Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe in der Welt der Cybersicherheit: NortonLifeLock, ehemals ein Teil von Symantec, hat die Übernahme des deutschen Sicherheitssoftware-Anbieters Avira bekannt gegeben. Dieser Schritt, der sich auf rund 360 Millionen US-Dollar beläuft, markiert bereits die zweite Eigentümerwechsel für Avira in diesem Jahr und wirft wichtige Fragen auf: Was steckt hinter dieser Fusion, und welche Auswirkungen hat sie auf die Nutzer von Sicherheitssoftware? Als Experten für die Erkundung Deutschlands und die damit verbundene digitale Sicherheit beleuchten wir die Hintergründe und die potenziellen Konsequenzen dieser bedeutenden Transaktion.
Die strategische Entscheidung von NortonLifeLock, Avira zu erwerben, zielt auf eine beschleunigte internationale Expansion ab, insbesondere in europäischen Schlüsselmärkten, wo Avira eine starke Präsenz aufweist. Zugleich erweitert Aviras etabliertes Freemium-Geschäftsmodell mit über 30 Millionen aktiven Endgeräten das Produktportfolio des US-amerikanischen Anbieters erheblich. Im Fokus steht dabei die kostenlose Sicherheitslösung Avira Free Security, die die Möglichkeit eines Upgrades auf kostenpflichtige Funktionen bietet. Doch nicht nur die kostenlosen Nutzer werden für NortonLifeLock relevant: Die rund 1,5 Millionen zahlenden Avira-Bestandskunden sollen ebenfalls zu einer Steigerung des Umsatzes und einer finanziellen Aufwertung des Unternehmens beitragen. Die Transaktion unterliegt noch der behördlichen Zustimmung und wird voraussichtlich im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021, das Anfang April endet, abgeschlossen sein. Nach erfolgreichem Abschluss werden Avira-CEO Travis Witteveen und CTO Matthias Ollig Teil der Führungsebene von NortonLifeLock.
Avira im Wandel: Von Investcorp zu NortonLifeLock
Die Übernahme durch NortonLifeLock ist nicht das erste Mal, dass Avira den Besitzer wechselt. Bereits im April 2020 wurde das in Tettnang ansässige Unternehmen mehrheitlich vom in Bahrain ansässigen Investor “Investcorp Technology Partners IV” übernommen. Dies war die erste institutionelle Investition in Avira seit seiner Gründung im Jahr 1986. Bemerkenswert ist, dass die damalige Bewertung des Unternehmens durch die Geschäftsführer von Investcorp und Avira bei 180 Millionen US-Dollar lag – ein Betrag, der nun von NortonLifeLock verdoppelt wird. Dies deutet darauf hin, dass NortonLifeLock, dessen Kerngeschäft bereits auf IT-Sicherheitslösungen fokussiert ist, einen deutlich größeren Nutzen und Profit aus der Integration der Avira-Produkte erwartet als Investcorp, das global in verschiedene Branchen investiert.
Der Fokus auf den Endanwender: Eine strategische Neuausrichtung
Viele Softwarehersteller, die sich ursprünglich auf die Entwicklung klassischer Antiviren-Software konzentrierten, sehen sich seit geraumer Zeit einem tiefgreifenden Marktwandel gegenübergestellt. Die Notwendigkeit, sich mit neuen Produkten, Geschäftsfeldern und -modellen neu zu positionieren, ist für viele zu einer existentiellen Frage geworden.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den jüngsten strategischen Schritten von Avira wider. Erst vor rund einem Monat wurden die Vertriebspartner überraschend per E-Mail über die vorzeitige Einstellung der Business-Sicherheitsprodukte informiert. Lizenzen, die eigentlich erst im Laufe des Jahres 2022 auslaufen sollten, werden zum 1. Januar 2022 ungültig. Avira begründete diesen Schritt damit, sich zukünftig voll auf Endkunden- und OEM-Lösungen konzentrieren zu wollen, bestritt jedoch, dass diese Entscheidung im Zusammenhang mit dem “geschäftlichen Verhältnis zu Investcorp” stehe.
Ob zu diesem Zeitpunkt bereits Verhandlungen mit NortonLifeLock im Gange waren, ist zwar unbekannt, doch eine bemerkenswerte Parallele zeigt sich im Verhalten von Symantec Corporation. Bereits im August 2019, noch bevor die Umfirmierung zu NortonLifeLock erfolgte, verkaufte Symantec seine Business-Sparte (und die Rechte am Markennamen Symantec) an Broadcom. Seither konzentriert sich Symantec Corporation unter den Marken Norton und NortonLifeLock auf das Privatkundengeschäft. Die Neuausrichtung der Avira-Produkte auf eben diese Zielgruppe ist somit mehr als nur ein glücklicher Zufall – es scheint eine klare strategische Konvergenz zu sein.
Norton Logo
Was bedeutet die Übernahme für Sie als Nutzer?
Für Nutzer von Avira-Produkten birgt die Übernahme durch NortonLifeLock sowohl Chancen als auch potenzielle Veränderungen. Einerseits ist zu erwarten, dass die Integration zu einer breiteren Palette an Sicherheitsfunktionen und einer verbesserten globalen Abdeckung führen wird. Die Expertise und technologische Infrastruktur beider Unternehmen könnten in innovativen neuen Produkten und Dienstleistungen münden. Andererseits wird es spannend zu beobachten sein, wie sich das beliebte Freemium-Modell von Avira unter der neuen Führung weiterentwickelt. Die Befürchtung, dass kostenlose Angebote eingeschränkt oder kostenpflichtige Funktionen stärker beworben werden könnten, ist nicht unbegründet.
Die Konzentration auf das Privatkundengeschäft deutet darauf hin, dass NortonLifeLock Aviras Stärken im Bereich der Endverbrauchersicherheit nutzen möchte. Dies könnte zu einer noch stärkeren Fokussierung auf benutzerfreundliche Lösungen führen, die den Schutz des einzelnen Nutzers im Internet optimieren. Es ist ratsam, die offizielle Kommunikation von NortonLifeLock und Avira in den kommenden Monaten aufmerksam zu verfolgen, um über Produktänderungen und neue Angebote informiert zu bleiben.
Die Fusion von NortonLifeLock und Avira ist ein deutliches Signal für die dynamische Natur des Cybersicherheitsmarktes. Für deutsche Nutzer bedeutet dies, dass die Landschaft der verfügbaren Sicherheitswerkzeuge weiterhin im Fluss ist. Es lohnt sich, stets auf dem Laufenden zu bleiben und die eigenen digitalen Schutzmaßnahmen kritisch zu hinterfragen, um auch in Zukunft optimal abgesichert zu sein. Entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten, wie Sie Ihre digitale Identität und Ihre Daten in Deutschland schützen können – eine fortlaufende Reise in die Welt der Cybersicherheit.
