Der Sap Business Connector (SBC) war einst eine Schlüsseltechnologie für die Verbindung von SAP-Systemen mit externen Partnern. Doch die Zeit schreitet voran und mit ihr die technologischen Entwicklungen. Angesichts des bevorstehenden Endes der Wartung für den SBC stellt sich für viele Unternehmen die dringende Frage: Wie gelingt der Umstieg auf moderne Integrationsplattformen? Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe des SAP Business Connectors, seine Architektur, seine Limitierungen und bietet wertvolle Orientierung für die Migration hin zu zukunftsfähigen Lösungen.
Was ist der SAP Business Connector?
Der SAP Business Connector wurde 1999 eingeführt, als SAP-Systeme primär als ABAP-basierte ERP-Systeme verstanden wurden und es kaum dedizierte Integrationswerkzeuge im SAP NetWeaver Stack gab. SBC diente als Middleware, um SAP-Systeme mit Drittanbietersystemen zu verbinden. Zu dieser Zeit galten Technologien wie XML, HTTP(S) und Webservices als State-of-the-Art für die Business-to-Business-Kommunikation.
SBC Architektur
Mit der Einführung des SAP Web Application Servers und der SAP Exchange Infrastructure (später umbenannt in SAP Process Integration, kurz SAP PI) verlor der SAP Business Connector seine zentrale Rolle als empfohlene Integrationslösung. SAP hat die Weiterentwicklung des SBC eingestellt, bietet jedoch weiterhin Support und stellt die Software zum Download zur Verfügung.
Ein typisches Anwendungsfeld für den SAP Business Connector sind nach wie vor ELSTER-Szenarien. ELSTER ist das gemeinsame Projekt der deutschen Steuerverwaltung zur elektronischen Übermittlung von Steuerdaten. Hierfür wird Middleware benötigt, um Daten an die Finanzbehörden zu transferieren. Angesichts der ständigen Weiterentwicklung von Technologien und gängigen Designmustern wirkt die Architektur des SAP Business Connectors jedoch zunehmend veraltet. Daher suchen viele Kunden nach Strategien, um diese Situation zu bewältigen. Die Wartung für die aktuelle und finale Version 4.8 des SBC endet im Jahr 2027. Unternehmen, die noch SAP Business Connector einsetzen, müssen daher dringend eine Zukunftsstrategie entwickeln.
Die Architektur des SAP Business Connectors
Der SAP Business Connector ist eine Java-Anwendung, die den SAP Java Connector (JCO) nutzt, um eine Verbindung zu SAP-Systemen herzustellen. Die Kommunikation zwischen SBC und SAP ERP basiert daher in erster Linie auf dem RFC-Protokoll. Der SAP Business Connector unterstützt verschiedene Arten der RFC-Kommunikation – synchron, asynchron und transaktional – und bietet integrierte Unterstützung für die IDoc-Kommunikation.
Für die Kommunikation mit Nicht-SAP-Partner-Systemen unterstützt der SBC Protokolle wie HTTP(S), FTP, E-Mail (SMTP, IMAP, POP3), JDBC und Webservices. Über die Transportschicht hinaus kann der SAP Business Connector auch Datenverarbeitung wie Konvertierungen und Mappings durchführen. Dies geschieht mittels einer grafischen Mapping-Engine, XSLT oder durch die Bereitstellung eigener Code-Module (Java oder C++). Für die grafische Mapping-Engine gibt es eine eigene Entwicklungsumgebung, die SAP Business Connector Developer.
SBC grafisches Mapping
Auch wenn Mappings im SAP Business Connector auf den ersten Blick denen in SAP PI ähneln mögen, basieren sie auf einer anderen Technologie und können nicht einfach exportiert oder zu SAP PI, SAP Cloud Integration Suite oder anderen SAP NetWeaver-Komponenten migriert werden. Der SAP Business Connector ist eine reine Java-Anwendung, die auf einer JRE (Java Runtime Environment) läuft. Aktuelle Versionen werden mit der von SAP bereitgestellten Java-Laufzeitumgebung ausgeliefert, frühere Versionen nutzten Laufzeitumgebungen anderer Anbieter. Der SAP Business Connector ist keine Komponente des NetWeaver-Stacks, sondern nutzt proprietäre Technologie. Er besitzt keinen ABAP-Stack und ist trotz seines Charakters als Java-Server grundlegend anders als der SAP WebApplication Server. Er entspricht keiner gängigen Standardisierung wie J2EE oder Ähnlichem, sondern ist eine proprietäre Lösung.
Limitierungen des SAP Business Connectors
Aufgrund seiner eigenständigen Natur sind einige gängige Werkzeuge, die in einer typischen SAP-Landschaft weit verbreitet sind, für den SAP Business Connector nicht verfügbar. So lässt er sich beispielsweise nicht in die SAP Central User Administration integrieren und auch nicht in Lösungen wie Change Request Management (ChaRM) oder Focused Build zur Steuerung von Entwicklungs- und Transportprozessen in der gesamten Landschaft. Es existiert kein Transportmanagementsystem, das mit dem anderer SAP-Lösungen kompatibel wäre.
Fundiertes Wissen in SAP-Administration, Wartung, Entwicklung oder Fehleranalyse hilft bei der Arbeit mit dem SAP Business Connector nur bedingt weiter. Kunden sind oft auf Dienstleister angewiesen, da sie nicht über das nötige Know-how verfügen und es sich in der Regel nicht lohnt, dieses Wissen im eigenen Team aufzubauen. Aufgrund des geringen Standardisierungsgrads und der begrenzten Marktdurchdringung gibt es nur wenige Add-ons oder zusätzliche Inhalte. Für die SAP Cloud Integration Suite oder SAP PI gibt es beispielsweise eine Fülle von Adaptern (z. B. für SFTP oder verschiedene EDI-Standards) und zahlreiche vorgefertigte Integrationsszenarien, die eine Systemintegration erleichtern. Dies ist beim SBC nicht der Fall.
Da der SAP Business Connector seit vielen Jahren nicht mehr weiterentwickelt wurde, unterstützt er Technologien oder architektonische Ansätze, die in den letzten fast zwei Jahrzehnten relevant geworden sind, entweder gar nicht oder nur unzureichend. Beispielsweise bietet er keine Werkzeuge oder spezifische Unterstützung für ODATA oder REST, die heute das Rückgrat vieler Anwendungen bilden. Selbst die Webservices-Unterstützung basiert auf Standards von vor etwa 20 Jahren.
Ausblick und Migrationsstrategien
Der SAP Business Connector mag als technischer Konnektor für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen gut funktionieren, doch angesichts seiner Limitierungen und des nahenden Support-Endes ist er keine Integrationsplattform, auf der Unternehmen langfristig planen sollten. Es ist empfehlenswert, die verbleibende Zeit zu nutzen, um die Migration auf eine zeitgemäße Plattform zu planen und umzusetzen.
Die SAP Cloud Integration Suite auf der Business Technology Platform (BTP, ehemals SCP) ist zweifellos die zukunftssicherste Wahl. Abhängig von der Architektur eines Kunden kann auch SAP Process Integration (oder SAP Process Orchestration) eine Option sein, die in Betracht gezogen werden sollte.
Bei der Planung der Migration auf eine neue Plattform sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
Wird der SAP Business Connector ausschließlich für das Standard-ELSTER-Szenario genutzt? Dies trifft auf viele Kunden zu und erleichtert die Stilllegung des SBC erheblich. SAP bietet für die SAP Cloud Integration Suite und SAP PI Standardlösungen für ELSTER an. Beim Wechsel auf eine dieser Plattformen muss kein Code vom SBC migriert werden.
Wird der SAP Business Connector nur zum Routing von IDocs ohne jegliches Mapping oder Konvertierung genutzt? Ein typischer Anwendungsfall für SBC ist die Konvertierung von IDocs (oder RFC-Aufrufen) in XML und deren Übertragung an ein Partner-System, das keine RFC-Kommunikation unterstützt, z. B. per HTTP-Post. Oder umgekehrt. Diese Art von Szenarien kann einfach auf die SAP Cloud Integration Suite oder SAP PI übertragen werden. In diesem Fall muss in der Regel nichts vom SBC migriert werden; es handelt sich eher um eine Konfigurationsaufgabe, die keine tatsächliche Entwicklung erfordert.
Wird der SAP Business Connector für Mappings oder Konvertierungen eingesetzt? Kundenspezifische Szenarien wurden oft entwickelt, um Konvertierungen durchzuführen, z. B. zwischen einem IDoc und einem anderen Format, und enthalten daher Mapping-Schritte. Für diese Szenarien ist in der Regel eine Neuimplementierung auf der Zielintegrationsplattform erforderlich. Dies erfordert eine präzise Analyse dessen, was im SBC implementiert wurde. Der Aufwand ist so individuell wie die eingerichteten Szenarien.
Wurden zusätzliche Adapter im SAP Business Connector bereitgestellt? Die meisten Kunden nutzen SBC für die Art von Kommunikation, die nur “out-of-the-box” unterstützt wird (RFC, HTTP(S), FTP). Da die SAP Cloud Integration Suite und SAP PI diese ebenfalls unterstützen, gibt es hier kein generelles Problem. Haben Kunden jedoch zusätzliche Adapter auf dem SBC bereitgestellt, müssen sie genau prüfen, ob die neue Plattform das entsprechende Protokoll ebenfalls unterstützt oder ob passende Adapter zum Kauf angeboten werden.
Zusätzliche Produkte oder Pakete: Eine unbestimmte Anzahl von Anbietern hat Lösungen auf Basis des SAP Business Connectors für verschiedene Zwecke angeboten. Wenn Kunden solche Drittanbieterprodukte nutzen, sollten sie sich mit dem Anbieter in Verbindung setzen und nach einer Lösung suchen. Die meisten Anbieter bieten ihre Lösungen auch für aktuelle Plattformen an.
Migration: Der Weg in die Zukunft
Die meisten Komponenten von Schnittstellenszenarien, wie Systemverbindungen und Mappings, werden im SAP Business Connector in proprietären Formaten gespeichert. Es gibt kein praktikables Werkzeug, um diese automatisch vom SBC auf die SAP Cloud Integration Suite oder SAP PI zu migrieren. Werden Java-Codes oder XSL-Transformationen als Teil von Mappings verwendet, besteht eine geringe Chance, dass Fragmente davon auf die Zielplattform übernommen werden können. Eine typische Migration vom SAP Business Connector auf eine andere Plattform bedeutet jedoch eine Neuimplementierung auf dem Zielsystem.
Wie bei jedem anderen Migrationsprojekt sind eine sorgfältige Planung, Vorbereitung und Ausführung der notwendigen Schritte der Schlüssel zum Erfolg. Kunden sollten sicherstellen, dass Experten für den SAP Business Connector und die Zielplattform an Bord sind und ausreichend Zeit für Tests eingeplant wird. Mit einer guten Vorbereitung ist eine Migration vom SAP Business Connector auf eine zeitgemäße Plattform eine machbare Aufgabe.
