„Wir müssen noch einmal nach New Orleans!“ Dieses Fazit zog sich durch meine Gedanken, als ich nach unserem dreiwöchigen Roadtrip durch die Südstaaten im Flugzeug nach Hause saß und die Fotos der vergangenen Tage durchsah. Und das aus gleich zwei Gründen. Zum einen hat mich New Orleans, die faszinierende Stadt in Louisiana, die man unweigerlich mit Jazz, dem legendären Mardi Gras und dem tragischen Hurricane Katrina in Verbindung bringt, absolut positiv überrascht. Im Vorfeld unserer Reise hatte ich so viele warnende Worte über die Stadt gelesen – düster, schmutzig, unsicher und heruntergekommen sei sie, voll von Obdachlosen und Kriminellen, ein Magnet für feierwütige Studentengruppen während des Spring Break an der Bourbon Street. Meine Erwartungen waren entsprechend gedämpft. Doch ob es Glück war, die richtigen Orte zur richtigen Zeit oder einfach der einzigartige Charme der Stadt: New Orleans präsentierte sich uns als eine äußerst offene, farbenfrohe, lebensfrohe und vor allem kulinarisch überaus reizvolle Metropole. Es stimmt, NOLA ist rau, hat Ecken und Kanten, doch genau dieser Kontrast macht die Stadt so unwiderstehlich spannend. Es erfordert vielleicht etwas Neugier und Mut, New Orleans auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade zu erkunden, aber dafür wird man mit authentischen Begegnungen und wunderschönen Orten belohnt, von denen wir gerne noch viel mehr entdeckt hätten. Wir bedauern ein wenig, dass wir nicht die Zeit hatten, spontan ein oder zwei Nächte länger zu bleiben, um uns noch tiefer in dieser Stadt treiben zu lassen, wie es kaum eine andere zulässt.
Erste Eindrücke von New Orleans: Ein Blick auf die lebendige Stadt mit ihren charakteristischen Gebäuden und Straßen.
Der zweite Grund, warum wir unbedingt nach New Orleans zurückkehren müssen? Zum Fotografieren! Vielleicht war uns nach drei Wochen mit der Kamera vor dem Gesicht einfach die Lust vergangen, vielleicht blendete die Sonne zu stark, oder wir ahnten bereits, dass sich die überwältigenden Eindrücke ohnehin nicht in Fotos festhalten ließen. Kurz gesagt: Unsere Ausbeute an brauchbaren Bildern ist ziemlich bescheiden. Tragisch und ein wenig ärgerlich, zumal die Stadt unzählige malerische Motive bietet. Doch in meinen Gedanken haben sich die schmiedeeisernen Balkone des French Quarters, die üppig bewachsenen, paradiesischen Villen des Garden Districts und die vielen bunten Häuserfassaden für immer eingebrannt. Und für einen detaillierten Überblick über die kulinarische Seite der Stadt und einige wertvolle New Orleans Reisetipps, wie man drei Tage in und um die Stadt sinnvoll verbringen kann, reichen die vorhandenen Fotos allemal aus.
Das French Quarter: Eine Entdeckungstour durch das historische Herz von New Orleans
Unser erster voller Tag in New Orleans begann mit einer ausgedehnten Erkundung des French Quarter, dem ältesten und wohl bekanntesten Viertel der Stadt. Wer an New Orleans denkt, hat vermutlich sofort das French Quarter vor Augen: die charmanten Häuser mit ihren verzierten, schmiedeeisernen Balkonen und dem grünen Pflanzenschmuck, der Klang von Jazz, der aus jeder Tür dringt, und die durch die engen Gassen ziehenden Blaskapellen. Klingt übertrieben romantisch? Ja, das ist es auch – aber es ist authentisch. Man sollte dabei jedoch die zahlreichen Touristen nicht vergessen, die ebenfalls durch dieses berühmte Viertel strömen, und die Feierwütigen, die es Nacht für Nacht in die berüchtigte Bourbon Street zieht. Bereits am Vorabend hatten wir einen kurzen Abstecher in die Partymeile der Stadt gemacht und schnell beschlossen, dass wir die kommenden Tage gut ohne sie auskommen würden. Dort ist es laut und ungemütlich, die Neonschilder der Stripclubs und Bars flackern um die Wette, und der Geruch, der durch die Straße weht, möchte man lieber nicht näher definieren. Doch schon zwei Straßen weiter, insbesondere in der Royal Street, ist vom Trubel der Bourbon Street kaum noch etwas zu spüren. Das French Quarter wickelte uns mit seinem einzigartigen Charme sofort um den Finger, und ich musste immer wieder anhalten, um die zauberhaften Häuser und bunten Türen zu fotografieren, deren spanische, französische und karibische Einflüsse unverkennbar die reiche Geschichte der Stadt widerspiegeln.
Ein schöner Balkon im French Quarter, verziert mit schmiedeeisernen Geländern und Pflanzen, typisch für die Architektur von New Orleans.
Blick auf eine Gasse im French Quarter, mit bunten Häusern und architektonischen Details, die zum Charme von New Orleans beitragen.
Eine weitere Szene aus dem French Quarter, die die charakteristischen farbigen Gebäude und die entspannte Atmosphäre zeigt.
Detailaufnahme einer farbenfrohen Hausfassade im French Quarter, ein Symbol der kulturellen Vielfalt von New Orleans.
Um noch tiefer in die Geschichte und Vergangenheit des Viertels einzutauchen, meldeten wir uns für eine geführte Walking Tour an und machten uns auf den Weg zu unserem Treffpunkt am Jackson Square, dem größten und ikonischsten Platz der Stadt. Umrahmt von einem kleinen Park und einigen Palmen thront dort die majestätische St. Louis Cathedral, eines der bekanntesten Wahrzeichen New Orleans’ und die älteste katholische Kirche der USA. Für einen kurzen Moment fühlten wir uns ins Disneyland zurückversetzt, denn die dreitürmige Kirche erinnerte tatsächlich ein wenig an das Cinderella Castle im Magic Kingdom. Zwischen den vielen Musikern und Künstlern, die sich um den Platz tummelten, trafen wir Elizabeth von Free Tours by Foot, einem Anbieter verschiedener Walking Touren, die auf dem “Pay-what-you-wish”-Prinzip basieren. Zwei Stunden lang nahm sie sich Zeit, um unsere kleine Gruppe mit fesselnden Anekdoten zur Stadtgeschichte und kolonialen Vergangenheit zu unterhalten – von der Zeit, als erst die Franzosen, dann die Spanier, erneut die Franzosen und schließlich die Amerikaner die Geschicke inmitten der Sümpfe Louisianas lenkten. All das hat seine deutlichen Spuren hinterlassen, und Elizabeth zeigte uns die Relikte der jeweiligen Epochen, wie die wunderbaren Pontalba Buildings am Jackson Square, wo das Herz der Stadt schlägt.
Ein weiterer Detailblick auf einen Balkon im French Quarter, der die kunstvolle Eisenarbeit und das grüne Ambiente von New Orleans zeigt.
In einer ruhigen Seitenstraße entdeckten wir auch Häuser aus den Gründungstagen und standen bald vor einem der Krankenhäuser, die aufgrund der durch Mücken (Jean Baptiste Le Moyne gründete die Stadt mitten im Sumpfgebiet) allgegenwärtigen Gelbfieber-Epidemien unerlässlich waren. Einen besonderen Fokus legte unsere Stadtführerin auf die Geschichten der Frauen, und so erfuhren wir unter anderem vieles über Jeanne d’Arc, die in Form einer Statue vor dem French Market wacht – immerhin ist New Orleans nach dem Geburtsort der frühneuzeitlichen Kriegerin benannt. Am Ende der wirklich spannenden Tour war es nur etwas schade, dass wir kaum über das Jahr 1900 hinausgekommen waren; ich hätte gerne noch mehr über die jüngere Vergangenheit erfahren. Doch nach zwei Geschichtsstunden in der Südstaatenhitze lechzten wir ohnehin nach etwas Abkühlung.
Grüner Charme und historische Villen im Garden District
Frühmorgens stiegen wir in die St.-Charles-Streetcar, die glücklicherweise nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt abfährt. Unser Ziel: der Garden District, berühmt für seine prächtigen Antebellum-Villen und paradiesischen Gärten. Für lediglich 1,25 $ (man sollte das Geld passend dabei haben!) ruckelte uns die historische Straßenbahn die lange St. Charles Avenue entlang, vorbei an opulenten Villen und alten, ehrwürdigen Eichen. Wer an der Washington Avenue aussteigt, befindet sich bereits mitten im Garden District. Unsere Fahrt endete allerdings einige Stationen früher – die Straßenbahn war defekt und bewegte sich keinen Meter mehr. Den Rest der Strecke legten wir also zu Fuß zurück und verdienten uns so unsere wohlverdienten Frühstückssandwiches in der Gracious Bakery.
Direkt um die Ecke fanden wir auch schon das erste Highlight unserer Self Guided Walking Tour durch das Viertel: den Lafayette Cemetery No. 1. Auf dem ältesten Friedhof der Stadt entdeckten wir Gräber von Einwanderern aus 25 verschiedenen Ländern. Unter den Namen auf den Grabsteinen fielen uns besonders viele Deutsche ins Auge – neben den Iren zählten sie zu den größten Einwanderergruppen, die sich in New Orleans niederließen. Aufgrund des Sumpfbodens, auf dem New Orleans erbaut wurde, entschied man sich für eine oberirdische Bestattungskultur, um zu verhindern, dass die Toten nach jedem Regen wieder an die Oberfläche gespült werden konnten. Diese oberirdischen Gräber verleihen den Friedhöfen der Stadt eine ganz spezielle und etwas gruselige Atmosphäre. Kein Wunder, dass der Lafayette Cemetery Schauplatz diverser Filme ist; unter anderem wurde Interview mit einem Vampir hier gedreht.
Lafayette Cemetery No. 1 in New Orleans, ein historischer Friedhof mit oberirdischen Gräbern und charakteristischer Vegetation.
Alte Grabsteine und Gräber auf dem Lafayette Cemetery No. 1, die die reiche Geschichte der Immigranten in New Orleans erzählen.
Lässt man den Lafayette Friedhof hinter sich, lenkt ein türkis-weißes Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite sofort die volle Aufmerksamkeit auf sich. Der Commander’s Palace serviert seit Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach ausgezeichnete kreolische Küche, wozu leider auch eine Schildkrötensuppe zählt, die trotz der modernen Ausrichtung des Restaurants noch immer auf der Karte steht.
Das berühmte Commander's Palace Restaurant im Garden District, bekannt für seine kreolische Küche und beeindruckende Architektur.
Unsere Tour führte uns weiter ins Herz des Garden Districts, in die Prytania Street und First Street, in denen sich typische Südstaatenvillen im Greek-Revival-Stil mit pittoresk bepflanzten Gärten aneinanderreihen – eine schöner als die andere. Hierhin zog es neureiche Amerikaner, die sich nach dem “Louisiana Purchase”, mit dem die USA Anfang des 19. Jahrhunderts die Kolonien von Frankreich abkaufte, in der Stadt ansiedelten. Später folgten Literaten und Schauspieler in das Viertel, und wir konnten sofort nachvollziehen, dass man dem unvergleichlichen Südstaaten-Charme, der hier herrscht, nur schwer widerstehen kann.
Eine prächtige Villa im Garden District von New Orleans, umgeben von üppigem Grün und typisch für die Architektur der Südstaaten.
Eine weitere beeindruckende Villa im Garden District, die den Reichtum und die Eleganz der historischen Häuser in New Orleans widerspiegelt.
Wer nach einem langen Rundgang durch den Garden District Lust auf eine Stärkung verspürt, findet sie ganz sicher in der Magazine Street, einer langen Shoppingmeile am unteren Ende des Viertels. Hier stöberten wir nicht nur in netten kleinen Kreativläden und Boutiquen, sondern legten auch einen Zwischenstopp bei District Donuts. Sliders. Brew ein, bevor wir erschöpft von der brennenden Sonne in den klimatisierten Bus stiegen. Die Magazine Street ist ein hervorragender Ort, um das lokale Leben zu genießen und einzigartige Souvenirs zu finden.
Kulinarische Reise durch New Orleans: Das Southern Food & Beverage Museum
Kaum eine andere Stadt auf unserer Reise war kulinarisch gesehen ein derartiger Schmelztiegel wie die Metropole am Ufer des Mississippi. Um tiefer in die Kulturgeschichte des Essens in New Orleans und der Südstaatenküche im Allgemeinen einzutauchen, besuchten wir das Southern Food & Beverage Museum, wo wir bei einem Demonstration Lunch die Kreolische Küche kennenlernen wollten. Das kleine Museum ist einer privaten Initiative zu verdanken, die seit 2014 in einem historischen Marktgebäude eine Ausstellung zur Kulinarik der Südstaaten und Cocktailkultur von New Orleans sowie eine Bar eröffnet hat. Für jeden südlichen Bundesstaat der USA ist ein eigener “Marktstand” aufgebaut, auf dem über zahlreiche Objekte und kurze Texte die Eigenheiten der jeweiligen Region präsentiert werden. So bekamen wir einen guten Überblick und entdeckten unzählige Gerichte, Zutaten und Produkte, denen wir auf unserer Reise schon begegnet waren.
Das Southern Food & Beverage Museum in New Orleans, ein idealer Ort, um die kulinarische Geschichte der Südstaaten zu entdecken.
Ein Ausstellungsbereich im Southern Food & Beverage Museum, der die kulinarische Vielfalt Louisianas präsentiert.
Wir waren jedoch nicht nur im Museum, um uns die Ausstellung anzuschauen, sondern auch, um die Kreolische Küche in der Praxis zu erleben. In der Showküche des Museums wartete Jyl Benson bereits auf unsere kleine Gruppe. In den nächsten zwei Stunden sollte sie uns in ihrem Crashkurs die Highlights der für New Orleans typischen Kreolischen Küche näherbringen – und wir hatten dabei den schönsten Part, denn wir durften probieren. Wie wir erfuhren, ist die Creole Cuisine stark von der französischen Küche geprägt, und es finden sich in den Gerichten Einflüsse aus der englischen und französischen Kolonialzeit, von nach Amerika verschleppten Sklaven sowie von deutschen Einwanderern aus dem 19. Jahrhundert.
Jyl Benson demonstriert die Zubereitung kreolischer Gerichte während eines Demonstration Lunch im Southern Food & Beverage Museum.
Exemplarisch dafür stand das Jambalaya, das wir als Hauptspeise präsentiert bekamen. Eigentlich ein klassisches Resteessen, in dem neben Reis und Tomaten (immer frische Exemplare verwenden, die Säure der Dosentomaten macht den Reis kaputt!) alles landete, was gerade verfügbar war – auch gerne mal ein Eichhörnchen oder etwas Roadkill. Während das Jambalaya vor sich hinköchelte, gab uns die Museumsdirektorin eine Führung durch das Haus und so erfuhren wir eine Menge über die (alkoholische) Historie der Stadt. Gerade im 19. Jahrhundert beeinflussten technische (die Eisherstellung wurde hier in den 1840ern kommerzialisiert) und aromatische (fassgelagerter Whiskey, also der heutige Bourbon, wurde hier zuerst beliebt) Innovationen aus New Orleans die globale Trinkkultur. Wer nun Durst verspürt, kann sich an der Bar mit Drinks versorgen lassen, zum Beispiel mit einem Sazerac, dem NOLA-Cocktail schlechthin. Wir aber warteten damit lieber bis zum Abend und schlugen dafür beim Nachtisch zu, der ebenfalls kaum typischer für New Orleans sein könnte. In den 1950er Jahren war der Hafen der Hauptumschlagplatz für Bananen, und so kreierte Paul Blangé, der Koch des alteingesessenen Brennan’s Restaurant ein Dessert, bei dem die gelbe Frucht im Mittelpunkt steht, und benannte es nach einem Stammgast des Lokals: Bananas Foster. Bis heute ist es das meistbestellte Gericht des nach wie vor populären Restaurants im French Quarter. Mit vollen Mägen und Köpfen verließen wir kurz darauf das Museum und machten uns auf, noch mehr praktische Erfahrungen in Sachen Kreolischer Küche zu sammeln. Die Lunch Demonstrations finden mehrmals pro Woche zu unterschiedlichen Themen statt und kosten 50 $ pro Person, inklusive Eintritt ins Museum. Ein vegetarisches Menü ist nach Anmeldung möglich.
Mississippi-Erlebnis: Eine nostalgische Schaufelraddampferfahrt
Mark Twain und unsere tief verankerten, romantisierten Bilder von Schaufelraddampfern, die über den Mississippi schippern, waren nicht ganz unschuldig daran, dass wir uns schon im Vorfeld unserer Südstaatenreise dazu entschlossen hatten, eine Flussfahrt mit dem Natchez Steamboat zu unternehmen. Schon an der Ablegestelle wurde allerdings klar, dass das wohl der touristischste Part unserer Reise sein würde. Eine lange Schlange windete sich den Pier entlang, und noch bevor wir die Gangway betraten, mussten wir für ein Foto posieren, das wir später an Deck des Schiffs zu überhöhten Preisen kaufen konnten. Wir hatten uns für die Harbor Jazz Cruise entschieden, bei der wir New Orleans vom Wasser aus betrachten konnten, während an Bord eine Jazzband spielte. Wer hungrig aufs Schiff kam, konnte zudem einen Lunch dazubuchen, doch darauf verzichteten wir.
Der Natchez Steamboat, ein klassischer Schaufelraddampfer, fährt majestätisch auf dem Mississippi in New Orleans.
Ein Panoramablick auf die Skyline von New Orleans vom Mississippi aus gesehen, mit industriellen und städtischen Elementen.
Dann ging es auch schon los, und während wir gemächlich den “Ol’ Man River” hinabdampften, erklärte der Kapitän über die Bordlautsprecher, was links und rechts zu sehen war. Ehrlich gesagt gar nicht so viel, denn gerade am Ufer ist die Stadt stark industriell geprägt und der Ausblick eher unspektakulär. Wir genossen also lieber die Tatsache, dass wir mal nicht herumlaufen mussten, hörten dem Steamboat Stompers Jazz Trio zu, das im Salon spielte, und ließen uns auf dem Deck von der Sonne bräunen. Nach zwei Stunden kehrten wir in den Hafen zurück und verließen mit Heerscharen anderer Gäste das Schiff. Unser Fazit: Mit dem Schaufelraddampfer über den Mississippi zu fahren, haben wir nun von unserer Bucket List streichen können, aber ob die Fahrt die 32 $ pro Person wirklich wert ist, muss wohl jeder selbst entscheiden.
Frenchmen Street: Authentischer Jazz und lebendige Atmosphäre abseits des Mainstreams
Nachdem uns die Bourbon Street mit ihrem „Oktoberfestgeruch“ und den nicht besonders einladenden Bars schon am ersten Abend abgeschreckt hatte, war klar, dass wir unsere Ration Jazz woanders herbekommen mussten. Zum Glück gibt es noch die Frenchmen Street, die sich fußläufig vom French Quarter im Viertel Faubourg Marigny versteckt, und in der die Clubs mehr auf die Qualität der Bands als auf die Betrunkenheit der Gäste setzen. Besonders während des Jazz Festivals, das jedes Jahr Ende April/Anfang Mai stattfindet, kann man hier viel Glück haben und tolle Konzerte für wenig Geld erleben. Unter der Woche zahlt man in vielen Clubs auf der Frenchmen Street sogar keinen Eintritt, sonst liegt er selten höher als 5 bis 10 $. Wir genossen die Atmosphäre am frühen Abend, lauschten der Musik, die aus den offenen Türen schallte, und verstanden, warum New Orleans für viele Musiker noch heute einen magischen Ruf besitzt. Die Frenchmen Street ist zweifellos einer der besten New Orleans Reisetipps für authentische Musikerlebnisse.
Die Frenchmen Street in New Orleans, bekannt für ihre Live-Musik und lebendige Atmosphäre, mit einem musizierenden Künstler im Vordergrund.
Ein blaues Haus in der Frenchmen Street, ein Beispiel für die farbenfrohe und einzigartige Architektur, die dieses Viertel prägt.
Da wir später am Abend noch in einem Restaurant reserviert hatten, suchten wir uns einen Club ohne Eintritt und landeten im Rare Form, wo im hübschen Innenhof aus einem riesigen Kessel gekochte Muscheln verkauft wurden und eine vielköpfige Brass Band spielte. An der Bar holten wir uns schnell zwei IPAs, und schon waren wir mittendrin im Konzert der City of Trees Brass Band, die eigentlich aus Sacramento stammt, aber während des Jazz-Fests natürlich nach New Orleans gekommen war. Die Band war jung, wild und laut – so in etwa hatten wir uns das vorgestellt. Frenchmen Street: 1, Bourbon Street: 0.
Einblick in die Geschichte: Die Plantagen Louisianas – Oak Alley Plantation
Wer sich für die tiefgreifende Geschichte der alten Südstaaten interessiert, sollte unbedingt einen Plantagenbesuch einplanen. Hervorragend eignet sich dafür die “Plantation Alley”, die Strecke entlang der River Road, die zwischen Baton Rouge und New Orleans parallel zum Mississippi verläuft. Dort warten unzählige zu Museen umfunktionierte Landsitze darauf, besichtigt zu werden. Das bekannteste und vermutlich beeindruckendste Anwesen ist die Oak Alley Plantation in Vacherie, die gerade mal eine Autostunde vom Stadtzentrum New Orleans’ entfernt liegt und deshalb auch gut als Tagesausflug besichtigt werden kann.
Die beeindruckende Oak Alley Plantation in Vacherie, Louisiana, bekannt für ihre prächtige Eichenallee und historische Bedeutung.
Als wir Oak Alley erreichten, hatte sich der Regen, der uns den Morgen über begleitete, etwas gelegt, und das Anwesen präsentierte sich uns in sattem Grün. An der Kasse trugen wir uns für die im Eintrittspreis von 22 $ enthaltene Führung durch das Herrenhaus ein und erkundeten erst einmal den beachtlichen Außenbereich. Wie auf anderen Plantagen, die wir auf unserer Tour besucht hatten, wird auch hier das Thema Sklaverei – zum Glück – ziemlich prominent behandelt. Zwar findet man hin und wieder romantisierte Darstellungen der guten alten Südstaatenzeit, aber es wird deutlich, auf wessen Rücken der Reichtum, der in den prächtigen Herrenhäusern herrschte, erwirtschaftet wurde. In der sehr gut umgesetzten Ausstellung zur Sklaverei in Oak Alley, die in sechs nachgebauten Sklavenhütten untergebracht ist, erfuhren wir viele Details über das Leben der Sklaven auf der Plantage. Darunter vieles, das uns bisher noch nicht bewusst war, wie die Tatsache, dass ein Plantagenbesitzer Sklaven – in einem der seltenen Fälle – nicht einfach freilassen konnte, sondern die Besitzer der umliegenden Plantagen dem erst zustimmen mussten. Ein Besuch hier gehört zu den wichtigen New Orleans Reisetipps für Geschichtsinteressierte.
Nachgebaute Sklavenhütten auf der Oak Alley Plantation, die als Teil einer Ausstellung die Geschichte der Sklaverei beleuchten.
Weitere Sklavenhütten auf der Oak Alley Plantation, die einen Einblick in die harten Lebensbedingungen der Sklaven geben.
Bei der anschließenden Tour durch das große Plantagenhaus ging es allerdings mehr um die allgemeine Geschichte des Anwesens, die von Guides in stilechten Antebellum-Kostümen gekleidet vorgetragen wurde. So wurden wir durch die historischen Räume geführt, bis wir von der Veranda des ersten Stocks das zu sehen bekamen, wofür die „Grande Dame der Great River Road“ so berühmt geworden ist: eine 240 Meter lange Eichenallee, die vom ehemaligen Haupteingang des Hauses bis zum Ufer des Mississippi führt. Wie alle anderen Besucher waren wir erst mal eine Weile mit Fotografieren beschäftigt.
Die majestätische Eichenallee der Oak Alley Plantation, ein ikonisches Wahrzeichen, das sich bis zum Plantagenhaus erstreckt.
Ein Blick entlang der Eichenallee auf das historische Plantagenhaus, ein atemberaubender Anblick auf Oak Alley.
Als wir nach der Tour die Allee hinabgingen, sahen wir, dass zwischen den alten Eichen heute nicht nur Touristen und die allgegenwärtigen Eichhörnchen zu finden waren, sondern auch eine Fuchsfamilie auf dem Anwesen heimisch geworden war. Vor unseren Augen schnappten sie sich gleich noch ein Eichhörnchen und trugen es stolz in den Fuchsbau. Am Ende der Allee angekommen, drehten wir uns um und wurden mit dem vielleicht atemberaubendsten Anblick der Südstaaten belohnt: das Herrenhaus, eingesäumt von 28 alten Live Oaks. Berühmt geworden ist diese Ansicht unter anderem durch den Film Interview mit einem Vampir, in dem Oak Alley als Wohnort von Brad Pitts Figur Louis diente. Auch wir konnten uns nur schwer davon losreißen, doch der Regen begann erneut und die Bars in New Orleans warteten auf uns.
Unterkunftsempfehlung: Renaissance Pere Marquette
Zu spät realisierten wir, dass wir an einem der meistbesuchten Wochenenden des Jahres nach New Orleans kamen. Es war Ende April – Jazz-Fest-Zeit! Das war einerseits schön, da wir so in den Genuss von vielen kostenfreien Konzerten kamen, die zu dieser Zeit überall in der Stadt stattfanden. Andererseits bedeutete das auch lange im Voraus ausgebuchte Hotels. Wir hatten Glück im Unglück und fanden über Hotwire ein gutes Angebot für das Boutique-Hotel Renaissance New Orleans Pere Marquette, das sich am unteren Rande des French Quarters befindet. Von dort aus erreicht man viele Ecken der Stadt bequem zu Fuß, und Straßenbahn- und Bushaltestellen liegen auch in unmittelbarer Nähe. Das 4-Sterne-Hotel hinterlässt einen tollen, gepflegten Eindruck; die Zimmer sind groß, modern und äußerst sauber, das Bad bietet ebenfalls viel Platz und eine große Walk-in-Dusche. Allein die 40 $, die das Hotel pro Tag für das Parken in der Tiefgarage verlangte, setzten wir lieber in Cocktails um und parkten stattdessen in einem der nahe gelegenen, günstigeren Parkhäuser. Ein Doppelzimmer bekommt man in der Nebensaison ab 151 $ pro Nacht. Diese New Orleans Reisetipps zur Unterkunft können bei der Reiseplanung hilfreich sein.
Das Hotel Renaissance Pere Marquette in New Orleans, ein stilvolles Boutique-Hotel, das eine komfortable Unterkunft bietet.
Gerne hätten wir in vielen Ecken noch mehr Zeit verbracht, beispielsweise in den hippen Szenevierteln Bywater und Faubourg Marigny, in denen man bunte Hausfassaden, ausgefallene Shops und tolle Restaurants entdecken kann. Aber zwei gute Gründe, um nach New Orleans zurückzukehren, haben wir ja bereits genannt. Die Stadt ist ein Kaleidoskop aus Geschichte, Kultur, Musik und Kulinarik, das immer wieder aufs Neue fasziniert.
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Hinweis: Ein herzlicher Dank geht an das Fremdenverkehrsbüro New Orleans/Louisiana, das uns mit Eintritten zu den mit Sternchen (*) markierten Attraktionen unterstützt hat. Unsere Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt – Louisiana hat uns ganz von allein verzaubert.