Lemminge, oft fälschlicherweise mit dem dramatischen Sprung von Klippen assoziiert, sind faszinierende kleine Nagetiere, die sich auch als Haustiere großer Beliebtheit erfreuen. Doch was macht diese Wühler so besonders, und welche Haltungsbedingungen sind für ein glückliches und artgerechtes Leben notwendig? Dieser Leitfaden taucht tief in die Welt der Lemminge ein und beleuchtet ihr Aussehen, ihren Charakter, ihre Haltung, Ernährung und Herkunft.
Das Aussehen der kleinen Wühler
Beim ersten Gedanken an Lemminge mag man an wilde Tiere denken. Doch die als Haustiere gehaltenen Lemminge sind tatsächlich Steppenlemminge, die zwar zur Familie der Wühler gehören, aber näher mit Schermäusen verwandt sind als mit ihren wilden Artgenossen. Ihr Aussehen ist charakteristisch: Sie besitzen ein kurzes, dichtes, graues Fell, das am Bauch heller abgesetzt ist. Ein markanter schwarzer Streifen ziert ihren Rücken. Ihre Knopfaugen sind schwarz und sitzen unter kleinen, eng anliegenden Ohren. Das Schwänzchen ist kurz und spärlich behaart. Mit einer Körperlänge von nur acht bis 14 Zentimetern und einem Gewicht von 25 bis 35 Gramm sind sie zierliche Nager. Ihre gedrungene Statur und ihr Erscheinungsbild erinnern durchaus an Hamster, mit denen sie ebenfalls verwandt sind.
Mehrere Steppenlemminge vor weißem Hintergrund*Steppenlemminge sind klein, gesellig und werden als Haustiere immer beliebter.*
Charakter und Verhalten von Lemmingen
Lemminge sind keine Tiere, die gerne gekuschelt werden möchten, was sie als Haustiere für kleine Kinder weniger geeignet macht. Sie sind nachtaktiv und eignen sich daher hervorragend für Menschen, die tagsüber arbeiten oder nachtaktive Tiere bevorzugen. Lemminge sind sehr soziale Wesen und fühlen sich in Gesellschaft von Artgenossen am wohlsten. Sie sind von Natur aus eher scheu und benötigen viel Geduld und Ruhe, um etwas zahmer zu werden. Trotz ihrer geringen Größe und Sensibilität können sie erstaunlich laute Geräusche von sich geben. Ihr Lautspektrum reicht von Fiepen über Kreischen bis hin zu Quietschgeräuschen, besonders wenn sie abends aktiv sind.
Haltung: Das ideale Zuhause für Lemminge
Aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer Eigenart, sich gerne unterirdisch zu bewegen, sind Lemminge keine Käfigtiere. Ein Nagarium, eine Art Terrarium für Nager, ist die ideale Unterkunft. Dies ermöglicht eine gute Beobachtung und verhindert, dass die kleinen Tiere durch Gitterstäbe entkommen. Klettern gehört nicht zu den Stärken von Lemmingen, weshalb glatte Glaswände eines Nagariums ideal sind, um Verletzungen vorzubeugen.
Da Lemminge sehr gesellige Tiere sind, ist eine Einzelhaltung nicht artgerecht. Sie sollten mindestens paarweise gehalten werden, wobei eine frühe Vergesellschaftung die Integration erleichtert. Weibchen sind oft entspannter in der Haltung, besonders wenn sie Wurfgeschwister sind.
Ein artgerechtes Nagarium sollte hoch genug sein, um eine etwa 20 bis 30 Zentimeter dicke Schicht aus Kleintierstreu zu ermöglichen, damit die Lemminge ihren natürlichen Buddelinstinkten nachgehen können. Zusätzliche Ausstattung wie ein Laufrad (kein Gitterrad, sondern aus Holz mit 20 cm Durchmesser), Brücken, Treppen, Holzhäuschen als Rückzugsorte, eine Wasserstelle, Futternäpfe sowie Naturäste als Snack und eine Sandecke als Toilette sind essenziell. Die Mindestmaße für ein Nagarium sollten 100 x 50 x 50 cm betragen, idealerweise jedoch 120 x 60 x 60 cm für ein Paar. Lemminge bevorzugen Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad Celsius bei geringer Luftfeuchtigkeit. Eine Teilreinigung des Nagariums (etwa ein Drittel der Streu) ein- bis zweimal im Monat ist ausreichend, da Lemminge sich stark über ihren Geruchssinn orientieren.
Artgerechte Ernährung
Als Pflanzenfresser steht Grünfutter im Mittelpunkt der Lemming-Ernährung. Täglich benötigen sie frisches Trinkwasser und eine ausgewogene Mahlzeit, die aus Grünfutter wie Wildpflanzen, Gräsern, Blattgemüse und Kräutern besteht. Ebenfalls geeignet sind zuckerarme Gemüsesorten wie Gurken sowie fettarme Sämereien und Trockenfutter. Gelegentliche Ergänzungen mit tierischem Eiweiß, wie getrocknete Insekten, sind ebenfalls vorteilhaft. Auf Obst und zuckerhaltige Leckerlis sollte verzichtet werden, da Lemminge, ähnlich wie andere Wühlmäuse, zu Diabetes neigen können.
Gesundheit und Lebenserwartung
Lemminge sind in der Regel robuste und pflegeleichte Tiere. Dennoch ist eine tägliche Gesundheitskontrolle wichtig. Anzeichen wie Abmagerung oder ein ungepflegtes Fell können auf eine Erkrankung hindeuten und erfordern einen Tierarztbesuch, der Erfahrung mit Kleintieren hat. Die Lebenserwartung von Lemmingen ist mit etwa zwei bis zweieinhalb Jahren vergleichsweise kurz. Eine artgerechte Ernährung und Haltung können jedoch dazu beitragen, dass sie diese Spanne gesund und munter erreichen.
Herkunft und Kauf
Steppenlemminge stammen ursprünglich aus den Steppen und Halbwüsten Osteuropas und Asiens, wo sie auch in Getreidefeldern anzutreffen sind. Obwohl sie als Haustiere beliebter werden, gelten sie in Deutschland noch als Exoten, was die Anschaffung etwas erschweren kann. Die beste Anlaufstelle ist der Tierschutz oder seriöse Züchter. Im Internet oder der Lokalzeitung können Anzeigen gefunden werden. Die Kosten für ein Tier liegen in der Regel zwischen zehn und 20 Euro.
Fazit
Lemminge sind faszinierende kleine Haustiere, die besonders für Erwachsene geeignet sind, die exotische Tiere halten und beobachten möchten. Mit dem richtigen Zuhause, einer artgerechten Ernährung und liebevoller Pflege können diese kleinen Wühler ihren Besitzern viel Freude bereiten.
Lemminge: Steckbrief
| Name: | Lemming |
|---|---|
| Größe: | Ca. 8-14 cm |
| Gewicht: | 25-35 g |
| Durchschnittliche Lebenserwartung: | Ca. 2,5 Jahre |
| Haltung: | Mindestens paarweise im Nagarium |
| Sozialverhalten und Charakter: | Gesellig, eher scheu, nachtaktiv |
| Fell: | Kurz und dicht, grau mit schwarzem Streifen auf dem Rücken |
| Pflegeaufwand: | Mittel |
| Bewegungsbedarf: | Hoch, bevorzugt unterirdisch |
| Herkunft: | Osteuropa und Asien |
