LibreOffice ist eine kostenlose Office-Suite, die von vielen Nutzern geschätzt wird. Doch wie schlägt sich Version 6.3 im Alltag, insbesondere im Vergleich zu proprietären Lösungen wie Microsoft Office? Dieser Artikel beleuchtet die Stärken und Schwächen von Libreoffice 6.3 und geht auf die Erwartungen ein, die mit jeder neuen Veröffentlichung einhergehen.
Einführung in LibreOffice 6.3
Als langjähriger und zufriedener Nutzer von LibreOffice, vor allem der Textverarbeitung Writer, schätze ich die kostenlose Natur dieser Software. Sie leistet für meine alltäglichen Aufgaben gute Dienste. Allerdings treten gelegentlich Probleme auf, wenn ich versuche, komplexere Funktionen wie die Tabellenkalkulation Calc zu nutzen oder mit Microsoft Office-Dateien zu arbeiten. Dies habe ich bereits in früheren Beiträgen thematisiert. Trotzdem kehrt bei jeder neuen LibreOffice-Version, wie bei der aktuellen LibreOffice 6.3, die Hoffnung ein, dass tiefgreifende Neuerungen und behobene Fehler die Software zu einem ernsthaften Konkurrenten für teure Office-Suiten machen. Dies ist umso wichtiger, da Microsoft seine Cloud-basierten Dienste aggressiv vorantreibt und für Nutzer, die eine unkomplizierte und kostengünstige Lösung suchen, die Zukunft weniger rosig erscheint.
Installation und erste Schritte unter Windows
Für diesen Test habe ich LibreOffice 6.3 unter Windows 10 installiert, um eine etwas andere Perspektive als meine üblichen Linux-Tests zu erhalten. Die Installation verlief weitgehend unkompliziert. Auffällig war die Aufforderung des Installationsassistenten, Firefox zu schließen, was ich als etwas seltsam empfand. Obwohl der Installer versuchte, den Browser selbst zu beenden, gelang ihm dies nicht, und ich musste ihn manuell schließen. Dies ist jedoch kein gravierender Mangel.
Installationsschritt 1
Installationsschritt 2
Hinweis zu Firefox
Installer konnte Firefox nicht schließen
Visuell wirkt LibreOffice 6.3 im Vergleich zu früheren Versionen leicht verfeinert. Nach der Installation gibt es eine Benachrichtigung für Erstanwender, die über neue Funktionen informiert, sowie einen täglichen Tipp, der jedoch eher als überflüssig empfunden werden kann.
Erster Start
Das neue Standard-Icon-Theme “Colibre” wird als sehr ansprechend und elegant empfunden. Es erinnert an die Icons von Microsoft Office, was aber auch auf eine konvergente Entwicklung zurückgeführt werden kann. Wer mit der Auswahl nicht zufrieden ist, hat zahlreiche andere Themes zur Auswahl.
Icons allgemein
Colibre Icons
Elementary Icons
Funktionalität und Benutzeroberfläche
Die Änderungen im Vergleich zu LibreOffice 6.2, das ich vor einigen Monaten getestet habe, sind nicht unbedingt revolutionär. Bezüglich Geschwindigkeitsverbesserungen kann ich keine signifikanten Unterschiede feststellen, da ich mit früheren Versionen bereits zufrieden war. Der initiale Start der Suite war etwas langsam und das Programm hing kurzzeitig, dies schien jedoch ein einmaliger Glitch zu sein. Wichtiger ist die alltägliche Nutzung.
Hier hat sich wenig verändert, was nicht unbedingt positiv ist. Ich bin kein großer Fan des Office Ribbon von Microsoft, aber auch das klassische Dateimenü mit dutzenden Icons und Optionen ist keine ideale Lösung. LibreOffice versucht, dies durch verschiedene Benutzeroberflächen-Layouts zu lösen, was zwar lobenswert ist, aber mehr Komplexität als echten Mehrwert mit sich bringt.
Ich habe verschiedene Optionen ausprobiert, die sich in verschiedenen Komponenten wie Writer und Impress unterschiedlich darstellen und verhalten. Das alte Kontextmenü-Layout ist verschwunden. “Tabbed Compact” und “Groupedbar” sind vernünftige Versuche, die Benutzeroberfläche zu entrümpeln, aber sie sind nicht konsistent genug.
Groupbar Layout
Ein Beispiel für die Inkonsistenz ist die unterschiedliche Reihenfolge der Gruppen “View” und “Review” in Impress und Writer. Dies kann die Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigen.
Für Nutzer, die eine effiziente Alternative zur Textverarbeitung suchen, könnte der Blick auf thunderbird 365 interessant sein, obwohl es sich um ein E-Mail-Programm handelt, das oft im Office-Umfeld genutzt wird.
Formatvorlagen, Schriftarten und Schwärzung
Das Thema Formatvorlagen bleibt ein wichtiger Punkt. Es gibt keine einfache Funktion zum Wiederholen der zuletzt verwendeten Formatvorlage direkt in der Benutzeroberfläche. Man kann zwar auf die vordefinierten Formate wie H1-H3 klicken, aber für andere benutzerdefinierte Formate muss man das Dropdown-Menü oder die Seitenleiste nutzen. Dies führt zu unnötigen Klicks und Zeitverlust, insbesondere bei langen Dokumenten mit vielen individuellen Formatierungen, wie sie beispielsweise für ein technisches Buch anfallen würden.
Ein weiteres Problem ist die Anzeige der Schriftarten. Die Schriftarten wirken manchmal etwas körnig. Ein Wechsel von Liberation Sans zu Times New Roman oder Arial verbesserte die Darstellung, doch die Ursache für das Problem ist unklar. Das Scrollen durch die verfügbaren Schriftarten im Dropdown-Menü ist langsam. Zudem werden die drei am häufigsten verwendeten Schriftarten nicht am Anfang der Liste angezeigt, was eine kleine, aber praktische Zeitersparnis darstellt.
Standard-Schriftarten
Es gab auch positive Neuerungen. Die Vollseiten-Farbgebung ist eine willkommene Änderung, da die frühere Methode, nur den Textbereich einzufärben, visuell störend war. “Special Paste” (Spezielles Einfügen) funktioniert ebenfalls sehr gut und bietet flexible Optionen.
Vollseiten-Farbe
Spezielles Einfügen
Die Schwärzung (Redaction) ist eine weitere neue Funktion. Nach Aktivierung wird das Dokument in Draw geöffnet, wo Text entfernt oder geändert werden kann. Die Funktionsweise ist jedoch eher mit der Bearbeitung eines Bildes vergleichbar und weniger dynamisch als erwartet. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, den bearbeiteten Rest als PDF zu exportieren, was nahtlos in den LibreOffice-Workflow passt. Allerdings ist die Standardeinstellung für die Schwärzung 50% Transparenz, was vor dem eigentlichen Schwärzen angepasst werden muss. Zudem bleibt der eigentliche Text bestehen und wird nur von einer Farbschicht überdeckt, was die Effektivität in Frage stellt.
Schwärzung
Für komplexere Textbearbeitung und Formatierung, insbesondere wenn man Kompatibilität mit bestimmten Dateiformaten benötigt, könnte die Nutzung von Tools wie microsoft word mac m1 eine Alternative darstellen, obwohl dies nicht kostenlos ist.
Kompatibilität mit Microsoft Office
Dies ist ein entscheidender Punkt. Unabhängig von ideologischen Debatten ist die praktische Realität, dass viele Nutzer Microsoft Office benötigen und erwarten, dass Dokumente korrekt dargestellt werden. Um die Kompatibilität von LibreOffice 6.3 zu prüfen, habe ich zwei Vorlagen von den Office 365-Seiten heruntergeladen und in Writer geladen.
Eine Vorlage wurde überraschend gut dargestellt. Die zweite Vorlage hingegen konnte kaum geladen werden. Zuerst erschien eine große Fehlermeldung, und anschließend wurde die Datei nur mit einem winzigen Bild in der oberen linken Ecke geladen, ohne die erwarteten Formularelemente. Die Vorstellung, ein solches Dokument von einem Kunden oder Kollegen zu erhalten, verdeutlicht das Problem.
Word-Vorlage 1
Ladefehler
Word-Vorlage 2
Die Herausforderungen bei der Kompatibilität mit Microsoft Office-Dateien machen Tools wie word 16 oder ähnliche Programme oft unentbehrlich, wenn man nahtlos mit Nutzern dieser Suite arbeiten möchte.
Fazit zu LibreOffice 6.3
LibreOffice 6.3 ist zweifellos eine leistungsstarke und umfangreiche Office-Suite, deren kostenlose Bereitstellung lobenswert ist. Dennoch reicht dies allein nicht aus. Die Funktionalität ist entscheidend, und wenn die Software die notwendigen Anforderungen nicht erfüllt, ist sie nur bedingt nützlich. Auch wenn sie weniger “unwertvoll” sein mag als kostenpflichtige Alternativen, so liefert sie doch nicht das, was der Nutzer benötigt.
In dieser Hinsicht stößt LibreOffice 6.3 an seine Grenzen. Die Nutzung für alltägliche Aufgaben und die Erstellung von PDFs ist weiterhin möglich und zufriedenstellend. Die Arbeit mit Office-Dateien gestaltet sich jedoch oft schwierig, das Management von Formatvorlagen ist ineffizient, und die Benutzeroberflächen-Layouts sind teilweise umständlich. Man spürt, dass die Dynamik nachgelassen hat und die anfängliche Euphorie bei der Entstehung von LibreOffice einer gewissen Lethargie gewichen ist. Dieses Problem betrifft zwar die gesamte Open-Source-Welt, insbesondere Linux, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass die Hoffnung schwindet. LibreOffice 6.3 ist einen Test wert, aber keine universelle Lösung für alle Office-Probleme.
Wer auf der Suche nach einem zuverlässigen Archivierungswerkzeug ist, sollte sich möglicherweise mit Alternativen wie microsoft winrar auseinandersetzen, auch wenn dies nicht direkt mit der Office-Funktionalität vergleichbar ist. Für betriebswirtschaftliche Anwendungen könnte lexware 64 bit eine Option sein, wenn auch in einem anderen Anwendungsbereich.