Schmerzmittel in der Stillzeit: Was ist erlaubt und was nicht?

Stillende Mutter mit Baby

Drei wichtige Botschaften vorab:

Erstens: Während der Stillzeit sollten so wenig Medikamente wie möglich eingenommen werden. Es gibt kein Medikament, weder aus der Schulmedizin noch aus der Naturheilkunde, das völlig risikofrei ist.

Zweitens: Es gibt viele nicht-medikamentöse Methoden, um Schmerzen effektiv zu lindern, ohne das Baby zu gefährden.

Drittens: Wenn Medikamente notwendig sind, sollten geeignete Substanzen in ausreichender Dosierung gewählt werden. Zum Beispiel ist Ibuprofen ein wirksames Schmerzmittel, das in der Stillzeit in der Regel sicher ist.

Denken Sie daran: Unbehandelte Schmerzen können Stress verursachen und sich negativ auf Ihre Milchproduktion auswirken. Eine gelegentliche Einnahme geeigneter Schmerzmittel ist in der Regel weniger schädlich.

Viele Frauen stillen bereits, bevor sie feststellen, dass sie schwanger sind. Keine Sorge, es gibt viele sichere Behandlungswege. Wenn Sie Bedenken haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt.

Stillende Mutter mit BabyStillende Mutter mit Baby

Schmerzlinderung ohne Medikamente in der Stillzeit

Es gibt viele Möglichkeiten, Schmerzen während der Stillzeit ohne Medikamente zu behandeln. Einige Optionen funktionieren für manche Frauen besser als andere. Hier sind einige gängige Methoden:

  • Kopfschmerzen:

    • Frische Luft und Spaziergänge
    • Kühle Kompressen auf Stirn und Nacken
    • Leichte Massage von Schläfen, Stirn und Nacken mit Pfefferminzöl
    • Ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Mahlzeiten
    • Vermeidung von Rauchen und Alkohol
    • Ausreichend Ruhe und Schlaf
    • Entspannungstechniken
    • Akupunktur (Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über einen qualifizierten Therapeuten.)
  • Rücken- und Gelenkschmerzen:

    • Wärme (warme Bäder, Wärmflasche, Kirschkernkissen)
    • Regelmäßige Ruhepausen
    • Vermeidung von schwerem Heben und Tragen
    • Stressabbau (Entspannungstechniken, Meditation)
    • Massagen oder spezielle Yoga-Formen
    • Bewegung (gezielte Übungen zur Kräftigung des Rückens, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, Aqua-Gymnastik oder Yoga)
    • Kräftigung des Beckenbodens
    • Bauchbinden oder Stützgürtel zur Entlastung der Bauch- und Rückenmuskulatur
    • Wassergymnastik

Bleiben Sie in Bewegung! Vermeiden Sie es, sich übermäßig zu schonen.

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Bei Ischiasschmerzen (Nervenschmerzen im unteren Rücken, die ins Bein ausstrahlen) sollten Sie vermeiden, den Schmerz durch eingeschränkte Bewegung und lange Ruhephasen zu vermeiden. Dies kann die Verspannung verstärken und die Schmerzen verstärken.

Schmerzbehandlung mit Medikamenten in der Stillzeit

Wenn nicht-medikamentöse Methoden nicht ausreichen, gibt es einige Schmerzmittel Stillzeit, die als sicher gelten:

  • Paracetamol: Gilt als relativ sicher in der Stillzeit, sollte aber nicht überdosiert werden. Beachten Sie, dass übermäßige Anwendung in einigen Studien mit möglichen Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern in Verbindung gebracht wurde.
  • Ibuprofen: Ein weiteres sicheres Schmerzmittel, das oft besser gegen stärkere Schmerzen wirkt als Paracetamol. Eine Dosis von 400 mg – 600 mg ist empfehlenswert.
  • Opioide: Können bei starken Schmerzen (z.B. nach einer Operation) erforderlich sein, sollten aber nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, da sie in die Muttermilch übergehen können und beim Baby zu Atemproblemen oder Entzugserscheinungen führen können.

Welche Medikamente sind während der Stillzeit nicht empfehlenswert?

Einige Medikamente sollten während der Stillzeit vermieden werden, da sie schädliche Auswirkungen auf das Baby haben können:

Tabelle mit nicht empfehlenswerten Schmerzmitteln in der StillzeitTabelle mit nicht empfehlenswerten Schmerzmitteln in der Stillzeit

Beachten Sie: Verwenden Sie Schmerzmittel nur, wenn unbedingt erforderlich, und vermeiden Sie Kombinationspräparate (Medikamente mit mehreren Wirkstoffen).

Wichtige Regeln für die Medikamenteneinnahme während der Stillzeit:

  1. Gehen Sie verantwortungsvoll und bedacht mit Medikamenten um. So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Nehmen Sie Medikamente immer in Absprache mit Ihrem Arzt ein. Reduzieren oder setzen Sie Langzeitmedikationen oder laufende Therapien niemals eigenmächtig ab. Ebenso wenig aber im Falle einer akuten Erkrankung aus Angst auf eine Behandlung verzichten.
  2. Beziehen Sie Medikamente ausschließlich aus der Apotheke, niemals aus unsicheren Quellen, wie etwa dem Ausland oder dem Internet. Vorsicht mit sogenannten „Naturheilmitteln“. Sie enthalten nicht selten Giftstoffe oder zumindest für das Ungeborene schädliche Substanzen.
  3. Für Frauen, die wegen besonderer Erkrankungen regelmäßig von verschiedenen Fachärzten unterschiedliche Arzneimittel verschrieben bekommen, empfiehlt sich der “Arzneimittelpass für Schwangere und Stillende”. Er enthält neben einem umfangreichen Ratgeber-Teil ausreichend Platz zum Eintragen sämtlicher Medikamenteneinnahmen.
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Migränebehandlung in der Stillzeit

Migräne kann auch während der Stillzeit auftreten. Viele Migränepatientinnen berichten jedoch, dass die Stillzeit eine Phase mit weniger Migräneattacken ist oder die Migräne sogar ganz verschwindet.

Stillende Mutter entspanntStillende Mutter entspannt

Nicht-medikamentöse Migränebehandlung in der Stillzeit:

Der Schwerpunkt liegt auf nicht-medikamentösen Maßnahmen.

  • Leichte sportliche Aktivitäten: Schwimmen, Yoga, Gymnastik oder Spaziergänge.
  • Entspannungsübungen.
  • Regelmäßiger Schlaf.
  • Zwei Liter Flüssigkeit täglich (Wasser, Früchte- oder Kräutertee, verdünnte Fruchtschorlen).
  • Regelmäßige Mahlzeiten: Essen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten und packen Sie sich bei Spaziergängen oder während der Arbeit für unterwegs kleine Snacks wie Früchte, Müsliriegel oder Nüsse in die Tasche.
  • Gesündere und bewusstere Ernährung

Bei akuten Kopfschmerzen und Migräneanfällen hilft eine kalte Kompresse auf Stirn, Schläfe oder im Nacken. Auch professionelle Massagen durch einen Physiotherapeuten können verspannte Regionen im Nacken oder Rücken sanft lösen und können Kopfschmerzen und Migräne vorbeugen. Sie sollten jedoch einen Physiotherapeuten wählen, der Erfahrung mit der Massage von Schwangeren hat. Alternativ kann Pfefferminzöl mit leichtem Druck auf Schläfen, Stirn und Nacken einmassiert werden. Nach Absprache mit dem Arzt können auch Vitamin-B2- oder Magnesiumpräparate helfen, der Migräne vorzubeugen.

Medikamentöse Therapie bei Migräne in der Stillzeit:

  • Paracetamol und Ibuprofen sind Mittel der ersten Wahl. Achten Sie auf eine ausreichend hohe Dosierung: Paracetamol sollte mit mindestens 500 mg, besser 1000 mg bis zu maximal viermal am Tag gegeben werden, von Ibuprofen sollte bis zu viermal pro Tag 600 mg verabreicht werden.

  • Bei Übelkeit ist Dimenhydrinat (Vomex A®) das Mittel der ersten Wahl. Es geht nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über.

  • Aus der großen Gruppe der Triptane liegen für Sumatriptan die besten Ergebnisse in Schwangerschaft und Stillzeit vor.

    • Sumatriptan (Imigran®) 25mg / 100mg (Tablette, Nasenspray)
    • Sumatriptan (Imigran®) 6 mg subcutan Einmalspritze oder Pen
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Eine erneute Verschlechterung der Migräne nach der Geburt kann häufig noch hinausgezögert werden, solange die Kinder voll gestillt werden.

Schmerztherapie nach Kaiserschnitt in der Stillzeit:

Die folgenden Schmerzmittel, die nach einem Kaiserschnitt zur Verfügung gestellt werden, sind als unbedenklich, auch in der Stillzeit, eingestuft worden. Dazu gehören: Ibuprofen, Paracetamol, und bei starken, andauernden Schmerzen auch Piritramid (Dipidolor®) in Einzeldosen.

Generelle Tipps für die Einnahme von Schmerzmitteln in der Stillzeit:

  • Nehmen Sie das Schmerzmittel direkt nach dem Stillen oder abends ein.
  • Die Konzentration der Medikamente in der Muttermilch ist nach ein bis zwei Halbwertzeiten nur noch gering.
  • Ein Medikamentenwechsel (z.B. zwischen PCM und Ibuprofen) kann sinnvoll sein.
  • Die Schmerztherapie der Mutter geht vor.

Fazit

Schmerztherapie ist auch während der Stillzeit möglich. Nicht-medikamentöse Methoden sind natürlich sicherer, aber auch eine medikamentöse Schmerztherapie kann bei medizinischer Notwendigkeit und unter Berücksichtigung der geeigneten Medikamente mit größtmöglicher Sicherheit für Mutter und Kind durchgeführt werden. Es ist wichtig, dass Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten lassen, um die beste Vorgehensweise für Ihre individuelle Situation zu finden.

WebTipp: Unabhängige Informationen zur Verträglichkeit von Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit der Charité-Universitätsmedizin Berlin: www.embryotox.de

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