Die Entscheidung für ein neues Haustier ist immer eine bedeutsame. Besonders, wenn es um kleine Lebewesen wie Nager geht, ist eine fundierte Vorbereitung unerlässlich. Sie mögen auf den ersten Blick ähnliche Bedürfnisse haben, doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich erhebliche Unterschiede in ihrer Lebensweise, ihrem Sozialverhalten und den Anforderungen an ihre Haltung. Dieser umfassende Leitfaden beleuchtet die beliebtesten Nager Als Haustier und hilft Ihnen, eine informierte Entscheidung zu treffen, die dem Wohl des Tieres gerecht wird. Während viele nach einem haustier mit wenig aufwand suchen, erfordert die artgerechte Pflege von Nagern, wie bei alle haustiere überhaupt, Engagement und Wissen.
Kaninchen: Gesellschaftliche Fluchttiere mit hohem Bewegungsdrang
Obwohl Kaninchen aufgrund ihrer Größe und Haltung oft zu den Nagetieren gezählt werden, gehören sie biologisch zur Familie der Hasenartigen. Dennoch teilen sie viele Verhaltensweisen und Pflegebedürfnisse mit Nagern, weshalb sie in diesem Überblick berücksichtigt werden.
Kaninchen erreichen eine Größe von 20 bis 45 cm und wiegen zwischen 1 und 3 kg. Ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei 8 bis 10 Jahren. Sie sind tagaktiv und beeindrucken mit einer Vielfalt an Fellfarben und -zeichnungen, darunter Weiß, Schwarz, Braun oder Grau.
Als soziale Tiere leben Kaninchen in der Natur in großen Kolonien und sind ausgeprägte Fluchttiere. Sie benötigen unbedingt die Gesellschaft von Artgenossen und sollten niemals alleine gehalten werden. In ihren natürlichen Lebensräumen warnen sie sich gegenseitig vor Fressfeinden, pflegen sich gegenseitig das Fell und erhalten gemeinsame Tunnelsysteme. Für die Haltung bedeutet dies, dass sie viele Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten benötigen, um ihren Höhlentrieb auszuleben. Auch die Möglichkeit zum Buddeln muss ihnen geboten werden.
Kaninchen markieren ihr Revier mittels Duftdrüsen und verfügen dank ihrer langen Ohren über ein exzellentes Gehör, was sie sehr geräuschempfindlich macht. Sie sind sehr bewegungsfreudig und entwickeln in Gruppen eine klare Hierarchie, die auch durch Rammlen geklärt werden kann.
Kaninchen mit Schlappohren, das in einer Wiese Gras frisstKaninchen haben einen starken Nagetrieb und benötigen stets frisches Material zum Nagen, um ihre ständig nachwachsenden Zähne abzunutzen. Ihre Verdauung ist auf eine kontinuierliche Nahrungszufuhr angewiesen, weshalb Heu als Hauptnahrungsmittel zu jeder Zeit verfügbar sein muss. Frisches Gras und geeignetes Gemüse ergänzen den Speiseplan.
Im Gegensatz zu Hunden oder Katzen lassen sich Kaninchen schwer erziehen, können aber mit Geduld sehr zutraulich werden. Für eine artgerechte Haltung wird ein Käfig mit mindestens 1 m² Grundfläche pro Tier empfohlen, wobei mehr Platz immer besser ist. Der Gitterabstand darf 2–3 cm nicht überschreiten. Zusätzlich zum Stall benötigen Kaninchen regelmäßigen und sicheren Auslauf in einem Freigehege. Sie können sowohl in der Wohnung als auch ganzjährig im Garten oder auf dem Balkon gehalten werden, vorausgesetzt, sie wurden langsam an die Außentemperaturen gewöhnt.
Meerschweinchen: Quirlige Rudeltiere für erfahrene Halter
Meerschweinchen sind ebenfalls beliebte Nager als Haustier, wobei hauptsächlich das Hausmeerschweinchen gehalten wird. Diese kleinen, tagaktiven Nagetiere sind durch ihren kompakten Körper und dichtes Fell gekennzeichnet, dessen Länge und Färbung stark variieren kann. Sie wiegen etwa 700 g bis 1,2 kg, werden bis zu 35 cm groß und erreichen eine Lebenserwartung von etwa 6-8 Jahren.
Langhaariges Meerschweinchen mit braunem und weißem FellMeerschweinchen sind bodenbewohnende Rudeltiere und fühlen sich in Gesellschaft am wohlsten, idealerweise in Gruppen von fünf bis zehn Tieren. Als reine Pflanzenfresser ernähren sie sich hauptsächlich von Gräsern, Heu und Gemüse. Ihre Kommunikation ist geprägt von verschiedenen Quiek- und Pfeiflauten. Meerschweinchen sind keine geschickten Kletterer und als Fluchttiere benötigen sie stets Zugang zu geschützten Rückzugsorten, um Stress zu vermeiden.
Kurzhaariges Meerschweinchen mit braunem und weißem FellAuch die Verdauung von Meerschweinchen erfordert eine konstante Nahrungszufuhr; Heu muss daher immer bereitstehen. Ein artgerechter Käfig sollte mindestens 0,5 m² Grundfläche pro Tier bieten, und der Gitterabstand nicht über 2 cm liegen. Regelmäßiger Auslauf in einem gesicherten Freigehege ist unerlässlich. Meerschweinchen können sowohl drinnen als auch draußen gehalten werden, sofern eine langsame Gewöhnung an die Temperaturen erfolgt. Sie können zutraulich werden und sich streicheln lassen, sind aber keine klassischen Kuscheltiere.
Chinchillas: Kuschelige Nachtschwärmer mit zartem Fell
Chinchillas sind wegen ihres extrem weichen, seidenartigen Fells begehrte Heimtiere. Bei Gefahr können sie Teile ihres Fells abwerfen, um Angreifer abzulenken. Sie erreichen eine Größe von bis zu 38 cm und ein Gewicht von 800 g. Charakteristisch sind ihr buschiger Schwanz, die großen Knopfaugen und Ohren. Ihre Lebenserwartung ist mit 10-20 Jahren vergleichsweise hoch. Ursprünglich leben sie in den gebirgigen Regionen Südamerikas, wo sie tagsüber in Felsspalten dösen.
Chinchillas sind dämmerungs- und nachtaktiv und benötigen tagsüber absolute Ruhe. Obwohl sie kuschelig aussehen und zutraulich werden können, mögen sie es in der Regel nicht, festgehalten oder auf den Arm genommen zu werden.
Graues Chinchilla mit großen Ohren und buschigem SchwanzMittlerweile gibt es eine Vielzahl gezüchteter Farbvarianten, von Schwarz über Beige bis hin zu Weiß, wobei der Bauch immer hell bleibt. In freier Wildbahn leben Chinchillas in großen Gruppen von bis zu 100 Tieren. Daher müssen sie mindestens zu zweit, besser zu dritt oder viert gehalten werden.
Für die Haltung eignet sich am besten eine große Voliere mit mehreren Etagen. Diese sollte eine Mindestgrundfläche von 0,5 m² pro Tier bei einer Mindesthöhe von 1,5 m haben. Der Gitterabstand der Voliere darf 1,5 – 2 cm nicht überschreiten.
Hamster: Faszinierende Einzelgänger für Beobachter
Hamster sind eng mit Mäusen verwandt und gehören ebenfalls zu den beliebtesten Nagern als Haustier. Etwa 20 Hamsterarten existieren, wovon Goldhamster, Chinesische Streifenhamster, Dsungarische Zwerghamster, Teddyhamster und Roborowski-Zwerghamster am häufigsten als Heimtiere gehalten werden. Die kleinen Nager zeichnen sich durch ihren kurzen Schwanz und besondere Backentaschen aus, in denen sie Futter für spätere Verstecke transportieren. Diese Backentaschen können bis zum Doppelten oder Dreifachen des Hamsterkopfes anschwellen!
Hamster sind überwiegend nachtaktiv und erreichen Größen von ca. 8-15 cm (Zwerg-/Mittelhamster) bis zu 34 cm (Feldhamster), mit einem Gewicht von 100-900 g. Ihre Lebenserwartung liegt bei etwa 2-3 Jahren.
Hamster mit vollen Backentaschen beim FressenHamster lieben es zu graben und zu buddeln, wobei sie in der Natur verzweigte unterirdische Höhlensysteme anlegen. Die meisten Hamsterarten sind Einzelgänger und lassen sich nicht gerne streicheln, weshalb sie einzeln gehalten werden sollten. Eine Gruppenhaltung gelingt nur in Ausnahmefällen. Der Hamsterkäfig muss mindestens eine Grundfläche von 0,5 m² pro Tier aufweisen, und die Gitterabstände dürfen nicht größer als 0,8 – 1 cm sein, um ein Entweichen zu verhindern. Eine tiefe Einstreu ist essenziell, um ihrem Buddelbedürfnis gerecht zu werden.
Mäuse: Wuselige Allesfresser in Großfamilien
Mäuse sind vielseitige Nager als Haustier. Neben Farbmäusen werden auch Springmäuse und Wüstenrennmäuse (Gerbils) gehalten. Farbmäuse sind die domestizierte Form der Hausmaus, charakterisiert durch ihren langen, wenig behaarten Schwanz (bis zu 10 cm) und große Ohren. Diese kleinen, überwiegend nachtaktiven Nager erreichen eine Körperlänge von 8-11 cm und wiegen 25-50 g. Ihre Lebenserwartung in menschlicher Obhut beträgt 2-4 Jahre.
Gruppe von Farbmäusen in einem GehegeIn freier Wildbahn leben Mäuse in Großfamilien, die eigene Reviere mit Duftmarken kennzeichnen. Sie bewohnen Felsspalten oder Wände und graben komplexe Höhlen mit Tunneln, Kammern und mehreren Ausgängen. Als Allesfresser nehmen sie jede verfügbare Nahrung auf. Farbmäuse können bei guter Pflege zutraulich werden, mögen es jedoch nicht, festgehalten zu werden. Wer eine haustier maus in Betracht zieht, sollte ihre sozialen Bedürfnisse und ihren Bewegungsdrang berücksichtigen.
Ein sehr junges Farbmaus-Baby mit großen AugenEin artgerechter Mäusekäfig sollte mindestens 80 x 50 x 40 cm (Breite x Länge x Höhe) für 2 bis 4 Nager groß sein, oder 120 x 60 x 80 cm für eine Gruppe von bis zu 10 Tieren. Der Gitterabstand darf 0,8 cm nicht überschreiten.
Rennmäuse (Gerbils): Aktive Buddler aus der Steppe
Wüstenrennmäuse, auch Mongolische Wüstenrennmäuse oder Gerbils genannt, sind ebenfalls faszinierende Nager als Haustier. Sie erreichen eine Größe von etwa 10-12 cm, ergänzt durch einen ebenso langen, dicht behaarten Schwanz. Ihr Körpergewicht liegt zwischen 80-120 g, und ihre Lebenserwartung beträgt 3-4 Jahre. Sie kommen in verschiedenen Fellfarben vor, wie Schwarz, Braun und Grau.
In der Natur leben diese kleinen Nager in Kolonien aus mehreren Familienverbänden in Steppen- und Graslandschaften. Dort halten sie sich hauptsächlich im Gras auf und legen unterirdische Bauten an, die aus mehreren Höhlen und miteinander verbundenen Gängen bestehen.
Eine braun-weiße Rennmaus steht aufgerichtet und schaut neugierigRennmäuse sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich von Getreide, Sämereien, Wurzeln, Blättern und Kräutern. Bei guter Pflege können sie zutraulich werden, mögen es aber nicht, hochgenommen oder festgehalten zu werden. Sie sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, zeigen also über den gesamten Tag verteilt Aktivitätsphasen.
Eine schwarze Rennmaus mit dunklem Fell und kleinen OhrenIhr Käfig muss mindestens 0,4 m² Grundfläche für zwei Tiere haben, bei einer Mindesthöhe von 40 cm. Hierfür eignen sich am besten Terrarien oder umfunktionierte Aquarien mit einer sehr hohen Einstreuschicht, um dem ausgeprägten Buddeldrang der Rennmäuse gerecht zu werden. Der Gitterabstand im Deckel sollte nicht größer als 1 cm sein.
Ratten: Intelligente Kletterkünstler mit sozialer Ader
Ratten sind äußerst intelligente und soziale Nager als Haustier. Es gibt viele verschiedene Arten, wobei Farbratten, Rexratten und Dumboratten am häufigsten gehalten werden. Farbratten sind in allen möglichen Zeichnungen und Farbvarianten erhältlich, von Grau über Weiß und Schwarz bis hin zu mehrfarbig. Sie werden 10-28 cm groß und wiegen 100-450 g. Ihre Lebenserwartung liegt bei 1-3 Jahren. Ratten sind ausgeprägte Rudeltiere und leben in der Natur in größeren Gemeinschaften (Clans) von mindestens 20 Tieren.
Eine graue Hausratte sitzt auf einem Ast und schaut in die KameraBei guter Behandlung werden Ratten oft sehr zutraulich und suchen aktiv den Körperkontakt zu ihren Bezugspersonen. Ihre hohe Intelligenz und Neugier machen sie zu anspruchsvollen, aber lohnenswerten Haustieren, die viel Beschäftigung benötigen. Die kleinen Allesfresser sind außerdem sehr gute Kletterer und vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv.
Der Käfig für Ratten muss mindestens 0,6 m² Grundfläche haben, bei einer Mindesthöhe von 80 cm (für 2 bis maximal 4 Tiere). Der Käfig muss mit verschiedenen Etagen und vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet sein, die zum Klettern, Verstecken und Erkunden anregen. Die Gitterabstände dürfen nicht größer als 1–1,2 cm sein.
Degus: Tagaktive Klettermeister aus Chile
Degus stammen ursprünglich aus Chile, wo sie halbtrockenes Strauchland bewohnen. Sie erreichen eine Körperlänge von etwa 11 bis 16 cm (mit Schwanz etwa 30 cm) und ein Gewicht von 200 bis 280 g. Ihr Fell ist oben gelblich-braun, während die Unterseite und die Füßchen weißlich sind. Als Haustiere können sie bis zu 8 Jahre alt werden.
Degu Nagetier auf einem Ast sitzendDiese bewegungsfreudigen Pflanzenfresser bauen in ihrem natürlichen Lebensraum verzweigte Gangsysteme in Höhlen und errichten Hügel zur Revierüberwachung. Diese Verhaltensweisen möchten die kleinen Nagetiere auch in ihrer Käfighaltung ausleben können. Degus sind überwiegend tagaktiv und können sehr zutraulich werden. In der Wildbahn leben sie in größeren Rudeln, daher dürfen Degus auf keinen Fall alleine gehalten werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass Degus sehr anfällig für Diabetes sind. Ihre Ernährung muss daher zuckerfrei sein und hauptsächlich aus Heu, frischen Kräutern, Blättern und geeignetem Gemüse bestehen. Obst und zuckerhaltige Leckereien sind absolut tabu.
Nahaufnahme eines Degu-Nagers mit großen AugenDer Degukäfig sollte mindestens 100 x 50 x 100 cm (Breite x Tiefe x Höhe) für 2-3 Degus groß sein und ihnen die Möglichkeit zum Buddeln bieten. Der Gitterabstand sollte 1,2 cm nicht überschreiten, um Ausbrüche zu verhindern.
Fazit: Die richtige Wahl für ein Nager als Haustier treffen
Die Entscheidung für einen Nager als Haustier sollte wohlüberlegt sein. Jede der vorgestellten Arten hat ihre eigenen spezifischen Bedürfnisse hinsichtlich Sozialverhalten, Aktivitätszeiten, Ernährung und Platzbedarf. Ob Sie sich für Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster, Mäuse, Rennmäuse, Ratten oder Degus entscheiden – das Wohlergehen der Tiere steht immer an erster Stelle.
Informieren Sie sich gründlich über die Anforderungen der jeweiligen Art, bevor Sie ein Tier bei sich aufnehmen. Achten Sie auf artgerechte Haltung, ausreichend Platz und soziale Kontakte (falls die Art es erfordert). Eine verantwortungsbewusste Tierhaltung bedeutet, sich aktiv mit den Bedürfnissen seiner Schützlinge auseinanderzusetzen. Neben den hier vorgestellten Nagern gibt es natürlich eine Vielzahl anderer Tierarten, die als Haustiere gehalten werden können, von Fischen bis hin zur landschildkröte als haustier, die alle ihre spezifischen Anforderungen mit sich bringen.
Wenn Sie weitere Einblicke in die Welt der kleinen Heimtiere suchen oder eine außergewöhnliche haustiere zum kuscheln in Betracht ziehen, bleiben Sie auf unserer Webseite informiert. Machen Sie den nächsten Schritt und erfahren Sie in unserem nächsten Beitrag, welcher Nager am besten zu Ihnen passt: Haustierwahl – Welcher Nager passt zu mir?
Literaturhinweise
- Zwergkaninchen: Glücklich durchs Leben hoppeln
- Zwergkaninchen Buch für Kinder: Alles rund um die Zwergkaninchen Haltung
- Mama, ich will ein Kaninchen! Der Zwergkaninchen Ratgeber
- Traumwohnungen für meine Meerschweinchen
- Meerschweinchen: Haltung, Beschäftigung, Verhalten und Gesundheit
- Neugierige Meerschweinchen: So fühlen sie sich wohl. Mit vielen Eltern-Tipps
- Chinchillas
- Chinchillas: Aktiv-possierlich-flink (SMART)
- Leben mit Chinchillas: Der ausführliche Leitfaden für die Haltung von Chinchillas
- Mäuse: Wohlfühl-Basics für spielfreudige Mitbewohner (GU Tierratgeber)
- Mäuse halten: Artgerechte Haltung der Farbmaus
- Meine Farbmaus zu Hause: Alles über die artgerechte Haltung
- Ratten halten: Grundlagen der artgerechten Haltung von Ratten
- Ratten als Heimtiere, glücklich & gesund: So fühlen sich die Kletterkünstler wohl
Hinweis: Die hier aufgeführten Buchtitel dienen als weiterführende Lektüre. Die genannten Preise und Verfügbarkeiten können variieren und wurden zuletzt am 21. Oktober 2025 aktualisiert.