Anlässlich seines runden Geburtstags rückt eine bemerkenswerte Persönlichkeit ins Rampenlicht: Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP, langjähriger CEO und ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender, feiert seinen 80. Geburtstag. Die Werte, die ihm am Herzen liegen, strahlen bis heute in das Unternehmen SAP hinein und prägen sein Erbe weit darüber hinaus. Sein Einfluss reicht von der technologischen Welt bis hin zu tiefgreifendem philanthropischem Engagement, was ihn zu einer Schlüsselfigur im deutschen Wirtschafts- und Sozialleben macht.
Dietmar Hopp, geboren 1940 in Heidelberg, ist ein Name, der untrennbar mit dem Aufstieg eines deutschen Technologiegiganten verbunden ist. Doch seine Geschichte ist mehr als nur die eines erfolgreichen Unternehmers. Sie ist geprägt von Bescheidenheit, einem tiefen Verständnis für menschliche Werte und einem unerschütterlichen Willen, Gutes zu tun.
Frühe Jahre und prägende Einflüsse
Die Kindheit von Dietmar Hopp in Hoffenheim, einem ländlichen Ort im Kraichgau, war von Bescheidenheit und dem Wirtschaften nach dem Krieg geprägt. Sein Vater, ein Lehrer, und seine Mutter, eine Hausfrau, vermittelten ihm Werte, die bis heute Bestand haben. Der junge Dietmar lernte früh, was Entbehrung bedeutet, und verdiente sich schon als Kind durch das Sammeln von Schrott ein kleines Taschengeld. Schulisch zeigte er großes Talent, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern.
Fußball spielte eine wichtige Rolle in seiner Jugend. Mit 17 Jahren wurde er für die erste Mannschaft des TSG Hoffenheim berufen, wo sportlicher Erfolg oft mit einer Dose Leberwurst vom örtlichen Bauern belohnt wurde. Diese frühen Erfahrungen prägten seinen Charakter und legten den Grundstein für eine Einstellung, die ihm später im Berufsleben zugutekommen sollte: Fleiß, Teamgeist und eine gesunde Portion Pragmatismus.
Der Weg zum Unternehmer: Von IBM zu SAP
Nach seinem Abitur im Jahr 1960 und der Ablehnung eines Lehramtsstudiums wegen der als nicht ausreichend empfundenen finanziellen Anreize, entschied sich Hopp für ein Studium der Elektrotechnik mit Spezialisierung auf Telekommunikationstechnik an der damaligen Universität Karlsruhe. Sein Antrieb war klar: “Ich war wirklich vom Wunsch getrieben, Geld zu verdienen”, erklärt er rückblickend. Er wählte ein Feld, in dem er die größte Nachfrage und die besten Chancen sah.
Nach seinem Abschluss als Ingenieur im Jahr 1965 bewarb er sich gezielt bei IBM, da er wusste, dass das Unternehmen “am besten zahlte”. Nach 18 Monaten Grundausbildung begann er 1966 seine Karriere als Systemberater im Mannheimer Büro des damaligen US-Marktführers im Computerbereich. Bei seinen Kundenbesuchen beobachtete Hopp immer wiederkehrende Schwierigkeiten in den Geschäftsprozessen der Unternehmen.
Ein entscheidender Moment war die Aufgabe im Jahr 1971, die Auftragsabwicklung und Versandsteuerung bei einer ICI-Nylonfaseranlage im nahegelegenen Östringen zu modernisieren. An seiner Seite war Hasso Plattner. Über neun Monate hinweg entwickelten sie ein System, das “Eingaben in Echtzeit verarbeitete”. Diese intensive Zusammenarbeit festigte die Überzeugung von Hopp und Plattner, dass die Zukunft der Unternehmensdatenverarbeitung in Standardprogrammen liegt, die Geschäftsprozesse integrieren.
Die Geburtsstunde von SAP: Eine Vision wird Realität
Gemeinsam mit ihren ehemaligen IBM-Kollegen Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector beschlossen sie, ihren eigenen Weg zu gehen. Am 1. April 1972 gründeten sie die Systemanalyse Programmentwicklung, später bekannt als SAP. Es war der Beginn einer internationalen Erfolgsgeschichte, deren frühe Kapitel maßgeblich von Dietmar Hopp mitgeschrieben wurden. Er war nicht nur Programmierer, sondern auch ein überzeugender Verkäufer, der aus einem potenziellen “Nein” eines Kunden stets ein “Ja” machen konnte.
SAP Co-Founder Dietmar Hopp
Von Beginn an übernahm Hopp die Rolle des Teamkapitäns. Er sorgte dafür, dass seine “Spieler” als Einheit agierten und den gleichen Spielplan verfolgten. Hasso Plattner beschrieb Hopps Managementstil oft humorvoll mit den Worten: “Hopps große Fähigkeit, den Laden zu führen, als wäre er ein Fußballmanager.” Er glaubte fest daran, dass Mitarbeiter nur wachsen und innovative Ideen entwickeln können, wenn man ihnen Vertrauen schenkt und auch Fehler erlaubt. Er legte größten Wert auf eine Unternehmenskultur, die von Offenheit, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Lernbereitschaft und der Entschlossenheit geprägt war, Kunden niemals im Stich zu lassen. Arroganz, Egoismus und hierarchisches Denken verachtete er zutiefst.
Als SAP 1988 an die Börse ging, übernahm Hopp die Position des CEO der SAP AG. Seine Verantwortung umfasste die Entwicklung und den Vertrieb, die nationale und internationale Beratung, das Management sowie die Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Ab 1997 teilte er sich die CEO-Rolle mit Hasso Plattner, bevor er 1998 aus dem Vorstand ausschied und in den Aufsichtsrat wechselte, dessen Vorsitzender er bis 2003 innehatte. Bis 2005 blieb er Mitglied des Aufsichtsrats.
Mehr als nur ein Unternehmer: Investor und Philanthrop
Seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft bei SAP hat sich Dietmar Hopp vielfältig engagiert, unter anderem als Investor, insbesondere in der Biotech-Branche. Er ist sich der Verantwortung gegenüber seiner Heimatregion bewusst, dem Geburtsort von SAP. “Diese Gemeinschaft und ihre Menschen haben es mir ermöglicht, das zu erreichen, was ich getan habe, und ich möchte etwas zurückgeben”, betont er. Materieller Besitz ist für ihn nicht das Wichtigste; er ist überzeugt, dass “Eigentum bestimmte Verpflichtungen mit sich bringt, Reichtum aber noch mehr.”
SAP Co-Founder Dietmar Hopp
1995 gründete er die Dietmar-Hopp-Stiftung, die heute zu den größten privaten gemeinnützigen Stiftungen Europas zählt und sich vor allem in der Metropolregion Rhein-Neckar für Sport, Medizin, Soziales und Bildung einsetzt. Bislang hat die Stiftung rund 800 Millionen Euro gespendet. “Es bereitet mir große Freude, mit der Stiftung zu arbeiten”, sagt Hopp. “Es ist ein unglaubliches Gefühl, helfen zu können.”
Die Förderung und Unterstützung junger Menschen liegt ihm besonders am Herzen. Im Jahr 2001 gründete er “Anpfiff ins Leben”, eine Organisation, die Kindern und Jugendlichen im Sport bessere Chancen in Schule, Ausbildung und Berufsleben bieten will.
Hopp war und ist ein passionierter Sportler. Früher ein begeisterter Fußball- und Tennisspieler, hält er sich heute mit einem Laufband fit. Auch Golf bietet ihm einen Ausgleich für seine Energie. 1997 gründete er den Golf Club St. Leon-Rot.
Darüber hinaus unterstützt Hopp seinen lokalen Fußballverein, die TSG 1899 Hoffenheim. Seitdem er 1990 begann, in den Verein zu investieren, hat sich die Mannschaft von der Kreisliga bis in die Bundesliga hochgekämpft.
Das “Dietmar Hopp Spirit” lebt weiter
Obwohl Dietmar Hopp seit 15 Jahren keine offizielle Position mehr bei SAP innehat, verfolgt er die Entwicklungen des Unternehmens genau. Mit über 100.000 Mitarbeitern ist SAP heute eine völlig andere Größe als das Unternehmen, das er 2005 verließ. Vieles hat sich verändert, doch wer das Unternehmen über die Jahre an verschiedenen Standorten erlebt hat, spürt, dass der von seinem Mitbegründer inspirierte Geist fortlebt: Teamwork und Innovation, Offenheit und Respekt, Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, Kunden und Kollegen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Man könnte es als den “Dietmar Hopp Spirit” bezeichnen.
Seine Verdienste als Unternehmer, Visionär und Philanthrop machen ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit, deren Wirken weit über wirtschaftliche Erfolge hinausreicht und Generationen prägt. Sein Erbe ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie erfolgreiches Unternehmertum mit tiefem sozialen Engagement Hand in Hand gehen kann.
