Seit Beginn des Jahres war ich kaum verreist, was für mich ungewöhnlich ist. Heute möchte ich den Grund dafür teilen, auch wenn es schwerfällt. In den ersten Monaten des Jahres verbrachte ich einzelne Tage in den Bergen, in Zernez, Serfaus und Zermatt. Später reiste ich für zwei Tage nach London, wo ich den Bericht über St. Dunstan in-the-East – Lost Place, aber nicht verloren! aktualisierte und mit neuen Fotos versah. Auch in Stockholm war ich nach meiner Schweden-Reise im letzten Jahr nochmals für wenige Tage – und die Sehnsucht nach den nordischen Landschaften und dem besonderen Licht der langen Tage war sofort wieder da.
Berglandschaft in den Alpen mit schneebedeckten Gipfeln und grünen Tälern
Auf einer längeren Reise, wie ich sie mir in meinem Ausblick auf 2019 mit Wunschzielen und Reise-Inspirationen erhofft hatte, war ich jedoch nicht.
Stattdessen konnte ich von zu Hause aus auf dem Blog meine Reisen durch den Oman weiter aufarbeiten und euch die Wüste, ein unbekanntes Fort, verfallene Dörfer und die Berge um Jabal Akhdar näherbringen. Irgendwann fehlten mir dann jedoch sowohl die Zeit als auch die Energie zum Schreiben.
Historische Festung im Oman mit Lehmziegelmauern und Türmen
Aber warum war ich nicht auf Reisen, sondern fast nur zu Hause? Im letzten halben Jahr war ich eine Reisebegleitung der anderen Art: nämlich Reisebegleitung für eine letzte Reise.
Vielleicht habt ihr auch schon einen euch nahestehenden Menschen oder ein geliebtes Tier verloren. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher wird das leider. Und mir ist es in den letzten Jahren mehrmals so ergangen. Jedes Mal mehr ist mir bewusst geworden, dass es für mich in diesen Zeiten wichtig ist, da zu sein.
Mensch, der Hand eines sterbenden geliebten Menschen hält
Auch die Gedanken “hätten wir doch noch mehr Zeit zusammen verbracht”, “wäre ich doch in dem Moment da gewesen” – und ähnliche – kennt ihr möglicherweise. Mit all unseren Verpflichtungen und Jobs – und manchmal auch mit weit voneinander entfernten Wohnorten – ist es jedoch heute meist alles andere als selbstverständlich, “immer da zu sein”! Manchmal müssen wir das einfach akzeptieren, manchmal gibt es aber auch eine Verschiebung der Prioritäten – und Lösungen, die wir uns vorher vielleicht nicht zu hoffen getraut hätten, werden möglich. Auch bei mir ist das nicht anders: die Arbeit und das Umfeld liessen zum Glück etwas Flexibilität zu, wenn auch nicht einen kompletten Ausstieg auf unbestimmte Zeit.
Eines habe ich auf keinen Fall mehr übers Herz gebracht: länger zu verreisen. Eine Reise zu buchen, auch nur für eine Woche, war mir alles zu viel, die Ungewissheit – auch bei einer kurzfristigen Buchung – zu gross und der Wunsch, dass wenigstens jemand da sein kann, zu wichtig.
Mitte Juni rückte die lange befürchtete, letzte Reise näher. Man konnte es sehen, fühlen, riechen und hören. Eine unaufhaltsame Entwicklung, gegen die anzukämpfen irgendwann unmöglich wird, so dass man eben nur noch mitgehen, mitbegleiten und ganz fest da sein kann. Herzzerreissend ist das manchmal! Der Tod ist nicht immer ein ruhiges Einschlafen, sondern eher ein Kampf, ein Krampf, ein Stunden und Tage dauernder Prozess.
Symbolbild für Trauer und Abschied, z.B. eine Kerze im Dunkeln
Dennoch bin ich schlussendlich dankbar: Dankbar für ein langes, freies Wochenende mit viel Zeit, einfach nur da zu sein. Dankbar für ganz viel Liebe, Vertrauen, Nähe, gemeinsame Zeit und für (hoffentlich) richtig getroffene Entscheidungen.
Danach ist da eine grosse Leere und Trauer. Jemand fehlt, fehlt sehr! Aufräumen hilft, waschen, etwas Alltag. Wieder einmal lachen hilft auch! Und da sind auch liebe Erinnerungen, “weißt du noch”-Geschichten, die aufkommen und geteilt werden, wieder etwas mehr Zeit für sich selbst, aufkeimende neue Pläne, vielleicht auch Reisepläne? Die Trauer braucht weiterhin Zeit, viel Zeit, und das darf auch so sein.
Nahaufnahme eines vergilbten Fotoalbums mit alten Fotos
Eine Reise habe ich bisher noch immer nicht geplant. Momentan ist auch der Sommer in der Schweiz schön und einige heisse Tage (und Nächte ohne viel Abkühlung) liegen hinter uns. Da ist jeder entspannte Sommerabend und jedes fröhliche Wochenende eine kleine Auszeit.
Gerade habe ich auch wieder erlebt, welche landschaftlichen Perlen quasi vor unserer Haustür liegen. Wir müssen sie nur entdecken!
Damit wünsche ich euch weiterhin einen glücklichen und möglichst sorgenfreien Sommer – und ganz viel Zeit und Freiheit für euch und eure Lieben.
Liebe Grüsse
Miuh
P.S. Habt ihr eine ähnliche Geschichte und kennt ihr manchmal auch diese Zerrissenheit zwischen Reisefreude und Situationen, die euch zu Hause halten? Schreibt gerne einen Kommentar oder verlinkt einen eigenen Beitrag, wenn ihr eure Geschichte teilen möchtet. Es ist wichtig, dass wir uns in solchen Momenten nicht allein fühlen. Für diejenigen, die vielleicht auch Unterstützung bei der Organisation von Reisen suchen, könnte die Information über reiseziele für singles oder auch spezialisierte Angebote wie tui reisen ab 60 plus interessant sein, um neue Perspektiven und Möglichkeiten zu entdecken. Auch das Stöbern bei Anbietern wie schirmer reisen kann Inspiration für zukünftige Unternehmungen liefern.