Die Geschichte hinter „Lass dir raten, trinke Spaten“: Eine Münchner Brauerei im Wandel der Zeit

In der Welt des deutschen Bieres gibt es kaum einen Spruch, der so prägnant und einprägsam ist wie „lass dir raten, trinke Spaten“. Dieser ikonische Slogan, der 1924 entstand, ist weit mehr als nur eine Marketingbotschaft; er ist ein Echo der reichen Geschichte und der tief verwurzelten Braukultur Münchens, verkörpert durch die Spaten-Brauerei. Von ihren bescheidenen Anfängen im 14. Jahrhundert bis zu ihrem heutigen Status als Teil eines globalen Konzerns erzählt Spaten eine Geschichte von Innovation, Wachstum und den Herausforderungen, die der Wandel der Zeit mit sich bringt. Tauchen wir ein in die faszinierende Entwicklung dieser traditionsreichen Münchner Brauerei.

Die Gründung und der Aufstieg unter Gabriel Sedlmayr

Die Reform, die heute oft als Beginn des kommerziellen Brauwesens interpretiert wird, motivierte Hans Welser, 1397 eine Brauerei in der Neuhauser Straße 4 zu gründen. Diese wurde 1622 von Georg Spät, dem Besitzer des Unterspatenbräus, übernommen. Während das Unterspatenbräu 1832 am Oberen Anger geschlossen wurde, sollte sich das neuere Oberspatenbräu in der Neuhauser Straße nach der Übernahme durch den Hofbraumeister Gabriel Sedlmayr von Münchens kleinster zu größten Brauerei der Stadt entwickeln.

Gabriel Sedlmayr: Ein Pionier der Braukunst

Sedlmayr, Sohn eines Brauers aus Maisach, war einer der versiertesten und innovativsten seiner Zunft. Nur ein Jahr nach der Akquisition führte er das Rösten von Malz mittels Dampf anstelle von Rauch ein und war einer der ersten in München, der ein Thermometer verwendete. Seine Hauptinspiration waren Brauereien aus London, die damals bereits erheblich industrialisiert waren. So ließ Sedlmayr beispielsweise den ersten Brauer in München mit einer Dampfmaschine arbeiten. 1827 durfte er eine zweite Brauerei im Hallerbräustadel nahe dem Hauptbahnhof eröffnen, was ihn zu einem der Münchner Bierbarone machte.

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Expansion, ikonisches Logo und der berühmte Slogan

Nach dem Tod von Gabriel Sedlmayr Senior im Jahr 1839 wurde die Spaten-Brauerei zunächst von seinen beiden Söhnen, Gabriel und Josef, übernommen. Josef verließ das Unternehmen drei Jahre später, um das Leistbräu zu erwerben. Da die Spaten-Brauerei sehr beliebt war, suchte Gabriel nach Erweiterungsmöglichkeiten und erwarb den Silberbauerkeller in der Marsstraße. Dies war 1851 der Beginn des Umzugs der gesamten Brauerei innerhalb von drei Jahren von der Neuhauser Straße nach Maxvorstadt, wo sie sich noch heute befindet.

Die Ära der Biertempel und des Kult-Slogans

In den folgenden Jahren wurde Spaten zur größten Brauerei Münchens. 1882 eröffneten sie den Arzberger Keller, einen bierpalastartigen Bau, wie ihn alle großen Brauereien zu dieser Zeit besaßen. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er leider nie wieder restauriert. Heute wird sein Standort in der Nymphenburger Straße vom Justizzentrum genutzt.

1884 schuf der Illustrator Otto Hupp, der von vielen Münchner Brauereien beauftragt wurde, das ikonische und bis heute existierende Spaten-Logo. Der berühmte Werbespruch „lass dir raten, trinke Spaten“ folgte im Jahr 1924 und festigte die Markenidentität nachhaltig.

Herausforderungen, Fusionen und die moderne Ära

Der Tod von Gabriel Sedlmayr Junior im Jahr 1891 bedeutete einen Einschnitt für das Geschäft. Obwohl seine drei Söhne die Brauerei bereits seit 1874 erfolgreich geführt hatten, entzog sein Testament, das seinen fünf Töchtern jeweils eine Million Gulden zukommen ließ, dem Eigenkapital des Unternehmens zu viel Geld, von dem es sich nie vollständig erholen konnte. In der Folge fusionierte es mit der anderen familiengeführten Brauerei, dem Leistbräu, zur Spaten-Franziskaner-Leistbräu, die sowohl in der Marsstraße als auch in der Hochstraße am Nockherberg produzierte.

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Von Münchner Marktführer zu einer regionalen Marke

Im selben Jahr begann das neue Unternehmen mit dem neuen, benachbarten Marktführer Löwenbräu zu kooperieren. Nach den beiden Weltkriegen konnte keine der Münchner Brauereien den Weltmarkt so erobern wie zuvor. Beide Unternehmen fusionierten schließlich 1997 vollständig und wurden 2003 von Interbrew übernommen. Einst eine der einflussreichsten Brauereien, die sich sogar die Einführung des Münchner Hellen im Jahr 1894 zuschreibt, ist Spaten heute nicht mehr als eine regionale Marke des größten, multinationalen Braukonzerns, der offensichtlich nicht genau weiß, was er damit anfangen soll. Manche sagen, das Oktoberfest sei der einzige Grund, warum Spaten heute noch existiert.

Fazit

Die Geschichte von Spatenbräu ist ein Spiegelbild der reichen bayerischen Brautradition, geprägt von visionären Persönlichkeiten wie Gabriel Sedlmayr und ikonischen Botschaften wie „lass dir raten, trinke Spaten“. Auch wenn die Brauerei heute Teil eines globalen Unternehmens ist, bleibt ihr Erbe und ihre Bedeutung für die Münchner Bierkultur unbestreitbar. Sie erinnert uns daran, dass hinter jedem Schluck Bier eine lange Geschichte und viel Handwerkskunst steckt. Was ist Ihr liebstes Spaten-Bier oder Ihre liebste Erinnerung an diese traditionsreiche Marke? Teilen Sie es uns mit!

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