Die faszinierende Nazca Kultur: Geheimnisse in der Wüste Perus

Gut erhaltene Nazca-Mumien und Langschädel auf dem Gräberfeld von Chauchilla, Peru

Die Nazca Kultur Perus, eine Hochkultur mit ihrer Blütezeit von 200 v. Chr. bis 800 n. Chr., hinterließ in der Küstenwüste im Süden des heutigen Peru ein Erbe von unschätzbarem Wert. Rund 400 Kilometer südlich von Lima, nahe der heutigen Stadt Nazca, befand sich ihr einstiges Siedlungsgebiet. Man geht davon aus, dass klimatische Veränderungen und die zunehmende Trockenheit in dieser Region letztendlich zum Niedergang dieser bemerkenswerten Zivilisation führten. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Region einst deutlich feuchter und fruchtbarer gewesen sein muss. Trotz der Widrigkeiten der Natur gelang es den Nazca, ihre Kultur über Jahrhunderte mithilfe ausgeklügelter Bewässerungssysteme aufrechtzuerhalten. Letztendlich mussten sie jedoch der Wüste weichen, und es wird vermutet, dass sie in höhere Gebirgslagen zogen und später im Volk der Inkas aufgingen. Dank des extrem trockenen Klimas der peruanischen Küstenwüste sind die Hinterlassenschaften der Nazca bis heute erstaunlich gut erhalten geblieben, was uns tiefe Einblicke in ihr Leben ermöglicht.

Die weltberühmten Nazca-Linien: Rätselhafte Botschaften im Wüstensand

Die wohl bekanntesten und faszinierendsten Relikte der Nazca Kultur sind die sogenannten Geoglyphen – monumentale Linien, geometrische Flächen und beeindruckende Tierdarstellungen, die in den Wüstenschutt gezeichnet wurden. Erst im 20. Jahrhundert begannen ernsthafte Forschungen über deren Bedeutung, nachdem zuvor bizarre Vermutungen, teils sogar die Zuschreibung an Außerirdische, kursierten. Die deutsche Forscherin Dr. Maria Reiche widmete ihr gesamtes Leben der Entschlüsselung dieser Rätsel. Sie war überzeugt, dass die Nazca-Linien astronomisches Geheimwissen beherbergen, konnte dies jedoch nie zweifelsfrei beweisen. Viele der unterschiedlichen Figuren, die teilweise mehrere Hundert Meter groß sind, können tatsächlich nur aus der Luft in ihrer Gesamtheit erfasst werden. Sie stellen eine Vielzahl von Motiven dar, darunter Eidechsen, Bäume, Wale, Papageien, Pelikane oder Kondore, und beeindrucken durch ihre Präzision und ihren Umfang. In der Nähe des interessanten Maria Reiche Museums, inmitten der Pampa, bietet ein kleiner Aussichtsturm die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von diesen unglaublichen Kunstwerken zu gewinnen. Von Rundflügen über die Nazca-Linien wird aufgrund der häufigen Zwischenfälle mit den kleinen Maschinen und der meist unvermeidbaren langen Wartezeiten eher abgeraten.

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Die Gräber von Chauchilla: Ein Blick in die Vergangenheit der Nazca

Ein weiteres hochinteressantes Zeugnis der Nazca Kultur in Peru ist das Gräberfeld von Chauchilla. Hier wurden die für die Nazca typischen Langschädel gefunden. Einige der Gräber wurden freigelegt und ermöglichen einen direkten Blick auf die Mumien, die inmitten ihrer Grabbeigaben zu sehen sind. Diese Besichtigungen sollten stets mit dem nötigen Respekt erfolgen, denn auch wenn die Mumien etwa 2.000 Jahre alt sind, waren es doch einst Menschen, die gelebt und gelacht haben. In der weiteren Umgebung der freigelegten Gräber bietet sich in der Wüstenlandschaft ein erschütternder Anblick unendlich vieler weiterer, frisch geraubter Gräber, deren gebleichte menschliche Gebeine in der Sonne liegen.

Gut erhaltene Nazca-Mumien und Langschädel auf dem Gräberfeld von Chauchilla, PeruGut erhaltene Nazca-Mumien und Langschädel auf dem Gräberfeld von Chauchilla, Peru

Das geniale Bewässerungssystem: Die Acueductos de Cantayoc

Das Bewässerungssystem der Nazca Kultur ist in seiner Art weltweit einzigartig. Rund vier Kilometer von Nazca entfernt befinden sich unterirdische Wasserkanäle, die sogenannten „Puquitos“. Über wendelförmige Einstiege, die fünf bis zwanzig Meter tief in die Erde führen, kann man in diese Kanäle hinabsteigen. Bis heute leiten diese Kanäle das Wasser der Anden in diese trockene Region und sind nach wie vor in Gebrauch. Sie werden ständig instand gehalten und zeugen von genialer Ingenieurskunst: Alle zehn bis zwanzig Meter gibt es ein „Ojo“, ein Auge, das als Entlüftungsschacht dient und die Luftzirkulation im Kanalsystem gewährleistet. Einige dieser Passagen sind bis zu zwei Kilometer lang und unterqueren sogar Flüsse, was die Raffinesse dieser Konstruktion noch eindrucksvoller macht.

Paredones: Das administrative Zentrum der Nazca

Nur zwei Kilometer von Nazca entfernt liegt die Ruine des ehemaligen Verwaltungszentrums Paredones. Obwohl sie stark zerfallen ist, bietet sie, insbesondere für Reisende, die von der Küste kommen, einen ersten faszinierenden Eindruck von der Baukunst der Inkazeit – obwohl Paredones selbst zur Nazca-Epoche gehörte, zeigt es auch spätere Überlagerungen. Weitere Siedlungen, darunter teilweise rekonstruierte Lehmpyramiden, die denen von Chan Chan bei Trujillo ähneln, können von der Stadt Nazca aus besichtigt werden. Diese sind oft selbst in neueren Reiseführern noch nicht ausreichend dokumentiert. Aus diesem Grund ist es unbedingt empfehlenswert, sich in dieser Region von einem organisierten Führer begleiten zu lassen – optimalerweise von einem deutschsprachigen Experten. Mangels ausreichender Hinweisschilder oder Informationsmaterial ist eine fundierte Führung unerlässlich, um die Geschichte und Bedeutung der Stätten wirklich zu erfassen. Die beeindruckenden Hinterlassenschaften der Nazca in Peru sind in ihrer Gesamtheit alleine schon eine Reise wert und versprechen unvergessliche Einblicke in eine der geheimnisvollsten Kulturen Südamerikas.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nazca-Kultur mit ihren rätselhaften Linien, den gut erhaltenen Gräbern und den genialen Bewässerungssystemen eine der faszinierendsten Hochkulturen Perus darstellt. Ihre Fähigkeit, in einer unwirtlichen Umgebung zu gedeihen und solch beeindruckende Zeugnisse zu hinterlassen, ist ein Beweis für ihren Erfindungsreichtum und ihre tiefe Verbindung zur Natur. Ein Besuch dieser einzigartigen Stätten ist eine Reise in die Vergangenheit, die sowohl historisch als auch kulturell bereichernd ist. Entdecken Sie selbst die Geheimnisse dieser alten Hochkultur und lassen Sie sich von der Magie der peruanischen Wüste verzaubern!