Sarkoidose und Corona-Impfung: Aktuelle Forschungsergebnisse und therapeutische Ansätze

Bild: MedUni Wien

Die Sarkoidose ist eine entzündliche Erkrankung, die verschiedene Organe betreffen kann, am häufigsten jedoch die Lunge und die Lymphknoten. In den letzten Jahren hat die Forschung intensiv untersucht, wie sich die Sarkoidose auf die Reaktion auf Impfungen, insbesondere gegen COVID-19, auswirken kann und ob es einen Zusammenhang zwischen Sarkoidose und Corona-Impfung gibt. Dieser Artikel fasst aktuelle Forschungsergebnisse zusammen und beleuchtet potenzielle therapeutische Ansätze.

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Ein wichtiger Aspekt der Sarkoidose ist die Bildung von Granulomen, kleinen Entzündungsherden, in den betroffenen Organen. Die Ursachen der Sarkoidose sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass genetische Faktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle spielen.

Herzsarkoidose: Ein Tiermodell für detaillierte Forschung

Ein Forscherteam der MedUni Wien hat ein Tiermodell entwickelt, das die Herzsarkoidose in all ihren Einzelheiten nachstellt. Dieses Modell ermöglicht es, die Entstehung der Erkrankung genauer zu erforschen und vorhandene Medikamente auf ihren therapeutischen Nutzen zu testen.

Clarice Lim, Postdoc an der MedUni Wien und Erstautorin einer der Studien, erklärt: „Wir haben nun entdeckt, dass die dauerhafte Anschaltung des Proteins mTORC1 direkt in Makrophagen ausreicht, um spontan Granulome im Herz zu entwickeln.“ mTORC1 ist ein zentraler Sensor der Zellen, der die Nahrungs- und Energieverfügbarkeit misst und den Zellstoffwechsel reguliert, was wiederum die Immunantwort stark beeinflusst. Die Aktivierung von mTOR führt zur unkontrollierten Zellvermehrung der Makrophagen und der Rekrutierung von anderen Immunzellen sowie Fibroblasten, die schließlich zur Fibrose im Herzen führen.

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Die Forscher zeigten, dass ihr Modell die menschliche Erkrankung in all ihren Einzelheiten nachstellt. Dies ermöglicht es, die Entstehung der Erkrankung genauer zu erforschen und zu testen, ob vorhandene Medikamente einen therapeutischen Nutzen haben. In der Studie konnte bereits gezeigt werden, dass Everolimus, ein bereits zugelassenes Medikament, einen therapeutischen Nutzen in der Herzsarkoidose haben könnte.

Rolle von CD8+ T-Zellen und SHP2 bei der Lungensarkoidose

Weitere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Immunzellen, insbesondere CD8+ T-Zellen, eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Sarkoidose spielen.

Gemeinsam mit Kollegen von der Vanderbilt University School of Medicine in Texas konnte die Gruppe um Thomas Weichhart zeigen, dass CD8+ T-Zellen zu einer besonders ausgeprägten chronischen Sarkoidose beitragen. Clarice Lim erklärt: „Wir fanden heraus, dass die Blockade des Proteins Src homolog-2 domain–containing phosphatase 2 (SHP2) in unserem Modell interessanterweise nur in ca. 50% der Tiere einen therapeutischen Nutzen hatte, in den anderen aber nicht.“ Weitere Analysen zeigten dann, dass der schützende Effekt nur eintrat, wenn aktives SHP2 in CD8+ T-Zellen in den Lungenknötchen zu finden war. Diese T-Zellen schütteten das Zytokin Interferon-gamma aus, welches dafür sorgte, dass weitere Makrophagen und Fibroblasten angelockt wurden, und somit zu einem Fortschreiten der Krankheit führten.

Diese Ergebnisse konnten auch bei Patient:innen mit Lungensarkoidose nachgewiesen werden. Gerade chronische Patient:innen mit fortschreitender Sarkoidose im Endstadium wiesen ebenfalls diese SHP2-positiven CD8+ T-Zellen auf, die viel Interfon-gamma produzierten. Eine ex-vivo Blockade von SHP2 in diesen CD8-Zellen konnte die Produktion von Interferon-gamma blockieren. Diese Studie deutet darauf hin, dass die Blockade von SHP2 als therapeutische Maßnahme gerade bei schweren chronischen Fällen gegen menschliche Krankheiten eingesetzt werden könnte. [internal_links]

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Sarkoidose und COVID-19-Impfung: Was sagen die Daten?

Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Sarkoidose und Corona-Impfung gibt, ist Gegenstand aktueller Forschung. Bisherige Studien deuten darauf hin, dass die COVID-19-Impfung bei den meisten Sarkoidose-Patienten sicher ist. Es gibt jedoch seltene Fälle, in denen nach der Impfung eine Verschlechterung der Sarkoidose beobachtet wurde. Ob diese Verschlechterung tatsächlich durch die Impfung verursacht wurde oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist, ist noch unklar.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Vorteile der COVID-19-Impfung, insbesondere der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, in der Regel die potenziellen Risiken überwiegen. Sarkoidose-Patienten sollten jedoch vor der Impfung ihren Arzt konsultieren, um die individuelle Risikobewertung zu besprechen.

Fazit

Die Forschung zur Sarkoidose hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Tiermodelle ermöglichen es, die Entstehung der Erkrankung besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Die Rolle von Immunzellen wie CD8+ T-Zellen und Proteinen wie SHP2 wird immer deutlicher. In Bezug auf die COVID-19-Impfung deuten die verfügbaren Daten darauf hin, dass die Impfung bei den meisten Sarkoidose-Patienten sicher ist, es aber in seltenen Fällen zu einer Verschlechterung der Erkrankung kommen kann. Patienten sollten vor der Impfung ihren Arzt konsultieren, um die individuelle Risikobewertung zu besprechen.

Quellen:

  • Science Translational Medicine: SHP2 promotes sarcoidosis severity by inhibiting SKP2-targeted ubiquitination of TBET in CD8+ T cells. Sherly Celada, Clarice X Lim, Alexandre F Carisey, Scott A Ochsner, Carlos F Arce Deza, Praveen Rexie, Fernando Poli De Frias, Rafael Cardenas-Castillo, Francesca Polverino, Markus Hengstschläger, Konstantin Tsoyi, Neil J McKenna, Farrah Kheradmand, Thomas Weichhart, Ivan O Rosas, Luc Van Kaer, Lindsay J Celada Science Translational Medicine, 2023 Sep 13;15(713):eade2581. https://doi.org/10.1126/scitranslmed.ade2581
  • Journal of the American Heart Association: A mTORC1-dependent mouse model for cardiac sarcoidosis. Carlos Bueno-Beti, Clarice X Lim, Alexandros Protonotarios, Petra Lujza Szabo, Joseph Westaby, Mario Mazic, Mary N. Sheppard, Elijah Behr, Ouafa Hamza, Attila Kiss, Bruno K Podesser, Markus Hengstschläger, Thomas Weichhart#, Angeliki Asimaki
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