Seit 2024 begleitet Greycoat Research über 1.500 Katzen weltweit im Rahmen von Einzelberatungen. Dabei zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Viele fürsorgliche Katzenhalter:innen füttern sogenannte „Nieren-Diäten“ an Katzen mit völlig normaler Nierenfunktion – in der Hoffnung, damit einer späteren Nierenerkrankung vorzubeugen. Dieser Ansatz, obwohl gut gemeint und vorausschauend, kann jedoch unerwünschte Risiken mit sich bringen, die die langfristige Gesundheit der Katze gefährden. Es ist essenziell, informiert zu bleiben, denn Prävention darf niemals auf Kosten eines ausgewogenen Nährstoffhaushalts gehen.
Was ist Nierenfutter und für wen ist es gedacht?
Nierenfutter wurde spezifisch für Katzen entwickelt, bei denen bereits eine chronische Nierenerkrankung (CNI) diagnostiziert wurde. Diese therapeutischen Futtermittel sind oft verschreibungspflichtig und unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und therapeutischen Zielsetzung deutlich von herkömmlichem Katzenfutter. Ihr Hauptzweck ist es, die Nieren zu entlasten und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Wird gesunden Katzen ohne tierärztliche Empfehlung Nierenfutter verabreicht, kann dies zu unbeabsichtigten Nährstoffungleichgewichten führen, anstatt den gewünschten Schutz zu bieten. Die spezifische Formulierung ist auf die Bedürfnisse kranker Nieren zugeschnitten, nicht auf die eines gesunden Stoffwechsels.
Die Risiken von Nierendiäten für gesunde Katzen im Detail
Die Verabreichung von Nierenfutter an eine Katze ohne Nierenprobleme kann verschiedene negative Auswirkungen haben, da die Zusammensetzung nicht auf ihre physiologischen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Gefahr des Nährstoffmangels durch reduzierten Proteingehalt
Nierenfutter enthält bewusst wenig Eiweiß, um die Stoffwechselbelastung für geschädigte Nieren zu reduzieren. Dieser niedrige Proteingehalt ist für kranke Nieren von Vorteil, da der Abbau von Proteinen Abfallprodukte erzeugt, die von den Nieren ausgeschieden werden müssen. Gesunde Katzen hingegen benötigen eine ausreichende Menge an hochwertigem Protein, um Muskelmasse, Immunfunktion und Zellregeneration aufrechtzuerhalten. Eine langfristige Eiweißreduktion, insbesondere bei jungen, wachsenden oder sehr aktiven Katzen, kann zu Muskelschwund (Sarkopenie), einem geschwächten Immunsystem und einer verzögerten Entwicklung führen. Der Körper einer gesunden Katze ist auf eine proteinreiche Ernährung ausgelegt, da Katzen obligate Karnivoren sind.
Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts durch alkalisierende Zusätze
Zur Behandlung einer metabolischen Azidose, die häufig bei Katzen mit CNI auftritt, enthalten viele Nieren-Diäten alkalisierende Substanzen wie Calcium- oder Kaliumacetat. Diese Stoffe sind für Katzen mit Nierenerkrankungen sinnvoll, da sie helfen, den Blut-pH-Wert zu stabilisieren. Für gesunde Katzen sind sie jedoch überflüssig und können das natürliche Säure-Basen-Gleichgewicht stören. Der normale Urin-pH-Wert einer Katze liegt im leicht sauren Bereich. Eine chronische Alkalisierung des Urins und des Blutes kann langfristig das Risiko für Harnwegserkrankungen oder metabolischen Stress erhöhen und entgegen der eigentlichen Absicht die Nierengesundheit negativ beeinflussen.
5 mögliche Folgen einer chronischen Überalkalisierung bei gesunden Katzen
Eine dauerhafte Störung des Säure-Basen-Haushalts durch alkalisierende Zusätze kann weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit einer gesunden Katze haben:
- Erhöhtes Risiko für Harnkristalle oder -steine: Ein alkalischer Urin begünstigt die Bildung von Calciumphosphat- oder Struvitkristallen. Diese Kristalle können sich zu schmerzhaften Harnsteinen entwickeln und das Risiko für Harnwegsverstopfungen – einen medizinischen Notfall bei Katzen – deutlich erhöhen.
- Veränderte Filtrationsdynamik der Nieren: Ein dauerhaft erhöhter Blut-pH-Wert kann die Filtrationsprozesse der Niere (z. B. die glomeruläre Filtrationsrate, GFR) beeinträchtigen. Dies kann zu Elektrolytungleichgewichten wie Hypokaliämie (Kaliummangel) führen, was wiederum die Nierenfunktion weiter stören kann.
- Polyurie und Dehydration: Störungen im Elektrolythaushalt der Niere können die Rückresorption von Wasser im Nierentubulus verringern. Dies kann vermehrten Urinabsatz (Polyurie) zur Folge haben, der, wenn nicht durch erhöhte Flüssigkeitsaufnahme kompensiert, zu Dehydration führen kann.
- Herzrhythmusstörungen: Ein gestörter Kaliumhaushalt, verursacht durch die Überalkalisierung, kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Dies ist besonders bei empfindlichen Tieren oder solchen mit vorbestehenden Herzproblemen gefährlich.
- Neuromuskuläre Symptome: Schwere neurologische Symptome sind zwar selten, doch eine andauernde Alkalose und verschobene Elektrolytwerte können die neuromuskuläre Erregbarkeit erhöhen. Dies kann sich in unspezifischen Symptomen wie Zittern, Muskelzuckungen oder allgemeiner Schwäche äußern, insbesondere bei sensiblen Katzen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Nierengesundheit der Katze
Katzenhalter:innen haben oft viele Fragen zur optimalen Ernährung und Pflege ihrer Samtpfoten, insbesondere wenn es um präventive Maßnahmen geht.
F: Kann ich einer gesunden Katze Nierenfutter geben, um Nierenerkrankungen vorzubeugen?
A: Dies wird nicht empfohlen, es sei denn, es wurde ausdrücklich von einem Tierarzt verordnet. Nieren-Diäten sind therapeutische Futtermittel, die für Katzen mit einer bereits diagnostizierten Nierenerkrankung entwickelt wurden. Wenn sie vorbeugend bei gesunden Katzen eingesetzt werden, können sie unerwünschte Nebenwirkungen verursachen und den Nährstoffhaushalt stören.
F: Was passiert, wenn eine gesunde Katze langfristig eine eiweißarme Diät erhält?
A: Eine langfristige eiweißarme Diät kann zu Ungleichgewichten im Körper führen. Mögliche Folgen sind Blutalkalisierung, Muskelschwund, ein geschwächtes Immunsystem, die Bildung von Harnkristallen, Dehydration, oder eine reduzierte Vitalität und allgemeine Leistungsfähigkeit der Katze.
F: Wie kann ich die Nierengesundheit meiner Katze optimal unterstützen?
A: Um die Nierengesundheit Ihrer Katze zu fördern, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Vereinbaren Sie regelmäßige tierärztliche Kontrolluntersuchungen, insbesondere im Alter.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, zum Beispiel durch Nassfutter oder Trinkbrunnen.
- Füttern Sie ein hochwertiges, ausgewogenes Alleinfuttermittel, das den spezifischen Bedürfnissen Ihrer Katze entspricht.
- Ziehen Sie Nahrungsergänzungsmittel in Betracht, die die allgemeine Zellfunktion und das Immunsystem unterstützen können (hierzu immer den Tierarzt konsultieren).
- Reduzieren Sie Stress und fördern Sie das allgemeine körperliche Wohlbefinden Ihrer Katze durch ein anregendes Umfeld und ausreichend Bewegung.
Katze trinkt Wasser aus Napf zur Unterstützung der Nierengesundheit
Sofern nicht ausdrücklich vom Tierarzt empfohlen, sind Nieren-Diäten für gesunde Katzen nicht geeignet und können mehr Schaden als Nutzen verursachen.
Wichtigste Erkenntnisse auf einen Blick
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Thema Nierenfutter für Katzen differenziert betrachtet werden muss, um das Wohlergehen unserer Fellnasen zu gewährleisten:
- Nieren-Diäten sind medizinische Spezialnahrung, die ausschließlich für Katzen mit einer diagnostizierten chronischen Nierenerkrankung (CNI) entwickelt wurde.
- Sie sind nicht für gesunde Katzen als vorbeugende Maßnahme geeignet, da die angepasste Nährstoffzusammensetzung negative Auswirkungen auf einen gesunden Stoffwechsel haben kann.
- Die beste Unterstützung für eine langfristige Nierengesundheit bietet eine Kombination aus ausgewogener Ernährung, die auf die Bedürfnisse einer gesunden Katze abgestimmt ist, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und der frühzeitigen Erkennung von Problemen durch regelmäßige tierärztliche Untersuchungen.
Sprechen Sie immer mit Ihrem Tierarzt, bevor Sie die Ernährung Ihrer Katze umstellen, um sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Pflege für Ihr Haustier gewährleisten.
