse und -obst. Getreide und andere Vorräte wurden in großen Tontöpfen aufbewahrt; Steinmörser weisen auf die Herstellung von Mehl hin. Wie schon in der Steinzeit hielten die Siedler Ziegen und Schafe, seltener Schweine und Rinder, und jagten Hirsche und Rehe. Meeresfrüchte wie Fisch, Schnecken, Muscheln und Seeigel waren ebenfalls ein beliebter Bestandteil der Ernährung. Aus der Frühen Bronzezeit stammen zudem die ersten Hinweise auf die Nutzung des Ölbaums und des Weinstocks auf den Kykladen, belegt durch Öllämpchen, Krüge mit Ölresten und Gefäße, die als Weinkrüge interpretiert werden.
Handwerkliche Meisterleistungen: Von Obsidian bis Schiffbau
Das Handwerk erlebte in der Frühen Bronzezeit einen deutlichen Aufschwung. Wie in der Steinzeit wurde weiterhin viel Obsidian verwendet, aus dem zahlreiche Werkzeuge hergestellt wurden. Charakteristisch für diese Epoche sind insbesondere die langen, schmalen Klingen mit parallelen Kanten.
Besonders die Töpferei, die Herstellung von Steingefäßen und die Metallverarbeitung nahmen eine bedeutende Entwicklung. Unser Wissen über diese Handwerke basiert überwiegend auf Grabbeigaben. Von der Weberei und dem Spinnen (Wolle und Flachs) sowie der Lederverarbeitung sind uns vor allem die Werkzeuge wie Nadeln, Ahlen und Webgewichte erhalten geblieben. Möbel scheinen die Kykladenmenschen kaum hergestellt zu haben. Jedoch bauten sie bereits sehr seetüchtige Schiffe, mit denen sie nicht nur das gesamte Mittelmeer erkundeten, sondern sich vermutlich sogar auf den Atlantik hinauswagten. Aus den späteren Phasen der Kykladenkultur sind zahlreiche Schreinerwerkzeuge wie Äxte, Meißel und Sägen bekannt.
Obsidianklingen, Museum Chora, Naxos Lange Obsidianklingen und ein Kern, von dem Klingen abgespalten wurden, aus der Kykladenkultur im Archäologischen Museum in der Chóra.
Die Töpferei erlebte in der Frühen Bronzezeit einen bemerkenswerten Aufschwung. Zahllose Tongefäße und Scherben, die in Gräbern oder Siedlungen gefunden wurden, vermitteln uns ein lebendiges Bild des täglichen Lebens und des Kunstsinns dieser Menschen. Im Laufe der Zeit verbesserte sich die Qualität der Tonwaren stetig, ihre Gestaltung und Verzierung wurden aufwendiger, und es tauchten neue, oft phantasievolle und raffinierte Formen auf. In der letzten Phase der Kykladenkultur kamen eine ganze Reihe neuer Gefäßtypen auf die Inseln, insbesondere aus dem trojanischen Raum, was auf besonders enge Beziehungen dorthin hindeutet.
Kykladenpfanne, Museum in Apiranthos, Naxos Bruchstück einer „Kykladenpfanne“, charakteristisch für die Kykladenkultur, im Museum von Apíranthos auf Naxos.
Besonders charakteristisch für die Kykladenkultur sind die Steingefäße, meist aus Marmor, seltener aus anderen Gesteinsarten. Diese sind in Form und Verzierung oft sehr ähnlich zu den Tonwaren. Die Kykladenmenschen stellten nicht nur einfache Schalen aus Stein her, sondern fertigten unter großem Arbeitsaufwand auch zylinderförmige Gefäße mit Deckel (Pyxiden), dünnwandige Becher, Kelche und Vasen. Für das Ausschleifen der innen hohlen Steingefäße sowie zum Bohren der Löcher in den Griffen wurde Schmirgel verwendet, vermutlich als grobes Pulver, das mithilfe eines Holzstücks zum Schleifen eingesetzt wurde. Viele Steingefäße sind aufwendig mit Einritzungen verziert, die denen der Töpferwaren ähneln.
kykladische Steinvase, Museum Chora, Naxos Beeindruckende Steinvasen der Kykladenkultur im Archäologischen Museum in der Chóra auf Naxos.
Weitere Details zu den Handwerkstechniken finden Sie hier: Naxos Kykladenkultur – Handwerk.
Die Metallverarbeitung: Ein technologischer Sprung
Die Kykladenkultur war eine der ersten europäischen Kulturen, in denen die Metallverarbeitung eine größere Bedeutung erlangte. Obwohl bereits während der Steinzeit Metallobjekte in der Ägäis auftauchten – wie Kupferstücke und Guss-Tiegel in der neolithischen Siedlung von Kephala oder einzelne Bronzewerkzeuge in der Zeus-Höhle –, spielte das Metall erst ab der Bronzezeit eine wirklich prägende Rolle im Leben der Menschen.
In der ersten Phase der Kykladenkultur waren Metallgegenstände noch selten und bestanden überwiegend aus Kupfer, Silber und Blei. Aus Silber fertigten die Kykladenmenschen kunstvollen Schmuck an. Blei wurde hauptsächlich zum Flicken zerbrochener Ton- oder Marmorgegenstände genutzt, indem die Teilstücke mit Bleidraht oder -nieten zusammengefügt wurden. In der mittleren Phase der Frühen Bronzezeit traten dann wesentlich mehr Metallwaren in Erscheinung, und Arsenbronze, eine Legierung aus Kupfer und Arsen, entwickelte sich zum gebräuchlichsten Material, insbesondere für die Herstellung von Werkzeugen. Die ersten Gebrauchsgegenstände aus Metall waren einfache Werkzeuge wie Ahlen und Nadeln, später folgten Äxte, Meißel und Keile.
kykladische Metallwerkzeuge, Museum Chora, Naxos Eine Auswahl kykladischer Metallwerkzeuge aus der Bronzezeit im Museum in der Chóra.
Metallgefäß, Museum Apiranthos, Naxos Ein kleines, fein gearbeitetes Metallgefäß aus der Kykladenkultur im Museum von Apíranthos auf Naxos.
Mehr über die Metallverarbeitung dieser Zeit erfahren Sie hier: Naxos Kykladenkultur – Metallverarbeitung.
Interkultureller Austausch: Handel und Einfluss
Die Menschen der Ägäis betrieben bereits seit der Steinzeit Handel mit ihren Nachbarn, wobei vor allem Rohstoffe wie der Obsidian von Milos oder der naxiotische Schmirgel gefragt waren. Das Aufkommen der Metallverarbeitung führte zu einem weiteren Aufschwung des Handels, da die begrenzten lokalen Metallvorkommen bald erschöpft waren.
Die Kykladenbewohner empfingen bei all diesen Kontakten zunächst wichtige Impulse: So stammten die Kenntnis des Anbaus von Getreide, Wein und Olivenbäumen sowie die Techniken der Metallverarbeitung aus dem Levante-Raum. Auch Idole, die denen der Kykladen ähneln, gab es in der Levante. Deutliche Ähnlichkeiten zeigen sich auch mit der Nordägäis und dem anschließenden Balkanraum; so stammen beispielsweise viele Gefäßformen, die sich in der letzten Phase der Frühen Bronzezeit auf den Kykladen etablierten, aus der Gegend von Troja.
Im Gegenzug gaben die Kykladenmenschen über den Handel oder durch die Gründung kleiner Handelsposten ihre Kenntnisse an die lokalen Kulturen auf dem griechischen Festland, Kreta und sogar im westlichen Mittelmeerraum weiter. Auf diese Weise leisteten sie einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung dieser benachbarten Zivilisationen.
kykladische Steinritzung eines Schiffes, Museum Apiranthos, Naxos Eine beeindruckende Darstellung eines Schiffes auf einer Steinzeichnung aus der Kykladenkultur im Museum Apiranthos auf Naxos.
Mehr über die Beziehungen zu den Nachbarvölkern: Naxos Kykladenkultur – Beziehungen zu den Nachbarvölkern.
Und über Schifffahrt und Handel: Naxos Kykladenkultur – Schifffahrt und Handel.
Jenseits des Lebens: Friedhöfe und Bestattungsriten
Die meisten unserer Informationen über die Frühe Bronzezeit stammen aus der Untersuchung von Friedhöfen, insbesondere der dort gefundenen Grabbeigaben. Es wurden wesentlich mehr Friedhöfe als Siedlungen ausgegraben, was ihre Bedeutung als Informationsquelle unterstreicht.
Die Toten wurden in Steinkistengräbern bestattet, meist zusammengerollt auf der Seite liegend. In späteren Phasen wurden die Gräber oft für mehrere Bestattungen genutzt, was auf familiäre oder gemeinschaftliche Riten hindeutet. Häufig wurden den Verstorbenen Beigaben mit ins Grab gelegt. Dazu gehörten vor allem Obsidianklingen, aber auch Ton- oder Steingefäße sowie gelegentlich Schmuckstücke oder Waffen. Die seltenste, aber auch interessanteste und charakteristischste Grabbeigabe waren die berühmten Kykladenidole, die einen zentralen Aspekt der Kykladenkultur darstellen.
Mehr über Friedhöfe und Bestattungen: Naxos Kykladenkultur – Friedhöfe und Bestattungen.
Die Faszination der Kykladenidole: Kunst und Mysterium
Die bekanntesten Artefakte der Kykladenkultur sind zweifellos die beeindruckenden Marmoridole. Diese einzigartigen Kunstwerke bezeugen auf besonders eindringliche Weise das handwerkliche Geschick und den tiefen Kunstsinn dieses frühzeitlichen Volkes. Kykladenidole wurden fast ausschließlich in Gräbern gefunden, ihre genaue Funktion ist trotz zahlreicher Spekulationen jedoch bis heute nicht vollständig geklärt.
Möglicherweise handelte es sich um Abbilder einer weiblichen Gottheit, die als Herrscherin über Leben und Tod verehrt wurde, ähnlich wie es auch im Orient üblich war. Die Kykladenidole weisen eine charakteristische flache Form und eine merkwürdige Körperhaltung auf: Der Kopf ist leicht zurückgeneigt, die Beine und Füße sind leicht angewinkelt, und die Arme liegen über dem Bauch. Form und Proportionen der Idole folgen bestimmten, etablierten Verhältnissen, wobei je nach Region und Zeitphase eine ganze Reihe von Idol-Typen unterschieden werden kann. Die Idole beeindrucken durch ihre Einfachheit, Eleganz und Ausdrucksstärke, Qualitäten, die in dieser fernen Zeit nur selten erreicht worden sind.
Kykladenidole, Museum Chora, Naxos Eine Sammlung faszinierender Kykladenidole im Archäologischen Museum in Naxos-Stadt.
Mehr über Kykladenidole und Religion: Naxos Kykladenkultur – Idole und Religion.
Das Ende einer Ära: Übergang zur Minoischen Kultur
Zum Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. wurde die Kykladenkultur von der minoischen Epoche (Mittlere Bronzezeit, etwa 2.000 bis 1.500 v. Chr.) abgelöst, und die charakteristischen Artefakte der Kykladenzeit verschwanden allmählich. Mit dieser tiefgreifenden Veränderung scheinen kriegerische Auseinandersetzungen und Wanderungen von Bevölkerungsanteilen einhergegangen zu sein. Die Bevölkerungsdichte und die Produktion gingen zurück, obwohl weiterhin technisch und künstlerisch anspruchsvolle Gegenstände hergestellt wurden. Die Kykladen wurden nun aus ihrer Vorreiterrolle in der Ägäis verdrängt, und das größere Kreta übernahm die Vormachtstellung in der Region.
Fazit
Die Kykladenkultur repräsentiert eine faszinierende und technologisch fortschrittliche Epoche in der Frühgeschichte Europas. Ihre Errungenschaften in Handwerk, Handel und Kunst, insbesondere die ikonischen Kykladenidole, zeugen von einem reichen kulturellen Leben und einem tiefen Verständnis für Ästhetik. Obwohl viele Fragen über diese rätselhafte Zivilisation offenbleiben, bietet die intensive Forschung weiterhin spannende Einblicke in ihre Welt. Für alle, die sich für die Ursprünge der europäischen Kultur interessieren oder eine Reise in die Ägäis planen, ist die Kykladenkultur ein unvergesslicher Teil der Geschichte, der darauf wartet, entdeckt zu werden.
Wenn Sie tiefer in die faszinierende Geschichte der Ägäis eintauchen möchten, laden wir Sie ein, weitere Artikel auf unserer Website zu erkunden.
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