Die Nachwirkungen einer Corona-Infektion können vielfältig sein und reichen weit über die klassischen Symptome hinaus. Eine unterschätzte Komplikation, die nach viralen Atemwegserkrankungen, einschließlich COVID-19, auftreten kann, ist die subakute Thyreoiditis de Quervain (SAT), eine Entzündung der Schilddrüse. Insbesondere starke Hals- und Nackenschmerzen sollten Ärzte und Patienten gleichermaßen auf diese Möglichkeit aufmerksam machen. Eine italienische Fallstudie kurz nach Beginn der Pandemie deutete bereits auf einen Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2 und SAT hin, worauf der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) aufmerksam machte.
Eine schematische Darstellung der Schilddrüse
Die subakute Thyreoiditis de Quervain wird als selbstlimitierende, granulomatöse Entzündung der Schilddrüse mit möglicher systemischer Beteiligung betrachtet. Obwohl Autoimmunreaktionen als Ursache diskutiert werden, sind die genauen Entstehungsmechanismen noch nicht vollständig geklärt. Dennoch ist die Erkrankung in der Regel mit erheblichen Schmerzen verbunden.
Symptome der subakuten Thyreoiditis de Quervain
Dr. Norbert Czech vom BDN beschreibt ein besonders charakteristisches Anzeichen: “Es tut dem Patienten schon weh, sobald man leicht von außen gegen die Schilddrüse drückt.” Diese Druckempfindlichkeit im Halsbereich ist oft eines der ersten und deutlichsten Symptome. Neben den starken Schmerzen im Hals- und Nackenbereich können weitere Beschwerden auftreten, die das Krankheitsgefühl insgesamt verstärken. Dazu gehören:
- Fieber
- Muskel- und Gliederschmerzen
- Erschöpfung und allgemeine Müdigkeit
Diese Symptome können die Betroffenen erheblich beeinträchtigen und ihren Alltag stark einschränken. Frauen sind mit einer fünfmal höheren Wahrscheinlichkeit als Männer von der SAT betroffen. Typischerweise klingt die subakute Thyreoiditis nach etwa drei bis sechs Wochen ab. Dennoch berichten viele Patienten noch monatelang über anhaltende Schmerzen.
Diagnose und Behandlung der Schilddrüsenentzündung
Um den Verdacht auf eine subakute Thyreoiditis de Quervain zu erhärten, kommen verschiedene diagnostische Verfahren zum Einsatz. Eine Schilddrüsen-Sonografie (Ultraschalluntersuchung) ist oft wegweisend. Ergänzend werden charakteristische Entzündungsmarker und Schilddrüsenhormonwerte im Blut bestimmt. In seltenen Fällen kann auch eine Feinnadelbiopsie erforderlich sein, um eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Zur Linderung der starken Schmerzen werden in erster Linie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt. Insbesondere Acetylsalicylsäure und Ibuprofen haben sich hier bewährt. Bei schweren Verläufen können auch systemische Glukokortikoide, vor allem Prednisolon, zur Anwendung kommen.
Der Verlauf der SAT und die Bedeutung der Nachsorge
Ein entscheidender Aspekt bei der Behandlung der subakuten Thyreoiditis ist, die Medikamente nicht zu früh abzusetzen. Wie Dr. Czech betont, können Rezidive auftreten, wenn die Therapie vorzeitig beendet wird. Eine engmaschige Kontrolle der Schilddrüsenwerte ist daher unerlässlich. Die SAT verläuft oft in Phasen. Zunächst kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen. Darauf folgt meist eine kurzzeitige Phase mit normalen Schilddrüsenwerten, bevor sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) einstellen kann. Auch diese Unterfunktion normalisiert sich in den meisten Fällen wieder. Sollte dies jedoch nicht geschehen, kann eine lebenslange Substitution mit Schilddrüsenhormonen notwendig werden.
Fazit für die Praxis: Worauf Sie achten sollten
- Starke, anhaltende Hals- und Nackenschmerzen nach einer viralen Infektion, einschließlich COVID-19, können ein Hinweis auf eine subakute Thyreoiditis (SAT) sein.
- Bekannte Auslöser sind Viren wie Adeno- und Rhinoviren, aber auch das SARS-CoV-2-Virus.
- Ein typisches Krankheitszeichen ist ein heftiger Schmerz bei leichtem Druck von außen gegen die Schilddrüse.
- Die Diagnosemöglichkeiten umfassen die Schilddrüsensonografie oder -szintigrafie, Labortests zur Bestimmung von Entzündungs- und Schilddrüsenwerten sowie in Ausnahmefällen eine Feinnadelbiopsie.
Die subakute Thyreoiditis de Quervain ist eine Erkrankung, die zwar schmerzhaft sein kann, aber mit der richtigen Diagnose und Behandlung gut beherrschbar ist. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und konsultieren Sie bei anhaltenden Beschwerden einen Arzt.