Russische Kryptowährung kaufen: Putins Krypto-Gesetz entlarvt die Risiken

Wladimir Putin während einer Pressekonferenz, symbolisch für die staatliche Kontrolle über russische Kryptowährung und Finanzmärkte

Die Schlagzeilen überschlugen sich: “Russland legalisiert Krypto-Mining!” Eine Nachricht, die in vielen Bitcoin-Medien auf positives Echo stieß und den Eindruck erweckte, das Land öffne sich der digitalen Finanzwelt. Doch wer ernsthaft überlegt, Russische Kryptowährung Kaufen zu wollen, sollte genauer hinsehen. Die vermeintliche “Legalisierung” ist bei kritischer Betrachtung vielmehr ein Instrument staatlicher Kontrolle und ein Versuch, die heimische Krypto-Szene in eine enge Staatsräson zu zwängen. Weit entfernt von einem Schritt in Richtung einer freiheitlicheren Wirtschaftsordnung, signalisiert das neue russische Kryptogesetz massive Einschränkungen für Privatpersonen und zielt darauf ab, die Nutzung von Kryptowährungen als Werkzeug zur Sanktionsumgehung und Devisenbeschaffung zu monopolisieren.

Die vermeintliche “Legalisierung” und ihre Tücken

Was die Medien berichten und warum es irreführend ist

Zahlreiche internationale Medien griffen die Nachricht auf, Russland habe das Mining von Kryptowährungen mit einem neuen Gesetz legalisiert. Oft wurde diese Meldung unkommentiert aus russischen Regierungsquellen übernommen, scheinbar erfreut über eine positive Nachricht im Kontext von Bitcoin, selbst wenn sie Russland betraf. Der Tenor war klar: Russland öffnet sich, schafft klare Regeln und bietet eine Basis für Krypto-Unternehmen.

Eine kritische Perspektive aus der Praxis

Diese Darstellung ist jedoch irreführend. Aus praktischer Erfahrung zeigt sich ein wesentlich komplexeres und restriktiveres Bild. Das neue Gesetz, das ab dem 1. November 2024 in Kraft tritt, kommt in Wahrheit einem weitreichenden Verbot öffentlicher Börsen und Wallets für russische Bürger gleich. Es ist ein Versuch der Regierung, die vitale, aber auch aufsässige russische Bitcoin-Szene vollständig zu kontrollieren und für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Wer jetzt überlegt, russische Kryptowährung kaufen zu wollen, muss die wahren Auswirkungen dieses Gesetzes kennen und verstehen.

Die Krypto-Landschaft Russlands vor dem neuen Gesetz

Mining: Von der Grauzone zur regulierten Aktivität

Bevor das neue Gesetz in Kraft tritt, war das Bitcoin-Mining in Russland nicht explizit verboten, befand sich aber lange Zeit in einer rechtlichen Grauzone. Mit dem “Gesetz über digitale Finanzanlagen” (DFA-Gesetz), das am 1. Januar 2021 in Kraft trat, wurde Mining erstmals als unternehmerische Tätigkeit definiert, die prinzipiell reguliert und besteuert werden kann. In der Folge begann Russland, das Mining stärker zu kontrollieren, insbesondere hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Besteuerung. Angesichts reichlicher und oft günstiger Energiequellen, insbesondere in Regionen wie Irkutsk und Krasnojarsk, entwickelte sich Russland zu einem bedeutenden Standort für das Bitcoin-Mining.

Kauf, Verkauf und Besitz für Privatpersonen – eine Momentaufnahme

Der Kauf, Verkauf und Besitz von Kryptowährungen wie Bitcoin ist für Privatpersonen in Russland derzeit noch legal. Allerdings dürfen Kryptowährungen nicht als gesetzliches Zahlungsmittel verwendet werden. Der Rubel bleibt die einzige offizielle Währung, und der Erwerb von Waren oder Dienstleistungen mit Bitcoin ist untersagt. Schon vor dem neuen Gesetz gab es für russische Bürger erhebliche Einschränkungen, beispielsweise bei der Einzahlung von Rubel per Banküberweisung auf Kryptobörsen. Wer daher aktuell überlegt, russische Kryptowährung kaufen zu wollen, sieht sich bereits mit einer komplizierten Lage konfrontiert, die durch das neue Gesetz noch verschärft wird.

Das neue Föderale Gesetz Nr. 221-FZ: Ein tieferer Einblick

Am 8. August 2024 unterzeichnete Präsident Putin das Föderale Gesetz Nr. 221-FZ, welches die Rechtslage ab dem 1. November 2024 grundlegend neu definiert. Der genaue Wortlaut ist auf der offiziellen Website für Rechtsakte (http://pravo.gov.ru/) nachzulesen und offenbart eine restriktive Politik.

Das faktische Verbot für öffentliche Krypto-Börsen und Wallets

Das Gesetz verbietet es “einem unbegrenzten Personenkreis digitale Währungen oder Waren (Arbeiten, Dienstleistungen) zur Organisation oder Erleichterung des Umlaufs einer digitalen Währung anzubieten”. Dies kommt praktisch einem Verbot öffentlicher Kryptobörsen und Wallets gleich, die sich an die breite Masse der russischen Bevölkerung richten. Für jemanden, der russische Kryptowährung kaufen möchte, bedeutet dies, dass die etablierten Wege über zugängliche Plattformen de facto geschlossen werden.

Werbeverbote und massive Einschränkungen für russische Bürger

Darüber hinaus verbietet das Gesetz jegliche Werbung für digitale Währungen und damit verbundene Dienstleistungen. Dies zielt darauf ab, die Sichtbarkeit und Attraktivität von Kryptowährungen für russische Bürger weiter zu reduzieren. Kryptobörsen, die sich an russische Kunden wenden, sind von massiven Einschränkungen in der Zusammenarbeit betroffen. Wie streng dieses Verbot durchgesetzt wird, bleibt abzuwarten, doch die Tendenz ist eindeutig: Der freie Handel und Zugang zu Kryptowährungen soll massiv erschwert werden.

Miner als staatlich kontrollierte Devisenbeschaffer

Das Gesetz erlaubt ab September 2024 lizenzierten und überwachten Minern, Bitcoins zu schürfen – allerdings ausschließlich für die Verwendung im Auslandsverkehr. Juristische Personen und Einzelunternehmer, die Mining betreiben, sowie die Betreiber der Mining-Infrastruktur müssen sich in ein spezielles Register des russischen Ministeriums für digitale Technologie, Kommunikation und Massenmedien eintragen lassen. Bürger, die Kryptowährungen schürfen, ohne Einzelunternehmer zu sein, sind davon befreit, solange ihr Energieverbrauch eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Doch auch sie müssen dem Föderalen Finanzüberwachungsdienst Russlands Informationen über die gewonnenen Währungen und deren Identifizierungsadressen zur Verfügung stellen. Dies zeigt, dass das Mining zwar erlaubt ist, aber unter strengsten Auflagen und gründlicher Überwachung stattfindet.

Wladimir Putin während einer Pressekonferenz, symbolisch für die staatliche Kontrolle über russische Kryptowährung und FinanzmärkteWladimir Putin während einer Pressekonferenz, symbolisch für die staatliche Kontrolle über russische Kryptowährung und Finanzmärkte

Lizenzierung, Registrierung und Überwachung der Mining-Aktivitäten

In Abstimmung mit der Zentralbank wird die Regierung Anforderungen formulieren, die das Mining durch natürliche und juristische Personen regulieren. Sie wird sogar die Befugnis haben, das Mining von Kryptowährungen in bestimmten russischen Regionen zu verbieten. Dies macht deutlich, dass Russland das Mining nicht fördert, um eine freie Krypto-Wirtschaft zu etablieren, sondern um eine kontrollierbare Quelle für Devisen zu schaffen, die staatlichen Zielen dient. Wer denkt, dass man über diese Miner dann einfach russische Kryptowährung kaufen kann, unterschätzt die staatliche Kontrolle.

Digitale Finanzanlagen: Staatliche Kontrolle über Token-Märkte

Das Gesetz befasst sich nicht nur mit Mining und dem Handel von Kryptowährungen, sondern präzisiert auch Regelungen zu “Digitalen Finanzanlagen” (DFA), die tokenisierte Wertpapiere oder Anleihen meinen.

Definition und Handel unter strenger Aufsicht der Zentralbank

Das Gesetz erlaubt den Handel mit DFAs auf russischen Blockchain-Plattformen, selbst wenn diese im Ausland ihren Sitz haben. Die Bank von Russland (Zentralbank) behält sich jedoch das Recht vor, die Platzierung einzelner Emissionen zu verbieten, sollte sie diese als Bedrohung für die Finanzstabilität ansehen. Damit sichert sich der Staat auch hier eine umfassende Kontrolle über den Markt für digitale Vermögenswerte.

Beschränkungen für ausländische Assets und russische Käufer

Die Regulierungsbehörde wird zusätzliche Anforderungen für ausländische digitale Rechte festlegen können, die in russischen Systemen platziert werden dürfen. Das Gesetz untersagt russischen Staatsbürgern den Erwerb ausländischer digitaler Finanzaktiva ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Im Kern bedeutet dies, dass der Staat jede Form von digitalem Kapitalfluss und -besitz seiner Bürger strengstens überwachen und steuern möchte. Ein freier Markt, wo man problemlos russische Kryptowährung kaufen kann, ist unter diesen Bedingungen illusorisch.

Der wahre Grund: Sanktionsumgehung und Kontrolle der Kapitalflucht

Die scheinbare Öffnung Russlands gegenüber Kryptowährungen ist ein strategischer Schachzug, um die Auswirkungen internationaler Sanktionen zu mildern und die Kontrolle über die heimische Finanzlandschaft zu behalten.

Bitcoin als Waffe im Wirtschaftskrieg

Die Regierung gestattet heimischen Minern, “Hartgeld” in Form von Bitcoin zu erzeugen, um dringend benötigte Güter zu beschaffen. Dazu gehören Waffen und Vorprodukte für die heimische Rüstungsproduktion zur Finanzierung des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Russland hofft, mittels so gewonnener Kryptodevisen Rohstoffe oder Kriegsgüter im Ausland kaufen zu können, fürchtet aber gleichzeitig den Kontrollverlust über diese neuen Finanzströme. Dieses Modell erinnert stark an Länder wie den Iran, wo die Regierung Bitcoin nutzen will, es aber der eigenen Bevölkerung verbietet. Was als Bewegung zur Emanzipation der Menschen vom Staat begann, soll im Kreml nur dem Staat nutzen, nicht dem Volk.

Die Furcht vor monetärer Selbstverteidigung des Volkes

Die russische Regierung hat berechtigte Gründe, Bitcoin und andere Kryptowährungen zu fürchten. Die Stabilität des ohnehin geschwächten Rubels und damit die der Regierung selbst ist durch den enormen Kapitalabfluss seit dem Überfall auf die Ukraine stark gefährdet. Viele Russen wollen ihr Geld in Sicherheit bringen – raus aus Russland, raus aus dem Rubel, rein in Bitcoin. Dies ist ein Akt der monetären Selbstverteidigung. Angesichts einer offiziell angegebenen Inflation von 18 Prozent pro Jahr (inoffizielle Schätzungen gehen von wesentlich höheren Werten aus) und der Angst, dass der Rubel dem Weg der türkischen Lira (mit bis zu 80 Prozent Inflation pro Jahr) folgt, ist die Flucht in Bitcoin eine verständliche Reaktion. Das neue Gesetz soll diese Kapitalflucht eindämmen.

Die bittere Realität für russische Bürger und Exilanten

Das Streben der russischen Regierung nach Kontrolle prallt auf eine agile Krypto-Szene, die Wege findet, sich in Grauzonen zu bewegen.

Schutz vor Inflation und die Rolle von Bitcoin

Viele Russen kaufen Bitcoin neben Gold und den nur noch in kleinen Tranchen erhältlichen Währungen wie Dollar und Euro. Ziel ist der Schutz des Vermögens vor der galoppierenden Inflation und dem drohenden Wertverlust des Rubels. Für sie ist Bitcoin ein essenzielles Werkzeug zur Bewahrung von Kaufkraft.

Auslandsüberweisungen und die Herausforderungen für Expats

Ein weiterer wichtiger Grund für das wachsende Interesse an Bitcoin sind internationale Transfers. Viele Expats und Gastarbeiter unterstützen Angehörige im Ausland. Seit dem Überfall auf die Ukraine sind Schätzungen zufolge bis zu einer Million, überwiegend junge, gebildete und technik-affine Menschen aus dem Land geflohen. Sie benötigen Wege, um Gelder zu transferieren, was durch westliche Sanktionen und russische Maßnahmen erschwert wird. Findige Russen haben daher Börsen in anderen Jurisdiktionen (Asien, arabischer Raum) gegründet, die weder US-Sanktionen noch russischen Einschränkungen unterliegen.

Grauzonen-Praktiken: Bareinzahlungen und ihre Risiken

Die Bitcoin-Szene in Russland ist vital, aber nicht so, wie es sich die Regierung wünscht. Für viele Russen ist es üblich, sich in einer rechtlichen Grauzone zu bewegen. Eine verbreitete Praxis sind Bareinzahlungen bei Anbietern wie Garantex in Moskau, wo Rubel physisch eingezahlt und auf der Börse gutgeschrieben oder gegen einen teilbaren Coupon getauscht werden. Die Gebühren dafür können rasch 10-15 Prozent erreichen. Diese Praktiken zeigen die Schwierigkeiten auf, wenn man als Privatperson russische Kryptowährung kaufen oder handeln möchte.

AML-Werkzeuge und die ungewollte Bestrafung Unschuldiger

Die US-Sanktionen gegen Börsen wie Garantex komplizieren die Lage für ausländische Transaktionspartner zusätzlich. Anti-Geldwäsche-Werkzeuge (AML-Tools) müssen eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass keine “schmutzigen” (“tainted”) Coins erworben werden und zu westlichen Börsen gelangen. Ironischerweise bestrafen die westlichen Sanktionen so oft gerade diejenigen, die legale Gelder in Sicherheit bringen wollen, darunter Exilanten oder aus anderen Gründen im Ausland lebende russische Staatsangehörige.

Fazit: Eine Warnung vor Propaganda und blinder Romantisierung

Die angeblichen “Fortschritte in der Technologieoffenheit” und die “Legalisierung” des Minings in Russland haben nichts mit den Werten der Bitcoin-Community zu tun. Es handelt sich um reine Propaganda russischer Institutionen, die darauf abzielt, ein falsches Bild im Ausland zu zeichnen.

Keine Technologieoffenheit, sondern staatliche Repression

Die Realität ist, dass die russische Regierung seit der Putin-Ära den Terror gegen das eigene Volk institutionalisiert hat. Demokratische Rechte wurden abgeschafft, die Gewaltenteilung aufgehoben, und Willkür wurde zum Standard. Die Kryptopolitik ist ein weiteres Beispiel für diese systematische Unterdrückung. Das Vorhaben, russische Kryptowährung kaufen oder verkaufen zu können, ist mit erheblichen Risiken verbunden und findet in einem Umfeld statt, das von staatlicher Kontrolle und mangelnder Rechtssicherheit geprägt ist.

Die Notwendigkeit einer realistischen Betrachtung Russlands

Es ist entscheidend, die Realitäten in Russland nüchtern zu betrachten, anstatt einer Romantisierung oder Propaganda auf den Leim zu gehen. Parteien und Strömungen, die mit einer irrationalen Beurteilung des russischen Angriffskrieges agieren, werden so zu willigen Handlangern eines Regimes, das die Prinzipien von Freiheit und Dezentralisierung, die Bitcoin verkörpert, fundamental ablehnt. Wer in diesem Staat einen Verbündeten sieht, hat die wahren Werte der Krypto-Welt nicht verstanden.

Wer daher in Betracht zieht, russische Kryptowährung kaufen zu wollen, sollte sich der komplexen und gefährlichen Gemengelage bewusst sein. Die staatlichen Restriktionen, die politischen Hintergründe und die praktischen Hürden machen den Erwerb und die Nutzung von Kryptowährungen in oder im Zusammenhang mit Russland zu einem Hochrisikounterfangen. Es empfiehlt sich dringend, sich umfassend über die aktuelle Gesetzeslage und die damit verbundenen Risiken zu informieren, bevor man Entscheidungen trifft, die weitreichende finanzielle und rechtliche Konsequenzen haben können.