In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und bewusster Konsum immer stärker in den Fokus rücken, spielt auch die Art und Weise, wie wir mit unseren Lebensmitteln umgehen, eine zentrale Rolle. Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch ein Ausdruck eines verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen, der in der deutschen Esskultur traditionell einen hohen Stellenwert genießt – man denke an die kluge Resteverwertung in der Hausmannskost. Hier setzt die Restegourmet App an, ein vergleichsweise junges Angebot zur nachhaltigen Ernährung. Trotz der gelegentlichen Bezeichnung einiger Funktionen als “Beta-Phase” und der Wortwahl, die zahlende Nutzer:innen als “Unterstützer:innen” und Lizenzen als “Crowdfunding-Beitrag” betitelt, präsentiert sich Restegourmet als durchdachte und professionell umgesetzte Lösung. Unser Testbericht beleuchtet, wie gut die App deutsche Haushalte dabei unterstützt, ihre Kochgewohnheiten klimafreundlicher und kostengünstiger zu gestalten, und worauf Nutzer:innen achten sollten.
Der “Preis” der Kostenlosen Version: Werbung und eingeschränkte Funktionen
Die kostenlose Variante von Restegourmet positioniert sich als werbefinanzierte App mit einem deutlich begrenzten Funktionsumfang. Diese Werbung manifestiert sich in verschiedenen Formen: als illustrierte Anzeigen zwischen den Kochrezepten, als bis zu 30-sekündige Videoclips vor dem Anzeigen KI-generierter Rezepte und als gelegentliche Affiliate-Links, die beispielsweise zu Onlinehändlern wie Amazon führen. Während werbliche Links und Bildanzeigen die Nutzererfahrung nur minimal stören, stellten die langwierigen Video-Werbeblöcke unsere Geduld im Test wiederholt auf die Probe. Besonders kritisch sehen wir zudem die Auswahl der beworbenen Unternehmen, die mitunter Lieferdienste für Essen oder Online-Versandhändler für Importware aus Übersee umfassen – Angebote, die mit den Prinzipien klimafreundlicher Ernährung nur schwer vereinbar sind.
Eine Personalisierung der Werbeinhalte wird über Statistik-, Marketing- und Personalisierungs-Cookies vorgenommen. Die daraus gewonnenen Daten leitet Restegourmet an Onlinemarketing-Anbieter und Direktpartner weiter. Im Gegensatz zu den für den technischen Betrieb der Webseite und App notwendigen Cookies können die kommerziellen Cookies jedoch deaktiviert werden. Dies schützt zwar nicht vor Werbung an sich, aber immerhin vor der Verarbeitung individueller Personendaten durch “Anzeigentechnologie-Anbieter”, wie der App-Anbieter selbst formuliert. Dies ist ein wichtiger Aspekt für datenschutzbewusste Nutzer:innen in Deutschland, die Wert auf Transparenz legen.
Der Wert der Premium-Version: Abo-Modelle und Datenhoheit bei Restegourmet
Selbst Verbraucher:innen, die sich von einem hohen Werbeaufkommen nicht abschrecken lassen und wenig Wert auf die Sicherheit ihrer Daten legen, werden bei Restegourmet schnell geneigt sein, den fair bemessenen Preis für die uneingeschränkte Nutzung der App zu entrichten. Alternativ müssen Nutzer:innen an vielen Stellen mit einem schmerzhaft deutlich eingeschränkten Funktionsumfang leben. Restegourmet bietet sein günstigstes Monatsabonnement für 1,99€ an. Das Jahresabo ist für 11,99€ erhältlich, und eine zeitlich unbefristete Nutzungslizenz schlägt mit 39,99€ zu Buche. Je nach gewähltem Paket ist eine kostenlose Testphase von drei oder sieben Tagen enthalten.
Für die kostenpflichtige Nutzung ist eine Registrierung erforderlich, die per Verifizierungs-E-Mail bestätigt werden muss. Zwar wird auch das Login über bestehende Accounts bei Apple, Google oder anderen Online-Plattformen angeboten, doch empfehlen wir zugunsten der Datensparsamkeit stets den Gebrauch der E-Mail-Adresse. Positiv hervorzuheben ist, dass Restegourmet in seinen Datenschutzbestimmungen detailliert erläutert, welche persönlichen Daten beim Gebrauch eines sogenannten Social Logins (etwa über Facebook, LinkedIn & Co.) an die jeweiligen Unternehmen weitergegeben werden. Obwohl wir annehmen, dass nur wenige Verbraucher:innen diese Hinweise im Detail lesen werden, schaffen sie zumindest mehr Transparenz, als wir es von den meisten Nachhaltigkeits-Apps mit kommerziellem Interesse gewohnt sind. Diese Offenheit trägt zur Vertrauenswürdigkeit von Restegourmet bei.
Nutzeroberfläche der Restegourmet App mit Rezeptvorschlägen und Werbeeinblendungen zur Veranschaulichung der kostenlosen Version
Das Herzstück: Intelligente Rezeptsuche und Resteverwertung mit Restegourmet
Videos von ein bis zwei Minuten Länge führen auf Wunsch in die wichtigsten Funktionen der Restegourmet App ein. Beispielsweise wird erklärt, wie man mit Hilfe von Restegourmet den größten Genuss aus bereits vorrätigen Zutaten herausholt, oder wie man die inspirierende Rezeptsuche nutzt und Mahlzeiten besonders sparsam und ressourcenschonend plant. Alternativ kann man sich durch die umfassenden und großzügig illustrierten Texte auf der Hilfeseite scrollen. Glücklicherweise ist die Restegourmet App so intuitiv und leicht bedienbar, dass sich der Großteil der Funktionen auch ohne langwierige Tutorials erschließt – ein großer Vorteil für den schnellen Einstieg in die nachhaltige Küche.
Das Herzstück der App ist eine innovative Rezeptsuche, die den im Haushalt vorrätigen Lebensmitteln passende Kochideen zuordnet. Diese Zutaten lassen sich bequem in ein Textfeld eingeben, woraufhin die App passende Treffervorschläge anzeigt, die angetippt und der Zutatenliste hinzugefügt werden können. Eine besonders überzeugende Funktion für die Resteverwertung ist die Möglichkeit, die Liste durch ein Foto des Kassenbons oder der nebeneinander platzierten Lebensmittel zu erstellen. Die Trefferquote dieser Kamerasuche überraschte uns positiv: Die meisten Lebensmittel wurden korrekt erkannt. Für jedes Foto wird Nutzer:innen ein Teil ihres wöchentlichen “KI-Guthabens” in Rechnung gestellt. Dieses ist in der zahlungspflichtigen App-Version jedoch so großzügig bemessen, dass es sich nicht schnell erschöpft.
[Interne Links zu verwandten Themen wie “nachhaltige Ernährung in Deutschland” oder “traditionelle Resteverwertung” ergänzen]Hat man sich erst einmal für die gewünschten Zutaten entschieden, kann die Rezeptsuche durch diverse Filter verfeinert werden. Hier lässt sich die Kategorie festlegen (Hauptspeisen, Salate, Suppen, Aufläufe, Desserts und Cocktails), vegetarische oder vegane Optionen können gewählt, auf Allergien und Unverträglichkeiten hingewiesen und zwischen einfachen und komplexeren Rezepten unterschieden werden. Wählt man den Suchmodus “Inspiration”, schlägt Restegourmet auch Rezepte vor, für die gegebenenfalls noch Zutaten hinzugekauft werden müssen. Im Modus “Direkt loslegen” werden ausschließlich Kochideen angezeigt, die überwiegend oder ausschließlich mit den bereits vorhandenen Vorräten gekocht werden können.
KI-gestützte Kreativität: Individuelle Kochideen von Restegourmet
Auch ein Blick auf die laut Anbieter noch in Entwicklung befindliche KI-Rezeptsuche lohnt sich. Die Sucheingabe ist identisch mit der oben beschriebenen Methode. In diesem Fall greift Restegourmet aber nicht auf eine bestehende Rezeptdatenbank oder Inhalte aus externen Quellen wie Blogs, Koch-Communitys und Onlineshops zurück, sondern kreiert individuelle Kochideen basierend auf den eingegebenen Zutaten. Dabei zeigt sich die hier eingesetzte Technologie als durchaus kreativ, was Rezeptideen aus abenteuerlichen Zutatenkombinationen betrifft. Etwas Sorgfalt bei der Zutatenauswahl und beim Gebrauch der Filter ist jedoch angebracht, denn die KI schreckt auch nicht davor zurück, mutmaßlich ungenießbare Gerichte als “köstliches Geschmackserlebnis” anzupreisen. Hier ist also ein gesundes Maß an Skepsis und Kocherfahrung gefragt.
Screenshot der Restegourmet App mit Wochenplaner, digitalem Kochbuch und der Funktion zur Zutatenerkennung per Foto
Smarte Zusatzfunktionen für den Kochalltag
Die Gestaltung der App-eigenen und KI-generierten Rezepte erschien uns vorbildlich. Präzise formulierte und übersichtlich präsentierte Angaben zu Zutaten, Arbeitsschritten, Kochzeit und Kalorienangaben dürften die Erwartungen der meisten Verbraucher:innen erfüllen. Die in der Datenbank hinterlegten Fotos der Gerichte wirkten aussagekräftig und appetitlich. KI-Rezepte können nach Kriterien wie Plausibilität, Geschmackserlebnis und Qualität der Illustration bewertet und das Feedback direkt an den Anbieter gesendet werden. Dies zeugt von einem Bestreben zur kontinuierlichen Verbesserung, was bei einer App wie Restegourmet besonders wichtig ist.
Lieblingsrezepte können favorisiert und dem digitalen Kochbuch hinzugefügt werden, was eine persönliche Sammlung über die Zeit hinweg ermöglicht. Auch ein Wochenplan steht zur Verfügung, mittels dem man Gerichte einem Datum zuordnen und später in einer tabellarischen Übersicht abrufen kann. Hier ist das kostenpflichtige Abo für Restegourmet quasi unverzichtbar, da in der kostenlosen Version nur maximal drei Rezepte in den Planer eingetragen werden können und dadurch viel Mehrwert verloren geht. Diese Funktion ist gerade für Familien oder Personen, die ihre Essensplanung strukturieren möchten, extrem nützlich und fördert eine noch effizientere Resteverwertung.
Positiv bewerten wir die in der App fast allgegenwärtige Möglichkeit, Hilfestellung zur Anwendung von Restegourmet zu erhalten und Feedback abzugeben. Schlüsselfunktionen werden optional mittels kleiner Infoboxen erklärt und ergänzen die bereits erwähnten Video-Tutorials und die umfassende Hilfeseite. Die Sprechblase unten rechts auf dem Screen führt direkt zu einem Feedbackformular. Lediglich das App-eigene Blog konnte uns nicht vollends überzeugen: Darin finden sich zwar informative Tipps zum Thema Lebensmittelverschwendung und Hinweise zu neuen Funktionen der App, aber auch Kochempfehlungen, die zahlreiche werbliche Links enthalten und offenbar nicht (mehr?) regelmäßig aktualisiert werden.
Fazit: Restegourmet als Wegweiser für nachhaltiges Kochen in deutschen Haushalten
Die Restegourmet App ist – insbesondere in der Bezahlversion ab 1,99€ monatlich – eine überzeugende Anwendung für klimafreundliches und kostengünstiges Kochen. Sie bietet einen praktischen Ansatz, die in deutschen Haushalten oft geschätzte Tradition der Resteverwertung modern und digital umzusetzen. Die kostenlose Basisvariante können wir aufgrund der Mängel bei der Datensicherheit und dem durch Werbung negativ beeinträchtigten Nutzungserlebnis nur eingeschränkt empfehlen. Die in der Basisvariante regelmäßig abgespielten Werbevideos zeichnen sich zudem durch einen hohen Datenverbrauch aus, was weder gut für die eigene Emissionsbilanz noch für das mobile Datenguthaben ist. Immerhin: Über eine Filterfunktion in der Suche können externe Rezeptanbieter ausgeschlossen werden, auf deren Seiten unverhältnismäßig viel Werbung zu finden ist.
In der Summe überwiegen die positiven Eindrücke der Premiumversion, nicht zuletzt durch die Sorgfalt im Detail, das zufriedenstellende Nutzungserlebnis und den ökologischen wie finanziellen Mehrwert des Angebots. Für alle, die aktiv Lebensmittelverschwendung reduzieren, nachhaltiger kochen und dabei noch Geld sparen möchten, ist Restegourmet eine empfehlenswerte Investition. Haben Sie bereits Erfahrungen mit Apps zur Resteverwertung gemacht oder ist Restegourmet Ihr Favorit? Teilen Sie uns Ihre Meinung und Ihre liebsten nachhaltigen Kochtipps mit!
Quellenangaben
Quelle: Screenshots