Wer Versicherungsnehmer bei der Proxalto Lebensversicherung AG ist, dem könnte ein unerfreuliches Erwachen bevorstehen: Fondsanteile aus dem Anlagebestand fondsgebundener Rentenversicherungen sind verschwunden – und das nicht nur in Einzelfällen. Diese besorgniserregende Entwicklung betrifft möglicherweise eine Vielzahl von Verträgen und wirft ernste Fragen zur Transparenz und Verwaltung auf.
Versicherungsmakler wie wir haben dies mit großer Verwunderung festgestellt: Die Anzahl der ausgewiesenen Fondsanteile wurde reduziert, obwohl dies unter normalen Umständen nicht geschehen dürfte. In den uns bekannten Fällen wurden die Beiträge stets in voller Höhe und pünktlich gezahlt. Es wurden keine Entnahmen getätigt und es fielen auch keine anderweitigen Kosten an, die eine solche Minimierung des Vertragsguthabens oder der Anteilsstückzahl rechtfertigen könnten.
Fehlende Fondsanteile in der Proxalto fondsgebundene Rentenversicherung
Proxalto zur Prüfung aufgefordert – Fehler bestätigt
Die unerklärliche Verkleinerung der Fondsanteile ist alarmierend. Ein konkretes Beispiel zeigt die Dimension: Während zu einem Stichtag im Jahr 2021 noch 336,47418 Anteile inklusive der Überschüsse verzeichnet waren, wurden im Jahr darauf nur noch 327,9498 Fondsanteile ausgewiesen. Angesichts dieser Diskrepanz wurde der externe Run-Off-Versicherer Proxalto um eine umgehende Prüfung und Korrektur der Fehler gebeten. Trotz einer gesetzten Frist lagen jedoch über einen Monat lang keine Ergebnisse vor.
Eine zentrale Frage in diesem Zusammenhang ist, ob es sich um einen systemischen Fehler handelt. Sollte dies der Fall sein, könnten weitaus mehr Versicherungsnehmer und ihre fondsgebundenen Rentenversicherungsverträge betroffen sein. Die Proxalto bestätigte schließlich das Problem und entschuldigte sich: Die Anzahl der Fondsanteile sei im vorliegenden Fall nicht korrekt ausgewiesen worden. Die Korrektur sei veranlasst worden und der Kunde habe den aktualisierten Vertragsbestand erhalten. Einem betroffenen Versicherungsnehmer entstand durch den Fehler ein Minus von 23 Anteilen, was zu diesem Stichtag einem Fehlbetrag von 2.026 € entsprochen hätte.
Der Kontext: Proxaltos Bestandsübernahme und die Dimension des Problems
Um die mögliche Tragweite dieses Sachverhalts zu verdeutlichen, lohnt sich ein Blick auf die jüngere Geschichte von Proxalto. Der Vertragsbestand der Generali Lebensversicherung AG wurde 2019 an die Viridium Gruppe veräußert und später in Proxalto Lebensversicherung AG umbenannt. Allein durch diese Übernahme wuchs der Bestand um rund 3,8 Millionen Verträge an. Weitere Portfoliogesellschaften der Viridium Gruppe sind die Heidelberger Leben, Skandia Leben und Entis Leben mit einem Volumen von insgesamt weiteren 1 Million Verträgen.
Die schiere Größe dieses Bestandes, selbst wenn die Anzahl neu geschlossener Verträge abgenommen hat, ist erheblich. Sollte es sich tatsächlich um einen systemischen Fehler handeln, wäre der potenzielle Schaden für die versicherten Kunden exorbitant hoch. Bislang äußert sich die Proxalto hierzu jedoch nur zurückhaltend. Es bleibt weiterhin unklar, welche Verträge genau betroffen sind, ob es sich um eine begrenzte Anzahl von Fällen handelt, ob ein Fehler im System für die Reduktion der Fondsanteile verantwortlich ist und ob sich die Auswirkungen des Fehlers auf einen bestimmten Zeitraum eingrenzen lassen. Auch ist von Bedeutung, ob Proxalto die Verträge potenziell betroffener Versicherungsnehmer proaktiv prüft oder ob die Initiative von externen Dritten oder den Kunden selbst ausgehen muss.
Experten warnen: Systematischer Fehler und rechtliche Implikationen
Während Proxalto und Viridium in ihren spärlichen Stellungnahmen oft den Eindruck eines Einzelfalls erwecken, befürchten Experten das Risiko eines umfangreichen Verbraucherskandals. Es steht fest, dass es mehr als nur einen Fall gibt, in dem Fondsanteile in der fondsgebundenen Rentenversicherung fehlen. Es werden sogar vermehrt Stimmen laut, die eine Einschaltung der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) als dringend notwendig erachten.
Gerade in rechtlicher Hinsicht könnten hier weitreichende Konsequenzen drohen: Unterlässt die Proxalto eine umfassende, unaufgeforderte Vertragsprüfung und -korrektur ihres gesamten oder zumindest des infrage kommenden Bestandes, so könnte dies einen Verstoß gegen § 1a VVG (Versicherungsvertragsgesetz) darstellen. Dieser Paragraf regelt die vorvertragliche Anzeigepflicht und die Folgen einer Verletzung.
Handlungsaufforderung: Überprüfen Sie Ihre fondsgebundene Rentenversicherung bei Proxalto
Wenn Sie eine fondsgebundene Rentenversicherung bei der Proxalto abgeschlossen haben, legen wir Ihnen dringend ans Herz, Ihren Versicherungsvertrag, insbesondere die jährlichen Standmitteilungen, genau zu überprüfen und miteinander zu vergleichen. Sollten Sie feststellen, dass Fondsanteile fehlen oder sich unerklärlicherweise reduziert haben, sollten Sie sich umgehend an die Proxalto wenden. Gerne unterstützen wir Sie bei der Überprüfung und im Kontakt mit dem Versicherer. Es ist entscheidend, dass Sie Ihre Rechte als Versicherungsnehmer wahrnehmen und Klarheit über Ihr Vertragsguthaben erhalten.
