Die Kalibrierung von Mess- und Prüfmitteln ist ein entscheidender Prozess in vielen Branchen, um die Qualität und Zuverlässigkeit von Produkten und Dienstleistungen sicherzustellen. Innerhalb des SAP-Systems lassen sich diese komplexen Abläufe nahtlos über die Module Qm Pm (Qualitätsmanagement und Instandhaltung) steuern und dokumentieren. Dieser umfassende Leitfaden beleuchtet Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Prüfmittel in SAP kalibrieren, Ergebnisse erfassen und fundierte Nutzungsentscheidungen treffen können. Unser Ziel ist es, Ihnen eine detaillierte Anleitung an die Hand zu geben, die nicht nur die Prozessschritte erklärt, sondern auch die Vorteile einer integrierten Lösung für Ihr Unternehmen hervorhebt.
Der Hauptzweck einer Kalibrierprüfung besteht darin, festzustellen, ob jedes im Instandhaltungsauftrag spezifizierte Gerät die vordefinierten Leistungsspezifikationen erfüllt. Dies umfasst die Überprüfung der Geräte, die Erfassung der Prüfergebnisse, die Bewertung jedes Geräts und die abschließende Vergabe des Verwendungsentscheids für das Prüflos.
1. Schritt: Anlegen eines Prüfmittels (Kategorie Q)
Der erste Schritt im Kalibrierungsprozess in SAP ist die korrekte Anlage des Prüfmittels. In SAP wird hierfür eine spezielle Gerätekategorie verwendet: Q für Prüfmittel. Diese Klassifizierung stellt sicher, dass das System das Gerät als kalibrierungsrelevant erkennt und die entsprechenden qm pm-Funktionen bereitstellt.

Bei der Erstellung des Prüfmittels wählen Sie in den Stammdaten die Kategorie “Q” aus. Die weiteren Angaben wie Beschreibung, technische Daten und Kostenstellen sind ähnlich wie bei der Anlage anderer Maschinen oder Anlagen. Achten Sie auf eine präzise Dokumentation, da diese Daten für nachfolgende Schritte und Auswertungen relevant sind. Eine korrekte Anlage ist die Basis für ein reibungsloses Zusammenspiel von SAP QM und SAP PM im Kalibrierungsprozess.
2. Schritt: Erstellung eines Equipment-Arbeitsplans (IA01)
Nachdem das Prüfmittel angelegt wurde, muss ein spezifischer Arbeitsplan für die Kalibrierung erstellt werden. Dies geschieht in der Transaktion IA01. Der Arbeitsplan beschreibt detailliert die notwendigen Schritte und Prüfungen, die während der Kalibrierung durchgeführt werden müssen.

Beim Anlegen des Arbeitsplans ist es entscheidend, die QM-relevanten Daten zu hinterlegen. Hierzu gehören insbesondere die Inspektionspunkte. Für Prüfmittelkalibrierungen wird häufig der Inspektionspunkt 300 verwendet, der die Prüfung im Rahmen der Instandhaltung kennzeichnet. Innerhalb der Vorgänge des Arbeitsplans definieren Sie die einzelnen Arbeitsschritte.

Sie fügen die erforderlichen Arbeitsvorgänge hinzu, wie z.B. “Visuelle Inspektion”, “Funktionsprüfung” oder “Genauigkeitsprüfung”.

Für jeden Arbeitsvorgang können Sie spezifische Prüfmerkmale hinterlegen. Wählen Sie dazu die entsprechende Zeile aus und klicken Sie auf die Schaltfläche “Prüfmerkmale”.

Hier geben Sie die Stammprüfmerkmale an, die bereits im SAP QM definiert sind, und verknüpfen sie bei Bedarf mit einem Stichprobenverfahren. Diese Prüfmerkmale definieren, was genau gemessen oder geprüft wird und welche Toleranzen gelten.

Die präzise Definition dieser Daten ist unerlässlich, um später eine korrekte Ergebniserfassung und Bewertung im Rahmen des qm pm-Prozesses zu gewährleisten.
3. Schritt: Anlegen eines Wartungsplans (IP01)
Nachdem der Equipment-Arbeitsplan erstellt und dem Prüfmittel zugeordnet wurde, ist der nächste Schritt das Anlegen eines Wartungsplans in der Transaktion IP01. Der Wartungsplan steuert die Häufigkeit und den Zeitpunkt der Kalibrierungen.

Sie geben die entsprechenden Einträge für den Wartungsplan ein, wie z.B. den Planungszyklus (z.B. jährlich, halbjährlich), das Startdatum und die Verknüpfung zum zuvor erstellten Equipment-Arbeitsplan.

Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Felder korrekt ausgefüllt sind, um die automatische Generierung von Instandhaltungsaufträgen und Prüflosen zu ermöglichen. Speichern Sie den Wartungsplan nach der Eingabe aller Daten.
Ein gut konfigurierter Wartungsplan ist das Herzstück einer proaktiven Prüfmittelverwaltung und fördert die Einhaltung von Kalibrierintervallen. Eine weitere Optimierung der Datenaustauschprozesse könnte beispielsweise die Integration von SAP und Kafka sein, um Echtzeitdaten effizient zu verarbeiten und in Ihre qm pm-Prozesse einzubinden.
4. Schritt: Terminierung des Wartungsplans (IP10)
Nach dem Anlegen des Wartungsplans muss dieser terminiert werden, um die Generierung von Instandhaltungsaufträgen und den zugehörigen Prüflosen auszulösen. Dies erfolgt über die Transaktion IP10.

Hier legen Sie die Terminierungszyklen fest und starten die Planung. Das System generiert dann auf Basis des Wartungsplans die fälligen Abrufobjekte.

Überprüfen Sie die generierten Plantermine und stellen Sie sicher, dass sie Ihren Anforderungen entsprechen.

Wählen Sie die erste Zeile aus, geben Sie den Plantermin frei und speichern Sie.

Danach kehren Sie zur Terminierungsübersicht zurück.
Wählen Sie erneut die erste Zeile und klicken Sie auf das Fernglas-Symbol, um den generierten Instandhaltungsauftrag mit dem zugehörigen Prüflos anzuzeigen.

Der Prüflosnummer wird im hervorgehobenen Bereich angezeigt.

Damit ist das Prüflos erfolgreich generiert und steht für die Ergebniserfassung bereit.

5. Schritt: Bearbeitung des Prüfloses – Ergebniserfassung und Verwendungsentscheid (QA32)
Sobald das Prüflos generiert ist, beginnt der eigentliche Kalibrierungsprozess. Die Bearbeitung erfolgt in der Arbeitsliste für Prüflose, Transaktion QA32. Hier werden die Prüfergebnisse erfasst und der finale Verwendungsentscheid getroffen.

Geben Sie das zu prüfende Equipment ein, um die entsprechenden Prüflose anzuzeigen.

Sie erfassen die Messwerte für jedes Prüfmerkmal. Liegt der erfasste Wert innerhalb des vordefinierten Toleranzbereichs (Untergrenze und Obergrenze), wird das Ergebnis als “OK” bewertet.

Nachdem alle Ergebnisse erfasst wurden, bestätigen Sie die Eingaben.

Als Nächstes folgt der Verwendungsentscheid (VE), ein zentraler Schritt im SAP QM-Prozess.

Basierend auf den erfassten Prüfergebnissen wählen Sie den passenden Verwendungsentscheid aus: “Verwendbar (A)”, “Anpassung erforderlich (R1)” oder “Nicht verwendbar (R2)”.

Im Beispiel wurde “A” (Verwendbar) gewählt.

Bestätigen Sie den Verwendungsentscheid.

Nachdem der Verwendungsentscheid abgeschlossen ist, verschwindet das Prüflos aus der Arbeitsliste in QA32, wenn Sie die Ansicht aktualisieren.

Damit sind die Ergebniserfassung und der Verwendungsentscheid für den entsprechenden Instandhaltungsauftrag abgeschlossen. Der Kalibrierungs-Instandhaltungsauftrag kann nun, wie andere Instandhaltungsaufträge, technisch abgeschlossen werden.
Fazit
Die Integration von qm pm in SAP bietet eine robuste und effiziente Lösung für die Verwaltung von Kalibrierprüfungen. Durch die systematische Verfolgung der hier beschriebenen Schritte können Unternehmen die Genauigkeit ihrer Messmittel sicherstellen, Compliance-Anforderungen erfüllen und die Prozesssicherheit in ihrer Produktion oder ihren Dienstleistungen erhöhen. Eine präzise Konfiguration der Stammdaten, Arbeitspläne und Wartungspläne ist dabei ebenso entscheidend wie die sorgfältige Durchführung der Ergebniserfassung und des Verwendungsentscheids.
Für eine tiefere Integration und Optimierung Ihrer SAP-Prozesse, insbesondere im Bereich der Instandhaltung und Qualitätskontrolle, empfehlen wir Ihnen, die Möglichkeiten von SAP CO09 für die Verfügbarkeitsprüfung oder SAP Interactive Forms by Adobe für eine benutzerfreundlichere Datenerfassung zu erkunden. Solche Erweiterungen können Ihre qm pm-Prozesse weiter rationalisieren und die Effizienz in Ihrem Unternehmen steigern.
